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Werkstattbericht zu Bd. 13 "Deus Ex Machina"

Lobet den Verfasser

Ein Werkstattbericht ...

 

Ich gehöre zu den Autoren, die gerne mal gelobt werden. Das gebe ich unumwunden zu. So ein freundschaftliches Schulterklopfen, gepaart mit einem angenehmen Streicheln des Egos, tut doch der Seele zwischendurch gut.

Schließlich hat ein Autor mit dem besten Freund des Menschen (nennt sich auch Hund, für die, die es nicht wissen) viele Gemeinsamkeiten aufzuweisen, der hin und wieder mal zu hören bekommt, was er/sie doch für ein lieber Junge/liebes Mädchen sei:

„Guter Junge. Braver Junge. Hast du gut gemacht. Nun aber ab ins Körbchen.“

Das hat einen gewissen Reiz – das Egostreicheln und nicht das Körbchen.

Vor allem, wie ich meinen Mitautoren gegenüber bereits mal erwähnte, wenn man beim Abgeben eines fertig gestellten Hüters das Gefühl hat, als hätte man Hemingway gechannelt. Obwohl ich nicht wirklich weiß, ob der überhaupt Grusel schrieb. Kriegsberichte schon, was ja schon das Thema streift.

Oh, dieses Erfolgserlebnis, unter den gerade abgeschlossenen Roman das Wort „Ende“ zu kleistern, sich zurückzulehnen, bis fast die Lehne des Stuhls bricht, und sich anschließend auf dem Balkon ein gutes Glas Wein zu gönnen.

„Salut“, würde da der Franzose sagen. Ich selber stoße aber nur auf all die einsamen Stunden an, die einen Schreiberling wie mich wie einen Boxer erscheinen lassen. Bis alles durch gestanden ist, sind wir Autoren auf uns alleine gestellt. Erst, wenn die fünfzehn Runden vorbei sind, kommt dann Ruhm und Ehre auf uns zu, oder eben das andere, das man so nicht wirklich sehen will.

Als die Serie „Der Hüter“ auf „gruselromane.de“ zum ersten Mal erschien, bat man um ehrliche Lesermeinungen über die veröffentlichten Romane. Über die bald mal neun Monate, die seither verstrichen sind, sind es ganze zwei Stück geworden. Zwei sind es geblieben!

Die Mitautoren wurden gleich von vornherein ausgeschlossen, da das Publikum sonst hätte befürchten müssen, dass wir uns gegenseitig zu Tode rühmen würden und das verbale Schulterklopfen noch bis über alle Grenzen hinweg zu vernehmen sei.

Weit gefehlt, mon capitaine!

Ich weiß aus sicherer Quelle, dass dem nicht so ist.

Echt ehrlich!

Jeder von uns Autoren strebt danach ein guter Schreiberling zu sein, jedoch ein besserer zu werden. Und wenn man sich vor lauter Schreiben in eine Sackgasse hineingepfercht hat, und man da nur noch mit Murks rauskommt, liegt es dann an meinen Mitstreitern, mir das mitzuteilen und mit dem Finger darauf zu zeigen, dass ich es mir hier nämlich echt einfach gemacht habe.

Oder wie wäre es mit Personen in der Handlung, die sich plötzlich anders verhalten, als sie dies in den anderen Teilen getan haben?

Gegenstände, die anders beschrieben werden, als zuvor schon?

Leute, die plötzlich anders heißen (gell, Olsen, ich werde mir in diesem Fall in Zukunft sehr viel mehr Mühe geben, Pfadfinder-Ehrenwort!)?

Und, und, und, und ...

Diese Liste ließe sich endlos weiterführen.

Was ich damit nur sagen will, ist Folgendes: Wir sagen einander, wenn wir Mist gebaut haben! Das ist nicht immer einfach zu schlucken, aber die Kritik kommt doch so rüber, dass sie fundiert und so formuliert ist, dass man sich nicht gleich von der nächsten Brücke stürzen muss. Es geht ja darum, aus diesen Fehlern und Missgeschicken zu lernen.

Da wir alle auf Amateurbasis schreiben, wissen wir aus diesem Grund doch alle, wie es ist, nach Tagen, Wochen, manchmal sogar erst nach Monaten aus der Schreibhöhle zu kriechen, und sein Werk einer etwas breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. In diesem Fall den Mitautoren des Hüters.

Dies geschieht, nachdem sich die näheren Freunde schon mal damit herumschlagen mussten, und es als den nächsten Bestseller bezeichneten, auch wenn die wenigsten es wirklich aufmerksam gelesen haben. Wenn überhaupt.

Und sogar der Hund der Meinung sei, sein Herrchen sei ein Gott. Was für ihn ja auch so stimmen mag, aber nicht für alle anderen.

Umso schöner ist es dann, wenn ein Lob daher kommt - Guter Junge. Braver Junge – Sie erinnern sich. Das ist etwas, was man mit geschwellter Brust rumträgt, auch wenn das Laufen dann für alle Uneingeweihten etwas aufgesetzt wirkt.

Ich dachte zwar Hemingway gechannelt zu haben, und doch war die Ernüchterung groß, als mir anderes mitgeteilt wurde. Ich hatte Fehler gemacht, Personen falsch reagieren lassen, Gegenstände mal so dann wieder anders beschrieben etc., etc. Auch hier, die Liste ließe sich endlos weiterführen.

Na ja, sagte ich mir nach einiger Zeit des Schmollens, schließlich mag nicht jeder Hemingway.

Aus meinem Doppelband wurde nun ein Dreierband. Das war jedoch noch mit etwas Arbeit verbunden. Es stellte sich nämlich heraus, dass mein Text für einen einzelnen Roman zu lang war. Für zwei war er dann wiederum zu kurz. Deshalb wurde ich kurzerhand überstimmt, hier und da noch etwas „Fleisch“ dazuzugeben, damit die ganze Geschichte länger und dadurch etwas abgerundeter wirke.

Was man nicht alles tut, wenn die Bitte so lieb herangetragen wird ...

Was mal übersichtlich war, hat sich nun so weit verzettelt, dass ich froh bin, dass ich in meinen Mitautoren aufmerksame Kritiker gefunden habe, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben – meistens wenigstens – und ich denke mir, dass ich diese Kritik gut gebrauchen kann. Ist sie dann überdacht und bei der Überarbeitung beherzigt worden, lässt mich das schließlich in einem besseren Licht erscheinen, als wenn meine Schreibe einfach so veröffentlicht würde.

Um bei Hemingway zu bleiben: Obwohl seine Werke heute als Literatur gehandelt werden, wäre es mal interessant zu wissen, wie seine ersten Bücher aussahen, bevor sie ein Lektor bearbeitete, und wie er mit Kritik umging? Wäre sicher aufschlussreich.

Ich kann mit Kritik leben, auch wenn es mich – ehrlich gesagt – wurmt, wenn sie negativ ausfällt. Natürlich strebe ich das Lob an. Doch nur, wenn man ehrlich zu mir ist, kann ich eine Entwicklung durchgehen, die mich hoffentlich zu einem besseren Autoren macht.

Wie ich mich immer wieder motivieren kann?

Mit dem Gedanken: Das nächste Mal zeige ich es denen aber!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Michel Wuethrich

 

Thun, im August 2007

 

 

PS: Komisch nur der Gedanke, dass die Veröffentlichung meines ersten Internetromans fast zeitgleich mit dem Tod eines der großen Heftromanautoren einherging: Jürgen Grasmück/Dan Shocker!

Da war ich dann wirklich geshockt ...

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