Das große Rennen rund um die Welt - Jubel, Trubel, Sensationen
Das große Rennen rund um die Welt
Jubel, Trubel, Sensationen
Schon der Vorspann des Films macht seinen Zuschauern unmissverständlich klar, was sie in den nächsten 160 Minuten zu erwarten haben – denn Blake Edwards hat sein komisches Mammutwerk „für Mr. Laurel und Mr. Hardy“ gewidmet. Die in Deutschland unter dem Schlagwort „Dick und Doof“ bekannt gewordenen Slapstick-Legenden Stan Laurel und Oliver Hardy stehen wie kaum ein anderer Kinokomiker (vielleicht mal abgesehen von den Three Stooges, die bei uns allerdings nie dieselbe Popularität erreichten) für die Physical Comedy, die sich im gegenseitigen Drangsalieren des anderen Bahn bricht. „Tit for Tat“ (Wie Du mir, so ich Dir) heißt einer der bekanntesten Filme des Duos, der noch heute zu Lachstürmen anregt, da Schadenfreude einfach nie aus der Mode kommt. Auch die filmische Tortenschlacht haben Laurel & Hardy zu wahrer Meisterschaft getrieben. In ihrem 1927 erschienenen „The Battle of the Century“ (Alles in Schlagsahne) wurden 3000 Torten durch die Luft geschmissen, bis keiner der Darsteller mehr saubere Kleider am Leib trug. Dieser Rekord blieb bis ins Jahr 1964 bestehen, als Blake Edwards für einen der Höhepunkte in „Das große Rennen um die Welt“ insgesamt 4000 Torten anfertigen ließ, die in einer fulminanten Sequenz in der Küche einer Zuckerbäckerei als Wurfgeschosse dienen. Der Clou in Edwards‘ Hommage liegt darin, dass der edle Protagonist, der Große Leslie, fast während der gesamten Tortenschlacht nicht einen Kleckser abbekommt.
Im Jahr 1908 tobt ein erbitterter Zweikampf zwischen dem Großen Leslie (Tony Curtis) und Prof. Fate (Jack Lemmon), die sich mit waghalsigen Abenteuern zu Wasser, zu Lande und in der Luft stets mit neuen Rekorden zu übertreffen versuchen. Leslie ist der charmante, wagemutige und faire Held, wohingegen Fate mit skrupellosen, unsauberen Mitteln arbeitet und dem anderen lieber schadet, als selbst etwas zustande zu bringen. Ihr größtes Duell wollen die beide nun in einem Autorennen austragen, das von New York quer durch die USA bis nach Russland führen soll, um schließlich am Eiffelturm in Paris sein Ende zu finden. Maggie DuBois (Natalie Wood) will als Reporterin ebenfalls am Rennen teilnehmen. Mit weiblicher Überzeugungskraft gelingt es der frühen Feministin, den Herausgeber des „New York Sentinel“, Henry Goodbody (Arthur O’Connell), dazu zu überreden, ebenfalls ein Auto ins Rennen zu schicken, dass Maggie fahren darf. Durch die Sabotageakte Fates und seines Assistenten Max (Peter Falk) dauert es nicht lange, bis die meisten Konkurrenten aus dem Weg geräumt sind. Auch Maggies Wagen macht schlapp, aber Leslie ist Gentleman genug, die aparte Dame in seinem Gefährt mitzunehmen – sehr zum Missfallen seines Co-Piloten Hezekiah (Keenan Wynn).
Es ist unglaublich, mit welch enormem Aufwand Blake Edwards diese historische Komödie inszeniert hat. Unzählige eigens für den Film mit viel Liebe von Fernando Carrere designte Fahrzeuge kommen zum Einsatz, wahre Statistenheere in historischen Kostümen bevölkern die Szenen, die oft auch an Originalschauplätzen rund um die Welt gedreht wurden. Die wunderbare Darstellerriege lässt auch heute noch kein Auge trocken, insbesondere Jack Lemmon kann (in einer Doppelrolle!) etliche Komödienhighlights liefern. So gibt es in diesem Film allerhand zu bestaunen. Die breite, an Vorbilder aus der Stummfilmzeit angelehnte visuelle Komik kann Zuschauer sämtlicher Altersschichten begeistern und hat auch sechzig Jahre nach der Uraufführung des Films nicht von ihrem Unterhaltungswert eingebüßt. Das Mediabook enthält eine DVD und eine BluRay des Films. Letztere bietet ein exzellentes restauriertes Bild (im Widescreen-Format 2,35:1). Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 5.1, Deutsch optional auch in Dolby Digital 2.0 Mono, wahlweise auch mit englischen und deutschen Untertiteln) ist ebenfalls nicht zu beanstanden und durchweg gut zu verstehen. Als Extras gibt es ein zeitgenössisches „Hinter den Kulissen“-Feature (15 Minuten), zeitgenössische Interviews mit Jack Lemmon, Tony Curtis, Keenan Wynn, Arthur O’Connell, Dorothy Provine, Larry Storch, Produzent Martin Jurow, Kostümbildnerin Edith Head und Komponist Henry Mancini (zusammen 27 Minuten), eine zeitgenössische Tour mit Martin Jurow durch eine Ausstellung zum Film in den Warner-Bros.-Studios (11 Minuten), den englischen Kinotrailer sowie eine unglaublich große animierte Bildergalerie (rund 400 Motive).
Kommentare
www.zauberspiegel-online.de/index.php/krimi-thriller-mainmenu-12/gesehenes-mainmenu-160/35761-tollkuehne-maenner-in-knatternden-kisten-monte-carlo-rallye
Und genau das isser: Ein Kindheitsklassiker!
Auch ich habe diesen Film in guter Erinnerung. Er lief (glaube ich) sogar in den DDR Kinos.
Aber kann ich dieses Film heute noch (mit 63) mit dem gleichen Genuß wie damals sehen? Mit 9 oder 10 Jahren fand ich Jack Lemmon als Prof. Fate umwerfend komisch. Finde ich ihn heute nicht eventuell sogar albern?
Aber ich werde ihn mir mal gönnen. Nicht auf Blu-Ray, hier reicht mir die DVD, welche man für wenige EURO im Ebay bekommen kann.
Als Filmsammler hat mich manch alter "Schinken" wieder überrascht, aber auch manchmal bitter enttäuscht. Bin gespannt.
Danke für diesen Beitrag, Frank!