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S.O.S. Morro Castle - Katastrophe an Bord

S.O.S. Morro Castle

Katastrophe an Bord

 

Katastrophen üben seit jeher eine große Faszination auf die Menschheit aus, und so verwundert es nicht, dass sie auch immer wieder Gegenstand von Filmen und anderen Medienformen sind. Frank Wisbar inszenierte im Jahr 1966 für das ZDF den Zweiteiler „S.O.S. Morro Castle“, der sich mit dem bis dato schwersten Schiffsunglück der US-Historie befasste. Bei „Pidax-Historien-Klassiker“ erscheint dieser am 22. Mai zum ersten Mal auf DVD.

Wenn man an große Schiffskatastrophen denkt, fällt einem natürlich zuallererst die Titanic ein. Die Kollision des Passagierdampfers mit einem Eisberg im Nordatlantik bei seiner Jungfernfahrt im Jahr 1912 wurde medial dutzendfach ausgeschlachtet und blieb deswegen auch mehr als einhundert Jahre nach dem Unglück fest im Bewusstsein der Menschen verankert. Beim Namen „Morro Castle“ dürften hingegen heutzutage nicht mehr allzu viele Menschen wissen, dass es sich dabei ebenfalls um den Namen eines Passagierschiffes handelt, dessen kurze Dienstzeit (es war vier Jahre auf See) in einer Katastrophe endete, bei der mehr als 130 Menschen ums Leben kamen. Auch im Falle des US-Schiffes, das 1934 vor der Küste New Jerseys während einer Fahrt von Havanna nach New York manövrierunfähig dahintrieb, nachdem die Passagiere und die Mannschaft über Bord gegangen waren, sind die Hintergründe derart abenteuerlich, dass sich die Geschichte für eine mediale Umsetzung geradezu anbietet. Für den 1966 vom ZDF in Auftrag gegebenen Zweiteiler, der als Dokumentarspiel konzipiert war, konnte man mit Frank Wisbar (1899-1967) einen Regisseur gewinnen, der mit Spielfilmen wie „Hunde, wollt ihr ewig leben“ und „Nacht fiel über Gotenhafen“ einige der anspruchsvollsten und kommerziell erfolgreichsten Nachkriegsfilme realisiert hatte, die auch des Öfteren auf tatsächlichen Vorkommnissen basierten. Das ist auch bei „S.O.S. Morro Castle“ der Fall, der sich auf Aussagen von Zeitzeugen und Gerichtsprotokolle stützt und auch stilistisch in zwei Teile zerfällt.

Im ersten, rund eine Stunde langen Teil wird die eigentliche Schiffskatastrophe an Bord der Morro Castle geschildert. Kapitän Jackson (Ernst Schiffner) ist überraschend an einem Herzanfall gestorben, aber einige Besatzungsmitglieder schließen auch ein Verbrechen nicht aus. Denn der Kapitän hatte den zweiten Funker Frank Harper (Fritz Suppan) auf dem Kieker, den er von seinem Vorgesetzten George Rogers (Wolfgang Kieling) dauerhaft überwachen ließ. Angeblich hatte Harper Verbindungen zum kubanischen Untergrund und bei der Abfahrt in Havanna sprengbares Material an Bord geschmuggelt. Der erste Offizier Richman (Peter Lehmbrock) wird nach dem Tod Jacksons zum Kommandanten des Schiffes ernannt. Als im Schreibzimmer der Morro Castle kurz danach ein Feuer ausbricht, scheint Richman mit der Situation überfordert. Auch er hat direkt Frank Harper im Verdacht, gibt aber einige krude Befehle, die das Ausbreiten des Feuers nicht verhindern können. Bald schon steht das halbe Schiff in Flammen und die über 500 Menschen an Bord versuchen panisch, sich einen Platz auf den Rettungsbooten zu sichern. Der rund anderthalbstündige zweite Teil des Fernsehfilms widmet sich den Jahren nach dem Unglück, bei dem die Vorkommnisse in Gerichtsverfahren untersucht wurden und durch einige unglaubliche Zufälle völlig neue Erkenntnisse ans Tageslicht traten.

Frank Wisbar hat auch diesen Zweiteiler mit einer gehörigen Portion Spannung in Szene gesetzt. Die eigentliche Brandkatastrophe wurde mit einem immensen Aufwand mit handgemachten Tricks realisiert, die fast alle auch heute noch für Staunen sorgen können (lediglich einige Sekunden lang wird ein Schiffsmodell gezeigt, das man als solches erkennen kann). Ohne die Handlung mit Sentimentalitäten oder aufgesetzten Privatschicksalen zu verwässern, konzentrieren sich die Macher auf die Fakten und das Handeln der Schiffsbesatzung. Im zweiten Teil dominieren die Dialogszenen vor Gericht, aber auch hier werden noch Szenen außerhalb des Justizsaals nachgestellt, die für Abwechslung sorgen und spannend gefilmt sind. Die DVD-Erstveröffentlichung des insgesamt 151-minütigen Zweiteilers erfolgt bei Pidax auf einer Scheibe, deren Bild (im Vollbildformat 1,33:1) gut ausgefallen ist, aber noch Verschmutzungen und Aktmarker aufweist. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist nicht zu beanstanden, Bonusmaterial ist keines vorhanden.

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