Dracula (1931) - Der Untote lebt
Dracula (1931)
Der Untote lebt
Als im September 1930 die Dreharbeiten zu „Dracula“ in den Universal Studios in Kalifornien begannen, konnte von den Beteiligten sicherlich noch niemand ahnen, dass dieser Film nicht nur ihre Karrieren nachhaltig beeinflussen, sondern auch das Horrorgenre an sich revolutionieren sollte. Regisseur Tod Browning (1880-1962) kam vom Zirkus und hatte beim Film als Schauspieler begonnen, bevor er sich aufs Inszenieren verlagerte. Neben „Dracula“ ist auch seine zutiefst humane Monstrositätenschau „Freaks“ zu einem zeitlosen Klassiker geworden. Der im heutigen Rumänien, ganz in der Nähe von Transsilvanien, geborene Bela Lugosi (1882-1956) war bereits ein vielbeschäftigter Filmschauspieler, der vor „Dracula“ schon in über 40 Filmen vor der Kamera gestanden hatte – zumeist natürlich in Stummfilmen (der Tonfilm entstand schließlich erst 1927), was man seiner Interpretation in diesem Film auch noch sehr deutlich anmerkt. Die Universal Pictures hatten angesichts des Erfolgs von „Dracula“ im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt und verfilmten schon wenige Monate später Mary Shelleys „Frankenstein“ mit Boris Karloff als Monster. Von da ab spezialisierte sich das Studio auf Horrorstoffe, die es wie am Fließband produzierte und die heute zu den großen Klassikern des Genres geworden sind und Standards gesetzt haben. Auch fast 100 Jahre nach Beginn der Dreharbeiten ist Tod Brownings Version von „Dracula“, die auch auf der Bühnenstückadaption von Hamilton Deane und John L. Balderston basiert, ein überaus faszinierender und grandios fotografierter (vom Deutschen Chefkameramann Karl Freund!) Horrorfilm, den man gesehen haben sollte.
Renfield (Dwight Frye) reist mit einer Kutsche nach Transsilvanien, wo er dem Grafen Dracula (Bela Lugosi) Verträge für den Kauf eines Anwesens in England überbringen soll. Die Dorfbewohner wollen mit der Sache nichts zu tun haben, Dracula hat in der Region einen unheimlichen Ruf und keiner traut sich in seine Nähe. Renfield erreicht dessen Schloss dennoch – und wird noch in der Nacht vom Grafen, der ein blutsaugender Vampir ist, gebissen. Daraufhin verliert Renfield zunehmend den Verstand, ist seinem „Meister“ aber willenlos ergeben. Die Überfahrt nach England in einem Schiff überleben nur Dracula und Renfield, der nach Ankunft bei Dr. Seward (Herbert Bunston) in die Irrenanstalt eingeliefert wird. Draculas Anwesen befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Sewards Privathaus, und der Graf hat bereits ein Auge auf dessen aparte Tochter Mina (Helen Chandler) geworfen. Bei einem Konzertbesuch stellt sich der neue Nachbar den Sewards vor, und macht dabei auch die Bekanntschaft mit Minas Verlobtem John Harker (David Manners) und ihrer besten Freundin Lucy Weston (Frances Dade). Lucy ist die erste, die den Vampirzähnen des Grafen Dracula zum Opfer fällt. Als er sich auch an Mina heranmachen will, naht Hilfe in Gestalt von Sewards renommiertem Kollegen Prof. Van Helsing (Edward Van Sloan), der schnell durchschaut, was sich hier abspielt.
„Dracula“ hat das Genre definiert wie kaum ein anderer Film: Wabernde Nebelbänke, flatternde Fledermäuse (die man in der deutschen Synchronfassung leider mit unpassenden Zwitschergeräuschen unterlegt hat), heulende Wölfe und ein mit starrem Blick und einer kunstvoll ausgeleuchteten Augenpartie umherschleichender Vampirgraf erzeugen eine wundervoll gruselige Grundstimmung. Die von Karl Freund exzellent ausgeleuchteten Schwarz-Weiß-Aufnahmen haben ebenfalls nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. Bela Lugosi kann man in seinen Gesten und Manierismen den Stummfilmschauspieler zwar noch sehr deutlich anmerken, was das Ergebnis aber nicht weniger beeindruckend macht. Tod Brownings Inszenierung ist sparsam, aber höchst effektiv. Interessant ist nicht nur, dass man weder Blut noch Bissspuren, sondern noch nicht einmal Vampirzähne jemals gezeigt bekommt! Die BluRay-Wiederveröffentlichung bei One Gate bietet ein sehr gutes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen stets gut verständlichen Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Mono, optional mit deutschen und englischen Untertiteln). Zusätzlich hat man hier noch eine größere Bildergalerie mit Aushangfotos des Films mit aufgespielt.




Kommentare
So wurde Boris Karloff zum neuen Star von Universal und Lugosi musste sich mit unbedeutenderen Rollen zufrieden geben. Den Erfolg von "Dracula" konnte er nie wiederholen, auch wenn er sie in einer Komödie des Duos Abbott & Costello nochmal spielen durfte.
Was mir an diesem Film total missfällt ist die fehlende Musik und die kammerspiel-artige Handlung. Es fehlte wohl am notwendigen Budget, und deshalb verfilmte man einfach das Bühenstück.