Eugène-François Vidocq - der "erste Detektiv" - Teil 1 - Dieb, Ausbrecherkönig
Eugène-François Vidocq - der "erste Detektiv" - Teil 1
Dieb, Ausbrecherkönig
Vidocq lebte auf den drei Seiten der Kriminalität: er war selbst Krimineller, saß in den verschiedensten Gefängnissen Frankreichs und war Galeerensträfling, wechselte dann auf die andere Seite, wurde Gründer der französischen Sûreté, revolutionierte die Kriminalistik und gründete später die wahrscheinlich erste bekannte Privatdetektei.
wurde Vidocq unter der Regentschaft von Ludwig XVI., der seit 1754 gemeinsam mit seiner Ehefrau Marie Antoinette auf dem Thron saß, in Arras in Nordfrankreich in eine recht wohlhabende Familie geboren. Vidocqs Vater war Bäckermeister und Getreidehändler.
wird der als wilder, zügelloser Kerl beschriebene Vidocq mit 13 Jahren das erste Mal kriminell. Er bestiehlt seine Eltern und verkauft seine Beute. Drei Tage später wurde er festgenommen und wurde ins Gefängnis gebracht, dieses Mal nur für 10 Tage.
1789 bestahl Vidocq seine Eltern erneut, dieses Mal bediente er sich in der familiären Geldkassette, die er plünderte, um eine Fahrkarte nach Amerika zu kaufen. Als ihm dies nicht gelang, nahm er eine Arbeit bei einem herumreisenden Zirkus an, zunächst als Stalljunge, später wurde er in der Freak-Show des Zirkus als menschlicher Kannibale ausgestellt.
Kurz darauf wechselte weiter zu einer reisenden Puppenshow, wo er allerdings nicht bleiben konnte - nachdem man ihn in flagranti mit der Ehefrau des Puppenspielers erwischt hatte. Nach allerhand hin und her entschloss er sich dazu, als verlorener Sohn wieder nach Hause zu gehen. Tatsächlich nahm ihn die Familie wieder auf, "Mein Vater spie Feuer und Flammen, aber dann willigte er ein, mich wieder in Gnaden aufzunehmen", schreibt Vidocq in seinen Memoiren.
Vor allem seine Mutter sollte sich in Vidocqs Leben als eine stabile Basis erweisen, denn sie nahm ihn mehr als nur einmal wieder auf oder versteckte ihn. Er dankte es ihr, indem er sie später zu sich nach Paris holte, als sich seine Situation verbessert hatte.
Die Läuterung des jungen Vidocqs, so es überhaupt eine Läuterung gegeben hatte, war nicht von langer Dauer. Er trank, prügelte sich und trieb sich mit Frauen herum.
kam er schließlich auf die Idee, er könnte zur Armee gehen. Im März verpflichtete er sich dem Régiment de Bourbon, nach seiner Ansicht eine hervorragende Idee, der schließlich auch seine Eltern zustimmten. Auch hier gelang es ihm nur mühsam, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten, obwohl er lediglich 14 Tage während seiner Zeit im Regiment im Gefängnis war. Er focht nach seinen eigenen Erzählungen 15 Duelle, tötete dabei zwei seiner Gegner.
Im
erklärte Frankreich Österreich den Krieg erklärt, was auch Vidocq auf das Kampffeld brachte. Er berichtet davon, dass er an vielen Kämpfen beteiligt gewesen war. Vidocq desertierte er von seinem Regiment, wechselte zu einem anderen Regiment, wo er erneut als Soldat diente.wurde Ludwig XVI. und seine Frau Marie Antoinette zu Beginn der französischen Revolution hingerichtet. Es herrschte die Nationalkonferenz. Im gleichen Jahr kam man dem Deserteur Vidocq dann doch auf die Schliche. Er wechselte ins feindliche Lager, kehrte aber wieder zurück zur französischen Arnee, wurde erneut bei dem Regiment der Jäger zu Fuß aufgenommen und - wenig verwunderlich - trat letzten Endes dann doch aus der Armee aus, da er bei seinen Mitsoldaten keinen guten Ruf mehr hatte, und man sich nicht mit ihm abgeben wollte. Mit 18 kehrte er nach Arras zurück, kam im Januar 1794 gleich wieder mit Gesetz in Konflikt und landet im Gefängnis.
Im
heiratete Vidocq seine Geliebte Marie Anne Louise Chevalier. Die Ehe stand unter keinem glücklichen Stern, Vidocq war mit einer vorgetäuschten Schwangerschaft zur Heirat verleitet worden, außerdem betrog ihn seine Frau schon nach kurzer Zeit. Vidocq verließ seine Frau, kehrte Arras den Rücken und schloß sich erneut dem Militär an.Zwischen
lebte er erst in Brüssel, dann in Paris, dort wollte in der Unterwelt seinen Platz finden, was ihm aber nicht gelang. Er schloss sich einer Gruppe böhmischer Zigeuner an, bei denen er nicht lange blieb, als eine andere Frau seinen Weg kreuzte.Vom
bis Ende 1799 folgte das Directoire, das später von Napoleon abgeschafft wurde.In der Lebensspanne zwischen 19 und 34 pendelte Vidocq die meisten Zeit über krimineller Freiheit und Gefängnis hin und her. Seine erste Verurteilung für den Angriff auf einen anderen Liebhaber der Geliebten, für die er die Zigeunertruppe verlassen hatte, führte zu den verschiedensten anderen Taten.
1797, er war zu dem Zeitpunkt gerade in Lille im Gefängnis, wurde ihm Unterstützung bei der versuchten Flucht eines Mitinsassen vorgeworfen. Dies brachte ihm eine der schlimmsten damaligen Strafen in Frankreich ein: er wurde dazu verurteilt, im Straflager in Brest Zwangsarbeit zu leisten.
Vidocq behauptet, er sei von allen Straflagern in Frankreich erfolgreich entkommen und sei 25 Mal aus französischen Gefängnissen entkommen.
wurde Napoleon nach seinem geglückten Umsturz zum Konsul auf Lebenszeit ernannt, 1804 machte er sich selbst zum Kaiser Frankreichs.
Währenddessen lebte Vidocq unter falscher Identität in Paris, arbeitete als Kaufmann und konnte sich einen guten Ruf aufbauen. Es ging ihm sogar so gut, dass er seine Mutter zu ihm nachkommen ließ. Als seine Vergangenheit ihn einholt, wird er ein weiteres Mal verhaftet und erfährt, dass man ihn in Abwesenheit (oder auf der Flucht) zum Tode verurteilt hatte.
Im November 1805, noch während er auf die Berufung dieses Urteils wartete, sprang er aus dem Fenster und entkam. Wieder war er auf der Flucht.
Im
Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kann man davon ausgehen, dass er die Tätigkeit als Spitzel für die Polizei einem Aufenthalt im Bagno vorzog. Was genau ihn dazu brachte, in diesem Moment zu beschließen, dass er sein Leben ändern will, ist nicht klar.
Für 21 Monate saß er in zwei Pariser Gefängnissen als regulärer Gefangener und ließ Informationen an die Polizei weiterleiten. In den folgenden zwei Jahren gelang es, dank Vidocqs Spitzeltätigkeit 200 Kriminalfälle aufzuklären, berichtet Vidocq in seinen Memoiren später.