Inka Connection - Experimente mit Embryonen
Inka Connection
Experimente mit Embryonen
Peter Breitwieser hatte in seiner Buchvorlage ein Szenario entworfen, das gar nicht so weit weg von den tatsächlichen medizinischen Möglichkeiten seiner Zeit war und deswegen in Form von milder Science-Fiction ein Schreckensbild unserer Gegenwart entwarf, das mit genügend Spannungsmomenten unterfüttert war, um sein Publikum bei Laune zu halten. Wolf Gremm (1942-2015), der der seit den späten 1960er Jahren auf dem Regiestuhl saß und zu den Vertretern des Neuen Deutschen Kinos zu rechnen ist, hatte sich nach Kinofilmen wie „Tod oder Freiheit“, „Fabian“ und „Kamikaze 89“, in dem sein Kollege Rainer Werner Fassbinder seinen letzten Auftritt vor der Kamera hatte, fast vollständig dem Medium Fernsehen verschrieben. Dort hatte sich Gremm zunächst auf Spannungsstoffe konzentriert und mit Fernsehfilmen wie „Dem Tod auf der Spur“ oder „Im Schatten der Angst“, beide nach Romanvorlagen von Celia Fremlin, Erfolge gefeiert. Dank des DVD-Labels Pidax wurde kürzlich auch die zweiteilige Verfilmung des Romans „Pray for Ricky Foster“ von Jane Johnston, die unter dem Titel „Gesucht wird Ricky Forster“ erschien, wieder allgemein zugänglich gemacht. Nun hat man sich bei Pidax des vier Jahre später erstausgestrahlten Zweiteilers „Inka Connection“ nach dem Buch von Peter Breitwieser angenommen. Wie schon bei „Ricky Forster“ hat sich Gremm auch hier nicht gerade um eine subtile Inszenierung bemüht, und die Tatsache, dass Komponist Pino Donaggio abermals für den Soundtrack verantwortlich zeichnete, unterstreicht die recht plakative und effekthascherische Umsetzung der Geschichte.
Nach einem Unfall ihres zehnjährigen Sohnes Stefan (Mark Schneider) entdeckt dessen Mutter Dagmar Meinberg (Anita Kupsch) in einem Kaufhaus einen exakten Doppelgänger ihres Sprösslings, der mit einer lateinamerikanischen Familie unterwegs ist. Als sie davon ihrem Ex-Mann Frank (Heinz Hoenig) berichtet, wird dieser hellhörig. Denn die Schwangerschaft klappte seinerzeit erst nach etlichen Fehlversuchen mit einer künstlichen Befruchtung. Als Frank den mit ihm befreundeten damaligen Gynäkologen Dr. Möller (Max Volkert Martens) zur Rede stellt, gesteht dieser, dass er Dagmar einen Embryo eingepflanzt habe, den er aus der Nierenklinik von Prof. Simon (Vadim Glowna) erhalten hat. Simons Klinik hat einen exzellenten Ruf, da es bei seinen Patienten fast nie zu Organabstoßungen kommt und auf die Einnahme von Kortison verzichtet werden kann. Trotzdem ist Frank Meinberg, der bei der Interplant arbeitet, die Organtransplantationen überwacht, misstrauisch geworden und versucht, der Angelegenheit auf den Grund zu kommen. Über Prof. Breitenstein (Alexander May) lässt er den Kontakt zu Prof. Simon herstellen, um dessen Klinik genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Grundkonstellation der Geschichte ist spannend, und die Tatsache, dass die Vorkommnisse durchaus nicht vollkommen abstrus klingen, halten das Interesse des Publikums wach. Leider hat Wolf Gremm den Zweiteiler eben auch wieder sehr plakativ und auf weite Strecken naiv in Szene gesetzt. Zeitlupensequenzen zu den dramatisch überhöhten Klängen von Pino Donaggio sind eben alles andere als subtil. Im Laufe der knapp dreistündigen Laufzeit schleichen sich auch immer mehr Logiklöcher und Unwahrscheinlichkeiten in den Details ein, die selbst gutgläubigsten Zuschauern sauer aufstoßen dürften. Der zweite Teil ist dann überwiegend in Ecuador angesiedelt, was den Vorkommnissen einen hübschen Exotikfaktor beschert und auch in einigen gut inszenierten Actionsequenzen gipfelt. Für ein oder zwei unterhaltsame Fernsehabende reicht „Inka Connection“ also durchaus noch, wenn man sich nicht allzu sehr an der effekthascherischen Machart stört. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein akzeptables Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das häufig Bewegungsunschärfen aufweist und deswegen selten über VHS-Niveau hinauskommt. Der deutsche Synchronton (in Dolby Digital 2.0 Stereo) des komplett nachsynchronisierten Zweiteilers ist okay und stets gut zu verstehen, Bonusmaterial wurde nicht mit aufgespielt.