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Poe mal anders - »Der Rabe – Duell der Zauberer«

Der Rabe – Duell der ZaubererPoe mal anders
»Der Rabe – Duell der Zauberer«

In den Jahren 1960 bis 1964 drehte der amerikanische Produzent und Regisseur Roger Corman insgesamt acht Filme, die mehr oder weniger auf Vorlagen des amerikanischen Gruselschriftstellers Edgar Allan Poe basierten. Manchmal bediente sich Corman nur bei Motiven aus Poes Schriften, aber gruselig ging es eigentlich immer zu – mit einer einzigen Ausnahme: In „Der Rabe – Duell der Zauberer“ dominiert die Komik.

Der Rabe – Duell der ZaubererEs ist erstaunlich, dass es der 1963 uraufgeführte „The Raven“ erst zu Beginn der 1980er Jahre in die westdeutschen Kinos schaffte. Fast alle anderen Poe-Verfilmungen Roger Cormans (mit Ausnahme von „Das Grab der Lygeia“, der ebenfalls erst 1981 in Deutschland erstaufgeführt wurde) waren bereits in den 1960er Jahren ausgewertet worden und hatten auch hierzulande einen entsprechenden Erfolg. Ausgerechnet „Der Rabe – Duell der Zauberer“, der mit der wohl vorzüglichsten Besetzung aller Corman-Poe-Filme aufwarten kann, kam erst mit fast zwanzigjähriger Verspätung zu uns. Woran das damals lag, lässt sich heute nur schwer rekonstruieren. Aber auch in Deutschland ist „Der Rabe“ längst zu einem Genreklassiker avanciert, der auch rund 60 Jahre nach seiner Produktion noch für kurzweilige Unterhaltung sorgen kann. Kleines Kuriosum am Rande: Roger Corman war stets ein äußerst effizienter und sparsamer Filmemacher. Weil es ihm gelungen war, „Der Rabe“ drei Tage früher als geplant fertigzustellen und weil Boris Karloff in dieser Zeit noch bei ihm unter Vertrag stand, drehte er flugs in denselben Kulissen noch den Film „The Terror – Schloss des Schreckens“, bei dem u.a. Francis Ford Coppola als Second-Unit-Regisseur involviert war.

Der Rabe – Duell der ZaubererSeit dem Tod seiner Frau vor zwei Jahren sinniert Dr. Erasmus Craven (Vincent Price) größtenteils lustlos auf seinem Schloss vor sich hin. Auch seine Tochter Estelle (Olive Strugess) kann ihn nur gelegentlich ablenken. Eines abends fliegt ein Rabe in Cravens Haus und spricht den Zauberer an. Es handle sich bei ihm um seinen Magierkollegen Dr. Adolphus Bedlo (Peter Lorre), der vom mächtigen Vorsteher der Zauberervereinigung, Dr. Scarabus (Boris Karloff), in einen Vogel verwandelt worden sei. Nach des Raben Anweisungen stellt Craven einen Zaubertrank her, der Bedlo tatsächlich seine menschliche Gestalt zurückbringt. Als dieser im Wohnzimmer Cravens ein Gemälde der angeblich verstorbenen Lenore Craven (Hazel Court) entdeckt, offenbart Bedlo seinem Retter, dass er dessen Gattin unmittelbar vor seiner Verwandlung auf dem Schloss von Dr. Scarabus gesehen habe. Gemeinsam mit Estelle und Bedlos Sohn Rexford (Jack Nicholson) brechen die beiden Magier auf zum Schloss von Scarabus. Wie nicht anders zu erwarten, kommt es dort zu einem hitzigen Aufeinandertreffen der drei Zauberer, zwischen denen sich ein fulminanter Wettkampf entspinnt.

Der Rabe – Duell der ZaubererZu Beginn des Films rezitiert Vincent Price Auszüge der Gedichtvorlage Edgar Allan Poes, die dem Film seinen Titel eingebracht haben. Danach entspinnt Richard Matheson („Die Verfluchten“, „Das Pendel des Todes“) seine eigene Geschichte aus den Motiven, die in diesem Fall nicht auf Grusel aus ist, sondern das von Corman aus der Taufe gehobene Genre genüsslich parodiert. Somit entstand hier sicherlich die humorvollste der zahlreichen Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen Roger Cormans, die richtig guten skurrilen Humor zu bieten hat und dabei vorzüglich unterhält. In Kameraführung, Farbgebung, Dekorationen und Kostümen ist dieser Film ebenfalls gewohnt professionell und herausragend geraten. Die Darsteller scheinen echten Spaß an ihren Rollen gefunden zu haben, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ganz nebenbei wird trotzdem eine ganze Menge der Gedanken und Ideen von Poes Vorlage transportiert. Die BluRay-Wiederveröffentlichung bei „Pidax Film-Klassiker“ entspricht der erstmals 2018 erschienenen Fassung von NSM Records und bietet ein exzellentes, äußerst scharfes und detailreiches Bild (im Widescreen-Format 2,35:1), das in kräftigen Farben erstrahlt. Auch der Ton (Deutsch und Englisch in DTS HD Master Audio 2.0 Mono, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist nicht zu beanstanden. Die Extras umfassen einen Audiokommentar von Filmredakteur Daniel Perée, den englischen Originaltrailer, eine englische Super8-Fassung des Films (8 Minuten), Featurettes zu Boris Karloff (6 Minuten), Roger Corman (8 Minuten) und Richard Matheson (7 Minuten), Texttafeln mit den Filmografien von Boris Karloff, Jack Nicholson, Peter Lorre, Roger Corman und Vincent Price sowie eine umfangreiche animierte Bildergalerie.

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