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Classic Corner: Flucht aus L.A.

Classic Corner: Flucht aus L.A.

Wir schreiben das Jahr 2000, als die Stadt Los Angeles durch ein Erdbeben und eine darauf folgende Flut vom Rest des Staates Kalifornien getrennt wurde. Die USA nutzen diese Gelegenheit, um nach New York nun auch Los Angeles zu einem Hochsicherheitsgefängnis zu erklären.

Snake Plissken, der Mann der 1997 den Präsidenten aus New York befreit hat („Die Klapperschlange“ 1981), wird im Jahr 2013 erneut gefangen genommen und soll nun ins Los Angeles Gefängnis deportiert werden. Diesmal ist nun aber die Präsidententochter mit einer Fernbedienung für eine heikle EMP-Waffe in genau diesem Gefängnis. Diesmal allerdings freiwillig. Klar, dass hier nur einer helfen kann. Und erneut wird er von der Polizei unter Druck gesetzt.

Der Name ist Plissken

Fast pünktlich zu den Ereignissen des ersten Films bringt John Carpenter mit „Flucht aus L.A.“ die Fortsetzung des Kultklassikers „Die Klapperschlange“ in die Kinos. Die Ereignisse werden erneut rund 16 Jahre in die fiktive Zukunft gelegt, nur diesmal wird auf alles noch eine Schippe mehr gepackt. Das kam nicht bei allen Fans des Originals gut an. In jedem Fall kann man Kurt Russell hier aber bescheinigen, dass er die Rolle des wortkargen Elitesoldaten Snake Plissken noch brillianter und noch cooler darstellt.

„Je mehr sich Dinge ändern, umso gewisser, dass alles gleich bleibt.“ – Snake Plissken

„Flucht aus L.A.“ wird oft vorgeworfen, dass es sich bei dem Film nur um eine Kopie des Originals handelt. Allerdings deutet das Zitat von Snake Plissken mehrmals an, dass genau dies die Absicht gewesen ist. „Flucht aus L.A.“ treibt die Themen des Originals ganz bewusst auf die Spitze und Snake weiß dies auch mehrfach mit eben diesem Kommentar festzustellen.

Eine Millionenstadt wird zum Gefängnis. Ein wichtiges Staatsgeheimnis verschwindet mit Präsident(entochter) in diesem Gefängnis. Die Polizei kann nicht hinein, dafür aber der Eiltesoldat Plissken, der ohnehin entbehrlich ist. Plissken wird (mit Bombe, bzw. Virus) unter Druck gesetzt und hat nur wenig Zeit, die Situation zu bereinigen. In dem Großstadtgefängnis hat sich jemand zum Oberboss aufgeschwungen, dem die Unterlagen mitsamt Präsident(entochter) abgeluchst werden müssen, damit schließlich alles auf der „freien“ Seite abgegeben wird. Erst dann erhält Snake Plissken sein Gegenmittel, bedankt sich für diese üble Tour jedoch damit, den gesuchten Gegenstand gegen ein Duplikat auszutauschen. Alles beim Alten also, oder?

16 Jahre und später

Auch wenn sich beide Filme in ihrem Kern ähneln, bieten sie dennoch ausreichend Unterschiede, um beide genießen zu können. Der Hauptunterschied liegt wohl aber darin, dass Snake Plissken in New York noch sehr bedacht darauf war, möglichst keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, während ihm das in Los Angeles vollkommen egal ist. Und so ist die Fortsetzung noch actionreicher als sein Vorgänger.

Einige Seitenhiebe auf Hollywood und Kalifornien wurden hier ebenfalls untergebracht. Sei es der irre Surfer (Peter Fonda) der auf die Riesenwelle wartet, oder der Schönheitschirurg (Bruce Campbell), der seine Patienten im OP-Wahn grausam verunstaltet. John Carpenter hat in beiden Filmen einen Blick in eine mögliche Zukunft gewagt, die er jeweils um 16 Jahre in die Zukunft gelegt hat. Das Erschreckende dabei ist – insbesondere bei „Flucht aus L.A.“ – dass manches heute gar nicht mehr so abwegig scheint.

Hier ist vor allem die Geschichte über einen Präsidenten, der sich über alle Regeln der US-Demokratie hinwegsetzt und sich selbst auf Lebenszeit vereidigt scheinbar aktueller, als jemals zuvor. Auch, dass Kritiker in die Gefängnisstadt Los Angeles verbannt, bzw. Andersdenkende interniert werden, wirkt heute plötzlich weit weniger aus der Luft gegriffen, als es noch 1996 zur Entstehung des Films war. Eine hoffentlich nur vorübergehende Ähnlichkeit, die in der realen Welt besser nicht so weitreichende Folgen haben sollte.

Fazit

1996 gab es noch nicht so viele Remakes, wie es heute üblich ist. Vielleicht stößt dieser Film deshalb auch auf so harte Kritik, obwohl s sich genaugenommen nicht um ein Remake, sondern um eine Fortsetzung handelt … obwohl er inhaltlich doch irgendwie ein Remake ist. Diese besondere Stellung macht es Fans des Originals wohl auch so schwer, sich mit „Flucht aus L.A.“ anzufreunden. Im Gegensatz zu vielen anderen Fortsetzungen bietet er inhaltlich einfach zu wenig, was sich wirklich von „Die Klapperschlange“ unterscheidet. Aber wie bereits festgestellt, sollte das genau so sein. „Je mehr sich Dinge ändern, umso gewisser, dass alles gleich bleibt.“

„Flucht aus L.A.“ ist rasanter, bombastischer, zynischer und auch ein bisschen humorvoller, als das Original. Und das sind die Punkte, die ihn dann doch sehenswert machen. Über die schlecht gealterten CGI-Effekte kann man hinwegsehen. Dafür bekommt man einen noch cooleren Snake Plissken.


Flucht aus L.A.
Regie:
John Carpenter
DVD/Blu-Ray

FSK 16
Spielzeit: 97 Minuten

Rezension zu „Die Klapperschlange“:
Zauberspiegel-Online - Classic Corner: Die Klapperschlange – Kurt Russell in seiner Paraderolle

Kommentare  

#1 Andy 2025-07-14 12:25
Obwohl ich nun nicht der beinharte Filmfan bin gefallen mir John Carpenters Filme ansich wirklich gut. "Die Klapperschlange" habe ich mal auf einer alten Videokassette gesehen und Fortsetzung auf DVD.

Das was Carpenter in beiden Filmen zeigt nennt man wohl eine dystopische Zukunft. Und was mich beim Ansehen der Fortsetzung richtig erschreckt hat ist die Vorstellung, was Carpenter sich für eine düstere Zukunft ausmalt. Immerhin würde die bereits vier Jahre nach dem Dreh stattfinden.

Wenn wir jetzt mal auf die USA schauen könnte ich mir gut vorstellen, dass so etwas unter einem irrsinnigen Despoten wie Donald Trump tatsächlich möglich wäre, Dann eben 25 Jahre später. Eigentlich hat John Carpenter ja fast prophetische Ideen gehabt...
#2 Peter Krüger 2025-07-14 14:59
Ich habe das schlechte Gefühl, dass sich Donald Trump diesen Film zum Vorbild nehmen könnte.

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