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Vorbemerkungen, lange Schnitte, den Erben Ed Woods und Amüsement auf Cons

Teestunde mit RolfDiesmal schenkt Rolf den Tee ein und beginnt einen Mehrteiler über die Filmproduktion W. K. Giesas an der er nicht unmaßgeblich beteiligt war. Er wird uns erzählen wie der Draculord, die Verfilmung „Das Grauen  aus der Gruft“ (Der Magier) und „Satans Todesschwadron“ (Professor Zamorra) entstanden sind. Wir werden hören wie man einen Film mit einem Drehbuch von einer Seite macht. Und wie immer holt Rolf weit aus.

Vorbemerkungen, lange Schnitte, den Erben Ed Woods und Amüsement auf Cons

Nicht nur die Alt-Fans von „Professor Zamorra“ und artverwandter Literatur wissen es, sondern auch unter den „Nachgeborenen“ hat es sich herumgesprochen, dass ein Roman dieser Serie bereits einmal verfilmt wurde. Nein, er ist in keinem Kino gelaufen und weder Tom Cruise spielte die Titelrolle noch führte Steven Spielberg die Regie. Und der Hollywood, der Hollywald war unser schöner Habichtswald im Westen von Kassel. Unsere einzige Beleuchtungstechnik waren Taschenlampen und die Sonne ...ahem...

 

Der „Zamorra-Film“ hat tatsächlich fast die Länge eines Spielfilms. Für Buch und Regie und natürlich auch die Hauptrollen zeichnete „Robert Lamont“ höchstpersönlich verantwortlich. Jedenfalls zwei Drittel des damaligen Herrn Lamont – Manni Weinland wohnte zu weit ab und war nicht dabei.

Klar, richtig geraten. Diese zwei anderen „Lamont-Teile“ waren natürlich: Werner Kurt Giesa und meine Schönheit... ähem. Wir haben bei dem Film- Projekt fast alles gemeinsam gemacht – bis auf die Beschaffung und die Kosten für das Filmmaterial – das hat Werner alleine zahlen müssen. Aber sonstige Ausgaben bei der Produktion wie das Bier anschließend oder die Eisbecher für unsere Darstellerinnen nach dem Dreh samt Kaffee und Kuchen bei der „Synchronisation“, da war ich dran beteiligt.

Also war ich neben meiner tragenden Rolle als Asmodis (ich musste Regina Stübgen nämlich in einer Einstellung über die Szene tragen) und der Regie bei einer Reihe von Szenen auch Tiertrainer (für meinen Raben Wotan), Tontechniker für die Filmmusik und natürlich deshalb auch „Film-Produzent“. Allerdings – jeweils nur zur Hälfte. Die andere Hälfte machte Werner – und was Regina angeht – der durfte ihr in dem Projekt vor dem Zamorra-Film etwas näher rücken...nur hat er sie eben nicht getragen sondern, im Film sieht man es ganz deutlich, das gleiche gemacht, was bei der „Polonaise Blankenese“ der Erwin mit der Heidi macht.... Es sei ja gestanden, ich habe ihn bei dieser Einstellung glühend beneidet... (wie Lustgreise eben so sind)

Eigentlich waren es zwei „Großproduktionen“, die „terra-press“ in Kooperation mit der „Antares-Crew“ geschaffen hat. Zuerst „Der Magier – Das Grauen aus der Gruft“ und dann „Professor Zamorra – Satans Todes-Schwadron“. Und ein Jahr vorher gab es als ersten „WKG-Film“ eine Art „Kulturfilm“. Das war ein Promotions-Film, den Werner unter dem Titel „Draculord“ für sich selbst geschaffen hat. Allerdings – with al little help from his friends...natürlich die gleichen, die auch bei allen späteren Projekte mit dabei waren.

Die drei Filme hatte Werner in den letzten zwanzig Jahren bei sich zu Hause. Auf Cons wurde mal der eine oder andere für die Fans vorgeführt – aber für alle anderen Zamorra-Freunde waren diese Filme nur Legende.

Und nach den Gesetzen der Logik müssten diese Filme jetzt zur ewigen Legende werden. Denn so wie ich gehört habe, hat das Land Hessen Werners Erbe übernommen, weil kein Testament vorhanden war. Also wird Werner wohl sein Begräbnis auf Staatskosten erhalten haben und per behördlicher Verfügung hat man sicher auch seine Wohnung ausgeräumt.

Aber seine Bücher und speziell die umfangreiche Sammlung der Heftromane, die dürften die Räum-Aktion kaum überstanden haben. Jedenfalls kann ich mir gut vorstellen, dass seine ganzen gesammelten Heftromane im Altpapier gelandet sind. Und dabei mit diversen anderen Kleinigkeiten, mit denen keiner was anfangen konnte, sind sicher auch die Super-Acht-Filme im Müll gelandet.

Klar, mancher Kritiker hat gesagt, die Filme wären „Müll“. Aber so ein Schicksal haben sie wirklich nicht verdient. Doch – nichts was begraben ist, muss nicht unbedingt tot sein.

Ich bezweifele, dass die Leute, die nach Werners Ableben seine Wohnung ausgeräumt haben, hier erkannt haben, das es sich bei diesen Filmrollen aus der cineastischen „Steinzeit“ um „deutsches Kulturgut der besonderen Art“ handelte. Jedenfalls waren sie das für die Leute aus dem Phantastik-Fandom. Aber realistisch gesehen muss man davon ausgehen, dass diese Filme auf dem Müll gelandet sind. Es ist kaum anzunehmen, dass die zuständigen Beamten des Landes Hessen mit den Hinterlassenschaften eines Autoren, der eben „nur Hefte“ geschrieben hat, so sorgsam umgeht, wie man es beispielsweise beim Nachlass eines Günter Grass tun würde.

Also sind Werners Filme in ihrem Original für die Nachwelt verloren. So glaubte man in gewissen Kreisen, als die erste Trauer um Werner verebbt war und man sich an die Filme erinnerte. Was bleibt, sind die Erinnerungen – und vielleicht einige Erzählungen in der „Teestunde“.

Ja, für den „Draculord“ trifft vermutlich zu, dass er auf ewig verloren ist. Aber – ich hatte in der Anfangszeit meiner Ehe die Filme mal bei mir in der Wohnung, weil ich seinerzeit auch Einiges mit Super-Acht gefilmt habe und die Filme bei einem Zelt-Con in Ahnatal den damaligen Teilnehmern vorführen konnte. Und weil Werner damals, inzwischen mit Heike verheiratet, nicht mehr fast an jedem Wochenende bei mir war, konnte meine damalige Frau Petra sie auch mal ihrer Freundin verborgen. Und deren damaliger Freund hatte die Technik, den „Magier“ und den „Zamorra“ auf Video zu überspielen. Und so konnten diese beiden Filme trotz der traurigen Umstände für die staunende Nachwelt gerettet werden. Also freuet euch und frohlocket – sofern ihr keine Filmkritiker seid!

Derzeit ist Petra dabei, die Filme auf DVD zu überspielen und will sie mit meinem Einverständnis ins Netz setzen. Einwände wird es kaum geben, weil Werner tot ist, die andren Darsteller mehr oder weniger aus meinem Gesichtskreis verschwunden und sich ansonsten garantiert keine Sau mehr um die Filme kümmert.

Das hinten dran vermutlich noch zwei Privat-Filme sind, hat euch nicht zu stören. Der eine wurde bei einem der legendären Pfingst-Zeltereien aufgenommen und zeigt nicht nur Werner und mich mal in privater Atmosphäre, sondern auch die anderen Kumpels, von denen in der Teestunde immer mal die Rede ist.

Und der zweite Film ist damals bei meinem ersten Marathon-Lauf gedreht worden. Anlässlich einer Weihnachtsfeier hatte Hans Klipp zu vorgerückter Stunde verkündet, er wollte den nächsten Kassel-Marathon mitmachen. Naja, es waren schon einige Bierchen über den Knorpel gelaufen und ich habe getönt: „Chef, ich mache mit“. Ja, außer mir dann auch noch mein „kleiner Bruder“ und ein gewisser Gunther Held, er sonst aber in keiner Erzählung vorkommt, obwohl er auch immer dabei war.

Ja, das war wie bei den Germanen. Trunken habe ich es geschworen – nüchtern will ich es halten. Aber ersten Januar lief dann ein mächtig hartes Trainingsprogramm ab. Peter und ich wollten ja keine Medaillen – nur mal einen Marathon mitgemacht haben, das war es. Ja, und Freunde von uns sind mit der Kamera an der Strecke langgegangen und haben alles immer aufgenommen – auch die Spurts beim Einlauf im Stadion. Wen das nicht interessiert, der braucht es sich ja nicht anzugucken.

Noch dazu – weil ich als Asthmatiker heute ja kaum noch eine Treppe im Eiltempo hochkomme. Das war 1982, dass ich damals beim Laufen wie eine Lokomotive geschnauft habe, wurde nicht wahrgenommen und sonstige Beschwerden eben weggesteckt, weil man ja kein Weich-Ei ist. Auch wenn sie Leute mit Hinblick auf meinen für einen Langstreckenläufer etwas ungewöhnlichen Umfang mittschiffs sagte: „Ach, gnädige Frau, in Ihrem Zustand wollen Sie noch laufen...“ Doch, ich habe mein „Ränzlein“ über die volle 42 km-Distanz getragen – und die Zeit lag noch etwas unter vier Stunden.

Da, das nur mal als Erklärung und Vorwarnung, falls nach den beiden Filmen die Show noch weiter geht.

Ich räume ein – die „Spielfilme“ die wir mit Werner gedreht haben, sind Filme, die die Welt nicht braucht. Und bei kritischen Cineasten (und nicht nur denen) rufen sie immer wieder große Heiterkeit hervor. Allerdings – es hat mir noch keiner aus den Fan-Kreisen bewiesen, dass er das besser kann. Auch nicht im Zeitalter des Video, wo man kein teures Filmmaterial mehr kaufen muss und so Szenen erst mal proben kann, bevor man sie für die Nachwelt festhält.

Da nun also künftig das gesamte Fandom in den Genuss dieser Filme kommen kann und nicht nur die Leute bei einem Con ist es unbedingt notwendig, den Zuschauern die Probleme der Dreharbeiten samt aller Pleiten, Pech und Pannen in einer Art „Making of“ nahe zu bringen. Nur, wer die wahrhaft chaotischen Umstände kennt, unter der diese Filme gedreht wurden, kann sie richtig bewerten.

Der nachfolgende Text ist vor einigen Jahren schon mal im Magazin des Marburger Horror-Clubs veröffentlicht worden. Werner hat den Text in einer in seinem Sinne gekürzten Fassung auf seiner „Zamorra-Seite“ gehabt.

Hier im Zauberspiegel kommt jedoch die ungekürzte Fassung. Dazu kommen tatsächlich noch ein paar Erweiterungen und ein bisschen Glätten des Textes. Meine üblichen Schachtelsätze, ich weiß. Von der Länge her wird es ein dreiteiliger Teestundenbeitrag sein – für jeden der Filme einen Teil. – So sind es mit dieser Einleitung dann vier...

Also, der Worte sind genug gewechselt – lasst uns nun endlich Taten sehn.

Also dann mal – eine gigantische Musik im Stil zwischen Richard Wagner, Miklos Rosza und John Williams – Vorhang auf - und los....  

"Ihr sollt nicht lachen! - Ihr sollt euch fürchten! - Die cineastischen Produkte der Herren Lamont

Dieses Zitat des obersten Robert Lamont (W.K.Giesa, wer sonst?), das er anlässlich der der feierlichen Premiere des Films 'Satans Todesschwadron' von sich gegeben hat, stehe am Anfang dieser kleinen Erinnerungen an die Ereignisse früherer Tage.

Obwohl weder Hinweise, noch Berichte oder gar Rezensionen in den einschlägigen Zeitschriften der Regenbogenpresse zu finden waren und weder Hollywood noch die Akademie zur Verleihung des Oscars davon Notiz nahmen ist es doch wahr und keine Legende.

Ein Roman der Serie 'Professor Zamorra' wurde verfilmt.
    
Buch, Regie, Schnitt, Trick, Ton und die Hauptdarsteller - alles machte Meister Lamont damals in eigener Person. Wenn auch manchmal im Vorspann dann so seltsame Namen wie beispielsweise „W. R. Wolf“ auftauchen. Ja, auch dieses kleine Geheimnis will ich mal lüften. Das wäre mein Pseudonym geworden, wenn ich beim „Gespenster-Krimi“ einen Roman abgesetzt hätte. Aber ich war damals mit Zamorra und den anderen Sachen so ausgelastet, dass es mit dem „Gespenster-Krimi“ eben nichts gegeben hat – und das Pseudo „W. R. Wolf“ für einen Horror-Roman niemals gebraucht wurde.

Ja, es war eigentlich eine ganz seltsame Figur, dieser jener geheimnisvolle Robert Lamont, dessen Name im Deutschen wie im Englischen oder Französischen gleichermaßen gut klingt und auch zu jeder dieser Nationen gehören könnte?

Doch gelangten diese heimlichen Verehrer vom Meister des Übersinnlichen dann zufällig in einen der Clubs des organisierte Fandoms, dann lernten sie recht schnell, dass dieser Robert Lamont der damaligen Zeit eine ziemlich muntere Dreifaltigkeit war, (für Kölner könnte man auch „Dreigestirn“ sagen) die stets den direkten Kontakt zum Fandom fand.

Werner Kurt Giesa war der Ober-Lamont. Und das ganz ohne Wenn und aber – und er ist es schließlich bis zuletzt geblieben. Manfred Weinland und meine Schönheit (ich pfeife auf so herabwürdigende Begriffe wie 'meine Wenigkeit') waren so etwas wie die rechte und die linke Hand des Teufels.

Da Manni Weinland jedoch irgendwo südlich in der Nähe der gallischen Grenze hauste, schied er schon aufgrund der großen Distanz für die Mitarbeit an den Filmprojekten aus. Zumal Manni damals schon eine sehr hübsche Freundin hatte (die hat er heute nicht mehr... denn wenn ich recht informiert bin, hat er sie geheiratet) und schon deswegen keine Zeit hatte, in den dichten Wäldern des schönen Nordhessen vor der Kamera den jugendlichen Liebhaber darzustellen.

In der Zeit von ca. 1980 bis 1983 entstanden drei Filme, von denen ich hier berichten will. Und die Krönung dieser cineastischen Zitronenernte (bzw. Himbeerenernte), der dritte Streifen davon war Satans Todesschwadron, der Zamorra-Film.

Ein vierter Streifen Werners mit dem Titel 'Halloween auf Burg Frankenstein', wird hier nicht behandelt, weil er lediglich Szenen und Eindrücke der damaligen Horror-Wochenenden auf der Original-Burg 'Frankenstein' in Darmstadt-Eberstadt zeigt. Mit Musikuntermalung sehen die gefilmten 'Dämonen' mit ihren Latex-Masken samt sonstiger szenischer Hintergründe sehr gut aus. Nur hat der Film eben keine Handlung und es ist unnötig, hier darüber mehr zu berichten.

Es wird auch nicht über Werners allerersten Film gesprochen. Er hatte den Titel „Alles für die Katz“ und die Hauptdarsteller waren seine Katzen Lady und Nicky, mit denen er in Lippstadt das Haus seiner Eltern teilte. Das waren eigentlich für Werner kameratechnische „Fingerübungen“

Seit vielen Jahren sind die Giesa'schen Film Produktionen schon nicht mehr auf Cons gezeigt worden. Wie lange ist es schon her, seit 'Satans Todesschwadron' fertig gestellt wurde? Anno 1993 werden es zehn Jahre. Eine neue Fan-Generation ist inzwischen herangewachsen (und inzwischen schon wieder eine neue...). Und diese Zeilen sollen zum besseren Verständnis und zur Anerkennung der Filme dienen, falls sie mal wieder auf einem Con gezeigt werden. (oder eben jetzt bald im Netz zu sehen sind)

Natürlich wissen wir, dass wir bei der Filmerei sei es bei der Planung wie bei den Dreharbeiten oder der Synchronisation vieles hätten besser machen können. Aber in den damaligen Zeiten und bei den im Folgenden geschilderten Umständen war einfach nicht mehr möglich. Werner wollte unbedingt seine Filme machen – und wir haben ihm geholfen, so gut wir es konnten und so weit unsere technischen Möglichkeiten gingen und ein schauspielerisches Talent vorhanden war.

Wir hatten, wie weiland der selige Ed Wood, bei unsrer Filmarbeit ein sehr enges Budget, kurze Drehzeit und durch die Bank weg Laienschauspieler. Und wie der genannte Ed Wood mit Begeisterung seine Filme fertig stellte, so gingen auch wir an die Arbeit. Eine Arbeit, die zum überwiegenden Teil Improvisation war.

Nun gut, man nennt Ed Wood den schlechtesten Regisseur aller Zeiten. Aber seine Filme, in denen er selbst gebastelte fliegende Untertassen an Angelschnüren vor der Kamera schweben lässt, sind heute trotz perfekter Star-Wars-Technik Kult.

Was hätte ein Ed Wood mit seiner Begeisterung für die Filmerei leisten können, hätte ihm nur ein wenig Talent und ein Bruchteil der Finanzen einer Spielberg-Produktion oder die Arbeit von ‘Industrial Light and Magic’ zur Verfügung gestanden.

Und ich versichere auch heute noch, dass unsere Filme von der Story her reif für die Filmtheater gewesen wären. Was fehlte, war ein professionelles Drehbuch (wir haben nur mit einem Spickzettel improvisiert), ein professionelles Aufnahmeteam und die drei Dinge, die man zum Krieg führen braucht – Geld -Geld – Geld!

Und weil wir besonderes letzteres nicht hatten und so gezwungen waren, unsere cineastischen Produkte so und nicht anders abzuschließen, davon sollen diese Zeilen der staunenden Nachwelt berichten.

In den 80ern, in denen sie gedreht wurden, waren die Streifen fast auf jedem Con zu bewundern. Heute jedoch hat im Prinzip kaum noch ein Leser dieser Zeilen, wenn er der neuen Fan-Generation angehört, die Chance, die Filme zu den Serien 'Der Magier' und 'Professor Zamorra' zu sehen. Denn die Filme sind Unikate.

Für das heutige Fandom sind die Filme vergessen - zumal Werner und ich uns ihrer in letzter Zeit weder rühmten noch sonst darüber sprachen. Hauptsächlich lag es daran, dass es bei Vorführungen der Filme immer wieder Kritiker gab, die diese Arbeiten lächerlich machten.

Gewiss, manche Dinge in den Filmen wirken wirklich komisch. Mal sind die Dialoge nicht sonderlich geistreich, weil eben kein Dialogbuch existiere und alles ohne lange Probe improvisiert werden musste. Und oft passen die Dialoge nicht zur Lippen-Synchronisation. Ja, und dann gibt es leider viele Szenen, die zu lang sind, und dadurch den Spannungsfluss hindern. Unter Dämonengewändern sind Jeans und T-Shirts zu erkennen und die improvisierte Tricktechnik Werners mit seiner selbst gebastelten Trick-Box mag einen George Lucas in den Selbstmord treiben.

Aber Ed Wood, der Meister am Ende der Schlange aller Filme-Meister, der wird sich von in seiner jetzigen Sphäre oben oder unten eins gegrinst haben. Endlich mal jemand, der einen Film noch billiger runterkurbelte als er zu seinen Lebzeiten – wird er sich er gedacht haben.

By the way, es gibt auch einen Film über Ed Wood und wie seine Filme zustande kamen – und es war übrigens auch Ed Wood, der Bela Lugosi, den legendären Dracula, als er schon völlig vergessen war, noch einmal vor die Kamera holte und  Bela Lugosi so in seinen letzten Rollen auf Zelluloid bannte.

Die selbst ernannten Kritiker des Fandoms machen bei ihren Bewertungen immer wieder den eminenten Fehler, unsere Filme mit Profi-Produktionen zu vergleichen [Da irrt er, der Rolf. Aber trotz allen Wohlwollens stinken die Produktionen ab, denn es gibt Amateurfilme aus der Zeit mit ähnlichem Budget, die besser sind. Aber trotz allen maulens, man muss diese cineastischen Ausnahmezustände mal gesehen haben, wenn ein Haufen Leute mit rudimentären Kenntnissen einen Film zu Privatvergnügen auf die Beine stellen. Die Arbeit ist aller Achtung wert, trotz des Gemeckers, Anmerkung hhva]. Aber trotz aller großsprecherischen Äußerungen gewisser Besserwisser hat es im Horror-Phantastik-Fandom bis heute noch niemand fertig gebracht, etwas Gleichwertiges, wenn nicht etwas Besseres zu schaffen. [Wir waren ja auch das literarische Fandom, es gab und gibt aber auch eine Amateurfilmszene, die mit uns nichts zu tun hatte und durch akzeptable Ergebnisse hervorbrachte. Dennoch insgesamt war viel zu viel Improvisation. Was aber nicht zu unterschätzen ist, dass die Filme fertig wurden. Und amüsieren kann sich der Zuschauer prächtig Anmerkung hhva] Und das im Zeitalter der Video-Technik, wo man immer wieder überspielen kann.

Bei uns kostete jeder Zentimeter Film Geld - auf das Gesamtprodukt gerechnet verdammt viel Geld. Also, wer erzählt, dass er es besser kann, der beweise es Werner und mir. Hic Rhodus, hic salta. (Und wenn das einer tut, dann wird Werner sicher aus seiner Spähre sein Amüsement dabei haben.(Und wenn das einer tut, dann wird Werner sicher aus seiner Spähre sein Amüsement dabei haben).

Für alle Phantastik-Fans, besonders aber für die Leser der Serie 'Professor Zamorra', die wissen wollen, was denn die Herren Lamont privat für Typen sind (oder waren,, welchen Umgang sie damals pflegen und was sie so anstellten, wenn sie nicht den Werwolf Gassi führten, der Vampirlady einen Knutschfleck verpassten oder mit Gespenstern zu einem Leichenbummel auf der Zypressenallee aufbrachen, will ich hier und jetzt einmal locker erzählen, wie es zu den Filmen kam.

Außer einem kurzen Abriss der jeweiligen Filmhandlung wird hauptsächlich berichtet, mit welchen Schwierigkeiten wir vor und hinter der Kamera zu kämpfen hatten und warum die in Super-Acht gedrehten Ton-Filme nicht die aus Kino und Fernsehen gewohnte cineastische Perfektion haben.

Jeder der Leute, die damals meckerten, posaunte, dass es das alles besser gekonnt hätte, sollte sich erst mal so einer cineastischen Chaosproduktion stellen. Ganz sicher hätten sie es besser gemacht - jedenfalls mit dem Mundwerk. Aber auf Zelluloid steht der Beweis, dass es jemand besser kann, bis heute noch aus.

Und den Beweis, dass es Leuten aus der Fan-Szene gelingt, mit den gleichen primitiven technischen Mitteln, unzureichenden Requisiten sowie mit wetterabhängigen Drehorten ohne Studio etwas Besseres zu schaffen, diesen Beweis ist man Werner und mir bis heute noch schuldig geblieben.

Bei all den finanziellen und technischen Unzulänglichkeiten hatten wir auch noch das Vergnügen, mit ungeübten Darstellern arbeiten, die man noch dazu an jedem Drehtag anflehen musste, doch etwas von ihrer kostbaren Freizeit zur Verfügung zu stellen.

Dazu kamen Drehbüchern, die ständig aus einer veränderten Situation heraus neu gestaltet werden mussten. Und dennoch gelang es uns mit viel Enthusiasmus, zwei fast abendfüllende Spielfilme zu gestalten.

Wenn man Spielfilmen dreht, müssen drei Dinge stimmen:

  • 1 Die Technik
  • Wir hatten eine Super-Acht Kamera mit Tonspur, dazu einige Trick-Objektive, eine selbstgebaute Spiegel-Kiste in der Art einer Blue-Screen-Box für kleine Trick-Aufnahmen sowie ein Kassetten-Tonband für die Aufnahme der Musik. Dazu diverse, meist selbst geschneiderte Kostüme, Dämonenmasken aus Latex und ein recht umfangreiches Arsenal an Ritterwaffen.
  • 2. Die Darsteller
  • Einige unserer Akteure hatten niemals einen Zamorra- Roman gelesen. Außerdem war es nicht so, dass sie die Filme unbedingt zum eigenen Projekt machten. Wir hatten unsere Drehtermine gefälligst so zu legen, wann unsere Damen und Herren Filmstars Zeit hatten. Schließlich war es ja Werners Film - und ihre kostbare Freizeit.
  • 3. Das Geld!
  • Ja, und das zahlte W.K. Giesa aus eigener Tasche. Das Schlussbudget für den 'Zamorra' lag, wenn ich mich recht erinnere, bei 800,- DM für das Film-Material. Wenn man bedenkt, dass vor fast zehn Jahren die Preise noch wesentlich niedriger waren als heute und dass die Streifen als Privatvergnügen finanziert wurde, ohne einen Hauch der Chance, einen Teil der Auslagen wieder herein zu bekommen, ist das eigentlich ein recht stolzer Betrag, den Werner da investiert hat. Diverse Nebenkosten, die ich im Einzelnen nicht mehr aufschlüsseln kann, die aber auch recht hoch waren, kamen zu den reinen Kosten für das Filmmaterial dazu.

Die Finanzierung der Filme klappte nur, weil Werner keine Gagen zu zahlen brauchte und es gelang, uns bekannte vorhandene Örtlichkeiten und Situationen geschickt für die Handlung ausnutzten. Und die Handlung musste eben so abgestimmt werden, wie es im Kasseler Raum Gebäude und Einrichtungen gab, die eine einigermaßen passende Kulisse boten und deren Benutzung nichts kostete.

Vorteilhaft war, dass die Requisiten, d.h. Waffen, Gewänder, Latex-Masken sowie Gaststar Willibald ohnehin zu Werners und meinem Inventar gehörten.

Ach ja, Willibald ist ein Skelett...alte Zamorra-Leser kennen ihn aus meinem Roman 'Geister-Party' und von ihm wird nachfolgend noch einiges zu erzählen sein. Und auch in dem Wallenstein-Film im Anschluss spielt er eine recht große Rolle. Es war schon immer interessant, wenn wir Willibald mit in eine Kneipe nahmen und zwischen uns setzen. Er war wie wir auch im Western-Stil gekleidet und viel so ja kaum auf. Nur das Bier, das er natürlich bei jeder Runde mit bekam, musste ein anderer trinken. Das wäre ja sonst durchgelaufen...

Wenn man die technischen, personellen und finanziellen Unzulänglichkeiten bei unserer Filmerei zugrunde legt, dann ist auch für den Laien erkennbar, warum die Filme nicht besser und perfekter werden konnten.

Die beiden Groß-Filme laufen jeweils über eine Stunde und alleine das Schnittmaterial macht ein kleines Vermögen aus. Das verschnittene Zeug wurde noch mal extra zusammen gekleistert und bildet den 'Film zum Film'. Der ist natürlich jetzt mit verloren gegangen. Aber das ist kein Verlust für die Menschheit. Denn in diesem „Film zum Film“ ist wirklich aller Murks zu sehen. Da wir so viel wie möglich an Szenen im Film erhalten wollten, wirken verschiedene Passagen in der Handlung zu langatmig und nehmen der Handlung den nötigen Drive. Aber Werner konnte sich nun mal nicht für kürzere Schnittfolgen entschließen. Außerdem hatte er die Filme bereits zu Hause schon zusammen geschnitten.

Gelegentlich war diese Länge ganz gut, weil durch sie die Musik richtig zur Wirkung kam. Denn die Background-Musik mussten wir ja aus unseren Plattenbeständen raussuchen und sie mussten sich möglichst in die Handlung einpassen lassen.

Oft mussten wir lange suchen, bis wir in meinen Platten oder denen, die Werner mitbrachte, die passende Melodie fanden. Ein Sinfonieorchester hätte nicht in mein Wohnzimmer gepasst und John Williams als Komponist hätte das Budget nur unnötig belastet.

Als Opern-Fan und Wagnerianer sorge ich natürlich dafür, dass ein gewisser Teil der Filme mit der gewaltigen Musik von Richard Wagner unterlegt wurden. Das Thema des „Asmodis“ war z.B. das gigantische „Holländer-Thema“ Auch die frühe Musik von 'Rondo Venezianio' eignete sich vorzüglich zum Einpassen in unserer Handlung. Abgerundet wurde alles von 'Conan'-Soundtrakt und einiges ist aus der Original-LP des ersten 'Winnetou'-Films (Angriff auf die Planwagen etc.).

Wenn ich alleine an die Nächte denke, die Werner und ich mit Schnitt und Soundtrack zugebracht haben...

Aber davon wird noch im Detail zu reden sein. Denn der Worte sind genug gewechselt - lasst uns nun endlich Taten sehn...

Denn nun kommen wir endlich zur Handlung der drei Filme und der Beschreibung der unorthodoxen, anarchistischen Dreharbeiten!

Und wir beginnen mit einem Streifen, der in der Handlung meines vorletzten Zamorra-Romanes 'Der Seelenwächter' eingepasst wurde. Am Schluss der Roman-Handlung erhält dieses cinematographische Meisterwerk endlich den ihm eigentlich zustehenden Oskar ... obgleich der Film sonst mit Zitronen gehandelt wird.

Ein gewisser Robert Lamont holt am Schluss des Zamorra-Romans seinen Oscar für eine epochales Film-Ereignis ab. Und dieser Herr Lamont ist natürlich in einen blütenweißen Anzug mit Westernhut gekleidet und hat einen schwarzen Vollbart. Wer mir da wohl vor meinen geistigen Augen gestanden hat?
 
Und in der Roman-Handlung schlägt unser Film bei der Oscar-Verleihung sogar eine Spielberg-Produktion, was den alten Herrn des Telefonfreak mit den Glubschaugen im Roman nur milde lächeln lässt. Alles nur Kino hier... alles nur Heft-Roman da.
    
Der Titel dieser wahren 'Monster'-Produktion ist

DRACULORD
 
Aber damit ist unsere Zeit leider schon wieder um. Auf die Handlung des leider unwiederbringlich verlorenen „Draculord“ und die Pleiten, Pech und Pannen beim Dreh erzähle ich in der nächsten Woche.

Also dann – demnächst in diesem Theater...

 

Kommentare  

#1 Thomas Backus 2009-03-05 16:31
Filme, die die Welt nicht braucht? Was braucht man schon zum Leben? Wasser & Brot. Aber schon in der Bibel steht: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein! Ich habe zumindest 2 der 3 Filme auf Cons gesehen - und ich habe es nicht bereut!

Schade finde ich das mit dem Begräbnis auf Staatskosten. Und die Art, wie die Gesellschaft mit Dingen umgeht, die nicht finanziell wertvoll sind. Ideelle Werte zählen ja nicht mehr viel, heutzutage.

Trotzdem bin ich mir sicher, dass viele Fans die Werner-Filme in Ehren halten werden!
#2 Mikail_the_Bard 2009-03-05 21:22
Das war damals in der "Wir-sehen-uns-ja-mindestens-x mal-im-Jahr-zu-einem-Con" Zeit. Ja, an den Zamorra & den Magier erinnere ich mich. Wenn ich daran denke wie es damals war, werde ich ein wenig wehmütig. Es wäre eine Schande und Todsünde wenn das ganze Material von Werner auf dem Müll gelandet wäre. Schließlich wäre es doch gutes Material für ein gewissen Ort gewesen, an dem man Phantastische Lieratur sammelt und der Nachwelt erhält. Irgendwie komme ich jetzt nicht auf den Namen dieses Ortes... :-)
#3 Thomas Backus 2009-03-06 11:09
Nun, der Marburg-Con existiert nach wie vor - am 23.5.2009 im Bürgerhaus Wehrda - guckst Du hier:
www.phantastik-forum.de
#4 Mikail_the_Bard 2009-03-06 20:06
Zitat:
Hungergus:Nun, der Marburg-Con existiert nach wie vor - am 23.5.2009 im Bürgerhaus Wehrda - guckst Du hier:www.phantastik-forum.de
Hm, mein Sohn hat da Schulferien, und wenn mein Chef mir tatsächlich frei geben sollte...
Führe mich nicht in Versuchung... :-*
#5 Der Spuk 2009-03-07 15:14
Glücklicherweise habe ich Flatrate :D

Das will ich mir nicht entgehen lassen, sollten die Filme wirklich onlinegestellt werden.
#6 G. Walt 2009-03-08 17:33
Tja Mikail, was würde ich mich freuen, dich mal wieder zu treffen. Dafür würde ich auch nach Marburg kommen...
#7 Funkenf 2009-03-08 20:28
werners Bücher/romane befinden sich in den Händen der Phantastischen Bibliothek zu Wetzler.
Werners Videofilm mit den in Rede stehenden Filmen befinden sich in den Händen eines guten Freundes. Die Superachtfilme selber waren nicht auffindbar.Werners´s Schriftverkehr, angefangen in den 80 bis zu seinem Tode wurde auch gerettet. Die Veröfflichung der Filme im Internet bedarf der Zustimmung des Landes Hessen als Rechtsnachfolger von Werner. Grundsätzlich sei angemerkt, dass die Schilderung verschiedener Ereignisse, die Rolf in seiner Teestunde schildert, sehr einseitig sind und nur in sehr minimalistischer Weise die damaligen Geschehnisse wiedergeben. Dies sei in Kenntnis des vorliegeneden Schriftverkehrs zwischen den beteiligten Personen gesagt sowie aus eigener Anschauung.
Ich gratuliere, Rolf und Hexenhermann haben es endlich geschafft, dass ich mich melde, ansich hatte ich vor zu allen zu schweigen
#8 Funkenf 2009-03-08 20:28
werners Bücher/romane befinden sich in den Händen der Phantastischen Bibliothek zu Wetzler.
Werners Videofilm mit den in Rede stehenden Filmen befinden sich in den Händen eines guten Freundes. Die Superachtfilme selber waren nicht auffindbar.Werners´s Schriftverkehr, angefangen in den 80 bis zu seinem Tode wurde auch gerettet. Die Veröfflichung der Filme im Internet bedarf der Zustimmung des Landes Hessen als Rechtsnachfolger von Werner. Grundsätzlich sei angemerkt, dass die Schilderung verschiedener Ereignisse, die Rolf in seiner Teestunde schildert, sehr einseitig sind und nur in sehr minimalistischer Weise die damaligen Geschehnisse wiedergeben. Dies sei in Kenntnis des vorliegeneden Schriftverkehrs zwischen den beteiligten Personen gesagt sowie aus eigener Anschauung.
Ich gratuliere, Rolf und Hexenhermann haben es endlich geschafft, dass ich mich melde, ansich hatte ich vor zu allen zu schweigen
#9 Harantor 2009-03-08 20:39
Dann wissen wir ja Bescheid. Erfreulich, dass die Beamten des Landes Hessen den Nachlass gesichtet und nutzbringend verwandt haben. - Aber: Wie Rolf die Ereignisse wiedergibt sind sie aus seiner Sicht gesehen und geschehen. - Aber gern würden wir auch eine andere Sicht wiedergeben, wenn sie über den minimalistischen Ansatz: "So war es nicht" hinausgehen. Das ist mir zu dürftig. Da wären dann ausführliche Schilderungen angebracht. Und leider auch die anonyme Anmeldung. Kein guter Stil.
#10 Mikail_the_Bard 2009-03-08 21:09
Zitat:
G. Walt: Tja Mikail, was würde ich mich freuen, dich mal wieder zu treffen. Dafür würde ich auch nach Marburg kommen?
Also, ich verspreche mal noch nix... mal sehen ob der Urlaub genehmigt wird. Würde auch gerne mal den ein oder anderen wiedersehen.

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