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Sterben Grace-fully - »Detective Grace« Staffel 1

Detective Grace - Staffel 1Sterben Grace-fully
»Detective Grace« Staffel 1

Gerät man als (potenzielles) Opfer in die Fänge von Peter James, hat man in aller Regel keinen einfachen Tod vor sich. Wenn Peter James literarisch mordet und Russel Lewis die Kamera daraufhält, machen beide ganze Sache.

Wer sich für englische Serien interessiert, dem sind die Namen Peter James und Russel Lewis ein Begriff.

Detective GracePeter James hatte vor seiner Tätigkeit als Autor mehrere Jahre in der Film- und TV-Industrie in den USA gearbeitet und so bereits Erfahrung mit Serienkonzepten und den Anforderungen an eine Serie. Russel Lewis ist ein erfolgreicher Drehbuchschreiber und zeichnet für die Drehbücher von Endavour und die zwei ersten Staffeln der Serie um Roy Grace verantwortlich, ebenso für Serien wie Spooks, Lewis oder eine der ersten englischen Serien, die ich bewusst sah, Cadfael.

Wie für die Arbeit der beiden üblich, ist die Serie um Roy Grace handwerklich von hohem Niveau, in sich logisch und interessant gestaltet. Die erste Staffel besteht aus 2 Folgen, die beide 90 Minuten lange Filme sind und jeweils einen Krimi von Peter James behandeln. Es ist etwas irritierend, wenn eine Staffel aus lediglich zwei Folgen besteht, erinnert darin beispielsweise an die letzten Endavour Staffeln und andere neuere Serien, die nicht mehr aus 8, 10, 12 ... Folgen bestehen. Eine Antwort auf die Frage nach dem Warum konnte ich nicht direkt finden, kann mir aber vorstellen, dass es mit den veränderten Sehgewohnheiten heutiger Fernsehkonsumenten zu tun hat. Man setzt sich nicht jede Woche einmal für 45 Minuten +/- x vor den Fernseher, sondern konsumiert wann und wie lange man gerade möchte.

Dead Simple erschien bereits 2005 und entpuppte sich als enormer Erfolg. Insgesamt wurden über 21 Millionen Stück seiner Bücher in verkauft. Mittlerweile sind 16 Bände seit 2005 erschienen, davon 15 auf Deutsch. Die Serie Detective Grace hat inzwischen zwei Staffeln mit insgesamt 5 Folgen, die Fortsetzung für eine dritte Staffel mit drei Folgen ist bereits geplant, die Drehbuchschreiber stehen bereits fest.

Detective GraceRoy Grace hat zwei Probleme: Zum einen nimmt man ihn als Detective Superintendent nicht mehr so wirklich ernst, hat ihn an einen Schreibtisch verbannt, wo er das Gefühl hat langsam zu verhungern. Er hatte es gewagt, in einem aussichtslosen Fall die Unterstützung eines Mediums in Anspruch zu nehmen, und war dafür von der Presse zerrissen worden. Zum anderen gelingt es ihm nicht seine Frau Sandy wieder zu finden, die schon seit Jahren spurlos verschwunden ist. Sein Interesse an Übersinnlichem und seine Bereitschaft, hier auch ungewöhniche Wege zu gehen, führt immer wieder zu Problemen, sorgt aber auch dafür, dass Grace von seinem Freund und Kollegen DS Glenn Branson als "Berater" außerhalb der eigentlichen Ermittlungsgruppe eingesetzt wird. Und letzten Endes ist es vor allem seiner Arbeit zu verdanken, dass Fälle aufgeklärt werden können, bei denen andere im Dunkeln tappen.

Der erste Film/Krimi legt bereits "richtig vor": Ein junger Mann, erfolgreicher Kaufmann, gut aussehend, eine erfolgreiche Karriere vor sich, will in wenigen Tagen heiraten. Doch dann verschwindet er plötzlich spurlos während seines Junggesellenabschieds. Was passiert ist kann keiner seiner Freunde mehr sagen. Die Adaption von "Dead Simple" ("Sterbe ewig"), dem ersten Fall für Roy Grace und die erste Staffel der Serie, findet James absolut gelungen. Zum einen war die Auswahl der Schauspieler erfolgreich, zum anderen habe Russel Leiws Veränderungen so vorgenommen, dass sie den Vorgaben der Produktionsfirma ITV entsprachen, gleichzeitig aber die dunkle Grundatmosphäre und die Persönlichkeit von Roy Grace beibehalten wurden.

What was important in the novel was I wanted to propel the reader straight into the drama, whereas with this series, what ITV wanted and what Russ wanted was to initially project Roy Grace, John Simm, right at the very start and the audience to be with him, which is why it starts on a scene with him and then we come to the real drama later.

Detective GraceAls Darsteller der Hauptperson der Serie, den Detective Superintendent Roy Grace, wurde John Simm gewonnen, der seit nach Abschluss der Schauspielschule 1992 für die unterschiedlichsten Fernsehproduktionen arbeitete. Er ist einer breiten Öffentlichkeit durch seine Rolle als einer der Master von Doctor Who bekannt, wenn man ihn nicht schon durch die Serie Life on Mars (2006-2007) kennt. Peter James ist sehr begeistert davon, dass es John Simm ist, den er jetzt im Kopf hat, wenn er an den Geschichten über Roy Grace schreibt, da er so gut passt.

In einem Interview erzählt Peter James davon wie wichtig es ihm war, dass die Charaktere, allen voran natürlich Roy Grace, so gestaltet wurden, wie er ihn sich vorstellte. Nicht weniger wichtig sei die Umgebung, in der die Geschichten angelegt sind.

Der zweite Fall war für mich fast interessanter als der erste, hier ging es um Dark Net, käuflichen Sex, Erpressung und - natürlich - Mord. Ein junger Geschäftsmann ist auf dem Weg zu seinem Büro, er fährt wie viele andere mit dem Zug, und arbeitet an seinem Laptop, während neben ihm ein anderer Mann lautstark telefoniert. So unspektakulär wie gefährlich. Als der Mann mit dem Telefon aussteigt, bleibt ein USB-Stick zurück, den der Geschäftsmann dummerweise nicht nur mitnimmt, sondern auch auf seinem Laptop startet. Wieder beginnt die Folge mit Bildern des Strandes von Brighton, jenem ikonischen Badeort, der in viktorianischen Zeiten den kurzen Aufschwung Brightons begründete.

"the location is as much a part of it as the characters. I think Oxford [and] Morse, Iain Rankin’s Edinburgh, Michael Connelly’s Los Angeles and for me, Brighton."

Quelle:bt.com/tv

Brighton hatte seit den 50er Jahren mit seinem schlechten Ruf zu kämpfen, mit Banden, Schlägereien in Pubs, Arbeitslosigkeit, Armut. Dies habe sich allerdings inzwischen total gewandelt, und Brighton sei (Peter James ist offensichtlich nicht ganz objektiv) die wahrscheinlich coolste Stadt Englands. Jedoch habe es immer diese herrlichen kriminellen Aktivitäten im Schatten gegeben, für die man natürlich jemanden wie Roy Grace braucht.

Detective GraceEs fällt mir nicht ganz leicht, mir eine Meinung zu der Serie zu bilden, dazu sind die Aspekte, die mir aufgefallen sind, einfach zu verschieden. Ich mag John Simm als Darsteller sehr, er kann vollkommen überdreht agieren, oder - wie hier - sehr zurückgenommen, wenig Emotionalität nach außen zulassend, mit einer schwer zu beschreibenden Mischung aus Offen- und Verschlossenheit. Dies begeistert mich (und irritiert). Was meiner Ansicht nach zu kurz kommt, ist der übernatürliche Aspekt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies im Buch ähnich zurückgenommen ist, zumal dieses Paranormale gerade hinsichtlich Graces Umgang mit der persönlichen Katastrophe in seinem Leben offenbar eine große Rolle spielt.

Was mich stört, und mir den Genuss etwas verleidet, ist die Perfektheit. Ja, ich weiß, das klingt sehr seltsam ... die Produktion ist routiniert, glatt, angenehm unamerikanisch ... handwerklich toll. Und doch fehlt mir etwas. Ich habe geraume Zeit überlegt, was das wohl sein könnte. Etwas in der Produktion bleibt flach, und ich kann es nicht genau fassen, aber ich ende immer wieder bei der Zeichnung der Charaktere und dabei, dass ich das Gefühl habe, sie treten nicht wirklich aus der Handlung hervor. Gerne höre ich, was ihr dazu zu sagen habt, denn im Grund ist die Serie wirklich empfehlenswert - ITV und Russel eben.

 

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