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Der Fall Kapitän Behrens - Fremdenlegionäre an Bord - Blinde Passagiere

Der Fall Kapitän Behrens –

Fremdenlegionäre an Bord

Blinde Passagiere

 

Wolfgang Staudte war nicht nur einer der wichtigsten deutschen Nachkriegskinoregisseure („Der Untertan“, „Rosen für den Staatsanwalt“), sondern hat mit seinen Inszenierungen auch die damalige deutsche Fernsehlandschaft immer wieder bereichert. Mit „Der Fall Kapitän Behrens – Fremdenlegionäre an Bord“ adaptierte er 1966 einen zehn Jahre alten authentischen Fall. Der ZDF-Fernsehfilm erscheint am 22. Mai erstmals auf DVD.

In den 1960er Jahren war im Abendprogramm der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland das sogenannte Dokumentarspiel ein bewährter Quotenbringer. Renommierte Regisseure widmeten sich dabei authentischen historischen Vorkommnissen, die die entsprechenden Drehbuchautoren anhand von Gerichtsakten, Protokollen oder anderen Dokumenten möglichst detailreich nachzeichneten. Gestandene Schauspielgrößen wurden dann für die wichtigen Rollen besetzt, in denen sie ihren prominenten Vorbildern Leben einhauchten, denn die akribisch erdachten Spielszenen sollten ebenfalls möglichst nah an der Realität bleiben. Viele dieser Dokumentarspiele griffen sehr komplexe Zusammenhänge auf (weswegen sie gerne auch als Mehrteiler ausgestrahlt wurden), die auch heute noch von großer historischer Bedeutung sind und deswegen nichts an Relevanz eingebüßt haben. In den letzten Jahren hat man beim Label Pidax in diesem Kontext u.a. „Bürgerkrieg in Russland“ oder „Die Münchner Räterepublik“ veröffentlicht und damit aufgezeigt, wie ambitioniert und intelligent seinerzeit deutsche Fernsehabendunterhaltung sein konnte. Ein weiterer Beitrag wird nun unter dem Titel „Der Fall Kapitän Behrens – Fremdenlegionäre an Bord“ herausgebracht. Dessen historische Relevanz hat im Laufe der letzten 60 Jahre zwar abgenommen, 1966 hingegen, als die Vorkommnisse gerade mal zehn Jahre zurücklagen, noch gehörig die Gemüter erhitzt. Davon abgesehen kann man den Fernsehfilm aber auch heute noch genießen, da er überaus spannend inszeniert ist.

1956 während des Algerienkrieges liegt im Hafen von Algier ein deutsches Handelsschiff mit Motorenschaden im Hafen. Es ist das einzige deutsche Schiff vor Ort, und einige deutsche Fremdenlegionäre, die aus der Armee desertiert sind, flüchten sich an Bord der „Neustadt“, um mit ihr wieder in die Heimat zurückzukommen. Die französischen Behörden haben bereits den Verdacht, dass die Deserteure diesen Plan haben, weshalb Kriminalkommissar Dulac (Narziß Sokatscheff) und der Hafenkommandant (Heinz Piper) die Durchsuchung des Schiffes anordnen. Kapitän Behrens (Wolfgang Preiss) zeigt sich kooperativ, ist aber auch der einzige seiner Mannschaft, der nichts von den blinden Passagieren weiß. Die neun Legionäre (u.a. Franz Rudnick, Jürgen Janza und Marquard Bohm) hat die Mannschaft in einem der Trinkwassertanks des Schiffes versteckt, wo sie auch unentdeckt bleiben. Der erste Offizier Kröger (Hans Schellbach) und der erste Ingenieur Jacobs (Jochen Sehrndt), die von der Existenz der versteckten Mitreisenden wissen, geraten in Gewissenskonflikte, als die Männer während des Abschleppens der „Neustadt“ auf hoher See ihren Schlupfwinkel verlassen und den Kapitän mit ihrer Anwesenheit konfrontieren. Behrens‘ Reaktion darauf wurde anschließend in zwei Prozessen verhandelt, die dem Film für seine Rahmenhandlung dienen.

Man hat für diesen spannend gemachten Fernsehfilm keine Kosten und Mühen gescheut, auf echten Schiffen gedreht und zahlreiche On-Location-Aufnahmen in die Handlung eingeflochten, damit diese nicht nur innerhalb eines Gerichtssaals angesiedelt ist. Gleichwohl haben die Autoren Günter Wolf und Peter Ernst ihr Drehbuch mit intelligenten Dialogen gefüttert, so dass auch die Wortgefechte bei der Verhandlung nichts an Dramatik und Spannung vermissen lassen. Aus dem durchweg passend zusammengestellten Schauspielerensemble (in dem es keine einzige weibliche Sprechrolle gibt!) ragt besonders Wolfgang Preiss (1910-2002) in der Titelrolle hervor. Die DVD-Erstveröffentlichung in der Reihe „Pidax Historien-Klassiker“ bietet ein sehr scharfes Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1), bei dem allerdings noch Verschmutzungen und Aktmarker zu sehen sind. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist durchweg gut zu verstehen und entspricht den Möglichkeiten zur Entstehungszeit. Extras sind keine mit aufgespielt worden.

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