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Science-Fiction von Jack Arnold: Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.

Science-Fiction von Jack ArnoldScience-Fiction von Jack Arnold
Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.

Scott Carey (Grant Williams) und seine Frau Louise (Randy Stuart) machen einen Bootsausflug. Sie geraten in einen radioaktiven Nebel, der Scott erwischt, während Louise unter Deck ist. Die Auswirken davon sind verheerend - aber anders, als erwartet: Scott beginnt zu schrumpfen! Bei der Größe eines Kindes angekommen wird er zur nationalen Kuriosität - sein Selbstbewusstsein und seine Ehe leiden. Doch der Schrumpfungsprozess ist längst nicht abgeschlossen.

Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.Der Mini-Mann wird immer kleiner, bis er die Größe eines Streichholzkopfes erreicht hat. Sein neues Leben erfordert einiges an Anpassungsbereitschaft. Scott wohnt in einem Puppenhaus, flüchtet vor der Hauskatze und schlägt sich mit Wassertropfen, Abwasserströmen und Ungeziefer herum... (1)

Ausgefeilte Tricktechnik
Die Story vom "unglaublich schrumpfenden Mann" gilt als eines der herausragendsten B-Movies der 50er-Jahre. Der Film war seinerzeit schon etwas Besonderes im Hinblick auf die für damaligen Verhältnisse, ausgefeilte Tricktechnik. Aus heutiger Sicht sicher eher ein phantastischer Trickfilm, als bahnbrechende Filmtechnik. Doch auch Story-technisch hat der Film was zu bieten und kann auch heute noch erfreuen. Das liegt an der ungeheuren Detailliebe mit der er gedreht wurde, der Einsatzfreude und Spielfreude der Beteiligten sowie der Ungezwungenheit, die damals wohl vorherrschte. Der Film ist einer von sechs bzw. sieben bzw. acht Filmen des US-Regisseurs Jack Arnold. Dies war bereits der fünfte Film dieser kleinen Reihe. Er wird oder wurde in Wiederholungen im TV jedoch oft als erster gezeigt. Vielleicht weil er der herausragende der Reihe ist, die an sich aber etwas Besonderes in der Filmgeschichte darstellt. Es war auch keine Reihe im Sinne einer Serie, da jeder Film für sich steht.

Regieanweisungen
Wie Jack Arnold in einem Interview der 80er-Jahre einmal sagte, arbeitete er bereits damals mit grafischen Storyboards. Um den Mann klein aussehen zu lassen, benötigte er lediglich übergroße Kulissen. Die späteren Szenen mit der Katze und der Spinne nahm er getrennt vom Hauptdarsteller auf. Das schwierigste war dabei für ihn die Spinne in eine bestimmte Richtung laufen zu lassen. Er machte das letztlich mit Luftstößen und trieb die Spinne so mal in die eine, mal in die andere Richtung. Er stellte nüchtern fest:

"So gibt man Spinnen also Regieanweisungen"(2)

Er selbst schrieb am Drehbuch mit, hatte aber als Co-Autoren Richard Matheson (I am Legend) im Boot. Bei der Suche nach einem Hauptdarsteller schwebte ihm Grant Williams vor. Sein Budget als B-Movie-Macher erlaubte es ihm nicht hochkarätige Stars wie Rock Hudson oder Cary Grant zu verpflichten. Der große schwarzhaarige Mann war seinerzeit die Idealvorstellung eines Leinwandhelden. Er sah sich Kritikern ausgesetzt, die Grant Williams nicht als Idealbesetzung sahen, da er eher schmächtig und blond war. (3)

Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.Unterschwellige Botschaft
Da die Hauptfigur Scott Carey hier aufgrund einer atomaren Verstrahlung schrumpft, wurde der Film oftmals als kritische Antwort auf Atomtests gewertet. (4)

Tatsächlich gerät die Hauptfigur während eines Bootsausflugs in einen atomaren Nebel, deren Herkunft aber nicht ganz klar ist und auch nicht näher erläutert wird. Allerdings gibt es dahingehend auch Logiklöcher. So gerät z.B. auch Scotts Freundin mit dem Stoff kurz in Berührung ohne später zu schrumpfen.

Interessant bleibt jedoch die Grundaussage am Schluss, das jedes Individuum stets um ihr Überleben kämpft, auch wenn es weiß, dass es diesen Kampf auf Dauer nicht bestehen kann, bzw. jeder Kampf auch das Ende bedeuten kann. So wird auch Scott letztlich von einem Überlebensinstinkt getrieben, der ihn oft verzweifeln lässt.

"Was sollte ich werden? Etwas unendlich Kleines?" (5)

Somit zeigt auch das Ende einen Blick ins Weltall. Dort wo alles Leben herkommt, könnte es auch wieder entschwinden. Dort wo wir als Menschen klein wie Staubkörner sind und doch etwas bedeuten, hat auch Scott als kleiner Mann, bald klein wie eine Mikrobe, eine Bedeutung.

SF oder was?
Der Streifen ist dem SF-Genre zugeordnet, hat aber dennoch deutlich mehr Horroreffekte. Der Kampf mit der Spinne und der Katze seien da genannt. Das SF-Element kommt durch die atomare Wolke und seiner Bedeutung mit ins Spiel. Ein Phantastik-Film, der gleich zwei Sub-Genres streift. ihn auch als Drama zu bezeichnen ist aufgrund der Thematik allerdings verfehlt.

Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.Während Hauptdarsteller Williams noch einen weiteren Film nach Jack Arnolds Idee im gleichen Genre dreht (Das Geheimnis des steinern Monsters), war es für Co-Star Randy Stuart der einzige Beitrag im Genre. Beide beendeten die Tätigkeit vor der Kamera bereits in den Siebziger Jahren.

Die unglaubliche Geschichte des Mister C.
(The Incredible Shrinking Man)

mit Grant Williams, Randy Stuart, April Kent, Paul Langton u.a.
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Jack Arnold, Richard Matheson
Musik: Frank Carling, Earl Lawrence
ca. 81 Min.
FSK 12
USA 1957

(1) = Moviepilot
(2) = Jack Arnold
(3) = Jack Arnold erzählt (Interview)
(4) = Cinema
(5) = Scott Carey (Hauptfigur am Ende des Films)


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Kommentare  

#1 Cartwing 2022-01-18 06:04
Immer noch ein klasse Film. Das Ende ist mutig, konsequent und genial...
#2 Robert Martschinke 2022-01-18 09:30
Ich erinnere mich, den Film in sehr jungen Jahren im TV gesehen zu haben. Mutter oder Vater hat dabei erklärt, wie die Spezialeffekte "gemacht" worden sind, was der Faszination aber keinerlei Abbruch getan hat. (Ein Wiedersehen mit einer überdimensionierten Spinne gab es dann später bei "Tarantula".)
Nicht zuletzt stellt der Film auch eine sozio-anthropologisch-philosophische Frage: Bis zu welchem Grad von Abweichung / Veränderung / Mutation gilt ein Mensch gegenüber Mitmenschen / Gesellschaft (noch) als Mensch?
Das offene Ende regt zudem die eigene Fantasie an: Wenn der Protagonist immer weiter schrumpft - findet er sich dann irgendwann inmitten von gewaltigen Atomen, Elektronen, schließlich Nanoteilchen wieder? Und wie könnte so was (auf der Kinoleinwand oder dem TV-Bildschirm) aussehen?
#3 Max 2022-01-18 12:29
Zitat:
... inmitten von gewaltigen Atomen, Elektronen, schließlich Nanoteilchen ...
Wohl eher nicht. Wenn man seine Fantasie spielen lässt, kann man noch ein wenig weiterspinnen. Das endet aber spätestens dann, wenn Sauerstoffatome zu groß für die geschrumpfte Lunge werden ... vom Blutkreislauf gar nicht zu reden ... ;-)
#4 AARN MUNRO 2022-01-19 08:52
Das Original ist eine längere Novelle von Richard Matheson, von dem auch "I'm Legend" ist.Wurde ja auch einige Male verfilmt.
"Mr.C" gefiel mir immer in dieser älteren Arnold-Ausgabe am Besten, vor allem wegen der, hm, philosophischen Implikationen, obwohl der Kampf mit der Nadel als Schwert gegen die Spinne rein actionmäßig für damals auch nicht zu verachten ist.Übrigens lässt sich leicht errechnen, ab wann (Körpergröße des Geschrumpften ) die Lungenbläschen bzw. die Hämoglobinmoleküle im Blut zu klein werden für den Transport der normal groß gebliebenen Sauerstoffatome.Arnold (und seine Assistenten) ist auch ein Lieblingsregisseur von mir für damals.Die ideen waren gut, auch ganz gut ausgeführt und das S/W hat den Filmen keinen Abbruch getan, sondern die Handlung konzentriert.Manchmal lenkt Farbe nur ab."It comes from outer space" mag ich immer noch.Tarantula sowieso bis auf das zu kurze, schnelle Ende.
#5 G. Walt 2022-01-21 13:04
zitiere Friedhelm:

Wenn ich das noch richtig erinnere, dann war sogar kurzzeitig im selben Jahr eine Fortsetzung angedacht, in der seine Frau ihm "folgen sollte". Wäre ja auch logisch gewesen, da sie ebenfalls kurz mit dem Nebelstoff in Berührung kam.

Ich erinnere mich an eine Persiflage aus den 80er-Jahren. "Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K."

zitiere Friedhelm:

Die Interviews mit Jack Arnold kenne ich auch, das war immer sehr erhellend. Und alleine die Vorstellung, dass Scott tatsächlich immer kleiner wird, hat mich schon immer fasziniert.

[Und so mancher Genrefilm könnte sich vom Einfallsreichtum eines Jack Arnold eine gewaltige Scheibe abschneiden..


Die Interviews mit ihm waren klasse, zumal er ja gerne aus dem Nähkästchen plauderte und bedauerte immer nur Angestellter bei Universal gewesen zu sein. So bekam er nur ein festes Gehalt, egal wie erfolgreich seine Filme waren. Er fühlte sich aber sehr geschmeichelt, dass die Leute seine Filme noch 30 Jahre später sehen wollten.

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