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Fragen zum Jubiläum an Autoren und Leser (Folge 2)

Rudi und das 'Zamorraversum'Fragen zum Jubiläum an Autoren und Leser
(Folge 2)
Rolf Michael

Ich habe mit einige Autoren , die bei Professor Zamorra mitschreiben oder mitgeschrieben haben, ein kleines Interview zu 40 Jahre Professor Zamorra gemacht. Auch einigen Lesern habe ich die Fragen gestellt, denn diese sind das Herz der Serie.
 
Es geht weiter mit Rolf Michael, der in der ersten Hälfte der Achtziger der kongeniale Partner von W.K. Giesa war.

Halölle Rolf, ich weiß du hasst mit Zamorra abgeschlossen. Ich schreibe gerade meinen neuen Artikel für Juli. Würde aber gerne trotzdem ein kleines Interview mit dir machen. ich Frage auch nicht was war und wie dies geschehen  ist.
Meine erste Frage lautet: was hat dich damals an Zamorra so fasziniert als du für Professor Zamorra geschrieben hast?
Frage 2: Sind deine Protagonisten beim Schreiben eingefallen oder hast du reale Menschen die du kanntest als Vorlage gewählt?
Frage 3: Was war für dich persönlich deine Highlights bei Professor Zamorra?

Rolf Michael: Hallo, Rudi, kein Problem auf diesen Fragen zu antworten. Und auch wenn ich mit PZ abgeschlossen habe, sind ja nicht alle Emotionen raus. Ich denke nur nicht mehr darüber nach, was man vielleicht besser machen könnte. Natürlich kommt es wieder in epischer Breite - wie ich jetzt beim Überlesen feststelle...

Frage 1: Der Zamorra hat mich schon als Leser mehr fasziniert als andere Serien in dem Bereich, ohne hier Namen zu nennen. Jedenfalls so, das ich mir immer mal einen PZ-Roman gekauft habe. Ursprünglich hoffte ich ja, durch diese Romane etwas "Geheimwissen" zu erlangen - es dauerte eine ganze Zeit bis ich feststellte, das das Wissen der Autoren nicht so tief ging wie das der damals sehr wenigen Bücher, die ich in Antiquariaten fand. Aber ich wusste, würde ich mal Romane schreiben, dann wollte ich alle diese Sachen aus der Welt der geheimen Mächte, die ich aus meinen Sachbüchern kannte, mit einbauen. Doch da war lange keine Rede von, das ich mal richtig schreiben würde. Hans Klipp und ich gaben eben unsere Fan-Zines heraus (Antares, Cervisia & Point Of) und ich war als Musiker gut im Geschäft - da blieb nicht viel Zeit zum Schreiben. Dann wurden die Kontakte mit W.K.Giesa und der Lippstädter Gruppe enger und ich schrieb auch gelegentlich mal was für Terra-Press. Mit W.K.Giesa hatte ich auch Vorlesungs-Abende im Kasseler-Autoren-Cafè - auch wenn wir beide professionell noch nichts veröffentlicht hatten. Dann wurde Werner mit Jürgen "Dan Shocker" Grasmück zusammen gebracht - und schrieb seinen ersten Profi-Roman - "Die Burg des Unheils", den ersten Band mit Ted Ewigk. Ja, und dann suchte Jason Dark als damaliger Redakteur vom "Professor Zamorra" einen Autoren für die Serie, damit er so gut wie keine Arbeit mehr mit Lektorieren hatte und sich voll um seinen John Sinclair kümmern konnte, ohne auf die Einnahmen durch die Reaktion vom Zamorra und Lassiter zu verzichten. Und der Autor für den Professor Zamorra sollte eben der Neu-Autor W.K.Giesa sein. Als Werner dann am Wochenende nach dem Gespräch mit Dan Shocker in Kassel war, fragte er mich, was ich von der PZ-Serie halte, zu der man ihn hier "zwingen" wollte. Werner wollte lieber was Eigens aufbauen - mit viel SF im Hintergrund. Horror und Fantasy lagen ihm schon damals innerlich meilenfern - obwohl er bei Terra-Press auch solche Geschichten geschrieben hatte. Ja, was hielt ich vom Professor Zamorra? Eigentlich nicht viel, außer das es ganz spannende Romane waren. Mit wenig Substanz und Hintergrund zwar, aber es las sich eben ganz gut. "Wenn ich da mache, dann mache ich die Serie so, wie ich sie haben will!" sagte W.K.Giesa damals schon - und niemand konnte damals erkennen, das er hier im Beginn seines "Lebenswerkes" stand. Das ich selbst dann beim Professor Zamorra mitgeschrieben habe, lag auf der Hand - wenn man mit dem Stamm Autoren befreundet ist, dann bleibt das nicht aus. Und W.K.Giesa war ja bis zu seiner Hochzeit mit Heike für mich so etwas wie ein jüngerer Bruder. Aber all das kann man in der Teestunde viel genauer lesen.

Frage 2: Michael Ullich war eine meiner Ideal-Figuren, wie ich gerne wäre - und teilweise auch (damals vor meinen Krankheiten) gewesen bin. In dem Roman "Schatten über Maiden-Castle", der den Bastei-Leuten zu anspruchsvoll für den Gespenster-Krimi war, hatte er seinen ersten Auftritt - der Roman kam später beim Zauberspiegel als Sonderdruck. Nachdem ich dann "Jäger des verlorenen Schatzes" im Kino gesehen hatte und plötzlich wusste, welchen Stil ich schreiben musste, setzte ich Zamorra und Nicole in ein Flugzeug über dem Dschungel von Brasilien in Höhe von Manaos. Ein Flugzeug, das zwei kleine Dämonen einfach abstürzen lassen wollen - und so das Problem Zamorra auf einfache Art aus dem Weg räumen. Ja, und plötzlich saß dieser Michael Ullich - also ich selbst in idealisierter Ausgabe - mit im Flugzeug.. und mischte in dem Roman richtig heldenhaft mit. Nun wohnen aber zwei Seelen in meiner Brust. Damals war das auch ganz einfach an der Kleidung zu erkennen. Gelegentlich lief ich herum wie ein Teeny-Popper total aufgestylt mit schwarzer Leder-Jeans und engem Shirt (damals machte ich ja Langstreckenlauf - und ging auch gelegentlich noch mal in eine Disco) - aber sonst sah man mich in der Freizeit meist in einem vergammelten Jeans-Anzug mit ausgelatschten Lauf-Schuhen - nur die Haare waren nicht so lang wie die meines Roman-Helden Carsten Möbius. Und den Carsten habe ich beim Schreiben des Romans "Der Steinriese erwacht" mit all seinen Hintergründen erfunden. Carsten Möbius und Michael Ullich - das ist meine eigene, gelegentlich hin und her gerissene Seele - wie man einerseits sein möchte - und wie ich andrerseits wirklich bin... und da hat der Carsten Möbius nun mal den größeren Anteil. Mir ging es also ungefähr wie Karl May, der sich in Kara ben Nemsi hinein träumte - aber dennoch mehr der kleine Aufschneider Hadschi Halef Omar war. Was ja nicht unbedingt schlecht sein muss... Schon während des Schreibens wurde mir klar, dass ich beide zusammen bringen würde. Sie ergänzten sich wunderbar - hier der Grübler und immer etwas vorsichtige Carsten Möbius - dort der Tat-Mensch Michael Ullich. In Visionia haben sie vom Charakter her beide in Sabrina Brander und Kerstin Sander ihre Nachfolge gefunden. Carsten Möbius und Michael Ullich sind wie Old Shatterhand und Winnetou... und wäre ich länger in der Serie geblieben, dann wären diese Figuren noch weiter ausgebaut worden. Einige Male hat mich Werner aufgefordert, sie von der Platte zu nehmen, weil sie dem Zamorra die Show stehlen würden. Aber ich habe es immer so eingerichtet, das Zamorra eben zum Schluss kam und noch seinen Teil dazu bei trug. Allerdings - der innerhalb der Serie unveröffentlichte Roman "Wolfsmond über Doset" sollte mal ein Band werden, wo Micha und Carsten alleine agierten und Zamorra am nächsten Tag zur feststellt, dass ihm Carsten Möblius im per E-Mail neue Erkenntnisse über Werwölfe in den Computer gegeben hatte. Das wäre so eins der Experimente gewesen,,, bei Perry Rhodan gibt es ja auch genug Romane wo PR höchstens mal am Rand erwähnt wird. Die Figur des Pater Aurelian ist mir vom Namen her schon beim "Krakengötzen" gekommen - auch dass er die besondere Abteilung der Geheimen Bibliotheken das Vatikan verwaltet und PZ seit der Studien-Zeit kennt. Im Original des abgelehnten Rom-Zyklus, den ich nach dem Krakengötzen schrieb, wurde Pater Aurelian von der Charakteristik her ausgebaut. In den Heften kam er dann erst später richtig zum Einsatz. Wie Micha und Carsten wäre in dieser Figur noch sehr viel drin gewesen. Hätte ich geahnt, dass mich Werner nach meinem 666er Beitrag mit dem Ende des Amun-Re nicht mehr in die Serie lässt (was ich voll angenommen habe - immerhin hatte ich ihm ja den Text von rund zwei Heften geschenkt, damit er keinen finanziellen Verlust haben wollte - weil ich dummes Schaf dachte, der Zamorra sei seine einzige Einnahmequelle) - ja, dann wären Pater- Aurelian, Michael Ullich und Carsten Möbius in der Story einen richtig schönen frischen Heldentod gestorben - wie laienhaft Werner sie dann aus der Serie herausgenommen hat, das hat mir wirklich innerlich weh getan. Ja, was hätte ich da noch? Amun-Re ist die Negativ-Figur in meiner Fantasy-Story "Gunnar mit den zwei Schwertern", womit ich damals in unserem Fanzine ANTARES mit Schreiben begonnen habe. Ich hatte zwei A-4 -Seiten mit einer angefangenen Story in einem Haufen Altpapier liegen - das Begräbnis des Amun-Re - und weil ich ein fauler Mensch bin, wurden die beiden Seiten der Beginn meines ersten Romans "Der Kraken-Götze". Und so war Amun-Re eben in der Serie... im Roman "Der Fluch des Ägypter-Grabes" habe ich mir dann was einfallen lassen, wieso eben Amun-Re zur Zeit von Ramses II in Ägypten als Gott verehrt wurde. Ja, und dann sind da Tina Berner (unser Jedi), Sandra Jamis und Regina Stubbe, die einige Male mit dabei war. Tina war die Tochter eines Arbeitskollegen und wollte so gern mal in einem Romanheft mitspielen. Und dann wollte ihre Freundin Sandra natürlich auch. Regina war eine Zeit bei uns in der Abteilung zur Ausbildung. Zusammen spielen die Girls auch in dem Magier Film "Das Grauen aus der Gruft" mit. Als die Figuren von Tina und Sandra zu "stark" wurden, habe ich sie erst mal in"Troja" in eine imaginäre Vergangenheit versetzt. Tina spielt dann im Dinosaurier-Atlantis- Zyklus die Hauptrolle. Sie war damals sehr biestig, als ich ihr sagte, das sie in der Serie "sterben" muss. "Aber wenn, dann als Jedi mit dem Laserschwert in der Hand" verlangte "Tinchen". Und so kam es, das hier eben Amun-Re, die Straße der Götter und die Dynastie der Ewigen aufeinander prallen -. und Tina Berner das Gebot der Schicksalswaage befolgt - und eben als Jedi den Heldentod stirbt.. Und das lange bevor die drei ersten Star-Wars-Teile gedreht wurden. Was sie Girls heute angeht - sie sind jetzt auch so um die 50 herum und ich habe schon seit über 30 Jahren jeden Kontakt zu ihnen verloren.

Frage 3: Ich hatte für mich selbst mehrere High-Lights... meist die Trilogien, wo ich nicht an die übliche Seitenzahl gebunden war. Da ist z.B. der Orinoco-Zyklus (In der Voodoo-Hölle - Das Erbe des Zauberers - Das Schwert im Jadestein) - den ich anfing, dann zwei Jahre liegen ließ, weil ich kaum annahm, dass sich jemand dafür interessierte (das war die Anfangszeit, wo ich jeden Roman abgelehnt bekam) und den ich dann später neu einfasste. Deswegen sind Michael Ullich und Carsten Möbius erst im zweiten Band dabei - die gab es vorher noch gar nicht. Dann die Rom-Trilogie (Der Teufel mit dem Lorbeerkranz - Messalinas Höllentrank - Der Flammengürtel) wo ich aus Fragmenten des abgelehnten Originals weitgehend eine andere Story machte, die in die aktuelle Handlung eingepasst wurde. Eigentlich sollte "Rom", wo Zamorra von Merlin den Vergangenheits-Ring bekommt, der Auftakt für eine Reihe von Zeit -Abenteuern werden, die den Lesern gefielen, aber eben nicht dem Verlag - weil der Zamorra ja eine "Grusel-Serie" war. Dennoch - der Troja-Zyklus und auch später auch der Dinosaurier/Atlantis-Zyklus sind dadurch möglich geworden. Im Atlantis-Zyklus habe ich die Verbindungen Straße der Götter zur Dynastie der Ewigen hergestellt - was ich ja konnte, weil Werner und ich ja alle Infos darüber ausgetauscht hatten. Das haben die heutigen Autoren natürlich ignoriert - aber warum auch nicht. Die heutigen Leser wissen es nicht besser - die heutigen Autoren wissen es genau so wenig, W.K.Giesa ist tot und kann nichts mehr sagen - und mir ist das völlig egal, was sich das heutige Autoren-Team aus den alten Ideen zurecht bastelt. Wären sie clever gewesen, hätten sie sich das alles mit einem kurzen, literarischen Kunstgriff vom Hals geschafft und richtig neu begonnen. Im 1,.000der Band hatte ich mit so was gerechnet, weil es dann für viele Neu-Leser einfacher gewesen wäre, einzusteigen. Ich bin jedenfalls durch all das nicht mehr durchgestiegen und seit dieser Zeit endgültig vom Zamorra kuriert. Wie sagte man im antiken Rom so schön? "Mögen die Konsuln zusehen, dass die Republik keinen Schaden erleidet." Da bedeutet. "Mögen die Autoren zusehen, das die Verkaufszahlen beim Zamorra nicht weiter absinken!" Ob die Serie noch erscheint oder eingestellt wird, mich betrifft es ja nicht mehr.,..

Es folgt morgen dann das Trio Stahl, Montillon und Tenkrat ...

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