Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Randolph Barnes Marcy?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Randolph Barnes Marcy?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 9. April 1812 wurde in der Gemeinde Greenwich (Massachusetts) ein Mann geboren, der heute fast vergessen ist, tatsächlich aber eine bedeutende Rolle in der Geschichte der großen Planwagenzüge nach Westen spielte: RANDOLPH BARNES MARCY.

Er erhielt seine Ausbildung auf der amerikanischen Militärakademie West Point, die er 1832 als Leutnant verließ. Er trat in die 5. US-Infanterie ein. Kurz nach seiner Ernennung zum Offizier, heiratete er. Seine Tochter Ellen Mary sollte später einen gewissen George B. McClellan heiraten – zeitweise Oberkommandierender der Unionsarmee im Bürgerkrieg.

Marcy diente im sogenannten „Black Hawk Krieg“ in Illinois und wurde während des Mexiko-Krieges (1846-48) zum Captain befördert. Er nahm mit Auszeichnung an den Schlachten von Palo Alto und Resaca de la Palma teil. Danach wurde er in Armeeposten in Texas und Oklahoma stationiert. Zu seinen Aufgaben gehörte es, Siedlertrecks zu eskortieren. Dabei lernte er das Land kennen und fertigte Landkarten an. 1852 führte er eine Expedition zu den Quellflüssen des Red River.

1857 gehörte Marcy zum Kommando von Brigadegeneral Albert Sidney Johnston, das Präsident Buchanan nach Utah schickte, um die Kirche der Mormonen zu unterwerfen. Marcy führte eine eigene Abteilung, die er sicher durch gefährliche Schneestürme in den Rocky Mountains brachte.

Seine militärischen Berichte erregten die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten. Sie waren klar, schnörkellos, sachlich, exakt, ohne Übertreibungen und geschliffen formuliert.

Nach Ende des sogenannten „Mormonenkrieges“ wurde er ins Kriegsministerium in Washington abgeordnet und erhielt den Auftrag, ein Handbuch für die Planwagenzüge nach Westen zu verfassen, einen leichtverständlichen, detaillierten Ratgeber, angereichert mit Landkarten, Illustrationen, Routenbeschreibungen und Auflistungen von natürlichen Schwierigkeiten, Landmarken und Hinweisen, wie Schwierigkeiten auf dem Weg überwunden werden konnten.

Es entstand das Buch

THE PRAIRIE TRAVELLER: A HANDBOOK FOR OVERLAND EXPEDITIONS, WITH MAPS, ILLUSTRATIONS, AND ITINERARIES OF THE PRINCIPAL ROUTES BETWEEN THE MISSISSIPPI AND THE PACIFIC.

Das Werk wurde 1859 von der amerikanischen Bundesregierung selbst verlegt. Binnen kürzester Zeit wurde es zum bedeutendsten Führer für Tausende von Pionieren, die sich auf den langen Weg nach Westen machten, ob nun Oregon, Kalifornien, Utah oder andere Gebiete jenseits der Rocky Mountains ihr Ziel war.

Marcy schrieb auf, was er selbst bei seinen Zügen auf den verschiedenen Trails erfahren und gesehen hatte. Dazu gab er Hinweise bezüglich Ausrüstung, Vorratshaltung, Jagd und Kochen, Wasserstellen, Ratschläge bei der Auswahl der Zugtiere, beim Verhalten bei Begegnungen mit verschiedenen Indianervölkern, Grundbegriffe der Zeichensprache und der Rauchsignale, sowie Gesundheitsversorgung, die Behandlung von Krankheiten und Verletzungen, und vieles mehr. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Marcys Buch für viele Westwanderer ein sicherer Führer wurde und vermutlich Leben rettete.

Der PRAIRIE TRAVELLER wurde zum Bestseller. Der Historiker Andrew Birtle nannte es „das vielleicht wichtigste Werk über die Treckwege in den Westen, das jemals unter Federführung der Regierung entstanden ist.“

Marcy wurde im Anschluß an diese Arbeit zum Major befördert. Er diente dann als Zahlmeister der Armee im Pazifischen Nordwesten. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges wurde er zurück in den amerikanischen Osten geholt und trat als Stabschef von General McClellan – seinem Schwiegersohn – in die Potomac-Armee ein. Das Ende des Krieges erlebte Marcy als Generalinspekteur der Unionsarmee. 1868 wurde er zum Brevet-Generalmajor der Freiwilligen befördert, 1878 folgte die Ernennung zum Brigadegeneral der regulären Armee.

Randolph Marcy wurde 1881 pensioniert und starb am 22. November 1887.

Sein Buch ist bis heute aktuell geblieben, natürlich nicht mehr als Führer, aber als bedeutende Quelle über die Verhältnisse und Lebensbedingungen auf dem Weg nach Westen und die Konditionen, die die Planwagenpioniere auf ihrer etwa 5 Monate dauernden Reise durch den Kontinent mit von Ochsen gezogenen Prärieschonern antrafen.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2019Die aktuelle Ausgabe

 

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.