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Konstruktionen oder das fließende Schreiben von Heftromanen - Methodenanalysen

1Konstruktionen ...
... oder das  fließende Schreiben von Heftromanen
Methodenanalysen

Betrachtet man die Hefte der ersten Tausenderreihe, so stellt man fest,. Dass sie doch ganz gut waren, was die Form betrifft.

Gewiss muss man an den Schreibstil immer die kritischen Anpassungen des jeweiligen Zeitgeistes machen, denn nicht jede Schreibe überdauert die temporale Distanzt ohne Beschädigung.

Aber es soll jetzt hier nicht um die elliptischen Sätze eines Clark Darlton gehen, sondern um den Unterschied zwischen damals und heute in der Art und Weise, den SF-Heftroman zu schreiben. Exposés gab es drunten wie heute; danach hatten die  Autoren sich beim Schreiben (im Groben) zu richten. Ansonsten aber konnte jeder so anfangen, wie er wollte, es war nichts vorgegeben an Formen von Pflichtprologen oder speziellen Stilmitteln. Jeder Autor hatte seinen eigenen Stil und fing den Roman auch anders. an. Besonders gefiel mir, wenn der jeweilige Schreiber gleich in medias res ging, und die Handlung, die den band hauptsächlich vorantreiben sollte, bereits auf der ersten Seite begann. Keine innere Nabelschau oder sinniges Sinnieren irgendwelcher Nebenfiguren, dafür wunderbares Charaktertisieren mit einem Satz. Dinge, die heute oft zu kurz kommen …

Der heutige Roman ist selten aus einem Stück. Er geht auch nicht direkt in die Handlung. Er besteht aus einem baukasstensystem, das folgendermaßen aufgebaut ist. Zuerst kommt ein inner space-Prolog irgendeiner mehr oder minder wichtigen Neben-oder Hauptfigur. Dann wird endlich, nach zwei oder mehr überflüssigen  Seiten umgeblendet zum Beginn der Haupthandlung.So weit, so gut.Dann müssen die Geschehnisse der letzten drei bis zehn hefte, sofern im selben Erzählstrang spielend, noch einmal für Neuleser aufgearbeitet werden; das schindet Zeilen.Mehr zeilen als es Neuleser gibt, wahrscheinlich. Als Service sehe ich das nicht an, sondern als überflüssig.Kommen technische daten vor à la Rainer Castor, so werden saie in einem einzigen stück lexikonartikel abgehandelt, anstatt in die Storyhandlung integriert ztu werden; das schindet zwar keine Zeilen, wenn diese Informationen sowieso vorkommen sollen, aber das stört bei aller Freude am technogebabbel den Lesefluss. Der Roaman ist ja kein lexikonartikel; dafür gab es früher den PR-Computert am Ende des Heftes  auch mit diversen anderen Namen,  - und dafür gibt es immerhin noch das Glossar, auch am Ende des Romans, dass einige oberflächliche  Randinformationen für den Neuleser enthält.

Bestand also früher die ganze Romanhandlung aus rund sechzig Seiten, so kommen heute kaum noch fünfzig davon  zusammen, wenn man den ganzen Baukastenkram abzieht, den ich oben erwähntb habe. Der Roman wird also nicht mehr wirklich geschrieben – er wird zusammengestellt!

Macht das nun die Art und Weise, SF-Heftromane im Perry von heute ztu fabrizieren, besser oder schlechter?

Hm, dsas ist glaube ich, schwer zu beantworten.Es gibt Freunde des Sens of Wonder, die sich freeuen über die inner-space-Dialoge der Prologe, insbesondere, wenn sie nur von einmalig auftretenden, fremden Wesen handeln. Der Autor bemüht sich ja immerhin, die fremdartige Mentalität des Vogelähnlichen oder der Echse überzeugend darzustellen. Das ist ja zugegeben ein Art, SF zu schreiben.das ist ja nicht ganz schlecht. So wird immerhin ein Rothemd vorgestellt, nicht in dem Sinne, dass die handelnde Figur im Roman zu Tode kommt, sondern, dass sie meist nur eine Einwegfigur ist, weil sie lokal auf ihre planetare Sphäre beschränkt bleibt. So weit so gut  - oder eben nicht gut. Denn man kann den Roman auch anders anfangen, gleich mit der Geschichte der Haupthandlung und gleich ins Thema reingehen.Grundsätzlich ist das möglich, in der Praxis hingegen geschieht das bei den meisten heutigen Autoren der Serie nicht.Ohne den primären Anlocker, den ich übrigens meistens überblättere, scheint es heute nicht mehr zu gehen.

Hingegen gibt es Hefte von KHS,HGE oder HK, die ganz anders an ihre Vorgaben herangehen und die nicht schlechter sind als die heutigen Schreibweisen- eben nur anders. Selbst geglättet in den Silberbänden kommt der gezielte, auf den Punkt gebrachte Schreibfluss, den ich schätze, gut herüber.

Irgendwie scheint es den autoren von heute auch daran zu mangeln, größere Gruppen charakterisiernd zu beschreiben, die mehr als drei oder vier Personen umfassen.In den älteren Bänden kommen wir oft auf acht bis zehn handelnde Protagonisten. Diese Formen der Erzählung, die mit nur wenigen Sätzen gut dargestellt werden, etwa im Nullzeitdeformator -Teil des Cappinzyklus, fehlen heute oft. Irgendwie schafft man es nicht mehr, ein Team in der Handlung  und vor allen Dingen in der Charakterisierung darzustellen, dass mehr als drei Personen umfasst.

Ich weiß nicht, wie und auf welchem Wege der Schreibevolution dieses System begonnen oder sich entwickelt hat, aber die direkte Schreibe eines Romans ist jedenfalls besser. Dass sich ein autor auch damals die einzelnen kapitel der Geschichte nacheinander oder gemischt geschrieben, vertauscht, zusammengebastelt hat, bleibt davon unberührt. Solange nämlich der Autor/in  noch weiß, was in dem Roman steht, den er/sie vor vier Wochen geschrieben hat, ist alles in Ordnung.Weiß man das hingegen nicht mehr, sollte man besser den Beruf wechseln.

© 2020 by H. Döring

Kommentare  

#1 Cartwing 2020-04-15 06:47
Ich lese gerade die 1000er, die du zum Vergleich heranziehst und finde absolut nicht, dass es da keine sinnig sinnierenden Nebenfiguren gab.
Auch damals wurde ganz schön gestreckt,gab es viel nebensächliches und wenig für die Handlung relevantes.

Was den Stil betrifft, das ist sicher Geschmackssache. Ich kann mit der Schreibe eines Peter Griese beispielsweise nicht viel anfangen, da ist mir so mancher Neuling lieber.

Was mir beim Hanse Zyklus besser gefällt, ist dass man gleich zu Anfang weiß, worauf das alles hinauslaufen soll, die kosmischen Themen sind klar umrissen, etwa die ultimaten Fragen, bleiben aber bis zum Ende mysteriös. Kein Herumgeeiere und blindes Herumstochern sondern ein konkreter Weg, der gleich zu Anfang eingeschlagen wird und konkrete Ziele

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