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Vermisst - Während des Militärputsches

Vermisst

Während des Militärputsches

 

Für seinen ersten englischsprachigen Film griff Costa-Gavras tatsächliche Ereignisse aus den frühen 1970er Jahren auf, die der Autor Thomas Hauser in einem Sachbuch rekapituliert hatte. Der stargespickte Film, der 1983 für vier Oscars nominiert war und die Trophäe für das beste Drehbuch gewinnen konnte, ist nun von One Gate wieder neu als BluRay herausgebracht worden.

Der in Griechenland geborene und in Frankreich aufgewachsene Filmemacher Constantin Costa-Gavras (Jahrgang 1933) hat sich schon früh als politischer und gesellschaftskritischer Regisseur einen Namen gemacht. Schon sein dritter Langfilm „Z“ aus dem Jahr 1969 machte ihn international bekannt. In dem Film, in dem es um den Mord an einem Politiker und die Versuche des Militärs und der Regierung geht, diesen zu vertuschen, wurde seinerzeit u.a. mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet, auch Costa-Gavras selbst erhielt Nominierungen für die beste Regie und das beste Drehbuch (das er gemeinsam mit dem Literaten Jorge Semprun geschrieben hatte). Nach weiteren, von der Kritik hochgelobten Filmen wie „Das Geständnis“, „Der unsichtbare Aufstand“ und „Sondertribunal – Jeder kämpft für sich allein“ machte sich Costa-Gavras 1981 an die Inszenierung seines ersten englischsprachigen Films. „Vermisst“ basiert auf dem Buch „The Execution of Charles Horman – An American Sacrifice“ des Journalisten Thomas Hauser, der darin das Verschwinden des US-Amerikaners Charles Horman während des Militärputsches in Chile thematisierte. Hormans Vater war damals nach Südamerika gereist, um gemeinsam mit seiner Schwiegertochter nach dem Verbleib seines Sohnes zu forschen, zu dem ihm weder die chilenische Militärregierung noch die amerikanischen Konsulats- und Botschaftsangestellten eine befriedigende Auskunft erteilen konnten. Der Film ist mittlerweile ebenfalls ein Klassiker, nicht zuletzt aufgrund von Jack Lemmons eindrucksvoller Darstellerleistung.

Charles Horman (John Shea) und seine Frau Beth (Sissy Spacek) sind mit ihrem bescheidenen Leben in Chile recht zufrieden. Charles arbeitet an einem Zeichentrickfilm für Kinder und verfolgt nebenbei seine Ziele, Schriftsteller zu werden. Als er gerade mit der Fotografin Terry Simon (Melanie Mayron) in Viña del Mar ist, ereignet sich der Militärputsch, der zum Tod des Präsidenten Salvador Allende und dem Einsatz der Militärregierung führt, die das südamerikanische Land bis ins Jahr 1990 hinein terrorisieren wird. Nachdem die beiden nach Santiago zurückgekehrt sind, dauert es aber nicht lange, bis Horman von Soldaten aus seinem Haus geführt und verschleppt wird. Beth ist in großer Sorge und setzt alles daran, etwas über den Verbleib ihres Mannes herauszufinden. Charles‘ Vater Ed Horman (Jack Lemmon) reist aus New York an und versucht ebenfalls, seinen Sohn aufzustöbern. Er geht mit einem gewissen Misstrauen an die Situation heran, denn Charles‘ progressive Ansichten gehen nach Meinung Eds fast schon in eine linksextreme Richtung, und er macht für die Verhaftung Charles‘ radikale Meinungsäußerungen verantwortlich.

Costa-Gavras deckt in diesem Film erneut politische Missstände auf, wie man es aus seinen bisherigen Arbeiten bereits gewohnt war. Bei „Vermisst“ hat er sich dem chilenischen Militärputsch des Jahres 1973 angenommen, entlarvt aber neben den Hauptschuldigen auch einige Beteiligte auf der US-Seite, die durch Stillschweigen oder aktives Eingreifen ebenso verantwortlich zu machen sind. Wie die Aufarbeitung der Ereignisse nach dem Ende der Militärdiktatur mittlerweile bewiesen hat, waren diese Anschuldigungen durchaus zutreffend. Der ruhig inszenierte Film beschreibt die Gräuel auf nüchterne Weise, nach und nach aufgedeckt durch die Nachforschungen des Vaters des Opfers, der grandios von Jack Lemmon verkörpert wird. Der eher für seine komödiantischen Rollen („Das große Rennen rund um die Welt“) bekannte Schauspieler konnte hier (nach „Das China-Syndrom“) mal wieder als seriöser Mime glänzen und wurde dafür mit einer Oscar-Nominierung belohnt. Die BluRay-Wiederveröffentlichung bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1), bei dem das Filmkorn mitunter noch erkennbar ist. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo, optional mit deutschen Untertiteln) entspricht der Entstehungszeit und ist nicht zu beanstanden. Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man allerdings auch hier wieder komplett verzichtet.

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