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Blumen, schwarze Eichen, roter Eichel, ein Wirt und Vereinsmeier

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, schaffen wir es zum Jahresabschluss die Blumenstafette hinter uns zu bringen? Wir werden sehen. Leg los! Der Tee ist serviert...

Blumen, schwarze Eichen, roter Eichel, ein Wirt und Vereinsmeier

Willkommen zur letzten Teestunde im Jahr 2011. Ich hoffe, ihr habt stressfreie Tage zwischen den Jahren. Bei mir kommen Ende der Woche die Umzugskartons und ich hoffe, kann aber nicht versprechen, dass es die nächste und übernächste Woche bei mir Tee geben wird.

 

Denn die Möbelpacker rollen am 6. Januar an – aber die Telekom kann den Techniker, der mich auch wieder ans Netz bringt, erst in der Woche darauf schicken. Nun, wir werden sehen, was wird.

Deshalb versuche ich jetzt mal, mit der Schilderung der Erinnerungen an die Blumenstafette Bonn-Kassel fertig zu werden. Vom Start 12 Uhr mittags im Buga-Gelände Bonn ab lief erst mal das ganze Läufer-Team am Rheinufer entlang, vorbei am damaligen Bundeshaus und der ganzen ›Polit-Meile‹ bis zur Rheinbrücke. Danach ging das erste Team an den Start – und das waren keine Geringeren als meinereiner und mein Bruder Peter, trotz seiner 1,92 m gelegentlich ›der Kleine‹ genannt, weil er nun mal 14 Jahre jünger ist, mich aber dennoch um 10 cm. überragt.

Das wäre ja eigentlich nicht erwähnenswert, wenn nicht plötzlich kurz hinter dem Ortsausgang der Stadt Bonn ein Auto neben uns hergefahren wäre und an einer Stange vom Format einer Angelrute und ein Mikrofon vor die Nase gehalten worden wäre. Natürlich witzelte Peter sofort los, dass da irgendwelche Leckereien dran gehängt werden müssten, damit wir schneller und schneller laufen.

Ja, und so kamen die Gebrüder Michael zu ihren ersten und vermutlich einzigen Interview im Fernsehen. Das ging fast zehn Minuten, gesendet wurden dann ca. 3 Minuten. Da war dann natürlich auch dabei, dass die Blumen, die wir in der Hand hielten, aus Plastik waren. Aber es war schon ganz spannend, mal so direkt ins Fernsehen zu kommen – auch wenn es kaum einer sehen konnte, weil es WDR-Regionalprogramm war und die anderen großen Sender es nicht für nötig hielten, diese Aktion überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. 

Wir vom Läufer-Team sahen die Aufzeichnung dann am Abend im TV-Programm, und zwar in der Jugendherberge von Siegen, in der wir übernachteten. Aufzeichnungen und so was gab es damals noch nicht. Uns bleiben nur die Erinnerungen daran, mal eine ›Exklusiv-Sendung‹ im Fernsehen gehabt zu haben.

Dass ich noch mal nicht nur eine, sondern vier Exckusiv-Sendungen im Fernsehen hatte, erzähle ich später mal. Aber das war im Kasseler Lokal-Sender und ich damals habe Ausschnitte aus meinem Kassel-Krimi »Mord in der Eissporthalle« gelesen. Ja, manchmal kochen die Erinnerungen hoch und wenn man so von einer Sache berichtet, dann fallen einem auch wieder viele andere Dinge ein, die so abgelaufen sind. Aber ich will heute nicht mehr abschweifen wir bleiben bei der Blumen-Stafette.

Wie ich schon erwähnt habe, hatten wir keine polizeiliche Erlaubnis, die Strecke Bonn-Kassel in einer Aktion Tag und Nacht durchzulaufen, weil nachts eben keine Sicherheit gewährleistet werden konnte. Die erste Übernachtung in Siegen klappte auch vorzüglich. Aber bei der zweiten Übernachtung hatte es offensichtlich eine Panne gegeben. Nur Crom weiß noch, wer vom Vereinsvorstand die Sache nicht richtig in die Hand genommen hatte und was überhaupt geplant war. Jedenfalls endete unsere Strecke in einem kleinen Ort im hessischen Kreis Waldeck-Frankenberg in der Nähe vom Edersee Der Vorsitzende des Vereins kam uns entgegen und erklärte uns, es hätte eine »organisatorische Panne« gegeben. Von uns Läufern wurde das allerdings etwas anders und jedenfalls vulgärer ausgedrückt. Und der Weisheit letzter Schluss des Vereinsvorsitzenden war, der Tourenbus müsse die ganze Truppe zur Übernachtung nach Kassel fahren und am nächsten Morgen wieder hierher bringen.

Einfach gesagt. Nur war eigentlich durch die ›Zwischenübernachtungen‹ das ›sportliche Ereignis‹ schon ad absurdum geführt. Eine Fahrt nach Kassel – hin und wieder zurück – hätte die Gemeinschaft und die ganze Aktion auseinander brechen lassen. Und – es stand alles kurz vor der Auflösung, weil wir Aktiven der Meinung waren, solche Pannen dürfte es bei einer Planung ein Jahr im Voraus nicht geben.

Die Sache kam aber zu einem guten Ende – und überdies zu was für einem. Unser Touren-Bus stand nämlich vor der Gaststätte des Dorfes. Die war zwar wegen Ruhetag geschlossen und wir murrten schon, dass es nicht mal ein Bierchen gab, um die ›Elektrolyte auszugleichen‹, die der Körper beim Laufen verloren hatte. Aber neugierig durch das Stimmengewirr vor seiner Gaststätte kam der Wirt heraus, hörte sich die Angelegenheit an und hatte die Lösung. Er gewährte uns Gastrecht – und machte dabei natürlich kein schlechtes Geschäft.

Der Ruhetag des Wirtes blieb auf den inzwischen vergangenen ›Tag‹ beschränkt – denn jetzt bekam er Arbeit wie bei einer Kirmes. Klar, unser Vereins-Vorsitzender fuhr wieder nach Kassel – aber das Team mit allen Helfern blieb da und machte mit einer warmen Abendmahlzeit und Getränken noch eine gute Zeche. Und auch der Metzger des Ortes war erfreut über den Auftrag zur Lieferung von Schnitzeln und Bratwürsten. Immerhin war der Bus fast voll belegt – von unserem Masseur bis zu den Girls mit den Sammelbüchsen und natürlich dem damals neuen Star-Autoren des Bastei-Verlages W. K. Giesa als ›Sprecher des Hauses‹, der überall in Städten und Dörfern über Megaphon das ›Ereignis Blumen-Stafette‹ anpries wie Bananen-Bernd oder Aal-Fietje auf dem Hamburger Fischmarkt ihre Ware.

Natürlich gab es keine Zimmer mit Betten in der Gaststätte – auch keine Matratzenlager. Aber es gab an den Wänden Bänke, es gab Tische und auch der blanke Fußboden war ja am Ruhetag schön gesäubert worden. Da wir natürlich das wohlschmeckende und reichhaltige Abendessen nicht abstinent zu uns genommen hatten, hatte auch niemand – nicht mal unsere Mädels – trotz der unbequemen Liegestatt irgendwelche Probleme mit dem Einschlafen. Ich erinnere mich, mir aus zwei zusammen geschobenen Tischen ein ›Schlafgemach‹ hergerichtet zu haben. Nicht sehr bequem – aber ›nach des Tages Müh und Lasten‹ konnte ich doch ganz gut ruhen. Das galt jedenfalls für mich – weil ich schon unter anderen verrückten Umständen Nächte zugebracht habe – sei es bei den Pfadfindern, bei der Bundeswehr oder in den letzten Jahren bei gelegentlichen Besuchen im Circus. Wer mal eine Nacht im Tierzelt auf einer Luftmatratze zwischen Pferden, Lamas und Kamelen zugebracht hat, der weiß, was ich meine. Vom Schlafen auf einer Sitzbank im Wohnwagen mit Tiger-Mädchen Sina halb über mir ausgestreckt völlig zu schweigen.

Der Wirt machte mit dem Frühstück, das er beim Metzger des Ortes vorsorglich am Abend bereits geordert hatte, noch mal ein gutes Geschäft und ich erinnere mich, dass er den Kaffee dazu stiftete. Dann ging es zur letzten Etappe. Peter und ich liefen noch mal die erste Strecke und danach war für uns nicht mehr viel zu tun. Wir hatten die Strecke bis Kassel so eingeteilt, dass jedes Läufer-Paar noch mal dran kam. Auf dieser Strecke habe ich Werner auch die Steilvorlage für den Zamorra-Roman mit dem ›Dämon-Buga-Buga‹ gegeben, wo ich schon von berichtet habe.

Dann war Kassel erreicht und wir liefen zum großen Saison-Restaurant des Buga-Geländes, wo der Bundespräsident eine Rede halten und einen kleinen Imbiss einnehmen wollte. Natürlich war auch der Vereins-Vorstand da und die anderen Läufer des Vereins, die zwar keinen Anteil an der Leistung hatten, sich aber jetzt in den Vordergrund schieben wollten.

Aber das mit dem ›in den Vordergrund schieben‹ schien so nichts zu werden. Denn was dann kam, das war für uns Läufer wie eine kalte Dusche.
 
Kaum liefen wir ins Buga-Gelände ein, kam die Blamage. Keiner von den offiziellen Organisatoren der Bundesgartenschau wusste was von uns und unserer Aktion ›Blumen-Stafette‹. Der Herr Bundespräsident nehme jetzt einen Imbiss und könne nicht gestört werden – hieß es. Und überhaupt, was das alles solle – wie wir denn aussähen in unseren verschwitzen Trikots - wir sollten gefälligst mit unserem Blumenstrauß verschwinden...

Hmm ja, ich weiß, was ich an Vereinsvorständen so hasse. Sie spielen sich gern in den Vordergrund und leisten nichts oder wenig oder machen das, was sie machen sollen, falsch. Jedenfalls erklärte jeder der anwesenden Herren - ehrenwerte Männer in shakespear'schen Sinn – das er diese offensichtliche organisatorische Pleite nicht zu verantworten habe.

Jetzt sieht es in der weiteren Schilderung gleich wieder aus, als wolle ich mir Ruhmeskränze aufsetzen und das Weihrauchfass in meine Richtung schleudern. Was aber jetzt kam, waren einige Glücksmomente und die Tatsache, dass ich als Beamter vom Hauptamt des Kasseler Rathauses einige recht maßgebende Leute kannte.

Und einer davon lief mir gerade über den Weg. Der damalige Referent von Hans Eichel, damals Kasseler Oberbürgermeister, später Hessischer Ministerpräsident und noch später Bundesfinanzminister. Und als die ›Schwarzen‹ dann in Berlin drankamen und Hans Eichel zurück in seine Heimatstadt Kassel ging, führte er anlässlich einer Weihnachts-Gala im Circus Universal-Renz dann die Bären vor. Es war eine Gala wie ›Stars in der Manege‹ mit bekannten Leuten aus Kassel – eben einem Promi wie Hans Eichel mit den Bären. Naja, ich war auch dabei - mit den Tigern (with a little help from my friend Danny Renz- ahem). Aber davon erzähle ich später mal.

Jedenfalls kam mir der Referent des OB in diesem Augenblick sehr gelegen und die Situation wurde sofort genutzt. Da ich damals im Hauptamt bei der Rathaus - Verwaltung war, hatten wir öfter Kontakt und wir waren beide Freunde von ›unbürokratischer Erledigung gewisser Dinge‹ - wenn's auch nicht immer ganz nach den Vorschriften ging, die Hauptsache war der Effekt – und niemand hat jemals was gemerkt. Heute, ca. 30 Jahre später, kann man mal drüber reden.

Ohne den glücklichen Umstand, den Referenten zufällig getroffen zu haben, hätten wir wahrscheinlich unseren Blumenstrauß wieder einpacken und nach Hause gehen können.

Ja, diesen Vertrauten des OB habe ich mir also aus einem Pulk schlipstragender Herrn im dunklen Anzug raus gefischt. Die Blicke, die ich von diesen Herrn bekommen habe, glichen geschleuderten Messern. Da kommt so ein Halbwilder mit durchgeschwitzen roten Trikot und wagt es, sich in einen solch illustre Gesellschaft rein zu drängen. Aber Not kannte nun mal kein Gebot. Und ich hatte Glück. Der Angesprochene verstand sofort, um was es ging.

Danach ging alles ganz einfach. Er wechselte einige kurze Worte mit dem Oberbürgermeister, dieser wiederum hatte den Direktkontakt zum Bundespräsidenten und innerhalb kurzer Zeit hörte ich dann, an welchem Eingang des Gebäudes der Bundespräsident den Blumenstrauß in Empfang nehmen würde. Er hat sogar eine kleine improvisierte Rede gehalten und darauf hingewiesen, dass er in seiner Amtszeit Deutschland erwandert hat und sich damit mit uns Läufern gewissermaßen solidarisch fühle.

Ja, so wurde das ›Märchen‹ dann doch noch wahr – und die Umstände, warum es doch noch geklappt hat, wissen eigentlich nur wenige. Als Karl Carstens dann kam, um die Blumen in Empfang zu nehmen, stand die komplette Riege des Vereinsvorstandes dort, um Shake-Hands zu machen und nur Hans Klipp als Ideen-Geber und Chef unseres Läufer-Teams hatte die Ehre, dem Bundespräsidenten vorgestellt zu werden und ihm die Hand zu geben. Für alle anderen vom Team, die sich jeder auf seine Art abgemüht hatten, gab es wegen dieser ›ehrenwerten Herren‹ kaum eine Möglichkeit, den Bundespräsidenten auch nur zu sehen. Peter und ich haben die Sache aus der hintersten Reihe gesehen und aus dieser Perspektive sind auch die Dias, die ich von dem großen Augenblick noch habe.

Warum Peter und ich ganz hinten standen? Nun, wir beide hatten den Baum und schleppten ihn durch die Gegend. Baum?!? Erinnert ihr euch? Die kanadische Roteiche, die auf dem Buga-Gelände in Bonn ausgewühlt und auf dem gleichnamigen Gelände in Kassel wieder eingepflanzt werden sollte.

Leider war es Peter und mir einfach nicht möglich, nach vorne zu kommen und dem Bundes-Presi noch die Rot-Eiche in die Hand zu drücken – zumal der von der politischen Schattierung her sicher eher eine Schwarzwurzel gewollt hätte ... vielleicht mit etwas brauner Erde dran, aus seiner Vergangenheit ...

Peter und ich hatten also den Baum – und keiner wollte ihn haben. Alle hatten zu tun ... über genug zu tun. Also hat mich der Bus bis zu meinem Domizil im damaligen ›Turm des Schreckens‹ gebracht, wo ich die Eiche erst mal in meiner Garage parkte – natürlich habe ich vorher erst mal Wasser über die Wurzeln gegossen. Der Baum hatte die ganze Zeit der Länge nach in unserem Touren-Bus gelegen und immer war mal einer drüber gestolpert oder hatte sich dran gestoßen.

Es sei noch am Rand erwähnt, dass ich bei der Ankunft zu Hause einen Zettel im Briefkasten vorfand, worauf kurz zu lesen war, das unsere Band am Abend einen Auftritt hatte. Und das nach dem Stafetten-Stress, wo ich eigentlich unserem Management gesagt hatte, dass ich an diesem Abend nicht spielen kann. Nun, ich habe trotzdem am Abend auf der Bühne gestanden und wenn ich mich nicht irre ist Werner als mein persönlicher ›Roady‹ mitgefahren und hat Schlagzeug-Teile geschleppt. Das hat Werner übrigens öfter getan und über seine Zeit, wo er selbst hinter der ›Schießbude‹ gesessen hat, erzähle ich später mal was.

Am nächsten Tag war ich wieder im Rathaus und hatte aufzuarbeiten, was in der Urlaubswoche der Blumenstafette liegen geblieben war. Wegen der Eiche versuchte ich unser Gartenamt zu kontaktieren. Aber die hatten mit der Buga genug um die Ohren, wollten nichts hören und knallten den Hörer auf. Dazu kam, dass ich damals zum Gartenamt keine persönlichen Kontakte hatte.

Nach drei Tagen wollte immer noch keiner die Eiche. Alles war überlastet – aber in der Garage konnte der Baum nicht ewig bleiben. Also musste noch einmal jemand eingespannt werden, der richtig was zu sagen hatte. Und das war mein damaliger Amtsleiter, der mich daher besser kannte, weil unsere Band selbstverständlich bei den Betriebsausflügen des Amtes spielte.

Ich brauchte gar nicht drauf hinzuweisen, wie peinlich es wäre, wenn der Stadtdirektor von Bonn eben mal anfragen würde, ob den die Eiche blühe und gedeihe und dann keiner was wisse. Von einem Hinweis auf die Lokalpresse, die vielleicht für ein Einpflanzen der Eiche sorgen würde, ganz zu schweigen. Unser Amtsleiter hatte sofort verstanden und handelte.

Minuten später hatte ich den Ober-Indianer vom Gartenamt in der Leitung – die Eiche wurde bei mir abgeholt und drei Tage später im Beisein der Presse vom Oberbürgermeister Hans Eichel persönlich eingepflanzt. Ja, und da waren wir Läufer dann tatsächlich mit dabei und nicht der Vorstand des Vereins.

Wer den Baum in Kassel sucht – er ist inzwischen richtig groß geworden – er steht gegenüber der Segler-Gaststätte umgeben von anderen Bäumen - und ist daran erkennbar, das es eben eine Eiche ist – also nur nach den Blättern gucken und ihr findet ihn.

Und der OB ließ es sich nicht nehmen, in der Segler-Gaststätte dem ganzen Lauf-Team Cola oder Wasser auszugeben. Von der Ehrenrunde im Auestadion anlässlich einer Sportveranstaltung habe ich ja schon berichtet. Sogar Werner ist die Ehrenrunde mitgelaufen – im Vereins-Trikot. Immerhin gehörte er ja dazu. Beim Zissel-Festzug – darüber berichte ich auch noch mal – ist er aber im weißen Anzug mit gegangen.

Wäre eigentlich alles erzählt – wenn es nicht noch ein kleines Nachspiel gegeben hätte. Auch hiervon kann man heute mal sprechen – es sind so viele Jahre darüber hinweg gegangen und all diese Sachen haben sich verändert.

Als der Oberbürgermeister und die Getränke anlässlich der Baumpflanzungs-Aktion ausgab, saßen Hans Klipp und ich in seiner unmittelbaren Nähe, so dass er uns recht gut kennen lernte. Ja, und dann kam das erste Kasseler Stadtfest. Nun war das die Zeit, wo Hans und ich mehr oder weniger intensiv die Frau fürs Leben suchten. In unsere damaligen ›Stamm-Disco‹ hatten wir zwei hübsche Girls kennen gelernt, mit denen wir das Stadtfest besuchen wollten. Natürlich mussten wir uns bei den Mädchen richtig in Szene setzen und erzählten so ein paar Dinge, die wir so gemacht hatten. Für uns nichts Ungewöhnliches – aber für die Girlies muss es absolut nach Angabe geklungen haben.

Als wir das dann mit dem Einpflanzen der Eiche erzählten, wo schließlich auch ein Bild in der Zeitung war, auf dem wir groß zu sehen waren, war bei den Mädchen das Maß voll.

»Ihr Angeber wollt und weis machen, ihr kennt den Oberbürgermeister persönlich. Neee. Uns könnt ihr nicht verarsche und ...« Weiter kamen sie nicht, denn dann begann das Schicksal Regie zu führen und ließ aus der Masse des Volks auf dem Fest den Herrn Oberbürgermeister persönlich heraus treten.

»Ach, die Herren Klipp und Michael – das ist aber schön, dass ich sie hier auch dem Stadtfest sehe!« Ja, wir haben dann die beiden Hübschen dem Rathaus-Chef auch vorgestellt – und dachten, wir hätten gewonnen. Immerhin waren wir einen Beweis der erzählten Heldentaten nicht schuldig geblieben.

Doch wenn wir gedacht hatten, Frauen würden auf ›Sieger-Typen‹ stehen, hatten wir uns geirrt. Sie schienen fast beleidigt zu sein, das wir nicht nur Stories a la Münchhausen erzählten, um Eindruck bei ihnen zu schinden, sondern das tatsächlich alles wahr war.

Und dann griff die Regie – also das Schicksal – noch mal ein und schickte und zwei Jüngelchen in den Weg, die wir schon mal in der Disco gesehen hatten – die Girlies aber ganz gut kannten. Und schwuppdiwupp – weg waren die Mädels. So schnell konnten Hans und ich nicht hinterher gucken.

Ja, also konnten wir das erste Kasseler Stadtfest genießen und ich erinnere mich dran, dass dieses Fest morgens um vier Uhr leer gesoffen und leer gefressen war. Keine Bratwurst mehr auf dem Rost und kein Fass mehr am Bierstand. Natürlich rollte im Verlauf des Vormittages Nachschub an. Aber ich erinnere mich, dass Hans und ich morgens gegen vier Uhr verzweifelt nach einen Glas Bier gesucht haben, weil wir ja unseren Kummer ›wegen der Weiber‹ ertränken mussten. Wie wir heimgekommen sind, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Aber das war ja ein Zustand, der in jenen Zeiten bei uns nicht ungewöhnlich war.

»Auch ich war ein lockerer Jüngling mit Haar!« kann ich mit Fug und Recht singen. Aber das will ich euch ersparen. Und soweit ist unter der großen Über-Thematik ›W.K. Giesa in Textil‹ wieder ein Kapitel abgehakt – und wir kommen nächstens zu Werners Hang zur Western-Kleidung und damit zusammenhängenden kleinen Abenteuern wie diversen Ausritte und seiner Karriere als ›Drummer‹ bei der Country-Band ›Pony-Express‹.

Wir lesen uns … ja, ihr werdet das schon merken, wenn es wieder Tee im Zauberspiegel gibt. Ich wünsche euch eine guten Jahreswechsel und alle guten Wünsche für 2012 ...

Kommentare  

#1 Kerstin 2011-12-29 13:21
Ja, und da sagt man uns Waldeckern immer nach, wir wären muffelig und nicht gastfreundlich. Stimmt ja gar nicht. Zur Not kommt sogar ein ganzer Bus voll Leute unter, wenn sie die Ansprüche eben nicht zu hoch schrauben.

Den Herren vom Vereinsvorstand hätte ich aber mal die Meinung gesagt an eurer Stelle, mit den Fäusten, wenn es nicht anders ging.

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