Damona King 1 - Der schwarze Engel
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Damona King - die gesamte Serie
Band 1 "Der schwarze Engel"
Damona King also! erdacht vom Meister der Geister, Sir Jason Dark, der auch gleich den Einstiegsroman liefert (und später den Jubiläumsband 50). über die wechselvolle Geschichte der Serie mag ich mich gar nicht so sehr ausbreiten, da verweise ich auf die großartige Einführung hier auf dem Zauberspiegel. ich will meine eigenen Eindrücke schildern, also immer aus meiner persönlichen Sicht, und immer mit Respekt vor dem jeweiligen Autor. vielleicht gelingt es mir ja, tatsächlich alle Hefte zu besprechen, und damit weiter zu kommen als Ingo Löchel, der hier immerhin die ersten 42 geschafft hat.
Im April 1979 erscheint also Damona King Band 1 "Der schwarze Engel". die künftige "Bezwingerin der Finsternis", so der Untertitel, wird an ihrem 21. Geburtstag von ihren Eltern in die Familiengeschichte eingeweiht. die Frau Mama, Vanessa, ist nämlich eine Hexe aus Rumänien! und ebenda lernt James Fennimore Cooper, äh falsch, er heißt ja King nicht Cooper, seine zukünftige Ehefrau kennen - er tourt nämlich 1955 mit seinem Freund Dennis Draker durch Draculas Lande. die beiden tatendränglerischen Amerikaner treffen in einer Dorfkaschemme auf den Magier und Illusionist Brodkin, der von seinem tumb wirkenden, vierschrötigen Schergen begleitet wird, und der Vanessa als Gefangene mit sich führt. Vanessa soll im nächsten Dorf auf dem Scheiterhaufen enden, denn Brodkin ist nicht nur ein Gaukler, sondern auch ein Hexer, der allerdings gegen Geld seinesgleichen jagt. bei Vanessa dürfte er dabei weniger Skrupel haben, ist sie doch eine weiße Hexe, die sich von ihrer Gemeinschaft losgesagt hat - Verrat!
James verliebt sich unsterblich in Vanessa, die beiden Freunde erfahren vom Dorfwirt, welches Schicksal auf Vanessa wartet, und verfolgen Brodkin. tatsächlich hat sich das Nachbardorf schon zusammengerottet und einen Scheiterhaufen errichtet, und Brodkin peitscht die Masse noch mit Hassreden auf. James und Dennis können nicht nur den Schergen überwältigen, sondern auch Vanessa vom schon brennenden Scheiterhaufen retten und entkommen. ihnen gelingt die Flucht aus dem Dorf, aber beim Versuch, die rumänische Grenze unentdeckt zu queren, werden sie von Soldaten gestellt, und Dennis muss dran glauben. mit Unterstützung einer Fluchthelferin können sich Vanessa und James doch noch absetzen, und sich bis nach Split durchkämpfen, damals noch Jugoslawien, und reisen nach Großbritannien weiter, wo sie ihre neue gemeinsame Heimat in Schottland finden.
doch Brodkin ist nicht tot! er ist mittlerweile zu einem Gangster und Betrüger mutiert, weshalb ihm auch der Privatdetektiv Mike Hunter im Nacken sitzt. nach 21 Jahren kommt Brodkin also mit zwei gedungenen Spießgesellen nach Schottland, um auf King Castle endlich Rache zu nehmen, und die ganze Familie auszulöschen. d
as gelingt ihm nicht ganz, da Mike beherzt eingreift. Damona überlebt, ihre Eltern jedoch kommen ums Leben. vorher konnte Vanessa ihrer Tochter noch einige Geheimnisse um die vererbten Hexenfähigkeiten anvertrauen - sie wird diese nur in Streßsituationen einsetzen können, nicht nach Belieben. und sie übergibt Damona einen Hexenstein, der in einer langen Linie von der Mutter auf die Tochter weiterging, und der weißmagische Macht hat. über diesen Stein wird Vanessas Geist auch nach ihrem Tode mit Damona kommunizieren können. tatsächlich kann Damona im Endkampf mit den Verbrechern Telekinese einsetzen, und Brodkin mit einem Schürhaken niederschlagen. Mike tötet den Killer von Damonas Eltern und setzt auch den dritten Schurken außer Gefecht - die Polizei nimmt ihn und Brodkin in Gewahrsam. Damona und Mike aber haben sich gefunden - die weiße Hexe und Erbin des King'schen Großkonzerns, und ihr neuer Beschützer, Berater und Liebhaber in einem.
Fazit
Freunde, was soll ich sagen - Nostalgie pur. natürlich könnte ich Ungenauigkeiten bemäkeln (aus den Grampian Mountains werden die "Grampin und Mountains", Brodkins Motiv ist am Anfang noch verschmähte Liebe, dann aber die Tatsache, dass er Vanessa nicht töten konnte), über Tippfehler schmunzeln (Haare werden versenkt statt versengt) und Namen lächeln, oder über eigentlich Unmögliches den Kopf schütteln: wie soll das gehen, dass sich King auf den Scheiterhaufen schleicht, ohne dass ihn die Dörfler sehen? und er Vanessa seelenruhig vom bereits brennenden Scheiterhaufen losschneiden kann, und beide nur leicht angekokelt dem Inferno entkommen?.
auch könnte ich über die doch recht schablonenhafte Zeichnung der Helden die Augen verdrehen - Vater James ist der perfekte graumelierte Gentleman, Mutter Vanessa sieht auch als damals offenbar schon alte 45jährige wie knackige 35 aus, Damona ist überhaupt derart wohlgestaltet, dass sie "zahlreiche Filmschönheiten in den Schatten stellt", und Mike erscheint zwar wie ein großer Junge, ist aber ein sehr männlicher Typ, und stahlharter Kämpfer, der natürlich asiatische Kampfkünste beherrscht. und die Bösen sind ähnlich deutlich gezeichnet.
aber hey, ich lese hier einen Heftroman aus den Siebzigern! und ich habe mich gut unterhalten dabei. und Sir Jason ist ja kein Anfänger, der Roman wechselt geschickt zwischen zwei Ebenen, der Vergangenheit in Rumänien, interessanterweise in der Ich-Form aus Sicht des Vaters James erzählt, und der Gegenwart in Schottland, wieder in dritter Person. und beide Stränge sind durchaus spannend geschrieben, und eigentlich mehr Gangster- als Gespenster-Krimi. Magie wird nur sehr sporadisch eingesetzt, einmal von Vanessa in der Vergangenheit, einmal von Damona. und ansonsten sind alle, selbst unser Hexer Brodkin, normalsterbliche Menschen.
mit diesem Roman hat Sir Jason auch für die geneigten LeserInnen die Leitlinien für die Zukunft festgelegt - wie funktionieren Damonas Fähigkeiten, was kann der Hexenstein bewirken, wie kann sie mit der toten Mutter kommunizieren. die weiße Hexe kann sich als steinreiche Erbin Eskapaden leisten und fürderhin auf Dämonenjagd gehen, dabei ist ihr mit Mike Hunter ein kampferprobter Gefährte zur Seite gestellt, der gleichzeitig ihr Liebhaber ist. ein wenig wie bei Nicole und Prof. Zamorra, nur mit getauschten Geschlechterrollen.
der Titel hat übrigens mit der Geschichte nix zu tun, ebenso wenig das Titelbild, ein typisches für das Genre. das wird mir bei dieser Serie noch öfter auffallen, die Fantasy-angehauchten Tibis sind oft sehr stimmungsvoll, ja schön, aber ganz weit weg von der Handlung.
Kommentare
Oder steckt da irgendeine künstlerische Absicht dahinter?