Classic Corner: Die Klapperschlange – Kurt Russell in seiner Paraderolle
Classic Corner: Die Klapperschlange – Kurt Russell in seiner Paraderolle
Kurt Russell brillierte in der Rolle als Snake Plissken, den wortkargen, coolen Elitesoldaten, der die Mission nur deshalb annimmt, weil ihm versprochen wurde, anschließend als freier Mann seiner Wege gehen zu können. Um ihn zu motivieren nicht schon vorher Reißaus zu nehmen, wird ihm ein Gift injiziert, das ihm nur vierundzwanzig Stunden Zeit lässt. Kehrt er nicht rechtzeitig zurück, erhält er kein Gegengift.
Die Geschichte ist simpel, die Action sowie die Stimmung grandios. Kurt Rusell wird in diesem Film in eine regelrechte Tour de Force geschickt, in der seinem Charakter keine Zeit bleibt, lange über irgendetwas nachzudenken. Ständig tickt die Uhr – auch für den Zuschauer wortwörtlich festzustellen, da Snake Plissken immer wieder auf seiner Digitaluhr die noch verbleibende Zeit checkt. Viel Zeit zum Diskutieren bleibt nicht, und so entschließt sich Snake dazu, seinen Worten mit der Androhung von Gewalt nachzuhelfen. Irgendwie scheinen ihn auch alle zu kennen, doch im Allgemeinen wird er für tot gehalten. Der Taxifahrer Cabbie hilft Snake Plissken voller Eifer, während beispielsweise Brian und Maggie, zu denen Cabbie Snake führt, nur gezwungenermaßen helfen. Das Ziel ist der Duke. Ein Verbrecherfürst, der New York im Griff hat und sich ausrechnet, mit dem Präsidenten seine Freiheit erpressen zu können.
Für viele gilt die Klapperschlange (im Original: Escape from New York) als Vorlage für spätere dystopische Filme. Und tatsächlich gab es in den 80er und 90er Jahren einige Filme, die sich den Look dieses Films für ihre finsteren Zukunftsvisionen abgeguckt haben. Doch eigentlich gab es auch für die Klapperschlange bereits ein Vorbild, an den sich John Carpenters Film – bewusst, oder unbewusst – zumindest in der Darstellung einer verrotteten, aufgegebenen Stadt anlehnt.
Als sich Snake Plissken auf die Suche nach dem Duke macht, kommt er an einem alten Café vorbei. In diesem Moment huschen vermummte Gestalten durch die Straßen und „rufen“ weitere von ihnen durch rhythmisches Klopfen mittels einer Metallstange auf Gullydeckel.
Ältere Semester könnte diese Szene bekannt vorkommen. Nur zwei Jahre zuvor, 1979, war es Buck Rogers (Gil Gerard), der in der Pilotfolge (bzw. dem Kinofilm) zur Serie „Buck Rogers im 25. Jahrhundert“ ins völlig verkommene und von der Zivilisation aufgegebene Chicago aufbricht, um nach seinen Wurzeln zu suchen. Auch er streift durch die nächtlichen Straßen und macht vermummte Gestalten auf sich aufmerksam, die dann ihre Leute sammeln, indem sie mit Schraubenschlüsseln in einem gleichmäßigen Takt auf Hydranten einschlagen.
Möglicherweise eine kleine Hommage an den Serienkönig der 70er und 80er Jahre Glen A. Larson, auf dessen Konto unter Anderem „Buck Rogers“, „Kampfstern Galactica“, oder auch „Magnum“ gingen.
Buck Rogers zählt jedoch eher in den Bereich der Utopie, anders als die Welt rund um Snake Plissken.
So genau weiß ich gar nicht mehr, ob das schon 1981, oder doch erst 1982 war. In den Genuss dieses Films bin ich jedenfalls gekommen, als ein älterer Freund diesen Streifen aus der Videothek mitbrachte und wir uns den Film dann zu dritt (mit seinem Bruder) ansahen. Abgesehen von der zuvor beschriebenen Szene in den dunklen Gassen einer verwahrlosten Stadt, hatte ich so etwas noch nie zuvor gesehen. Trotz all der düsteren Aussichten einer möglichen Zukunft (die sich 1997 zum Glück nicht bewahrheitet hat), schwang mit dem wortkargen Snake Plissken aber schon immer auch etwas Hoffnungsvolles mit. Auch, wenn Snake eine Schablone späterer Anti-Helden sein mag, war für mich immer erkennbar, dass er sein Herz am rechten Fleck hat. Rebellisch und hart, aber nie wirklich übel. Während die vermeintlich Guten hier zu zweifelhaften Methoden griffen, um ihren Plan durchzusetzen. Eine astreine Gesellschaftskritik über den Umgang mit Menschenrechten. Das war mir damals aber natürlich nicht klar.
Es gibt Filme, bei denen man sich wünscht, sie noch einmal zum ersten Mal sehen zu können. „Die Klapperschlange“ gehört für mich definitiv dazu. So oft ich ihn bereits gesehen habe, wird er dennoch nie langweilig. Das Maß an Action, Hintergrund und Story ist in den 99 Minuten Spielzeit hervorragend aufgeteilt und Kurt Russel ist als Snake Plissken definitiv einer der absolut coolsten Charaktere, die je auf Film gebannt wurden.
Zu Recht ein Klassiker, dessen Fortsetzung jedoch von vielen verschmäht wird. Zu Unrecht, wie ich finde. Aber dazu mehr in einem weiteren Artikel.