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Ringo´s Plattenkiste - Greenslade: Greenslade

Ringo´s PlattenkisteGreenslade: Greenslade

»Music was my first love« sang John Miles anno 1976. Meine auch, sieht man von Uschi L. mal ab, der blonden Nachbarstochter, mit der ich im zarten Alter von 6 Jahren fast täglich zusammen war. Bis sie wegzog. Mit ihren Eltern natürlich.

Aber um die geht es hier nicht, sondern um Musik. -

Einzig und allein.

Ringo´s PlattenkisteHeute geht es um Greenslade. Nein, das sind nicht Typen, die Wale retten. Es ist auch kein altes englisches Volkslied. Greenslade waren auch nicht die britische Glamrockband der Siebziger mit diversen Hits wie „Mama, weer all crazy now“. Und schließlich ist Greenslade nicht der Keyboarder der Stranglers. Man merkt schon, Greenslade ist uns nicht unbedingt ein Begriff.

Aber natürlich geht es heute – wie könnte es bei der Plattenkiste auch anders ein - um eine britische Progband der Siebziger. Eine Band, die zwar Prog machten, dafür aber wenig rockten.

Dave (ich nenne ihn zur besseren Unterscheidung der Einfachheit halber kurz „Dave 1“) Greenslade (nicht Greenfield, nicht der Tee-Importeur!)) bediente von 1969-1971 die Tasten bei Colosseum, einer Rockband, die irgendwie auch zum Prog gezählt werden kann, sowieso aber auch zum progressiven und daher fortschrittlichen Jazz. Dave 1 nun, der ein prägendes Mitglied dieser Combo war, schrieb für die Band etliche Stücke, unter anderem den Longtrack Valentyne Suite des zweiten Albums. Das sich gut verkaufte, und die Band sich weiterentwickeln ließ. Ein gewisser Tony Reeves stieß nach einem Gastspiel bei John Mayall zu Dave 1 und Colosseum, verließ die Band aber schon  bald wieder. Colosseum löste sich ohnehin kurze Zeit später auf genauer gesagt, im Jahre 1971. Die Band war nach kurzer Zeit und wenigen, vielversprechenden Alben bereits wieder Geschichte.

Ein Jahr später stellten Dave 1 und Tony dann ihre eigenes Projekt auf die Beine: Greenslade.

Dave 1 und Reeves kannten sich schon einige Zeit, sogar noch vor Colosseum. Verstärkt wurden die beiden von einem weiteren Dave (später der Einfachheit halber auch „Dave 2“ genannt) Lawson an den Keyboards, sowie Andy McCullogh, der zuvor bei King Crimson an den Drums saß. Dave 2 kam über Reeves zur Band, Andy McCullogh wiederum über Lawson. So leicht geht das!

Über Lawsons Zeit vor Greenslade ist nur wenig bekannt. Er spielte bei unbekannten und von der Bühne verschwundenen Proto-Prog-Bands wie Web und Samurai. Web veröffentlichten von 1968-1970 mehrere Alben, die stark jazzorientiert und recht schräg sind. Auf einem Track des Albums „I Spider“, klingen sie sogar verblüffend nach Black Sabbath. 1971 benannten sie sich um in Samurai, und brachten dann leider nur noch ein weiteres Album heraus, ebenfalls wieder sehr jazzig. Beide Bands und ihre Alben sind zu Unrecht in der Versenkung verschwunden, da sie sehr eigenständig, intelligent und qualitativ hochwertig waren.

Dave Lawsons Stimme überzeugt auf diesen Veröffentlichungen auch mehr, als bei Greenslade.

Das fertige Line-up sah dann aus wie folgt:
Dave Lawson: Keyboards, Vocals
Dave Greenslade: Keyboards
Tony Reeves: Bass Guitar, Double Bass
Andrew McCulloch: Drums, Percussion

Man sieht schon, dass die Besetzung des Projekts reichlich ungewöhnlich war. Gleich zwei Keyboarder. dafür aber kein Gitarrist? Dave 1 war hartnäckig, was seine Weigerung betraf, keinen Gitarristen in der Band zu haben. Greenslade sollte Keyboard-orientiert sein, und damit Basta! Die Band würde durch das Zusammen- und Wechselspiel der beiden Tastenmänner (Dave 1 & Dave 2)leben. Der blues-orientierte Dave 1 war hauptsächlich an der Orgel tätig, während Dave 2 vom Jazzbeeinflusst war.

Offiziell hatte die Band noch keinen Namen (es waren mehrere im Gespräch, unter anderem „The Police“, oder „The 2 Daves – nein, natürlich nicht), aber ihr Management führt sie inoffiziell als Greenslade. Der Name wurde übernommen, obwohl es Dave 1 fern lag, sie nach ihm selbst zu benennen (nein, auf gar keinen Fall!)

Nach der erfolgreichen Bandgründung - ein Plattenvertrag war kein Problem, da Greenslade bereits ein etablierter Musiker war - ging es nicht gleich ins Studio, sondern erstmal zum Proben. Üblicherweise war eine Band, bevor sie zum ersten Mal ins Studio ging, schon liveerprobt und aufeinander eingespielt. Bei Greenslade war dies nur ansatzweise der Fall. Live traten sie als Band nur knapp ein Vierteljahr vor ihrem Erstling auf. Die Zeit im Studio war mit Unterzeichnung des Plattenvertrags aber schon gebucht. Das ging wohl alles aufs Management zurück, so Dave 1.

Das Material für die Platte war bereits geschrieben und arrangiert. Dave 1 wollte sein Budget nicht damit verschwenden, die Songs erst im Studio zu schreiben, bzw. einzustudieren, denn Studiozeit war kostbare Zeit! Die Aufnahmen selbst dauerten insgesamt nur 11 Tage, die dafür aber voll ausgeschöpft wurden. Viel Zeit zum Schlafen blieb den Musikern nicht. Besonders viel Zeit nahmen die Drums in Anspruch.  McCulloch war nicht eher zufrieden, bevor alles so klang, wie er es sich vorstellte. Produziert wurden die Aufnahmen von Dave 1 und Tony Reeves, obwohl ein gewisser Stuart Taylor als Co-Producer erwähnt wird. Lt. Dave 1 war er dies wohl aber  nur auf dem Papier. Taylor war ein starker Trinker und tat so gut wie nichts. Dave 1 erwischte ihn angeblich sogar einmal schlafend im Studio, wo er eigentlich etwas abmischen sollte. Nun, die Aufnahmen waren aber trotzdem bald im Kasten, und das Album konnte erscheinen.

Die Tracklist sah aus wie folgt:

Seite 1:
1.    Feathered Friends         
2.    An English Western         
3.    Drowning Man    
4.    Temple Song         
Seite zwei:
1.    Mélange    
2.    What Are You Doin' to Me    
3.    Sundance

Die Kompositionen stammten überwiegend von Dave 1 & Dave 2, nur bei Melange wird Reeves als Co-Autor mit angegeben.

Legt man das Album auf (bzw. ein), meint man beim ersten Track, man hätte versehentlich eine Colosseum-Scheibe erwischt. Dave 1 spielt wie gewohnt seine wilde Orgel, Dave 2 sitzt am Piano.

Feathered Friends    verwandelt sich nach einer Minute in einen sehr melodiösen und entspannten Track. Sobald das Mellotron einsetzt, wird es aber beinahe kitschig. Dave 2 singt dazu mit seiner falsettartigen Stimme, die recht gewöhnungsbedürftig ist.

Den Song muss man wirklich mehrmals hören, bevor man ihn mag. Lawsons Text ist recht düster, er handelt vom Sterben der Natur und der Frage, wer wohl daran schuld sein mag.

An English Western ist ein beschwingtes und stellenweise leicht bluesiges Instrumental aus Dave 1`s alleiniger Feder. Sehr schön und gelungen ist hier das Zusammenspiel der beiden Keyboarder im doch recht komplexen Arrangement. Sehr wohltuend ohne Gesang.

Drowning Man beginnt langsam und anmutig mit Mellotron und gleitet dann in einen schon fast sakrale, auf jeden Fall aber feierlichen Song über, zu dem Dave 2`s Gesang diesmal hervorragend passt. Fast ist man versucht, ein brennendes  Feuerzeug in die Höhe zu halten, oder wenigstens eine Wunderkerze und „Hallelujah“ zu rufen! Wieder stammt der Text von Lawson, und wieder ist er düster, melancholisch, und unheilschwanger. Er handelt vom Sterben und vom Tod, vom Hadern mit Gott und stimmt sehr nachdenklich. Er passt auch perfekt zu seiner musikalischen Begleitung. Der Song steigert sich nach und nach, bis er seinen grandiosen Höhepunkt erreicht. Und wieder geht es haarscharf am Kitsch vorbei, sobald Dave 1`s Orgel und der Rest der Band einsetzen. Zwischendurch klingt der Sound wieder manchmal nach Colosseum, aber das stört nicht weiter. Genauso feierlich wie der Song begonnen hat, endet er auch wieder. Drowning Man ist ein toller und abwechslungsreicher, leicht jazziger Track, in dem man immer wieder etwas Neues entdecken kann. Für mich persönlich das Highlight auf dem Album.

Temple Song schließt Seite 1 ab. Es ist ein sehr ruhiger, aber wenig ansprechender Song mit Dave Lawson`s Kastratengesang, den ich am liebsten ausblenden würde. Alleine der melancholische und düstere Text weiß zu überzeugen.

Seite 1 war insgesamt durchaus gelungen, mal sehen, was Seite 2 bietet.

Mélange, eine Gemeinschaftskomposition von Greenslade, Lawson und Reeves ist ein abwechslungsreiches und verspieltes Instrumental, in dem Tony Reeves ausgezeichnet zur Geltung kommt und sogar den Ton angibt. Reeves spielte sein Instrument nicht unbedingt wie einen normalen Bass, sondern behandelt ihn wie eine E-Gitarre. Ein toller Song, der Lust auf mehr macht, aber trotz seiner mehr als 7 Minuten Laufzeit leider zu kurz ist. Melange war übrigens eins der Highlights der Live-Auftritte der Band.

Lawson`s What Are You Doin' to Me    ist überraschend kraftvoll und sehr rockig. Auch seine Stimme ist diesmal nicht so unangenehm glockenhell und elfengleich, sondern rauh und - erdig (blödes Wort, trifft es aber recht gut). Ein ausgezeichneter Song. Der Text ist aber eher banal, handelt er – entgegen der existenziellen Lyrics der vorangegangenen Songs – von enttäuschter Liebe. Der Inhalt passt aber ausgezeichnet zu Lawsons aggressivem Gesang.

Sundance, der instrumentale Schlusstrack beginnt mit einem melancholischem Piano, das von getragenen und schwebenden Sounds aus dem Mellotron begleitet wird. Sobald die Orgel einsetzt, wird`s pathetisch, fast schon bombastisch. Sundance entpuppt sich als lupenreiner Prog-Song. Stellenweise hat der Track einen ganz leichten Reggae-Einschlag, bei dem sogar zarte und angedeutete Dub-Effekte nicht fehlen. Die Mellotron-Sounds sind zwar wieder etwas dick und klebrig, aber darüber kann man hinweg sehen. Das Ganze klingt dann mit ein wenig Cocktailbar-Jazz aus, und dann ist die Platte schon aus.

Insgesamt betrachtet, weiß Seite 2 mehr zu überzeugen, hält sie doch meiner Meinung nach durchgehend eine hohe Qualität.

Ringo´s PlattenkisteIch möchte noch einige Worte zu dem im Text mehrmals erwähnten „Mellotron“ verlieren. Es handelt sich hierbei um ein ungewöhnliches Instrument, das man als eine Art analogen Proto-Sampler bezeichnen kann.

Die einzelnen Töne befinden sich jeweils auf einem Tonband, das mit einer dazugehörigen Taste gekoppelt ist. Drückt man diese – oder natürlich auch mehrere – ertönt der Klang, indem das Band über einen Tonkopf abgespielt wird. Aber leider nur bis maximal 8 Sekunden, denn länger sind die Bänder nicht.

Lässt man die Taste los, schnellt das Band blitzschnell wieder in seine Ausgangsposition zurück. Typische und am meisten verwendete Klänge waren Streicher und Blasinstrumente. Wer wollte – und es sich leisten konnte -  ließ sich Bänder mit ganz eigenen Klängen anfertigen. Das Mellotron wurde bereits in den Fünfzigern erfunden und in den Folgejahren immer weiter entwickelt. Eng verbunden ist es mit dem Progressive-Rock, dem Prog. Besonders gerne und häufig eingesetzt wurde es von King Crimson, Genesis, Tangerine Dream aber auch von moderneren Bands wie Orchestral Manoeuvres in the Dark. Das Mellotron war ein sehr teures Instrument, das sich nur wenige leisten konnten. Unter den prominenten Besitzern waren neben Musikern auch Peter Sellers, König Hussein von Jordanien oder L. Ron Hubbard. Zurück aber zu Greenslade und ihrem Debutalbum.

Ringo´s PlattenkisteDie LP erschien im Februar 1973, nachdem kurz zuvor eine Promo-Single mit den 3 Titeln Feathered Friends, An English Western und Temple Song veröffentlicht wurde. Im Mai 1973 erschien eine weitere Auskopplung mit Temple Song, und An English Western auf der B-Seite. Dass ausgerechnet der schwächste Song des Albums als Single erschien, ist mir schleierhaft.

Das Cover des Albums war optisch äußerst ansprechend, und stammte von keinem Geringeren als dem damals schwer angesagten Roger Dean, der durch seine Arbeiten für Yes bekannt wurde.

Das Gatefold-Cover für Greenslade ist meiner Meinung nach eine seiner schönsten und gelungensten Arbeiten der damaligen Zeit.

Ringo´s PlattenkisteDas Album selbst ist eine zu Unrecht weit unterschätzte und unterbewertete Platte, die es in der damaligen Prog-Welle nicht leicht hatte. Im Gegensatz zu den ausufernden und bombastischen Veröffentlichungen der frühen Siebziger war Greenslade ein eher bescheidenes, aber dennoch anspruchsvolles Werk, das sich nicht durch Selbstzweck auszeichnet, also nicht dem eigentlichen Zweck der Unterhaltung entfremdet ist, sondern genau das zum Ziel hat: nämlich zu unterhalten. Und dies gelingt dem Quartett scheinbar spielerisch. Sicherlich erinnert Vieles an Altbekanntes, wie z.B. Colosseum, aber das darf nicht verwundern, war der Bandgründer ja einer der tonangebenden Musiker eben dieser Formation. Wen wundert es also, dass er seinem persönlichen Stil treu blieb? Dave 1 plagiiert sich aber nicht nur einfach und reproduziert seinen persönlichen Stil schablonenhaft, er bleibt einfach er selbst und fügt sich harmonisch in das Gesamtkonzept seiner neuen Band ein. Sein Zusammenspiel mit Dave 2 ist grandios und kongenial, jeder der beiden ist gleichberechtigt, keiner versucht zu Gunsten des eigenen Egos den anderen zu übertrumpfen und zu dominieren. Ganz anders als vergleichsweise bei Yes, sind alle Musiker gleichberechtigt. Niemand versucht, sich auf Kosten der anderen in den Vordergrund zu spielen. Alle Instrumente sind gleichermaßen wichtig und paritätisch. Gerade bei den erwähnten Yes waren Eifersüchteleien Programm, was darin gipfelte, dass die einzelnen Musiker fast schon paranoid darauf bedacht waren, dass ihre Soli ja nicht kürzer waren, als die der Anderen. Greenslade spielten stets miteinander und zusammen, keinesfalls aber gegeneinander und schon gar nicht auf Kosten der Anderen. Die Musik selbst ist genauso sympathisch und ehrlich wie die daran beteiligten Musiker. Der Sound ist warm, voller Spielfreude und überschäumend, was auch den Ideenreichtum betrifft. Der einzige Selbstzweck ist – so man es so nenne will – die Musik, ergo die Unterhaltung per Se. Und das ist der Band vortrefflich gelungen. Mag die Platte auch ein wenig unausgewogen wirken, so ist sie doch eins  auf jeden Fall: Nie langweilig oder abgeschmackt. Niemals Plagiat oder pure Nachahmung, sondern auf ihre ganz eigene Art und Weise einzigartig.

Greenslade war aber trotz Roger Dean-Cover und guter Promotion nicht ganz der erhoffte Erfolg beschieden, obwohl es von der Kritik wohlwollend aufgenommen wurde, und es sich auch sehr gut verkaufte. Nach der Veröffentlichung ging die Combo erstmal auf ausgedehnte Tournee, um das Album zu promoten. Ausgereizt waren die Spielfreude und das Songwriting aber noch lange nicht, denn die Daves und ihre Mannen hatten noch genügend weiteres Material auf Lager, das nur noch aufgenommen werden musste. So war es kein Wunder, dass im selben Jahr wie das Debutalbum bereits das zweite Album Bedside Manners are Extra erscheinen sollte.

Dass der Band ungeachtet ihrer Qualität und ihres Könnens nicht der gebührende Erfolg bescheiden war, hatte mehrere Gründe. Zum einen lag es wohl an der Tatsache, dass Greenslade zwar als Prog-Band bezeichnet wurde, de facto aber nicht kompromisslos auch eine waren. Prog war damals nicht mehr als eine von vielen Schubladen, in die man eingeordnet wurde und in der man blieb, war man erstmal drin. Folglich wurde also auch erwartet, dann man ausufernde Kompositionen, orchestrale Arrangements, Klassikadaptionen, Longtracks und schlussendlich Konzeptalben lieferte.

Greenslade taten nichts dergleichen, sie spielten ihre Musik und  scherten sich nicht um das, was von ihnen erwartet wurde. Sie verfügten auch nicht über einen charismatischen Frontmann, wie ihn die damals angesagten Bands  hatten. Bei Emerson, Lake & Palmer war es der dominante und wilde Keith Emerson, bei Jethro Tull der hypnotisierende Madman Ian Anderson, bei Genesis der theatralische Peter Gabriel und bei Yes der fistelstimmige Jon Anderson. Greenslade hingegen boten einfach nur die pure Spielfreude. Einen Frontmann suchte man vergebens. Schaut man sich alte Live-Aufnahmen an, sieht man eine Band, die virtuose Musik macht. Dave 2 sang zwar und stand somit im Vordergrund, war aber alles andere als ein Frontmann. Die anderen spielten zwar auf Teufel komm raus, waren, was alleine die Präsenz betrifft, aber nicht wirklich faszinierend. Auch Dave Lawsons düstere und bedrückende Lyrics trafen wohl nicht ganz den Geschmack des breiteren Publikums.

Das Bandkonzept selbst war überdies wohl nicht ausreichend für einen Stern am Prog-Himmel. Zwar war der Einsatz der 2 Keyboardern und der Verzicht auf Gitarre originell, aber nicht abwechslungsreich genug. Bei Emerson, Lake & Palmer stand ebenfalls das Keyboard im Vordergrund, allerdings wurden ihre Darbietungen immer wieder durch Greg Lakes Balladen, sowie durch Carl Palmers Schlagzeug-Eskapaden aufgelockert. Bei Yes waren es die Soli der einzelnen Musiker, Jethro Tull erfanden sich auf jeder Platte aufs Neue, bis ihnen nichts mehr einfiel. Greenslade hingegen klangen eigentlich immer gleich. Auf der hier besprochenen Platte fällt eigentlich nur der Titel Melange aus dem Rahmen, was auch sehr wohltuend ist. Hier hätte die Band vielleicht weitermachen, und den beiden Musikern mehr Platz einräumen sollen. So verblieben sie aber in der zweiten Reihe hinter den heute noch bekannten Acts.

Die Band veröffentlichte bis 1975 noch 3 weitere Alben, bevor sie sich auflöste. Im Jahr 2000 kam es zu einer Reunion und einem weiteren Album, allerdings fehlte Dave Lawson. Über das Album breite ich lieber den Mantel des Schweigens. Das Album wurde 1992 auf CD veröffentlicht, allerdings ohne Bonustracks. 2019 erschien es dann digital aufbereitet im edlen Klapp-Digipak als 2er CD-Set mit farbigem Booklet. Die zusätzliche Scheibe beinhaltet Live-Aufnahmen.

Was wurde aus den Mitgliedern?

•    Dave Greenslade veröffentlichte einige Soloalben und steuerte die musikalische Untermalung von Patrick Woddroffe´s bildgewaltigem Epos The Pentateuch of the Cosmogony bei, fade und langweilige Synthesizermusik. Ab den Neunzigern war er bei der Colosseum-Reunion mit dabei. Außerdem schrieb er Musik für ´s fernsehen, unter anderem für BBC.

•    Dave Lawson wirkte nach der Auflösung musikalisch an vielen Filmprojekten mit, so etwa war er für die elektronische Tuba in der Tatooine-Bar Sequenz aus Star Wars verantwortlich.

•    Tony Reeves zog sich nach kurzen Gastspielen bei verschiedenen Bands wie z.B. Curved Air aus der Musik zurück und betreibt eine Firma, die sich mit Sound-Technologie beschäftigt.

•    Andrew McCulloch kehrte der Musik den Rücken zu und widmete sich seiner großen Leidenschaft, dem Segeln. Er besitzt mehrere Yachten, die er zum Chartern anbietet und gibt Segelkurse.


 

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Kommentare  

#1 Cartwing 2019-11-04 07:05
Wieder ein sehr interessanter Artikel vor allem für Freunde des Progressive Rock wie mich.
Schön, wie du die charismatischen Sänger der verschiedenen Bands beschrieben hast. Da fällt mir spontan noch Fish von Marillion ein. Aber es ging dann auch ohne ihn weiter...
Werde heute mal wieder das hier besprochene Album hören und bin gespannt auf den nächsten Artikel
#2 Mainstream 2019-11-04 08:01
-
Vor zwei Jahren fragte mich ein befreundeter Musiker,
ob ich helfen könnte ein Mellotron vom Wagen in den
dritten Stock zu tragen. Ich ahnungslos. Er erklärte, es hätte die
Größe eines Keyboards. Ich meinte, wo ist das Problem?
Jetzt bin ich ein Typ, der gerne einmal einen Kühlschrank
alleine trägt. Nicht um anzugeben, nur damit ihr eine
Vorstellung davon bekommt. Das Mellotron hat mich an die
absoluten Grenzen meiner Belastbarkeit gebracht. Was für ein
Monster an Gewicht...
#3 Ringo Hienstorfer 2019-11-04 13:17
zitiere Cartwing:
Wieder ein sehr interessanter Artikel vor allem für Freunde des Progressive Rock wie mich.
Schön, wie du die charismatischen Sänger der verschiedenen Bands beschrieben hast. Da fällt mir spontan noch Fish von Marillion ein. Aber es ging dann auch ohne ihn weiter...
Werde heute mal wieder das hier besprochene Album hören und bin gespannt auf den nächsten Artikel


Der nächste ist schon fertig und muss noch korrigiert und ein wenig überarbeitet werden. Ich bin gespannt, ob Du die Band kennst. Sie hat irgendwie etwas mit Baseball zu tun...

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