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Faszination in Gelb, Grau und schwarz - Die Kassettenkinder im Sammlerwahn

Und wir motzen mal (»qualifiziert«) drauf los - Der DPP in der KritikFaszination in Gelb, Grau und schwarz
Die Kassettenkinder im Sammlerwahn

Gelb, allenfalls dunkelgelb, aber nie orange waren die Plattenlabel von EUROPA, der berühmten Hörspielmarke aus Quickborn bei Hamburg. Auf den schwarzen Vinylscheiben prangten in der Mitte eben diese gelben Etiketten mit den Informationen zum Tonträger. Warum war das so? Das ist eine unbekannte Antwort. Eines war aber sicher - diese Konstante schaffte einen Wiedererkennungswert.

Die Kassettenkinder im SammlerwahnAnalog zu den Vinylplatten waren die Kassetten entsprecht schwarz-gelb. Also: schwarzes Gehäuse, gelbes Label. Damit war die Wiedererkennung perfekt. Später verlor man diese Gleichung aus den Augen. Wahrscheinlich auch wegen des Einbruchs am Vinyl-Markt. Ab wann ist gar nicht genau bekannt - wahrscheinlich 1981 - erschienen somit gelb-gelbe Kassetten. Also gelbes Gehäuse und gelbes Etikett.

Die dritte Variante war dann ganz ohne Etikett. Alle Infos wie Titel und wichtige Daten waren direkt auf das Gehäuse gedruckt. Man nennt sie die rein gelben Ausgaben, die ebenfalls ab 1981 oder aber spätestens ab 1983 verfügbar waren. Einen farblichen Umbruch gab es 1987. Die Kassetten waren nun grau. Etiketten wurden nicht mehr genutzt. Und wenn dann war es ein Kuriosum. Sammler, die ein derartiges Kuriosum in Händen hielten, waren überglücklich. Denn der Wert solcher geringer Auflagen wurde hoch eingeschätzt.

Ab 1989 gab es eine hellgraue Edition (fast weiß). Es war die meines Erachtens nach Unansehnlicheste Variante. Auch die Gehäuse nahmen eine geringfügig veränderte Form an. Zu bedenken galt aber auch, dass andere Zulieferer dafür verantwortlich waren oder bekannte Zulieferer ihre Materialien änderten. Zu aller erst dürften Kostengründe dies ermöglicht haben. Wie so oft. Das merkte man auch an der Qualität. Während die alten gelben oder schwarz-gelben Kassetten nahezu unverwüstlich waren und auch nach über 40 Jahren noch laufen, erlitten die neueren Modelle bereits nach wenigen Jahren Ermüdungserscheinungen. Diese betrafen weniger das Gehäuse, sondern eher das Magnetband. Aber auch das Gehäuse, bzw. die Innenteile spielten eine Rolle. Die Spulen und Folien im Inneren nutzten sich rapide schnell ab.

Die Kassettenkinder im SammlerwahnDie sogenannte 6. Version gab es 1994 und sie bestand aus roten Gehäusen. Neu war jetzt aber auch dass neben dem EUROPA-Emblem noch das BMG-Emblem befand. Denn inzwischen gab es da eine Art Fusion. Bunter wurden es dagegen nun nur noch Serienspezifisch. Bei den drei ??? durfte es ab 1998 schwarz werden. Irgendwann war es blau bei TKKG. Schwarz sind die Kassetten zumindest bei den drei ??? bis heute.
Unterschiede gab es auch immer wieder bei der Gehäuseform und Beschaffenheit. Kleine Sichtfenster. Breite Sichtfenster oder schmale. Hartplastiksichtfenster oder Foliensichtfenster. Glatte Oberflächen oder geriffelt. Und schließlich und nicht unwichtig: Verschraubte oder verschweißte Rahmen. Die verschraubten hatten den entscheidenden Vorteil, dass sie sich z.B. bei Bandsalat und anderen Schäden leichter reparieren ließen - und zwar in Handarbeit. Verschraubte gab es aber nach meinem Wissen aber irgendwann gar nicht mehr. Spätestens mit Erscheinen der Hellgrauen Gehäuse dürften sich verschraubte Gehäuse nur noch in Ausnahmefällen aufgefunden haben.

Nun gab es Sammler oder es gibt sie noch heute, die von ihren Lieblingsserien jede Variante zu Hause haben wollten. Also jede Auflage, jede Gehäusebeschaffenheit, jede Variante.

Bei den Auflagen kann ich das u.U. noch nachvollziehen, da es hier auch Unterschiede bei der Musik und dem Schnitt gibt. Also auch inhaltliche Veränderungen, sind die so auch noch so marginal.
Bei allen anderen Sammlerambitionen wird es dann aber kurios um nicht zu sagen wahnhaft. Bei so umfangreichen und langlebigen Serien wie "Die drei ???" dürfte es sogar zur Lebens-Aufgabe werden eine Sammlung auf diese Art und Weise zu komplettieren.

Auch über die Vinyl-Platten und ihre Hüllen ließe sich so manches erzählen, doch dies würde jetzt den Rahmen des Artikels sprengen. Und natürlich gab es in Neuauflagen und langlebigen Serien auch bei den Kassettenhüllen Veränderungen. Doch das war immer auch der veränderten Zeit geschuldet und den neuen Verfahren bei der Herstellung.

Die Kassettenkinder im SammlerwahnDie Rückkehr der Klassiker brachte am 16.10.2000 auch die alten EUROPA-Klassiker des Fiction-Genres zurück in den Handel. Auch hier waren die Kassetten nun nicht mehr gelb sondern schwarz. Ich hatte das seltene Geschick eine grüne Kassette zu erwischen (Macabros 9). Sicher auch so ein Kleinod, welches so manches Sammlerherz höher schlagen lässt. Der Druckfehler "Molochos Totenkarussell" dürfte auf dem Cover und der MC aber kein Druckfehler sein, sondern eine Fehlinterpretation des Designers. Oder aber die Autokorrektur hat seine Macht ausgespielt.

Die alten gelben Kassetten sind jedoch immer noch das Faszinierende an dem Thema, denn sie waren in der besten Zeit der EUROPA-Hörspiele aktiv. Und mit Ihnen verbindet man die meisten Erinnerungen. Geradezu befremdlich wirkt da eine spätere Larry Brent-Kassette in grau. Ganz zu schweigen von den schwarzen, die noch viel später kamen, aber im Strahl der Zeit dann wenigstens ihre Berechtigung haben.

So bleibt, wenn man am Ende dieses Artikels angelangt ist, die Erkenntnis, dass die Strategie einer Wiedererkennung, einer Konstante wesentlich inkonsequenter war, als man rückblickend glauben mag.

Quellen: Eigenes Archiv, www.rocky-beach.com

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