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Derrick und seine Fälle: Folge 89 - Die Stunde der Mörder

TV-Klassiker: Derrick und seine FälleFolge 89
Die Stunde der Mörder

"Spät ist es wieder einmal geworden" - stöhnt Oberinspektor Derrick und ist zugleich froh, sich nach einem langen Arbeitstag endlich auf den Heimweg begeben zu können. Seine gelöste Aufbruchstimmung erfährt jedoch durch einen Anruf noch einmal eine jähe Wendung: Herr Bonna, der Leiter eines Altersheims, wurde vor wenigen Minuten in seiner Wohnung erschossen. Bonna ist für Derrick kein unbeschriebenes Blatt. Angeklagt wegen dreifachen Mordes, wurde er erst heute mangels Beweisen freigesprochen. Derrick musste mit ansehen, wie der aufs Schwerste belastete Bonna den Gerichtssaal als freier Mann verließ. Immerhin war Derrick nicht entgangen, dass die als Zeugen geladenen Heiminsassen zugunsten des Angeklagten ausgesagt hatten.
 
SzenenfotoFrau Dederich, die engste Vertraute des Ermordeten, weiß von einem älteren Herrn zu berichten, der sich am Nachmittag für einen Platz im Heim interessiert hatte. Ein Mann namens Mahler, der Herrn Bonna in mancherlei Hinsicht merkwürdig vorgekommen war. Als Herr Mahler am anderen Morgen Derrick gegenübersteht, erinnert sich der Oberinspektor an den alten Mann. Erst am Vortag war er ihm im Gerichtssaal als Zuhörer beim Prozess gegen Bonna aufgefallen"... (1)

Ein beinahe sehr guter Krimi mit einem alten Thema. Ich schreibe 'beinahe sehr gut' weil man es mit wenigen Dialogen um Einiges hätte besser machen können.
 
Zum Inhalt
Für den Zuschauer ist schnell klar, wer hinter den Morden steckt, deswegen kann ich hier ruhig aus dem Vollen schöpfen. Herr Mahler (Hans Cannienberg) beobachtet leidenschaftlich gerne Gerichtsprozesse. Wenn die verurteilten Straftäter freigesprochen werden, dann interessiert sich der alte Herr ganz besonders dafür, und am Tag nach ihrem Freispruch sind die Leute tot - erschossen vor ihrer Haustür. So geschehen mit Herrn Bonna, dem Leiter eines Altenheims und einem Vergewaltiger. Mahler hatte die beiden kurz nach den Prozessen aufgesucht um mit ihnen zu sprechen. Dafür gibt es sogar Zeugen. Doch für den Mord-Zeitpunkt hat er ein unanfechtbares Alibi: Er war mit seiner Enkelin in einem Konzert. Dennoch steht für Derrick schnell fest, dass Mahler irgendetwas mit den Morden zu tun haben muss, und lässt er ihn observieren. Als sich ein weiterer Freispruch eines mutmaßlichen Mörders aus Mangel an Beweisen anbahnt, weiß Derrick, dass er nur rechtzeitig vor Ort sein muss, um den Täter zu stoppen, der auf rachsüchtige Weise das Gesetz selbst in die Hand nimmt.

Die Welt von Mördern befreien
Mahler hat sich zusammen mit einem Clan älterer Männer die Aufgabe gemacht, freigesprochene Mörder und Vergewaltiger ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Ihr Motiv: Sie wollen nicht mit Mördern zusammenleben. Etwas dürftig, denn wer will das schon? Aber werden wir deshalb alle auch zu Mördern? Man hätte vielleicht ein Kriegstraumata oder ähnliches in die Handlung einbauen können, um die Motive der alten Leute glaubhafter erscheinen zu lassen. Doch Reinecker bleibt wie so oft viel zu oberflächlich. Somit ist ein sehenswerter und spannender Fall entstanden, der aber am Ende nicht ganz schlüssig erscheint.

Außerdem ist der Fall auf mehrere Wochen angelegt, und die Geschichte wird über einen langen Zeitraum erzählt. Der vielleicht längste Fall für Derrick. Die Folge selbst dauert dennoch nur 58 Minuten.
 
Stab: Horst Tappert , Fritz Wepper , Willy Schäfer, Hans Cannienberg, Irina Wanka, Rolf Becker, Beatrice Norden, Werner Asam, Hans Brenner und andere 
Buch: Herbert Reinecker, Titelmusik: Les Humphries, Musik: Frank Duval, Produzent: Helmut Ringelmann, Regie: Theodor Grädler. Eine Produktion der Telenova Film und Fernsehproduktion im Auftrag von ZDF, ORF, SRG. Erstausstrahlung: 04.12.1981 (ZDF)
 
Diese Folge ist enthalten auf Die Derrick Collector´s Box Vol.6
MORE Home Entertainment GmbH & Co. KG 2009


(1) ZDF
(c) by author
 
Vorheriger Fall: Derrick und seine Fälle: Folge 88 - Tod im See
Nächster Fall: Derrick und seine Fälle: Folge 90 - Die Rose im Müll
 

Kommentare  

#1 joe p. 2019-10-26 15:27
Spektakuläre Gerichtsfälle dieser Art sind sehr selten, zumal wenn sie in einer einzigen Stadt vorkommen sollen. Umstrittene Freisprüche sind noch seltener. Insofern ist eine Handlungszeit von ein paar Wochen noch viel zu gering angesetzt. Es stört sehr, dass die Schuld der ehemals Angeklagten trotz Freispruchs definitiv als gegeben hingenommen wird. Ein wenig Zweifel von Seiten Derricks oder eine konträre Auffassung wäre nicht verkehrt gewesen. Ins Reich der Märchen gehört Mahlers Angewohnheit, die mutmaßlichen Delinquenten vor der Tat aufzusuchen. Dies ist einzig dem Krimiplot geschuldet, denn sonst wäre man dem Mörderclub nie auf die Schliche gekommen. Reinecker variiert hier den Plot seiner Kommissar-Folge "Schwarzes Dreieck" und liefert ein leidenschaftliches Plädoyer für den Rechtsstaat. Ein wenig mehr Charakterzeichnung hätte den Mitgliedern des Mörderclubs gutgetan.
#2 G. Walt 2019-10-26 18:57
Reinecker hat dann ja oft bei sich geklaut. Später in "Die Festmenüs des Herrn Borgelt" erfährt das Thema eine neuerliche Version. Ein Vater besucht die Leute, die seiner Meinung nach am Selbstmord seiner Tochter schuld sind. Kurz nahc seinem Besuch werden sie ermordet. Auch er hat ihr einen Handlanger als Killer, damit der Verdacht nicht gleich auf ihn fällt. Dennoch verhält er sich derart auffällig, dass klar sein muss, dass er was damit zutun hat - auch wenn er immer ein lückenloses Alibi hat. Aber wären alle Krimis logisch und realistisch gäbs keine Krimis. :lol:
#3 Luserke 2020-05-23 02:13
Ich finde die Folge ermüdend und gar nicht gelungen. Mehr eine Aneinanderreihung von einzelnen Geschichtchen als ein guter Krimi. Ich mag Hans Caninenberg immer sehr gern, aber hier kann selbst er nicht viel aus der Geschichte rausholen. Flache Dramaturgie und eine einfallslose Regie gehen Hand in Hand. Interessant, dass der erste Teil in jenem Schloss spielt, dass den Nachmittagszuschauern von heute eher als "Fürstenhof" (aus Sturm der Liebe) bekannt ist.
#4 G. Walt 2020-05-23 12:00
(wohl) da ich kein Anhänger von "Sturm der Liebe" bin, war mir dieser neue interessante Umstand noch nicht bekannt. ;-)
#5 Luserke 2020-05-23 18:41
Das Einschalten lohnt sich... eine Hauptrolle spielt Dirk Galuba: der Schauspieler, der glaube ich die meisten Gastauftritte bei Derrick hatte (21 oder 22)
#6 Markus Badberg 2020-08-24 11:50
Hernert Reinecker hat sehr gute Fälle für "Den Kommissar" und auch für"Derrick" geschrieben. Oft war er aber auch sehr weltfremd. In diesem Folge war es wieder der Fall. Da bringen ein paar Rentner vermeintliche Mörder um, die Mangels Beweisen freigesprochen wurden. Allein dass ein Angeklagter nach dem anderen freigesprochen wird, ist schon recht unwahrscheinlich, denn so mir nichts dir nichts, wird keine Anklage erhoben. Und was hatte der nette Herr Mahler davon, wenn er das Recht selber in die Hand nimmt, und alle Mörder ins Jenseits befördert? Er stand ja in keinem bezug, zu irgend einen der Fälle. Somit war die ganze Geschichte durch und durch unglaubwürdig. Außerdem wurde nicht geklärt, ob die Freigesprochenen zu Recht oder Unrecht freigesprochen wurden. Somit war der ganze Fall recht unglaubwürdig und auch nicht besonders spannend, denn es war klar, dass Herr Mahler mit den Moden zu tun hat. Außerdem konnte der sich nicht dümmer benehmen, seine Opfer vorher noch aufzusuchen. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis Derrick ihm auf die Schliche kommt.
#7 Henrik Siegel 2021-06-09 20:02
Sicherlich haben Sie alle, wie Sie hier geschrieben haben recht.
Und wenn man nach der alltäglichen Lebens- und
Gerichtspraxis gedreht hätte, wäre kaum jemand
die Stunde vor dem Fernseher sitzen geblieben.
#8 Andreas81 2022-05-25 12:17
Ich mag gerade solche Derrick-Folgen, die vielleicht nicht realistisch sind, aber etwas - fast philosophisch - durchspielen, was eben nur in der Fiktion möglich ist.
#9 Doktor Römer 2023-08-27 20:36
Der Fall wirkt doch recht unrealistisch. Meine Vorschreiber haben schon auf die diversen Schwächen hingewiesen. Die Häufung von Freisprüchen, obwohl einem vermittelt wird, dass sie alle schuldig sind. Und selbst in einer Stdt wie München passiert spowas nicht alle zwi bis drei Wochen. Mahlers "Komplizen" werdem mur sehr oberflächlich gezeigt, für sie interessierte sich Reinecker wohl nicht sonderlich. Und dann die Bewohner des Altenheims, die alle für den Heimleiter aussagen, dann warnt aber einer von ihnen, Mahler möge doch lieber nicht einziehen? Wurde da von Seiten der Heimleitung Druck auf die Bewohner ausgeübt? Und auch die "Mordopfer" sind sehr oberflächlich angelegt. Und Mahlers Erklärung, sie weigerten sich, mit Mördern zu leben, führt er ad absurdum, denn sie selbst sind Mörder. Zudem ist die Inszenierung etwas langatmig und zäh.

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