Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Dr. Faust, Kuckuckseier, Ideen und ein entschiedenes Nein

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, die Kuckuckseier des Rolf Michael und Doktor Faust wären doch einmal eine Teestunde wert, denn gerade diese Episode zeigt, was Du vorhattest. Lass mal hören, während der Tee getrunken wird...

Dr. Faust, Kuckuckseier, Ideen und ein entschiedenes Nein

Wir haben das letzte Mal bei den Kuckucks-Eiern aufgehört, die ich Werner beim Zamorra immer mal so ins Nest gelegt habe. Plötzliche Momenteinfälle, die einfach da standen, im ersten Augenblick völlig unnötig waren und die heftromangerechte Handlung zu blockieren schienen – und die dann sehr schnell zu tragenden Säulen wurden.

Der Juju-Stab ist so ein Teil. Auch wenn Werner das Potential, das ich hinein gepackt hatte, niemals richtig nutzen konnte. Das wäre so was wie das Trumpf-As im Ärmel gewesen. Aber Werner hat einen Dämonen-Prügel de Luxe daraus gemacht. Mich wundert nur, dass der Narr Ombre den Juju-Stab nicht wie der Kasper die Pritsche benutzt hat, wenn er den Teufel verprügelt. 

 

An das Schwert Gwaiyur und Aurelians Brustschild von Saro-esh-Dhyn hat sich Werner ja dann auch nicht richtig raugetraut.

Das erste Kuckucks-Ei für Werner im Zamorra war, wie bereits geschrieben, die Entmachtung des Amulette in meinem zweiten Roman „Herr der grünen Hölle“. Es hat lange gedauert bis er gemerkt hat, welche Spannungsmomente man aufbauen kann, wenn man sich auf eine Waffe nicht verlassen kann.

Aber – woher sollte Werner das auch wissen. Er hatte ja Ersatzdienst geleistet und außer seinen Deko-Waffen niemals eine echte Knarre in der Hand gehabt. Also wusste er auch nicht, dass eine echte Knarre mit Rückstoß bei unsachgemäßer Benutzung für den Schützen gefährlicher sein kann wie für das Ziel. Denn das Geschoss kann fehl gehen – der Gewehrkolben im Rückstoß – der trifft aber.

Wenn das Luftgewehr an der Schießbude auf dem Rummel eine scharfe Waffe gewesen wäre, dann hätte ihm der Rückstoß mindestens den Kiefer zerschmettert – vermutlich das ganze Schlüsselbein auch noch. Aber – woher sollte Werner das auch wissen.

Es ist immer ein Unterschied, ob man mal was praktisch gemacht hat oder nur aus der Theorie kennt. Oder ob man an bestimmten Orten selbst gewesen ist. In denen Romanen Werners, die in Italien spielen erkennt man sofort, dass er mal dort war und alles gesehen hat.

Sogar Ted Ewigks Villa bei Rom gibt es. Auch wenn die alte „Villa Doria Pamphilii“, ca. 2 km westlich vom Vatikan gelegen, heute ein Hotel ist. Und zwar ein echtes Luxus-Hotel. Werner kennt es sogar von Innen. Wir hatten nämlich mal da zwei Übernachtungen. Und da war auch unsere berühmt-berüchtigte Feier am 13ten Oktober zu Kaiser Neros Thronbesteigung. Ich bin mir sicher, dass sich Nero in unserem Kreis sehr wohl gefühlt hätte. Es wurde auch gesungen... bis der Hausdiener kam.

Aber ich will davon nicht weiter erzählen, sonst macht man mir wie Hermann bei seiner Erzählung mit der „Engelserscheinung von Kaltern“ den Vorwurf, ich würde immer nur Episoden erzählen, in denen gesoffen wurde. Aber – das gehörte damals dazu. Deswegen ist das bei mir auch seit dieser Zeit vorbei. Aber vorher – da haben wir öfter die Sau rausgelassen, den Bär losgebunden und den Teufel auf der Back tanzen lassen.

Ein anderes Kuckucks-Ei, das ich W.K. ins Nest gelegt habe, war der Flammengürtel. Das war schon die eigentliche Thematik des abgelehnten Rom-Zyklus. Ich konnte ihn dann aber in die Neufassung (Bd 266 -Der Flammengürtel) mit einbauen. Und – ich hatte in den Text geschrieben, dass der Flammengürtel einmal noch seine Macht entfalten würde. Selbstverständlich wusste ich damals weder wann noch aus welchem Grund. Aber – wir hatten damals immer mal gerne so ein paar „Waffen im Kühlschrank“.

Und siehe da, als wir absolut nicht wussten, wie wir im 300er das Sternenschiff der Dynastie zerstören konnte, fiel uns der auf Eis gelegte Flammengürtel wieder ein. Also braucht Werner keinen „Atombrand“ zu legen oder ähnlich SF-Spielchen – wir konnten schön im sinne unserer Redaktion mit „unheimlichen Elementen“ arbeiten. Und sei es bloß mit dem Flammengürtel der Hexe Locusta.

Aber – es war der Flammengürtel von Ehycalia-che-yina“- wie der Juju-Stab ein Erbe aus den Tagen der Namenlosen Alten. In ihm ist das Feuer des sterbenden Planeten eingefangen, auf dem die Alten vorher hausten und von dem sie flüchten mussten.

Seht ihr, so haben wir damals die Bausteine zusammen gefügt. Nur die Urgewalten der Namenlosen Alten waren in der Lage, ein Feuer zu entfachen, dass ein ganzes Sternenschiff in der Größe eines ganzen Planeten vernichtete.  Aber als ich den Flammengürtel erfand war noch kein Gedanke an das Raumschiff der Dynastie – da hatten wir gerade so eben den Begriff „Dynastie“ erfunden und machten uns grundlegende Gedanken.

Das mit den Raumschiffen für die Dynastie, das kam erst später. Ursprünglich wollten wie sie über Transmitter gehen lassen. Immerhin flogen ja die Meeghs mit Raumschiffen – und wir wollten eigentlich ganz was anders machen. Ein Transmitter auf der Erde, der noch Intakt war. Damit hätte man genug Technik zur Erde holen können, um Multi-Transmitter zu bauen.

Aber durch die damals erfolgreiche Star-Wars-Saga waren Raumschiffe wieder im Kommen. Also kam die Dynastie mit Raumschiffen. Aber die Dinger waren so groß wie ein ganzer Planet. Über Werners Einfall, einen solchen Raumer durch Computer-Viren lahm zu legen, habe ich schon berichtet.

Falls hier einer ruft, das gäbe es auch im Film „Independence-Day“ kann ich versichern, dass wir die „Dynastie-Bände“ bereits 1985 geschrieben haben. Da war Regisseur Roland Emmerich noch auf der Uni oder so. Ob er Zamorra gelesen hat, wissen wir nicht. Aber möglich wäre es schon. Aber auch hiervon habe ich schon erzählt.

Nicht als wir ihn planten und das Konzept machten, aber als wir den Zyklus „Dynastie der Ewigen“ schrieben waren Werner und Heike schon zusammen – und ich war in dieser Zeit bekanntlicherweise verheiratet. Und so hörte danach die Zeit, dass wir die Zamorra-Handlung gemeinsam entwickelten, auf.

Ganz selbstverständlich übernahm dann nach ihrer Hochzeit im Frühjahr 1986 Werners Frau Heike meinen Part, um den „Gärungsprozess einer Idee zur Reife zu bringen.“

Aber auch die Gespräche mit den Fans, die so wie ich es weiß, doch ziemlich oft anreisten, um bei den Giesas einen Tag oder sogar ein Wochenende zu verbringen, brachten eine ganze Menge von Ideen für den Zamorra.

Auf Cons, die ich damals noch gelegentlich besuchte, wurde ich dann von Fans immer mal gefragt, wie mir diese oder jene Figur wie z.B. der „Lachende Tod“ gefallen hätte. Als ich diese Figur als echt genial bezeichnete wurde mir dann den dem Fan (dessen Name ich vergessen habe) verkündet, dass der „Lachende Tod“ eine Figur von ihm sei.

Ich hoffe, dass sich der eine oder andere aus dieser damaligen „Altenstädter Runde“ zu Wort meldet. Vielleicht auch einige der heutigen Autoren, die Werner von damals noch kannten. Denn das würde ein schlüssiges Bild der späteren Entwicklung seiner Person ergeben. Es wäre schade, wenn nur das Bruchstück, was ich hier aus eigenem Erleben bringen kann, übrig bliebe.

Werner hat es eigentlich verdient, dass er in der Erinnerung nicht nur als fiktive Figur weiter lebt, sondern dass nach den von mir erzählten Anfängen seiner Schaffensperiode auch die Fortsetzung erzählt wird.

Denn was nach 1986 so bei den Giesas geschah, davon weiß ich nur, was ich eben mal so gehört habe – und das ist zu wenig. Alleine das Projekt „Star-Gate“ oder die Sache mit dem „Milton-Verlag“ wäre mal wissenswert, wie das alles gelaufen ist. Außerdem wäre die erste feste Zusammenarbeit mit Claudia Kern im SF-Bereich interessant und wie Werner später dazu kam, immer neue Autoren in den Zamorra reinzuziehen.

Also, Leute, die ihr ab 1986 zu Werners Freundeskreis gehört und alles miterlebt habt. Bitte meldet euch und macht mal eine „Teestunde-Extra“. Die heutigen Fans – und die künftigen „Historiker des Heftromans“ werden es euch danken.

Denn was die Romane selbst angeht, kann ich eigentlich nur über meine eigenen schreiben – und das auch nur, weil ich die hier als Bücher gebunden habe und nachsehen kann. Man verzeihe mir, wenn ich von Werners damaligen Romanen nur noch dann Details kenne, wenn die Handlungen mit meinem Hintergrund zusammen liefen. Ansonsten sind ungefähr 30 Jahre darüber vergangen – da kann man schon mal was vergessen.
 
Jetzt werde ich immer wieder angefragt, welche Romane denn eigentlich von mir sind. Da kann ich eigentlich nur auf meine Web-Seite  verweisen. Da sind alles Zamorras von mir aufgeführt – und auch der Fehler im Zamorra-Sonderband des EDFC zum 500sten Zamorra ist da korrigiert. Der PZ 323 „Herrin der Vampir-Burg“ ist nicht von mir sondern von Werner.

Dafür ist der Band 361 „Am Tor zur Hölle“ nicht von W .K. Giesa sondern von mir. Ganz klar zu erkennen – es ist der zweite Teil der „Odyssee“, die ich teilweise schon am Schluss des letzten Troja-Band mit eingebaut hatte. So, jetzt könnt ihr eure Buchführung korrigieren.

Außerdem steht auf der Web-Seite, was ich so getrieben habe und noch treibe – nur bei den Katzen hat es Veränderungen gegeben. Kerry und Sarina sind gestorben – dafür habe ich jetzt Nina, Melly und Susi. Und Cindy, mein Circus-Kind – das irgendwelche Leute auf einem Circus-Platz als ganz kleines Maunzel ausgesetzt haben. Aber der Dompteur wusste sofort, wen er anrufen musste.

Aber sonst ist auf meiner Web-Seite alles aktuell. Dazu noch eine unveröffentlichte Fantasy-Story und einige Bilder aus früheren Tagen und von diversen Reisen. Auch ein Bild hinter meiner „Festung“, wie mein Schlagzeug mit zwei Bass-Drums damals genannt wurde, ist dabei.

Und dann kommen immer so die Anfragen – würdest du trotzdem was Hermann da geschrieben hat, nicht doch vielleicht in Erwägung ziehen, beim Zamorra....

Nein, ich ziehe das nicht in Erwägung!!!
  
Obwohl es Hermann in seiner Eigenschaft als mein Agent schon mal ganz deutlich gesagt hat, eine Mitarbeit beim Zamorra wird von mir absolut nicht angestrebt. Die Redaktion und die heutigen Autoren haben eigene Ideen. Und diese Ideen sind nicht in der Art sind, wie ich meine Stories mache.

Die Art, wie Werner die Serie weiter laufen ließ, hat mir nicht gefallen. Und das habe ich nicht nur ihm, sondern auch sonst öffentlich gesagt. Er hatte einige starke Romane dazwischen. Und seine Mehrteiler fingen meist mit echter Dramatik an – um dann zum Ende hin immer mehr abzuebben. Nichts, was die Spannung bis zum Finale getrieben hätte.

Gut, das der Leser das anders gesehen hat. Ich habe mir manches mal die Haare gerauft (damals waren sie noch reichhaltiger vorhanden) wenn ich lesen musste, wie hier echt gute Ideen plötzlich zum Schluss hin ganz schnell abgewürgt wurden.

Die „Quelle des Lebens“ ist ein Musterbeispiel dafür. Ein oder zwei Bände länger und die Sache richtig ausgearbeitet und ich hätte offen Beifall geklatscht. Denn der Grundgedanke dieses Zyklus und der erste Band waren genial. Und dann verflachte und verwässert die Handlung und zum Schluss ging es ganz schnell.

Ich habe das Werner auch ganz deutlich gesagt, was er hätte machen müssen. Aber da war es ohnehin schon zu spät.

 „Den Lesern hat es gefallen!“ war W.K.s Argument. Immerhin gab es ja seit dem 500ter eine LKS wo die Leser dann richtig ihre Meinung sagen konnten. Also auch die, welche nicht im Fandom waren und von daher ein Kontakt bestand.

Aber – der Zamorra hatte ja keine Konkurrenz und war in diesem Stil das Einzige, was auf dem Markt war. Echte Konkurrent wie „Macabros“ oder der „Dämonen-Killer“, die eine Alternative geboten hätten, waren ja vom Markt.

Ich erinnere mich, dass ich nach dem Telefongespräch mit Werner mit meinem Hund Charly eine große Runde gedreht und mich anschließend an den „Fidus“, meinen ersten Computer, setze und ein Konzept reinhämmerte, das nach Meinung einiger Leute, die nicht nur den Zamorra, sondern sich auch sonst auskennen, den  Professor Zamorra auf eigenem Platz schlägt.

Die „Hüter des Lichts“ sind meine Kronjuwelen als eigenständige Serie. Allerdings ist hiervon auch einiges in mein angedachtes Zamorra-Neukonzept geflossen, wie ich mir die Handlung nach 900 so vorstellte, als mich Hermann drängt was vorzulegen.

Und jetzt – liegen diese Kronjuwelen, inzwischen natürlich noch mehrfach nachgeschliffen, wieder im „Tower“ meines „Justinian“. Und da bleiben sie auch.

Ein Neueinstieg beim Zamorra in die laufende Handlung ist schon von daher unmöglich, weil ich seit Jahren kaum einen Zamorra mehr richtig gelesen – allenfalls quer um ungefähr zu wissen, wo die Handlung hin driftet. Für eine echte Mitarbeit ist das zu wenig. Und den Stress, hunderte von Bänden auch nur quer nachzulesen, mache ich mir nicht mehr.

Das zum 900er angebotene Neukonzept, das ich der Zamorra- Redaktion nach Werners Tod angeboten habe, wäre ein großer „Aufräumer“ geworden, wo eine ganze Menge Handlungsstränge gekappt worden wären.

Eine Art Neustart, in dem sich bestimmte Figuren und Handlungsstränge wieder gefunden hätten. Aber viele Figuren und Handlungsebenen haben sich überlebt – und wären eben durch die hereinbrechenden Ereignisse einfach nicht mehr existent gewesen. Eine Wiese, die zu sehr ins Kraut schießt, muss eben manchmal anständig gemäht werden wenn sie nicht am eigenen Unkraut ersticken soll. Aber schon Werner hat sich immer niemals so richtig getraut, mal die Sense zu schwingen.

Ja, ich hätte Merlin auch „entmachtet“ - er hätte sich als Eremit zurückgezogen – aber umgebracht hätte ich ihn nicht. Natürlich - die Figur „Merlin“ hat sich innerhalb der Serie in der Giesa'schen Form überlebt – wie so viele andere Figuren und Handlungsstränge auch.

Aber solche wichtigen Figuren bleiben tragende Säulen der Handlung. Die behält man als Joker. Es hätte da jede Menge andere Freunde oder Gegenspieler des Herrn Professor gegeben, die man von der Platte nehmen konnte.

Zamorra mit Nicole auseinander zu bringen – das hatte ich schon Werner mal vorgeschlagen – damals als auch Asmodis mal für einige Bände die Seiten wechseln sollte – was er heute noch tut. Aber – Heike war ja Nicole genau so wie Werner Zamorra war – in ihren Traum-Phantasien. Zu W.K.s Lebzeiten Nicole Duval aus der Handlung nehmen – das wäre das nicht gegangen – es hätte Werner das Herz gebrochen.

Freut euch, dass Frau Picard andere Planungen hatte. Denn bei mir hätte es einen Rundum-Schlag gegeben, bei dem nur noch maximal acht bis zehn der stärksten Handlungsstränge übrig geblieben wären. Alles andere hätte ich mitsamt der dazugehörigen Figuren innerhalb einiger Bände platt gemacht. Und diesen Tabaluga-Verschnitt gleich vorne dran!

Um mein Neukonzept nach Bd. 900 aber so durchzusetzen, dass der Leser den neuen Weg mitgegangen wäre, hätte ich mindestens jeden dritten Roman gebraucht. Und ungefähr einen Fünfteiler zum Beginn.

Möglich wäre das, weil ich ja im Ruhestand bin und von daher zum Schreiben genau so viel Zeit investieren konnte wie Werner. Und alle zwei Wochen ein Heft zu machen, das ist möglich. Jason Dark braucht nur eine Woche dazu. Und die anderen Profis wie Fritz Tenkrat oder Walter Appel, nur um mal zwei Namen zu nennen, die ich persönlich kenne und von ihren schriftstellerischen Leistungen einschätzen kann, die brauchen garantiert nicht viel länger.

Zur Weiterführung der Serie noch zwei, maximal drei Autoren, mit denen man sich so alle halbe Jahre mal zusammen setzt um die Marschrichtung festzulegen. Genau so, wie Werner und ich das bei den „Bierkonferenzen“ in Ahnatal gemacht haben. Durch das Internet wäre es möglich gewesen, sofort an den Vorgängerroman anzuschließen.

Das wurde nicht und das wird nix mehr. Somit habe ich hier ein Konzept für eine völlig neue Serie – denn Heldenfiguren sind bekanntlich austauschbar.

Auf ihre Art, immer neue Autoren in die Serie zu ziehen, gibt die Zamorra-Redaktion dem Nachwuchs eine Chance. Und das hat auch was für sich. Wenn das Konzept schief geht, dann hat die derzeit amtierende Redakteuse den Ast abgesägt, auf dem sie sitzt.

Wenn der Zamorra Erfolg hat, freut mich das – wenn die kaufmännische Abteilung des Bastei-Verlages negativ über die Existenz der Serie entscheidet, berührt mich das auch weiter nicht. Es ist keiner der Autoren mehr im Zamorra-Team, den ich persönlich kenne und wo ich mir Gedanken drum machen würde. Wenns schief geht – Schulterzucken – und das Zitat, das ich damals Asmodis immer sprechen ließ: „Mit Schwund muss man rechnen!“

Und damit gehen wir wieder zurück in die alten Zamorra-Zeiten. Wie ich damals schon in meinem ersten Roman etwas an der Erscheinung des Teufels gebastelt habe, das habe ich durch Textbeispiele in der letzten Teestunde schon belegt.

Und ich möchte mal bei Textbeispielen bleiben, weil der „Geist des alten Zamorra“ auf diese Art besser nachzuvollziehen ist. Natürlich räume ich ein, dass der Stil mächtig abgehoben ist. Aber – sie hat sich ja auch nicht nach dem Stil der damals aktuellen Star-Autoren des Heftromans gerichtet sondern nach dem der „Alten Meister der Horror-Phantastik“, die ich schon oft genug genannt habe.

Ich habe auch ganz bewusst hier keine stilistischen Korrekturen reingebracht. Auch wenn ich heute die ganzen alten Zamorra-Romane wie damals auch die Fantasy-Romane mächtig umarbeiten würde. Ich bringe hier mal eine Schilderung aus dem „Kraken-Götzen“, wie ich die damals die Hölle beschrieben habe.
...Die Hölle hat viele Gesichter. Und sie lebt in den Vorstellungen der Menschen als das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann. Und sie lebt in den Vorstellungen der Menschen als das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann.

In kirchlichen Mythen gleicht sie einem Flammenmeer. In den alten Sagen des Nordens werden die Seelen der Verdammten in Felsschluchten und eisigen Gletscherspalten von Drachen gepeinigt. Im Koran müssen die in die Dschehenna Eingehenden die Teufelsköpfe vom Baum Zakum essen und Nar, das ewige Feuer, brennt. Immer wieder rollt der Sisyphos der griechischen Sage seinen Stein zum Berggipfel, dazu verdammt, seine Arbeit nie zu vollenden.

Hölle! - Das ist der Ort, den wir im Grundes unseres Herzens fürchten, vor dem selbst die Vorstellung des Atheisten zurück schreckt. Die Erfindungen der Martergeräte in den Folterkammern des finsteren Mittelalters – hier werden sie als Vorstufe zu den eigentlichen Qualen angesehen.

Schon kleine Kinder erschreckt man mit dem Teufel, der unartige Kinder auf den Stecknadelstuhl setzt und mit der Mistgabel piekt

Die Hölle: - Hier wird sie gnädig herabgesetzt und auf das Schreckensniveau der Kinder herab gemildert. Den würde man den jungen Gemütern nur eine Vorahnung .des Schreckens geben, ihr kindlicher Geist verfiele dem Wahnsinn.

Der größte Schrecken der Hölle ist die Ewigkeit. Die, welche einmal den Schlund von Luzifers Reich betreten, in ihrem Innersten kann nicht ein Funke der Hoffnung mehr keimen. Denn vom obersten Richter ist bestimmt worden, dass der höllische Pfuhl auch nach dem Ende aller Tage Bestand habe.

Der im Leben Geschundene und Gemarterte – er hat die Gewissheit, dass sich gnädig der Tod seiner erbarmt und ihn die Schmerzen vergessen lässt. Die sich im höllischen Inferno Windenden aber wissen, dass für sie der Begriff Zeit nicht mehr existiert – das es für sie kein Morgen mehr geben wird – und und dass ihre Qual den Jüngsten Tag überdauert.

„Die ihr hier eintretet – lasset alle Hoffnung fahren!“ Dieser Spruch steht über dem Tor der Höllenstadt Dis, die Dante, der Dichterkönig der italienischen Renaissance in einer Vision erahnte und die er in der „Göttlichen Komödie“ beschrieb.

„...da wird Heulen und Zähneknischen sein.“ schreibt die Heilige Schrift.
..
Ja, so habe ich in meinem ersten Roman die Hölle beschrieben. Ziemlich poetisch für die damalige Zeit und in späteren Romanen immer noch etwas mehr ausgebaut. Leider war es mir dann nicht mehr möglich, die sieben Kreise der Höllenstadt „Dis“ in die Handlung hinein zu ziehen. Denn dann wäre die Hölle noch vielschichtiger geworden.

So aber wurde damals keiner der „Kreise“ betreten, sondern die Handlung beschränkte sich auf die Machtzentren des Asmodis und später des Lucifuge Rofocale.

Mit den sieben Kreisen der Hölle wollte ich ab Band 400 beginnen, weil ich vorher noch eine ganze Reihe anderer Handlungsstränge abschließen wollte, die bis heute noch offen sind. Hätte man mein 900ter Konzept akzeptiert, da war auch die Höllenstadt Dis mit der „Ewigen Flamme“ im Zentrum einer der Kernpunkte.

Die „Sieben Kreise der Hölle“, das wären Zamorras Erlebnisse in der Vergangenheit und gelegentlich auf Pater Aurelians an der Seite des Doktor Faust gewesen. Der hatte zwar einen Höllenpakt, an den Mephistopheles, ein Prinz der falschen Hierarchie, gebunden war – doch er nutzte diesen Pakt dann anders, als es die Hölle gedacht hatte.

Heute kann ich ja mal drüber reden, wie ich mir das damals gedacht hatte. Mephisto ging bei dem allgemein bekannten Pakt davon aus, dass Faust den Höllenpakt schloss, um weltliche Ehren, Reichtümer, Frauen und was man sonst noch so haben möchte, zu erhalten. Und auf Stab und Pakt hatte er sich verpflichtet, jeden Befehl des Doktor Faust auszuführen.

Grundsätzlich – j e d e n !

Was der Teufel aber nicht wusste, war die Tatsache, dass Faust ein Vertreter der Kirche war, der ein Hasard-Spiel mit seiner Seele machte. Denn seine Befehle, denen Mephisto gehorchen musste, wandten sich gegen die Hölle selbst und fügten ihr Schaden zu. Der Teufel konnte nicht anders als den Teufel zu bekämpfen.

Ich besitze außer der „Magia Naturalis“, also den sogenannten „Zauberbüchern des Doktor Faust“, auch das „Volksbuch des Dr. Faust und seines Famulus Christoph Wagner“ aus dem ausgehenden Mittelalter. Das wäre dann die Grundlage für die Romanhandlung gewesen.

Die Rolle, die Zamorra da spielen sollte, wäre sehr interessant gewesen. Er wäre nämlich im Auftrag der Schicksalswaage in die Vergangenheit gereist – und hätte auch notfalls die Hölle unterstützen müssen, um die Waage im Gleichgewicht zu halten. Denn Faust in seinem religiösen Fanatismus war drauf und dran, mit Mephisto samt den ihm untergebenen Heeren von Dämonen, gefallen Engeln und verdammten Geistern die Hölle selbst anzugreifen und zu vernichten.

Eine Nebenrolle hätte der flämische Maler Hieronimus Bosch gespielt, dessen Höllengemälde weltbekannt sind. Der war natürlich an Zamorras Seite mit in der Hölle und hat Dinge gemalt, die er selbst gesehen hat. Was seine Bilder für den heutigen Zamorra-lesenden Betrachter um so interessanter macht.

Mit Werner war das Konzept soweit abgestimmt. Es wären für Zamorra ja Zeitsprünge gewesen, von der die Entwicklung seiner laufende Handlung nicht angetastet worden wäre. Und ich hätte eine Vergangenheitsreise wie auch bei anderen durchgehenden Handlungen von Romanen jederzeit unterbrechen können, wenn Werner wieder einen Roman brauchte.

Im letzten Band des Dynastie-Zyklus macht Lucifuge Rofocale Zamorra auch direkt drauf aufmerksam, dass er ihm mal an der Seite des Doktor Faust große Probleme bereitet habe. Ich hätte das mit dem Doktor Faust im Verlauf der Romanen, wie damals bei der Dynastie, immer mal wieder anklingen lassen, um Spannung zu erzeugen.

Aber das Jahr 1986 machte alles zunichte. Werner machte danach den Zamorra alleine und die Faust-Thematik war nicht seine Sache. Ich habe sie zwar nie aus den Augen verloren. Auch den „Faust“ hatte ich als Thema für ein Zamorra-Hard-Cover angedacht. Aber da hat Werner mich ja auch nicht reingelassen, obwohl er auch da, seinen Worten nach, den Einsatz der Autoren koordinierte. Gründe warum er mich da nicht ins Spiel bringen wollte, hat er nie genannt.

Jetzt, wo der Zamorra für mich erledigt ist, kann ich ja mal erzählen, wie ich mir so einige Sachen weiter vorgestellt und wie ich abgehüttete Handlungsstränge weiter geplant hatte.

Für Zamorra wäre die Sache mit Dr. Faust, Mephisto und der Hölle ein Drahtseilakt geworden – und für mich als Autor genau so. Denn auch wenn Zamorra, um die Waage im Gleichgewicht zu halten, die Hölle begünstigen muss, am Schluss hat alles wie ein Sieg des Guten auszusehen Eine echte Herausforderung, so was zu entwerfen. Und die Handlung natürlich auch so zu gestalten, dass man sie in die Vorgaben des alten „Volksbuches“ einpassen konnte wie den Troja-Zyklus in Homers „Ilias“. Die Faust-Thematik hat mich damals wirklich gereizt.

Zum derzeitigen Stand wäre eine solche Handlungsebene schon deshalb nicht möglich, weil hier die notwendigen „Waffen“ fehlen. Damals hatte ich noch zwei „Joker“, deren Kräfte nicht ausgelotet waren und vor denen sogar Kaiser Luziger zittern musste.

Ich meine hier den Juju-Stab und Pater Aurelian mit dem Brustschild von Saro-esh-dhyn. Das sind zwei Relikte, mit denen man nicht nur die Hölle unter Kontrolle halten kann , sondern auch andere Kräfte. So jedenfalls war es angedacht. Es sollte nun mal nicht sein. Asche drüber.

Womit wir eigentlich für dieses Mal zu Ende wären. Aber weil ihr so interessiert mit gelesen habt, noch eine Zugabe aus dem „Buch der Totenbeschwörung“. Ich räume ein, dass es dieses Buch gar nicht gibt – aber ich habe den Text in dem Stil dieser alten „Zauberbücher“ gehalten.
...dir aber, Suchender, sei verkündet, wie du die unsterblichen Teile der Toten ins Diesseits rufen und dir dienstbar machen kannst.

Wisse fürder erst, dass es zwei Arten gibt, den Geist eines Verstorbenen zu rufen. Ziehst du die im Folgenden beschriebenen magischen Kreise, sprichst die Gebete, die dich schützen und bringst das notwendige Opfer dar, dann bittest du den Geist des Toten freundlich, dir zu erscheinen. Dieser wird deine Bitte kaum abschlagen, sind die Geister doch immer begierig, Kontakt mit den Lebenden zu pflegen. 
 
Aber hüte dich, ohne die genaueste Vorbereitung dem Geist des Toten das Erscheinen zu befahlen. Wisse, dass die Seele des Verstorbenen frei ist und sich ungern in den Bann schlagen lässt. Vernachlässigst du auch nur einen Teil der Vorbereitungen, gewinnt der Tote Macht über dich und folgt dir dein ganzes Leben, bis zu selbst, vom Wahnsinn umnachtet, den Geist aufgibst.

Zuforderst sei dir geraten, die Geister der erst gerade Verstorbenen zu beschwören. Denn sieben sieben Nächte schwirren noch die unsterblichen Teile des Verblichenen um den verwesenden Leichnam.

Es sind dies die sieben heiligen Nächte, in denen der Geist Abschied vom Diesseits nimmt , wo er noch einmal die Stätten seines irdischen Wirkens sehen und die ihm lieb gewonnenen Mitmenschen beobachten kann. Erst dann tritt dies Seele vor den ewigen Richter.

Wahrlich, während der Sieben heiligen Nächte bedarf es nicht nicht vieler Vorbereitungen, den umher irrenden Geist eines Toten anzurufen und seine Dienst zu fordern. Für einen Meister der Kunst genügen wenige Worte...
So, das war's erst mal bis nächste Woche. Und auch da wird es noch einige Leseproben geben, in denen einige Hintergründe der Zamorra-Serie aus den 80ern im Original zu lesen sind...

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2010-03-11 22:16
Das mit Dr. Faust wäre bestimmt ein "Knaller" geworden. Jedenfalls soweit wie du es beschreibst.
Diese Teestunde war mal wieder fesselnd.
#2 Cartwing 2010-03-11 23:29
Dass Nicole und Zamorra wieder zusammenkommen, ist doch wohl völlig klar. Warum immer die Aufregung? Auch im wirklichen Leben trennen sich die "glücklichen" Paare zwischendurch mal, und finden dann wieder zueinander. Es gab da jedenfalls schon entsprechende Andeutungen.

Ich finde es immer wieder interessant, was du so schreibst, Rolf. Du hättest vieles anders gemacht. In einigen Punkten kann ich da nur zustimmen. (Merlin sterben zu lassen, welch ein Frevel) Aber deine Romane waren, wie du ja auch schon selbst zugegeben hast, teilweise zu anspruchsvoll für das Format Heftroman. Da brauche ich nur den "Krakengötzen" an irgendeiner Stelle aufzuschlagen. Selbst aus heutiger Sicht fragt man sich da: Warum hat der da mitgemacht? Das war gut, aber es war schon rein stilistisch viel zu anspruchsvoll für ne Heftserie.

Dann würde mich auch noch mal interessieren, wie das damals bei dem 666 - Zyklus war. Warum hat Werner das nicht gefallen,was du gemacht hast? (oder hatten wir das Thema schon? Dann nix für ungut)
#3 Loxagon 2010-03-13 16:01
Wie wäre ein PZ SpinOff ala "Die vergessenen Chroniken" wo in Band 1 dann sinngemäß steht:

"Eines Tages hatte es mich in ein Spiegeluniversum verschlagen. Ich wusste es aber nicht. Alles war wie ich es kannte. Erst heute weiß ich dass es eben ein gespiegeltes Universum war ... Was ich dort erlebte, fragst du, [Name eines neuen Charas zB Anka einsetzen]? Ich werde es erzählen."

So könnte man dann quasi alles "nachholen" ohne dass es Probleme gibt und die Serie zB in den 80ern ansiedeln. Aber leider werden SpinOffs bestenfalls bei Zaubermond gebracht. Andere habens auch im eigenen Haus probiert und Erfolg gehabt. zB das Perry SpinOff Atlan.

Oder ginge so ein SpinOff auch als eBook?
(Seltsam dass Bastei keine eBooks vertreibt. Ich sags ja: Da sind Dinosaurier an der Macht die keine Ahnung von der heutigen Zeit haben! Auch wenn ich eBooks nicht mag - Einfach Sinclair, Zamorra, Cotton etc. komplett als eBook rausbringen und gut ist. Die Rechte müssten ja eh beim Verlag liegen)

Diverse Serien gibts jedenfalls komplett als eBook im Netz zu finden. Zwar illegal, aber es gibt sie. Von Desinteresse seitens der Konsumenten kann also keine Rede sein.

Aber beim Verlag glaubte man ja auch dass sie Sinclair TV Serie toll sei. Bei den Lesern ist sie jedoch komplett gefloppt. Kein Wunder wenn man mal eben 80% aller Hauptcharas weglässt ...

Jedenfalls: Her mit nem Zammy SpinOff damit man Rolfs Ideen als Roman lesen kann!
Ein Heftroman darf auch gerne mal anspruchsvoll sein.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.