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Science Fiction, Terrapress, Figuren und Reisen

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, zurück aus der Zeit der Germanen und dem Mittelalter in die Achtziger. Professor Zamorra, WK, und Du sind das Thema. Wie war denn das noch mal so mit WK’s Figuen und handlungsgerüsten. Bring uns mal wieder rein...

Science Fiction, Terrapress, Figuren und Reisen

Ja, wo waren wir beim Zamorra stehen geblieben? Auf jeden Fall noch bei Werner Kurt Giesas alten Romanen, als er die Serie mehr und mehr übernahm und mit einigen starken Romanen Akzente setze. Damit meine ich besonders die beiden großen Zyklen. Der „Amulett-Zyklus“ zur Zeit der Kreuzzüge und die „Straße der Götter“

Wie bei so vielen Sachen standen irgendwelche klangvollen Begriffe auf dem Papier, die dann ausgebaut wurden und anschließend für ihre Erklärung Stoff für ganze Romane hergaben.

 

Ich meine hier beispielsweise das „geschaffen aus der Kraft einer entarteten Sonne“. Eigentlich etwas, das mehr in die Science-Fiction passt. Und – wir erinnern uns – die SF war Werners eigentlicher Spielplatz. Bei der SF- da war er wirklich gut. Viel besser als im Horror. Der ihm eigentlich nicht lag. Und auch zur klassischen Fantasy konnte er nie eine richtige Beziehung herstellen.

Alles, was W.K.Giesa im Zamorra geschaffen hat, würde de Facto auch in das Szenario einer Space Opera passen. Wobei dann die Hölle die Welt-Regierung oder die Administration der intergalaktische Förderation  darstellte. Ob Vampire, Schwertkämpfer, Götter  oder Horror-Gestalten – alles in Werners Konzept kann man ganz einfach in eine SF-Handlung pressen.

Ich erinnere mich daran, dass mich Werner mal anrief und mir freudestrahlend berichtete, jetzt gäbe es auch einen „Commander Zamorra“ auf einem Ringraumer. Wie jeder weiß, die „Point-Of“, das Raumschiff von Ren Dhark, war ein Ringraumer. Und Ren Dhark war für Werner das, was für den Pfarrer die Bibel ist.

Auch aus dem Zamorra hätte Werner gar zu gerne eine SF-Serie gemacht. Die Meeghs und die Mächtigen samt anderer Raum fahrender Extraterrestrischer Sachen bis hin zur Dynastie der Ewigen – alle hätten auch in den anderen früheren SF-Serien auftauchen können.  Wobei die Dynastie bei unserer gemeinsamen Endwicklung der Idee ja ursprünglich mehr Fantasy sein sollte. Aber Werner hat es, wie schon berichtet, mit einem einzigen Roman der ganzen Konzeption das ungreifbar magisch-mystische zu nehmen und eben Gegner daraus zu machen, die zwar nicht mir irdischen Waffen, aber durch ihre eigene Kristallmagie zu bekämpfen sind. Nur – diese Kristalle wurden ja auch nicht anders eingesetzt als Stahlwaffen. Der Begriff „Energie“ lässt immer viele Interpretationen zu.  

Leider konnte Werner sein Talent für SF nur bei den „Terranauten“ und später bei „Star Gate“, Terra Astra-Romanen, in einigen Perry-Rhodan-Taschenbüchern und dann auch noch bei Ren Dhark einbringen. Und mit seinem zweiten TB „Eine Sonne entartet“ zog Werner ganz folgerichtig den Bogen von Perry Rhodan zu Professor Zamorra. Das erste PR-Taschenbuch hatte er ja schon während seiner Schulzeit geschrieben, es war aber damals abgelehnt worden. Doch das habe ich schon berichtet.

Genau so wie ich schon an anderer Stelle erzählt habe, dass Werner seine Ideen bereits durch seine Mini-Serien bei seinem nichtkommerziellen Verlag „Terra-Press“ bereits in der Schublade hatte – wie eben die „Straße der Götter“. Und eben auch der Saris-Clan, wobei Werner wegen der gemeinsamen Urheberrechte mit Christian Worch (wie bereits erzählt) darauf verzichtete, Rhys Saris, die Hauptfigur der Terra-Press-Story, im Zamorra-Konzept auch nur zu erwähnen. Aber diese Sache mit der Erbfolge und der Unsterblichkeit, da ist keine  Parallele zum unsterblichen „Highlander“ zu ziehen. Denn der Rhys Saris  wurde, wenn ich mich recht erinnere, so 1978 entwickelt – also lange vor dem Filmerfolg mit Christopher Lambert und Sean Connery.

Dass Gryf, der Druide vom Silbermond, auch aus der Rhys-Saris-Saga stammt, habe ich schon erzählt. Werner hatte eine besondere Schwäche für die keltische Kultur, speziell die der schottischen Highlands und damit der Dudelsasckmusik. Und wenn irgendwo „Scotland the Brave“ gespielt wurde dann stand er auf, als wäre es seine National-Hymne.  So wie ich mich geistig im Rom und Germanien der Antike rum trieb, so  war Werner in den Ländern nördlich des Hadrian-Walles zu Hause.

Aber selbst zu unserer Zeit, als er über ausreichendes Geld verfügte, ist es ihm niemals eingefallen, dort einmal hin zu fahren. Wenn wir damals nicht zwei Fahrten nach Italien über Florenz, Rom und Neapel mit Pompeji gemacht hätten, wäre er wohl kaum weiter als Lippstadt, Kassel und später Altenstadt raus gekommen (außer zu ein paar Cons).  

In unserem letzten Telefongespräch empfahl ich ihm, auf Reisen zu gehen und so etwas Abstand von Allem zu gewinnen. Ich hatte gerade ein Angebot für eine „geschenkte“ Rundreise in der Türkei auf dem Tisch. Von Istanbul aus über Troja und Pergamon über das Taurusgebirge nach Canakkale und von dort nach Antalya. Eine volle Woche- und ich hatte diese Fahrt erst im Oktober mit meinem Bruder gemacht.

Bis auf die Flugkosten und ein empfohlenes Ausflugspaket, in dem neben den Kosten für Besichtigungen auch diverse Mahlzeiten drin waren, was de facto Vollpension darstellte, entstanden wirklich keine Kosten. Ich war ja von Amts wegen auch für Reisebüros zuständig und hatte während der Tour meinen Dienstausweis wie Jerry Cotton die alte Smith and Wesson im Schulterhalfter – bereit, bei der geringsten Verfehlung die Tarnung fallen zu lassen. Aber – da war kein Pferdefuß dran und ich habe solche Touren inzwischen öfter gemacht - zuletzt im letzten Februar in Ägypten.

Des Rätsels Lösung ist, dass Fahrten dieser Art in solche Länder fast ausschließlich im Sommer stattfinden. Auch in der Türkei, besonders auf den Pässen des Taurus, dann es in den Wintermonaten sehr kalt werden und es kann Schnee und Eis geben. Da kommt natürlich kein Tourist und deshalb werden die Touris auf diese Art ins Land geholt.   

Das geht mit der türkischen Fluglinie los, die hier nicht gerade einen Billigfug anbietet. Aber der Gewinn wie auch die anderen Ausgaben, die man so macht, gehen da in einen Topf, aus dem sich alle bedienen. Und so bleiben die Hotelzimmer nicht ganz leer und die Arbeitsplätze bleiben erhalten und müssen nicht saisonal gestrichen werden.

Ja, und so eine Tour habe ich Werner angeboten ohne zu ahnen, dass es nur ca. zwei Monate vor seinem Tod sein würde. Ich habe ihm sogar angeboten, noch mal mitzufahren, obwohl ich einen Großteil der Tour kannte, weil ich öfters Studienreisen in der Türkei gemacht und die Ruinen von Troja und Pergamon samt der Moscheen und Paläste von Istanbul recht gut kannte.

Ich sagte Werner, dass er raus müsse aus seiner Lethargie, denn Heike würde ja nicht wieder kommen. Er habe doch, außer unsere Touren nach Italien und einer Urlaubsfahrt mit Heike an den Rhein noch nicht viel von der Welt gesehen. Troja – Werner. Troja – das heilige Ilion. Das musst du doch sehen. Auf, das Abenteuer ruft. Wir sind noch nicht zu alt, um noch mal die Hüte aufzusetzen und los zu ziehen.

Damals in der Zamorra-Zeit haben wir uns um solche Sachen kaum Gedanken gemacht. Auch wenn Werner und ich in Kassel und Ahnatal nicht nur über Zamorra sondern auch über Gott und die Welt geredet haben – wobei wir beim Thema „Gott“ auf jeden Fall verschiedene Ansichten hatten. Einerseits lehnte Werner den Begriff „Gott“ völlig ab – andererseits war er aber irgendwie immer  auf der Suche. Möge er jetzt gefunden haben, was er sucht.

Figuren wie Nicoles Freundin April Hedgeson, der von Druiden abstammende Yard-Inspektor Kerr (Werners kleine Verbeugung vor John Sinclair), die Agentin Tanja Semjonova vom KGB oder Ansu Tanaar, die „Goldene aus der Geistertstadt (eine der weißen Städte, deren Ursprung in Lemuria zu finden ist), das sind alles Figuren Werners aus der Zeit vor meinem Einstieg.  Und sie sind teilweise noch lange nach mir immer mal in der Handlung aufgetaucht – und wenn es nur Ansu Tanaar Schädel war.   
 
Natürlich ist auch Teri Rheken zu nennen. Eine Phantasie-Frau, die sich in sehr vielen Zeichnungen Werners wieder findet. Sie existierte mit ihrem hüftlangen Goldhaar und ihrer meist nackten Gestalt von überirdischer Schönheit eigentlich nur in Werners Phantasie. Aber das ist ja das Schöne, dass man sich als Schriftsteller seine Idealgestalten schaffen kann – und sich auch in sie verlieben, ohne dass es jemand merkt. Und als Werner mit Heike zusammen kam, hatte er seine Teri Rheken gefunden. Sie hatte zwar nicht das langwallende Blondhaar – aber den schlanken, grazilen Körper von Teri – den hatte sie damals. Inzwischen alt gewordene Fans von damals werden sich noch daran erinnern. Später war Heike die „Teri“ nicht mehr so ganz anzusehen. Aber da hatte sich Werner vom Körpervolumen auch schon von dem entfernt, wie er Zamorra in seinen Romanen beschrieb.

Denn -  Werner hat sich als viele seiner Gestalten gesehen – vornehmlich als Merlin – aber hauptsächlich auch als Zamorra. Und Heike war für ihn auch Teri Rheken – aber dann in erster Linie Nicole Duval – die Gefährtin und „Zusatzgehirn“ wie es in den Uralt-Romanen heißt. Sie hat ihn auch in seiner Arbeit unterstützt  und ihm damals, wo es noch jede Menge Fan-Briefe gab, einen Großteil dieser Post zum Bearbeiten abgenommen.  Von daher gesehen waren Werner und Heike wie vom Schicksal zusammen geführt. Und wie sie damals zusammen kamen, das habe ich ja wahrheitsgemäß schon erzählt. Leider muss man sich, um das nachzulesen, durch die Teestunden durchgraben, weil ich das ja nicht als W.K.Giesa-Biographie geschrieben habe, sondern weil die „Teestunde“ eben die spontanen Erinnerungen eines inzwischen älteren Herrn sind.

Was heißt hier „älterer Herr“. Die Jugend sieht das gar nicht so. Mein sechsjähriges Pseudo-Enkelchen Lisa, die Tochter von der jüngsten Tochter meiner damaligen Lebensgefährtin Rosi, sieht das ganz anders. Sie kann gar nicht begreifen, warum die Mama immer vom „Beute-Opa“ redet. Sie sagt immer, ich sei ihre Freund. „Ein Opa, das  ist doch ein alter Mann....“  Ja, Kinder und Narren sagen nun mal die Wahrheit – ahem...

Und weil ich gerade recht beschäftigt bin, brechen wir an dieser Stelle mal ab und fahren in der kommenden Woche fort...

Kommentare  

#1 Laurin 2010-01-07 14:56
Für manchen mag eine Reise ja interessant sein und alles was ihn davon abhalten könnte ist die Unsicherheit (hab ich ja noch nie gemacht...) oder die Angst vorm fliegen. Bei W.K.Gisa sah dies zu diesem Zeitpunkt wohl schon etwas anders aus. Wenn Menschen (wegen des Verlust eines Partners oder ähnlichem) damit beginnen sich selbst aufzugeben, wird jeglicher Wunsch nach Neuem oder Veränderung zu einem unbedeutenden Staubkorn. Das kann einem in der Seele weh tun wenn man hilflos dasteht weil man eine Person nicht mehr aus ihrer Lethargie zu reißen vermag.

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