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Ein Toter braucht kein Alibi - Ein Anfall von Amnesie

Ein Toter braucht kein Alibi

Ein Anfall von Amnesie

 

1967 verfilmte Karlheinz Bieber für das ZDF ein Kriminalstück aus der Feder von Lester Powell. Für „Ein Toter braucht kein Alibi“ konnte er vor der Kamera ein exzellentes Darstellerensemble versammeln, das kurz zuvor auch international für Furore gesorgt hatte. Nun ist der rund einstündige Kriminalfilm in Schwarz-Weiß bei „Pidax Film-Klassiker“ erstmals auf DVD erschienen.

Lester Powell (1912-1993) ist heute wahrscheinlich noch am bekanntesten für die Drehbücher, die er zu Beginn der 1960er Jahre für die Kultserie „Mit Schirm, Charme und Melone“ geschrieben hat. Seinerzeit war der britische Kriminalautor aber auch noch durch andere Stoffe berühmt. So hatte er beispielsweise den Privatdetektiv Philip Odell erfunden, der zunächst in einer Hörspielreihe reüssierte und danach auch in einigen Romanen und Kurzgeschichten weiterlebte. Bereits 1952 entstand mit „Vom Täter fehlt jede Spur (Lady in the Fog)“ eine Filmadaption, in der Cesar Romero in die Hauptrolle schlüpfte. 1967 war Powells Name Krimikennern durchaus ein Begriff, als sich Karlheinz Bieber („Yester – der Name stimmt doch?“) entschied, Powells Radioserie „Return from Darkness“ aus dem Jahr 1948 in einen Fernsehfilm mit dem Titel „Ein Toter braucht kein Alibi“ umzuschreiben. Im Jahr 1951 hatten Hammer Films aus dem Stoff ebenfalls schon einen einstündigen Film gezimmert, der als „The Black Widow“ mit Christine Norden und Robert Ayres von Vernon Sewell inszeniert wurde. Für die deutsche Version konnte Bieber auf ein ausgezeichnetes Darstellerensemble zurückgreifen: Wolfgang Kieling (1924-1985) hatte im Jahr zuvor unter Alfred Hitchcock in „Der zerrissene Vorhang“ sicherlich eine seiner bekanntesten Rollen gespielt, Karl Michael Vogler (1928-2009) war gerade in großen internationalen Produktionen wie „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ oder „Der blaue Max“ mit von der Partie gewesen, und auch Eva Pflug (1929-2008), die im Jahr zuvor Tamara Jagellovsk in „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ verkörperte, hatte mit der US-Serie „Blue Light“ bereits im Ausland gedreht.

Liz Renfrew (Eva Pflug) hat den Tod ihres Mannes zu beklagen, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt ist. Ihre Trauer hält sich allerdings in Grenzen, denn sie schmiedet bereits Pläne, mit ihrem Liebhaber Steve Craig (Karl Michael Vogler) in ein anderes Land auszuwandern. Der besorgte Sergeant Bristow (Peter Schiff) sucht die Witwe abends vor der Beerdigung auf, um sie darüber zu informieren, dass in der Nachbarschaft wohl ein Mörder umherstreunt. Kurze Zeit später wird Liz in ihrem Wohnzimmer tatsächlich von einem Eindringling überrascht, aber es handelt sich um niemand anderen als ihren angeblich verstorbenen Ehemann Mark (Wolfgang Kieling). Der hat in den zurückliegenden Tagen an einer anhaltenden Amnesie gelitten und kann sich überhaupt nicht erinnern, was ihm in dieser Zeit widerfahren ist. Blitzschnell überlegt Liz, dass Mark der gesuchte Mörder sein könnte und es zum Vorteil aller wäre, wenn er die Polizei nicht kontaktiert. Immerhin ist er offiziell tot und soll in Kürze begraben werden. Heimlich setzt sich Liz wieder mit Steve in Verbindung und überlegt, wie sie ihren Plan vom gemeinsamen Leben im Ausland nun doch noch realisieren können.

Klein, aber fein! Karlheinz Biebers einstündiger Fernsehfilm ist schnörkellos auf den Punkt hin inszeniert und weist keinerlei Durchhänger auf. Zügig wird die düstere Kriminalspannung aufgebaut und durchweg am Köcheln gehalten. Es ist auch heute noch ein wahrer Genuss, die Top-Schauspieler ihrer Generation mit großer Leidenschaft vor der Kamera agieren zu sehen. Insbesondere Wolfgang Kieling gelingt es auch hier wieder, den rätselhaften Antihelden zu spielen, der voller Geheimnisse bleibt und im Laufe der Handlung immer wieder neue Facetten seines Charakters offenbart. Für Liebhaber raffinierter und atmosphärischer Spannungsunterhaltung vorbehaltlos zu empfehlen. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein ganz gutes, mitunter leicht verwaschenes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Bonusmaterial hat man trotz der kurzen Laufzeit des Films leider nicht mit aufgespielt.

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