Erbschaft um Mitternacht - Im verfluchten Herrenhaus
Erbschaft um Mitternacht
Im verfluchten Herrenhaus
Für den amerikanischen Schriftsteller und Schauspieler John Willard (1885-1942) stellt „The Cat and the Canary“ sicherlich sein bekanntestes Werk dar. Der Stoff wurde erstmals 1927 von Paul Leni als Stummfilm mit Creighton Hale fürs Kino adaptiert, bereits drei Jahre später folgten mit „The Cat Creeps“ von Rupert Julian mit Helen Twelvetrees und George Melfords spanischsprachiger Version „La voluntad del muerto“ mit Antonio Moreno zwei weitere Fassungen. Nach „Erbschaft um Mitternacht“ gab es noch zwei weitere Remakes, 1961 für das schwedische Fernsehen als „Katten och kanariefågeln“ von Jan Molander mit Märta Dorff und 1978 von Radley Metzger eine britische Fassung, die dann auch hierzulande „Die Katze und der Kanarienvogel“ hieß und mit Honor Blackman in der Hauptrolle besetzt war. Die Version aus dem Jahr 1939 hatte mit Bob Hope einen Protagonisten zu bieten, der karrieretechnisch gerade durchzustarten begann. Durch seine wöchentliche Radioshow genoss er schon eine gewaltige Popularität, und das Medium Film hatte der gebürtige Londoner ebenfalls bereits erkundet. Nach einigen Kurzfilmen feierte er sein offizielles Leinwanddebüt in „The Big Broadcast of 1938“, und im Jahr darauf markierte „The Cat and the Canary“ bereits seinen siebten Filmauftritt. Wenig später schrieb er in „Road to Singapore“ an der Seite des Sängers Bing Crosby Filmgeschichte (sechs weitere „Road“-Filme sollten bis 1962 folgen), und seine legendären Fronteinsätze vor US-Soldaten rund um den Globus machten Hope zu einem der beliebtesten US-Amerikaner überhaupt.
Zehn Jahre ist es her, seit Dr. Cyrus Norman das Zeitliche gesegnet hat. Wie er es in seinem Testament bestimmt hat, sollen nun um Punkt Mitternacht seine Erben in seinem abgelegenen Haus in den Sümpfen von Louisiana zusammenkommen, um der Verlesung seines letzten Willens durch Anwalt Crosby (George Zucco) beizuwohnen. Bis zu diesem Tag hat die düstere Miss Lu (Gale Sondergaard) das Haus weiterhin in Schuss gehalten. Als Erben reisen die älteren Damen Miss Cicily (Nydia Westman) und Susan Tilbury (Elizabeth Patterson) an, gefolgt von den jungen Männern Fred Blythe (John Beal) und Charlie Wilder (Douglass Montgomery). Die reizende Jenny Norman (Paulette Goddard) und der Radiokomiker Billy Campbell (Bob Hope) komplettieren die Erbenschar. Cyrus hat diejenigen zu seinen Erben bestimmt, die seinen Namen tragen. Da dies lediglich auf Jenny zutrifft, wird sie vorerst zur Alleinerbin. Es gibt allerdings ein zweites Testament, das besagt, dass andere nachrücken, sollten die zunächst bestimmten Erben binnen dreißig Tagen versterben oder wahnsinnig werden. In der Nacht nach der Testamentsverlesung häufen sich im düsteren Herrenhaus bereits die ersten übernatürlichen Vorkommnisse. Und plötzlich steht Wärter Hendricks (John Wray) vor der Tür, der verkündet, dass aus der benachbarten Irrenanstalt ein gefährlicher Mörder geflohen ist…
Die Gags reichen zwar nur noch für eine amüsante Schmunzelunterhaltung aus. Die Kriminalelemente sind jedoch spannend wie zur Entstehungszeit, da Elliott Nugent das Setting wirkungsvoll zu nutzen verstand und somit hier die Blaupause für das „Haunted House“-Genre geschaffen hat. Das Schauspielerensemble ist bis in Nebenrollen hervorragend besetzt, der Film macht Spaß. Bob Hope („Geliebte Spionin“) spielt noch sehr zurückhaltend und setzt lediglich einige kleinere komische Akzente, wodurch dies zu einem seiner besten Filmauftritte wird. Die deutsche BluRay-Erstveröffentlichung bei OneGate bietet ein sehr gutes Schwarz-Weiß-Bild (im Widescreen-Format 1,78:1), das von einem deutschen Master gezogen wurde, weshalb man in den Genuss von eigens eingedeutschten Buchcovern und handschriftlichen Briefen kommt! Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit englischen Untertiteln) ist nicht zu beanstanden und entspricht den Möglichkeiten der Entstehungszeit – die deutsche Version kam übrigens mit 15jähriger Verspätung 1954 in die Kinos und wartet u.a. mit der Stimme von Klaus Schwarzkopf für Bob Hope auf. Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man bei der Veröffentlichung wieder einmal verzichtet.



