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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Hugh A. Dempsey?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Hugh A. Dempsey?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 24. Mai habe ich mich in den USA aufgehalten und hatte weder Zugang zu meinem Archiv noch zu meiner Korrespondenz. Jetzt wieder daheim will ich mit einigen Wochen Verspätung, gleichwohl mit großer Trauer, den Nachruf auf einen alten Freund veröffentlichen, der an jenem Tag diese Welt für immer verlassen hat:

HUGH A. DEMPSEY war sicherlich einer der bedeutendsten und profiliertesten Indianerkenner der Welt, ein kanadischer Historiker und jahrzehntelang Kurator des GLENBOW MUSEUM in Calgary. Schwerpunkt seiner Arbeit waren Geschichte und Kultur der Blackfeet. 1967 wurde er nicht nur in den Stamm der Kainai adoptiert, sondern zu einem ihrer Ehrenhäuptlinge ernannt.

Es ist wohl 30 Jahre her, dass er mir ein Foto von diesem Tag schickte, dass ihn zusammen mit seiner Frau und einer prächtigen Federhaube zeigte. Zugleich nahm er mir das Versprechen ab, dieses Bild erst nach seinem Ableben zu veröffentlichen. Daran habe ich mich bis heute gehalten.

Hugh Dempsey kam am 7. November 1929 in Edgerton (Alberta) zur Welt. Als er 1947 die Schule verließ, trat er in die Redaktion des „Edmonton Bulletin“ ein und wurde Journalist. Ab 1951 war er Pressesprecher der Regierung von Alberta. 1956 wurde er zum Vize-Präsidenten der HISTORICAL SOCIETY OF ALBERTA gewählt. Damit verbunden war eine Stellung als Redakteur der „Alberta Historical Review. Noch 1956 zog er nach Calgary und wurde Archivar am neu eröffneten Glenbow Museum. Diese Position behielt er bis 1967, bis er zum Kurator und Direktor des Museums ernannt wurde. 1991 wurde er pensioniert.

Schon als junger Mann erwachte seine Leidenschaft für die Indianervölker Kanadas. Er konzentrierte sich auf die Blackfoot-Konföderation. Über 20 Bücher und viele Artikel erschienen von ihm in unterschiedlichen Medien Kanadas. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen gehört zweifellos die Biographie über den berühmten Blackfeet-Häuptling „Crowfoot“. Später arbeitete er zusammen mit dem großen Colin Taylor, dem führenden englischen Ethnologen. In dieser Verbindung sind wir uns begegnet, denn Colin war einer meiner besten Freunde,

Als Colin Taylor eine internationale Festschrift über den leitenden Ethnologen der Smithsonian Institution, Dr. John Ewers, herausbringen wollte, war Hugh Dempsey die erste Wahl, um als Mitherausgeber zu fungieren.

Ich wurde der Verleger dieses Projekts. Seitdem standen Hugh und ich in ständiger Verbindung. Seine Kenntnisse über die Blackfeet waren überwältigend. Von ihm erhielt ich auch unverzichtbare Informationen über Chief Wades-In-The-Water und seine Frau Julia für das Buch „Der letzte Skalp“. Hugh war beiden noch als junger Mann persönlich begegnet.

Hugh Dempsey hielt neben seiner Tätigkeit als Museumsdirektor Vorlesungen an der „University of Calgary“, die ihm am 30. Mai 1974 einen Ehrendoktortitel verlieh.

Zu den weiteren Ehrungen in seinem Leben gehörte die Aufnahme in die „Indian Association of Alberta“; Am 15. Oktober 1975 wurde er zum Mitglied des „Kanadischen Ehrenordens” berufen, “für seine Beiträge zur Bewahrung der Kultur und Geschichte der Plains-Indianer“.

Dempseys Zuneigung für die Blackfeet war nicht auf die Beschäftigung mit ihrer Geschichte, Sitten und Brauchtum beschränkt. 1953 heiratete er Pauline Gladstone, eine Blackfeet-Indianerin. Sie war die Tochter des kanadischen Senators James Gladstone aus dem Volk der Kainai. Das Paar hatte fünf Kinder, unter denen ebenfalls angesehene Völkerkundler sind.

Hugh starb am 24. Mai 2022 im Alter von 92 Jahren. Damit endete ein erfülltes, reiches und beeindruckendes Leben, das vollkommen den Indianern im Nordwesten Kanadas und der USA gewidmet war.

Ich bin unendlich dankbar, dass ich mehrere Jahre mit ihm zusammenarbeiten durfte. Die Ergebnisse unseres Wirkens waren die grandiosen Bände THE PEOPLE OF THE BUFFALO 1 und 2 (2003 und 2004), die zu den wichtigsten ethnologischen Werken meiner verlegerischen Arbeit gehören. Dann folgte eine Gedenkschrift für unseren gemeinsamen Freund COLIN TAYLOR, „Generous Man“.

Danke, mein Freund, dass ich Deinen stets ermutigenden Zuspruch und Dein unvergleichliches Wissen und Deine Weisheit nutzen durfte.

Du wirst unvergessen bleiben. Dein Werk wird weiterbestehen. Dein Name wird auch in vielen Jahrzehnten noch mit Ehrfurcht und Respekt genannt werden.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die aktuelle Ausgabe

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