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Claus Graf Stauffenberg - Porträt eines Attentäters - Ein Mann mit Prinzipien

Claus Graf Stauffenberg – Porträt eines Attentäters

Ein Mann mit Prinzipien

 

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs planten einige ranghohe Offiziere des Deutschen Reiches ein Attentat auf Adolf Hitler. Der 20. Juli 1944 ist in die Geschichtsbücher eingegangen, und die Vorkommnisse an der Wolfsschanze dienten immer wieder packenden filmischen Umsetzungen als Vorlage. So auch für das Dokumentarspiel „Claus Graf Stauffenberg – Porträt eines Attentäters“, das ab 23. Oktober erstmals auf DVD zu haben ist.

Rudolf Nussgruber (1918-2001) hatte bereits Erfahrungen im Inszenieren von Dokumentarspielen für das deutsche Fernsehen, u.a. „Die Kuba-Krise 1962“, die 1969 für das ZDF entstand, kann man auch heute noch kennen, da der Film bereits bei Pidax auf DVD erschienen ist. Nun legt das Label mit einem weiteren Nussgruber-Film nach, der kurz danach gedreht wurde und ebenfalls wieder ein historisches Ereignis behandelt, dessen Bedeutung bis heute ungebrochen ist. Das versuchte Attentat auf den Führer des Deutschen Reiches, Adolf Hitler, das aus den Reihen seiner eigenen Offiziere geplant war, die nicht mehr an den Endsieg glauben konnten und eine Kapitulation gegenüber den alliierten Mächten bevorzugten, wurde filmisch immer wieder auf unterschiedliche Weise nacherzählt. Zu den bekanntesten Versionen zählt Jo Baiers Fernsehfilm „Stauffenberg“ aus dem Jahr 2004, in dem Sebastian Koch in die Titelrolle schlüpfte, oder Bryan Singers etwas actionlastigere Variante „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ mit Tom Cruise als Held, die vier Jahre darauf entstand. Aber auch schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahm man sich im deutschen Film des Themas an: Bernhard Wicki spielte Stauffenberg in Georg Wilhelm Pabsts „Es geschah am 20. Juli“, ebenfalls im Jahr 1955 entstand Falk Harnacks Film „Der 20. Juli“ mit Wolfgang Preiss als Attentäter. Das von Hans Wiese („S.O.S. – Morro Castle“) geschriebene Dokumentarspiel „Claus Graf Stauffenberg – Porträt eines Attentäters“ ist eine weitere gelungene Nacherzählung der Ereignisse, die mit einem herausragenden Horst Naumann (1925-2024; „Das Traumschiff“, „Die Schwarzwaldklinik“) in der Titelrolle aufwarten kann, der selten besser war als hier.

Das Dritte Reich ist im Jahr 1944 längst nicht mehr so siegreich und triumphal, wie dies noch zu Beginn des Zweiten Weltkriegs der Fall war. Der Russlandfeldzug ist fehlgeschlagen, Stalins Armee dringt immer weiter in den Westen vor. Auf der Front im Westen kämpfen nun Amerikaner, Briten und freie Franzosen gegen die Deutschen und drängen diese immer weiter in ihre ehemaligen Landesgrenzen zurück. Viele von Hitlers Generälen sehen keine Chancen mehr, sehnen die Kapitulation des Landes herbei, die mit Hitler an der Spitze unmöglich erscheint. Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Horst Naumann) gehört zu den ranghohen Offizieren, die eine letzte Chance in der Eliminierung Hitlers sehen. Gemeinsam mit Oberleutnant Werner von Haeften (Udo Vioff) und Generalmajor Hellmuth Stieff (Friedrich G. Beckhaus) fährt Stauffenberg zum Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen (dem heutigen Polen). Sie haben eine Bombe dabei, mit der sie Hitler bei einer anberaumten Besprechung in die Luft jagen wollen. Auf der Fahrt dorthin erinnern sie sich an die zurückliegenden Jahre, und wie sie gemeinsam mit weiteren ranghohen Militärs wie Generaloberst Halder (Sigfrit Steiner) oder Generaloberst Beck (Wolfgang Büttner) zum Entschluss des Attentats gekommen sind.

Hans Wiese hat die Nacherzählung äußerst packend aufgebaut. Schon in den ersten Minuten gibt es immer wieder hörbar gemachte Gedanken der Attentäter, die dann in Rückblenden münden, die ihre Entscheidung nachvollziehbar machen. Stauffenberg wird dabei als Mann mit Prinzipien gezeichnet, der sorgsam abgewägt hat, ob es noch andere Alternativen gibt und was ein Mord an Hitler moralisch für einen gläubigen Menschen wie ihn bedeutet. Das alles ist von Rudolf Nussgruber sehr spannend und abwechslungsreich in Szene gesetzt worden und gipfelt in einem minutenlangen Close-Up auf Horst Naumann, der hier sein ganzes darstellerisches Talent zur Geltung bringen kann. Für geschichtlich Interessierte ein nach wie vor fesselnder und äußerst sehenswerter Fernsehfilm, dessen Relevanz ebenfalls ungebrochen ist. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert den 1970 entstandenen Film in einem guten Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einem stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man hier verzichtet.

Kommentare  

#1 Andy 2025-10-19 10:33
Den Film kenne ich noch nicht - aber ist I es nicht eigentlich so, dass Stauffenberg auch keine Demokratie im eigentlichen wollte - sondern eher zu einer neuen Monarchie zurückkehren wollte?

Weiss jemand darüber mehr?

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