Ronco. Der Geächtete - Band 1: Von Wölfen gejagt
Ronco. Der Geächtete
Band 1: Von Wölfen gejagt
Auf der Flucht vor dem Kopfgeldjäger Ron Devlin erreicht Ronco eine Geisterstadt. Dort trifft er auf Eddy Wagner, der einige Probleme mit zwei Bankräubern hat, die ihm seine Maultiere abnehmen wollen. Gemeinsam können sie die Banditen töten, und auch Devlin können sie vertreiben.
Aus Dankbarkeit weiht Eddy Ronco in ein Geheimnis ein. An einem Wasserloch in der Wüste befindet sich eine Karte versteckt, auf der die Lage einer ertragreichen Goldmine verzeichnet ist. Sie können die Karte bergen und beginnen Gold zu schürfen.
Monate später erregt Eddy in dem kleinen Ort Hankville Aufsehen, denn er bezahlt eine Rechnung mit Goldstaub. Einige Männer verfolgen Eddy zum Claim, in dem Ronco allein zurückgeblieben ist. Unterstützung erhalten die beiden von Don Miguel Vilasar, einem alten Freund Eddys, auf den er in Hankville trifft.
Es kommt zu einer tödlichen Auseinandersetzung, als sich mehrere Männer in der Nähe des Claims niederlassen. Devlin wird Zeuge der Schießerei und ist von Roncos Zähigkeit fasziniert. Zunächst lässt er den Geächteten laufen.
Lange haben Westernfans auf die Rückkehr Roncos warten müssen. Mehrere Serien haben in den letzten Jahren ihre Wiederauferstehung im Heft, und nun auch im Ebook, noch einmal feiern dürfen. Die 60 Jugendabenteuer sind seit einiger Zeit zwar im Taschenbuch beim Blitz Verlag erhältlich, auf eine Neuauflage im Heftformat mussten die Leser hingegen fast 40 Jahre warten.
Eingriffe in die Texte sind nach Auskunft des Bastei Verlages nicht vorgesehen. Lediglich eine Anpassung an die neuen Rechtschreibregeln wird es geben. Die Cover der ersten Auflagen sind von Günther König gezeichnet worden und waren immer ein Markenkern Roncos. Das wird auch in der Neuauflage so bleiben. Allerdings werden sie nicht eins-zu-eins übernommen, sondern verändert oder ggf. völlig neu ersetzt; allerdings immer mit den Zeichnungen Königs.
Die Romane werden von der Nummer 1 an erscheinen, insofern es Bastei gelingt, sich die Rechte an allen Geschichten zu sichern. Das scheint bis jetzt noch nicht der Fall zu sein und es könnte passieren, dass einige wenige Romane deshalb ausgelassen werden müssen. Der Verlag versichert, sich um die weiteren Rechte zu bemühen, um die Serie möglichst einheitlich zu gestalten.
Gestartet wird mit der originalen Nummer 1. Kenner wissen, dass Ronco erst ab den Nummern 15-20 herum interessant wird. Dann nämlich übernimmt Dietmar Kuegler die Serie und wird Exposés verfassen, die den Autoren einen übergeordneten Handlungsrahmen vorgeben. Kommentatoren scheinen sich einig zu sein, dass die Leser die Durststrecke bis dahin überwinden müssen. Die ersten Romane scheinen über ein Mittelmaß nicht hinaus zu kommen.
Ein Erstlingsband soll dem Leser eine Serie schmackhaft machen. Er soll das grundlegende Konzept und die Hauptpersonen vorstellen und neugierig auf mehr machen. Vielleicht hat man bei Bastei sogar überlegt, direkt mit den Kuegler-Bänden einzusteigen, um dem Leser die ersten Bände zu ersparen. Man scheint sich ganz darauf zu verlassen, dass die Leser die Hintergründe zu Ronco kennen. Man stelle sich vor, eine Serie mit neuen Romanen wird gestartet und man riefe den Lesern zu: Die ersten acht Monate wird es schlecht, dann aber besser. Bleibt bei der Stange. Demzufolge dürfte deutlich werden, dass sich die Neuauflage an ältere Leser richtet, die Ronco damals schon gelesen haben oder aus anderen Gründen nicht zugegriffen haben oder sie zumindest kennen.
Der erste Band ist von Werner Gronwald unter seinem Pseudonym Weston Grosmont verfasst. Er wird die ersten vier Romane schreiben und Ronco dann wieder verlassen. Dass er mit dem Stoff nicht sonderlich gut klar kam, ist an diesem Band deutlich zu merken.
Die Geschichte besteht aus drei einzelnen Episoden, die völlig zerhackt wirken und lieblos aneinander gereiht sind. Im ersten Abschnitt trifft Ronco auf Eddy und Devlin, im zweiten finden sie die Karte und im dritten entbrennt der Kampf im Goldgräberlager. Der Autor hetzt durch die Seiten und dem Leser bleibt kaum Zeit, sich mit den Charakteren zu beschäftigen. Die Aufteilung der Episoden beinhaltet kein klares Muster. Die erste umfasst die Hälfte der Seitenzahl und die zweite ist etwas länger als die dritte. Spannung kommt da nicht auf.
Die einzelnen Episoden könnten als Grundlage für jeweils einen kompletten Roman herhalten. Die Settings sind ausbaufähig und auch die Nebencharaktere haben Potential. Es scheint, als wolle der Autor die geplanten Hauptcharaktere alle in seinem Roman unterbringen. Neben Ronco ist das sein Gegenspieler Ron Devlin und seine beiden Partner Eddy Wagner und Don Miguel Vilasar. Potential ist bei diesen Figuren durchaus vorhanden, leider wirkt vieles abgehackt und völlig gehetzt. Es wäre sinnvoller gewesen, die Charaktere in den ersten Romanen nach und nach einzuführen.
Leser der Jugendbände erkennen, wie gut Kuegler sie mit der Originalserie verzahnt hat. Ronco stellt Überlegungen über das Massaker am Halcon Canyon an, für das Ronco verantwortlich gemacht wird. Er ist der Geächtete, auf den ein Kopfgeld über 5000$ ausgesetzt ist und auf das es Devlin abgesehen hat. Bei Erstlesern dürfte Spannung entstehen und er wird wissen wollen, was genau damals passiert ist.
Zum Ende hin lässt Devlin Ronco laufen. Der Kopfgeldjäger ist beeindruckt davon, wie tapfer dieser seinen Gegnern gegenüber tritt. Der Handlungskniff wirkt wie an den Haaren herbeigezogen. Ronco jetzt fliehen lassen, um ihn wegen der Prämie weiter zu verfolgen, ist derart hanebüchen, dass der Leser schnell die Seiten weiter blättert. Es ist klar, dass Devlin Ronco nicht gleich im ersten Band stellen wird. Der Geächtete muss ja noch weiter gejagt werden. Besser wäre es gewesen, Ronco wäre einfach entkommen.
Im Jahr 1964 bringt Regisseur Sergio Leone mit „Eine Handvoll Dollar“ den ersten Teil seiner Dollar-Trilogie in die Kinos und begründet das Genre des Italowesterns. Zwei weitere Teile folgen, bis er 1968 mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ einen der wichtigsten Meilensteine der Filmgeschichte schafft. Seine Filme bersten vor Gewalt. Sie sind dreckiger und rauer erzählt als ihre amerikanischen Vorbilder, die zu jener Zeit ihren Zenit bereits überschritten haben und oftmals seichtere Familienfilme sind. Die Trennlinien zwischen Gut und Böse verschwimmen und die vermeintlichen Helden greifen selbst zu fragwürdigen Mitteln.
Die Ronco-Serie orientiert sich am Italowestern, als deren erster Band im Jahr 1972 erscheint. Die Reminiszenzen sind unübersehbar. Auf dem Cover ist Ronco abgebildet, der äußerlich an den italienischen Schauspieler Terence Hill angelehnt ist. Hill spielt zu Beginn seiner Karriere in deutlich ernsteren Filmen mit und wird erst später mit Bud Spencer zusammen zum komödiantischen Prügelknaben. Ron Devlin wird als Mann mit einem Raubvogelgesicht beschrieben, der an Lee van Cleef erinnert, dem Gegenspieler von Clint Eastwood in der Dollar-Trilogie. Eddy spielt im Angesicht von drohenden Gefahren eine Todesmelodie und der Leser wird Charles Bronson mit seiner Flöte aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ vor Augen haben.
Ronco ist eine der herausragendsten Westernserien, die jemals in Deutschland veröffentlicht worden sind. In den ersten Bänden wird das noch nicht deutlich. Ronco besteht Einzelabenteuer und ein übergeordneter Handlungsbogen ist noch nicht zu erkennen. Es erscheint alle 14 Tage ein weiterer Roman und um Juni 2026 erreicht die Serie die Nummern, in denen Dietmar Kuegler das Ruder übernommen hat. Es bleibt zu hoffen, dass die Neuauflage diesen Punkt erreicht und der Leser wird mit einer spannenden, außergewöhnlichen Westernserie belohnt werden. Und vielleicht zieht Ronco ja doch einige Leser an, die um Western bisher einen großen Bogen gemacht haben.
10/2025



