Spieletipp zu Weihnachten 2025 - Einfach und doch raffiniert
Spieletipp zu Weihnachten 2025
Einfach und doch raffiniert
„3 Chapters“ ist ein kleines Karten-Stichspiel, das Joe Hout entwickelt hat und das nicht zuletzt auch dank der gelungenen Illustrationen von Jan Bintakies ein echter Hingucker ist. Erschienen ist es bei Amigo, einem seit Jahren immer wieder durch seine einfachen und doch raffinierten Kartenspiele beeindruckenden Verlag (man denke nur an Klassiker wie „Bohnanza“, „Wizard“ oder „6 nimmt!“, die alle mittlerweile auch in verschiedenen Varianten und Ablegern neue Fans hinzugewinnen). Schon die Spieleverpackung stimmt auf den Inhalt des Spiels ein, ist sie doch wie ein altes gebundenes Buch gestaltet. „3 Chapters“, also „3 Kapitel“, entführt die zwei bis sechs Spieler ab 10 Jahren nämlich in die Welt der Märchen und Sagen. Den Spielern stehen fünfzig individuelle Spielkarten zur Verfügung, die jeweils einen Wert zwischen 1 und 50 aufgedruckt haben. Darunter finden sich etliche bekannte und beliebte Märchenfiguren, beispielsweise Schneewittchen und die Zwerge (davon gibt es sechs individuelle Zwergenkarten, denn eine bildet mit „Zwerge der Freundschaft“ gleich zwei der kleinen Bergarbeiter ab), Hänsel und Gretel, Alice und weitere Figuren aus dem Wunderland (Tweedledee und Tweedledum, das weiße Kaninchen, die Herzkönigin, Humpty Dumpty, der Hutmacher und die Grinsekatze), Rotkäppchen und der große böse Wolf, aber auch einige eher generische Figuren wie Hexe, Zauberer, Riese, Vampir, Prinz und Prinzessin. Die stärkste Karte im eigentlichen Stichspiel ist der Drache mit derm Wert 50, die Karte mit dem Wert 1 ist der Gestaltwandler. Der kann jedes der acht verschiedenen Attribute annehmen, von denen jede Karte mindestens eines besitzt. Attribute sind Kartenkategorien wie Monster, Bösewicht, Kind, Tier, Krone oder Zauber. Die meisten Karten haben nämlich zusätzlich noch Fähigkeiten mit aufgedruckt, die den Ausspielenden in den Kapiteln 2 und 3 des Spiels Punkte in Form von Kristall-, Herz- oder Stern-Markern bescheren können.
Doch zunächst gilt es, das erste Kapitel zu meistern. Da werden alle fünfzig Karten gemischt und jedem Mitspielenden acht davon ausgeteilt. Selbst beim Maximum von sechs Spielenden bleiben also zwei Karten übrig, die unbesehen in die Schachtel zurückwandern und in dieser Runde nicht mitspielen. Je weniger Spielende dabei sind, desto mehr Karten fallen weg. Nun pickt sich jeder Spielende aus den acht Handkarten eine heraus, die er behalten möchte, und legt diese verdeckt vor sich ab. Haben sich alle entschieden, wandern die verbleibenden sieben Karten im Uhrzeigersinn an den nächsten weiter, der daraus abermals eine Karte für sich auswählt und die restlichen weiterreicht. Das geht so lange, bis jeder Spielende insgesamt sieben Karten sein eigen nennt, denn die letzte Karte jedes Spielenden wandert ebenfalls in die Schachtel zurück. Kleine Abweichungen von der Regel gibt es beim Spiel zu zweit oder dritt, die hier aber nicht näher beschrieben werden sollen, da das Spiel seinen größten Reiz ohnehin erst dann entwickelt, wenn möglichst viele mitspielen. Nun ist das erste Kapitel bereits beendet, und das eigentliche Stichspiel beginnt. In Chapter 2 beginnt der Spielende, der zuletzt einen Hasen gesehen hat. Er wählt eine seiner Handkarten aus und legt sie offen vor sich in die Tischmitte. Reihum spielt jeder weitere ebenfalls eine seiner Handkarten offen aus. Den Stich gewinnt schließlich derjenige, dessen Karte dabei den höchsten Zahlenwert aufweist. Dafür erhält der Spielende schon mal einen Stern-Marker, der am Spielende 2 Punkte wert ist. Bevor jeder seine eigene Karte wieder zurücknimmt und offen bis zur Schlusswertung vor sich liegen lässt, werden in Chapter 2 nun auch noch die Fähigkeiten der ausgespielten Karten ausgewertet. Hier kann man beispielsweise zusätzlich noch Herz-oder Kristall-Marker erhalten (ein Herz-Marker ist am Spielende einen Punkt wert, je zwei Kristall-Marker bringen ebenfalls einen Siegpunkt), wenn die individuellen Fähigkeiten erfüllt sind. Also z.B., wenn Jack (der mit der Bohnenstange) gleichzeitig mit dem Riesen im Stich liegt oder die Schöne und das Biest zusammen ausgespielt sind. Bei manchen Karten beschränken sich die Fähigkeiten entweder auf Kapitel 2 oder 3, in der Regel gelten diese jedoch für beide Kapitel gleichermaßen.
Nachdem alle Stichrunden absolviert sind, geht das Spiel in Kapitel 3 über. Hier werden die eigenen Karten nun auf erfüllte Fähigkeiten überprüft. Jede einzelne der eigenen Karten wird nacheinander ausgewertet und der Spielende erhält dafür (sofern die Bedingungen erfüllt sind) entsprechende Marker. Wer am Ende dieser letzten Auswertung die meisten Kristall-Marker hat, erhält noch einmal vier weitere dazu. Dann werden alle Stern-, Herz- und Kristall-Marker der Spielenden nach dem Punktesystem zusammengezählt, und es gewinnt, wer am meisten Punkte ergattern konnte. Bei Gleichstand ist derjenige der Sieger, der die höchste Punktekarte in seiner Auslage hat. „3 Chapters“ ist ein schnell zu erlernendes und flott mal gespieltes Kartenspiel (ca. 30 Minuten Spielzeit), bei dem man schon ein wenig taktieren kann. Man erhält durch die Kartenweitergabe in Kapitel 1 einen groben Überblick, welche Karten im Spiel sind. Hohe Karten bringen einem zwar relativ sicher Stiche, aber die individuellen Fähigkeiten und ihre Erträge sollte man auch nicht verachten. Außerdem kann man auch durch das Zusammenstellen des eigenen Sets punkten, da man im Laufe des Spiels keine Karte davon verliert und die Kombinationen der eigenen Karten in Kapitel 3 gewertet werden. Einen höheren Glücksfaktor erhält „3 Chapters“ im Spiel zu zweit, da dann noch zwei imaginäre Geisterspieler beteiligt sind, deren Karten ebenfalls mit in den Stich gelegt werden (die Geisterspieler erhalten dafür aber keine Punkte). Ein hübsch gestaltetes Stichspiel mit sehr originellen Regeln und mit einem märchenhaft-hübschen Szenario, das altersunabhängig Spaß macht.



