Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Burton W. Alvord?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Burton W. Alvord?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Zu seiner Zeit in Arizona war sein Name bekannt und gefürchtet. Heute ist er fast vergessen: BURTON W. ALVORD, Revolvermann, Gesetzeshüter und Outlaw. Er ist ein Beispiel dafür, wie ein bürgerliches Leben sich an der „Frontier“ im amerikanischen Westen verändern konnte.

Alvord wurde am 11. September 1867 in Kalifornien geboren. Sein Vater war Goldgräber und zeitweise Friedensrichter. Er und seine Frau zogen jedem Gold- und Silberrausch hinterher. Als Burton 15 Jahre alt war, hatten seine Eltern sich im Umfeld von Tombstone, Arizona niedergelassen, und der junge Burt verdiente Geld als Stallhelfer im OK Corral von Tombstone. Hier wurde er 1881 Augenzeuge des berühmtesten Duells der amerikanischen Pionierzeit zwischen den Earps und Doc Holliday und den Clantons und McLauries. Er war auch Zeuge, als 1884 der Räuber John Heath gelyncht und an einem Telegrafenmasten aufgehängt wurde.

Burt Alvord war somit seit frühester Jugend mit Gewalt und Faustrecht konfrontiert und zog daraus seine Schlüsse.

Im Alter von 20 Jahren, 1886, wurde Alvord zum Deputy Sheriff des Cochise County ernannt. Der gerade zum Sheriff gewählte Großrancher John Slaughter hielt den jungen Mann für geeignet, diesen Posten auszufüllen. Alvord hatte sich zuvor als guter Spurenleser einen Namen gemacht und sich in hervorragender Weise auf der Jagd nach Viehdieben und Grenzschmugglern bewährt.

Alvord diente bis 1889 unter Slaughter und war in mehrere Schießereien mit Gesetzlosen involviert. Danach ließen Alvords Leistungen nach. Als zuständig für die Sicherheit in den Saloons von Tombstone, hatte er angefangen, stark zu trinken. In jedem Saloon, den er kontrollierte, wurde ihm Brandy angeboten. Zudem ließ er sich von dubiosen Elementen der Rotlichtszene einladen. Wenn er angetrunken war, geriet er in Streitigkeiten, die oft in Schlägereien ausarteten. Slaughter wurde zunehmend unzufrieden mit seinem Deputy.

Alvord legte den Stern nieder und zog Anfang 1890 nach Fairbank in Arizona, wo er aufgrund seiner Tätigkeit alsCochise-County-Deputy zum Constable ernannt wurde. Allerdings war er inzwischen zum Alkoholiker geworden, suchte die Gesellschaft von Outlaws, die er eigentlich aus der Stadt fernhalten sollte, und wurde von der Stadtverwaltung entlassen. 1896 tauchte er in Pearce, einer anderen kleinen, wilden Minenstadt auf, wo er von Marshal Bravin zum Deputy Marshal ernannt wurde. Nach nur sechs Monaten nahm der Marshal ihm den Stern wieder ab. Alvord zog nach Willcox. Hier brachte er es erneut zum Deputy Sheriff, aber sein Ruf war ruiniert. Er war inzwischen ein schwerer Trinker und wurde Ende der 1890er Jahre entlassen. Er rutschte jetzt endgültig in die Szene der Gesetzlosen ab. Seine Freunde waren Viehdiebe, Straßenräuber und Grenzschmuggler. Er schloss sich Billy Stiles an, der eine Horde von Straßenräubern um sich gesammelt hatte. Mit Stiles versuchte er, einen Zug nach Fairbank zu überfallen. Alvord wurde festgenommen und landete im Gefängnis des Cochise County in Tombstone. Hier war inzwischen sein ehemaliger Chef George Gravin City Marshal geworden.

Am 7. April 1900 tauchte Billy Stiles auf, bedrohte Marshal Bravin mit seinem Colt, schoss ihm zwei Zehen von einem Fuß und befreite Alvord aus dem Gefängnis.

Stiles und Alvord begingen weitere Straßenräubereien und wurden im Dezember 1903 festgenommen. Sie landeten erneut im County-Gefängnis von Tombstone. Wieder gelang ihnen die Flucht. Alvord hatte dann die grandiose Idee, ihren Tod vorzutäuschen, um die Fahndung nach ihnen zu beenden. Alvord und Stiles ermordeten zwei Mexikaner und ließen sie in zwei versiegelten Särgen nach Tombstone transportieren. Damit verbunden war die Nachricht, dass sich in diesen Särgen die Leichen von Alvord und Stiles befanden. Allerdings waren sowohl der Sheriff als auch der Marshal nicht so leicht zu täuschen. Sie ließen die Särge öffnen. Damit flog der Schwindel auf.

Im Februar 1904 setzten sich Arizona Rangers auf die Fährte von Alvord und Stiles und stellten ihnen unweit der Siedlung Naco eine Falle. Alvord und Stiles griffen zu den Waffen. Die Rangers schossen Alvord zweimal ins Bein. Stiles wurde am Arm verwundet. Er konnte flüchten, aber Alvord wurde gefangen und ins Zuchthaus Yuma geschickt. Hier saß er zwei Jahre wegen schweren Raubes ab und wurde 1906 entlassen. Danach verliert sich seine Spur. Angeblich verließ er die USA und ging nach Südamerika. Zeugen berichteten irgendwann, dass sie ihn 1910 als Arbeiter bei Arbeiten am Panama-Kanal gesehen hätten. Ob es stimmte? Keiner weiß es. Es gibt einen Zeitungsbericht, wonach er im Juni 1910 in Barbados an einer Fieberkrankheit gestorben sei. Der Bericht beruft sich auf den amerikanischen Konsul.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die aktuelle Ausgabe

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.