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Die Münchner Räterepublik - Sturz der Monarchie

Die Münchner Räterepublik

Sturz der Monarchie

 

In den Jahren 1918/19 war die deutsche Nation nach dem Ende des Ersten Weltkriegs politisch vollkommen zerrissen. Auch in Bayern strebte man nach einer neuen demokratischen Regierungsform, die die Monarchie ablösen sollte. In ihrem zweiteiligen Dokumentarspiel „Die Münchner Räterepublik“, das nun erstmals auf DVD erschienen ist, haben sich Autor Hellmut Andics und Regisseur Helmuth Ashley dieser Zeit des Aufruhrs gewidmet.

Der österreichische Autor Hellmut Andics (1922-1998) versammelt in seinem medialen Œuvre die unterschiedlichsten Werke, die man nur schwerlich mit ein und demselben Mann in Verbindung bringen kann. Ende der 1950er Jahre ist er als Drehbuchautor erstmals in Erscheinung getreten, aber Filme wie „Hoch klingt der Radetzkymarsch“, „Mädchen für die Mambo-Bar“ oder „12 Mädchen und 1 Mann“ sind triviale Massenware, die längst in Vergessenheit geraten wäre, wenn diese Werke nicht immer mal wieder auf den deutschen Fernsehsendern ausgestrahlt würden. Erst Mitte der 1960er Jahre wurden Andics‘ Bücher deutlich gehaltvoller, als er im Medium Fernsehen seine wahre Berufung fand. Hier entstanden die Vorlagen für publikumswirksame Mehrteiler, die auch von der Kritik begeistert aufgenommen wurden. Ein zentrales Element vieler dieser Andics-Drehbücher war der Gedanke der Revolution der Arbeiterklasse, die sich im 20. Jahrhundert in den unterschiedlichsten Ländern vollzog. Einige dieser Arbeiten hat das Label Pidax in den zurückliegenden Jahren wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, indem Titel wie „Bürgerkrieg in Russland“ oder „Der spanische Bürgerkrieg“ auf DVD veröffentlicht wurden. Nun folgt mit „Die Münchner Räterepublik“ die Rekapitulation der deutschen Revolution, die zumindest teilweise ebenfalls bürgerkriegsähnliche Situationen hervorrief.

Der Erste Weltkrieg ist noch nicht beendet, als man in München bereits darüber nachdenkt, wie nach der Kapitulation mit Deutschland weiter verfahren werden kann. Der Sozialdemokrat Kurt Eisner (Charles Regnier) nimmt dabei eine entscheidende Rolle ein, denn der Politiker und Journalist gilt als Anführer der Novemberrevolution des Jahres 1918, der sich für einen Sturz der Monarchie und größere Rechte für die Arbeiter und Bauern stark machte. Andere Sozialdemokraten, wie Johannes Hoffmann (Carl Lange) oder Erhard Auer (Peter Pasetti) von der Mehrheits-SPD (MSPD), sahen in Eisner einen unliebsamen Konkurrenten, den es auszustechen galt. Weitere wichtige Protagonisten um das Ränkespiel der Macht waren Erich Mühsam (Dieter Eppler), Gustav Landauer (Harry Kalenberg) und der Schriftsteller Ernst Toller (Christoph Bantzer), die eine eher anarchistisch-pazifistische Einstellung an den Tag legten. Wesentlich radikaler indes verhielt sich der Matrose Rudolf Egelhofer (Harald Dietl), der im weiteren Verlauf zum Stadtkommandanten von München ernannt wurde und schließlich als Oberkommandierender der Roten Armee maßgeblich an den politischen Umwälzungen im „Freistaat Bayern“ beteiligt war, die kurz vor der Ära der Weimarer Republik ganz Deutschland in Atem hielten.

Wie man es von einem historischen Dokumentarspiel der Intertel-Produktionsgesellschaft von Helmut Ringelmann („Das Kriminalmuseum“) gar nicht anders erwartet, ist auch „Die Münchner Räterepublik“ ein akribisch recherchierter Zweiteiler geworden, der sich fast ausnahmslos in dialogreichen Wortschlachten entfaltet und die Dramatik in intellektuelle Höhen befördert. Das gelingt auch hier wieder recht überzeugend, da man erneut auf eine ganze Riege talentierter und bekannter Theater- und Fernsehstars zurückgreifen konnte, deren Monologen man mit Genuss folgen mag. Der erste Teil ist etwas straffer als der zweite ausgefallen, was aber der immer verwirrenderen und undurchsichtigeren politischen Lage geschuldet ist, die hier behandelt wird. Für ein geschichtlich interessiertes Publikum ist dieser rund dreistündige Zweiteiler eine gelungene und unterhaltsame Zusammenfassung der damaligen Ausnahmesituation in Deutschland. Die DVD-Erstveröffentlichung auf einer Scheibe bietet ein gutes Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen durchweg gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man verzichtet.

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