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Schätze, Geheimdienste und Absolution

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, und weiter geht’s mit der Geschichte des Islam. Da darf man gespannt sein, ob wir heute zur Eroberung Mekkas und vielleicht gar darüber hinauskommen. Wenn nicht, dürfte auch die Abweichung interessant sein. Der Tee ist serviert ...

Schätze, Geheimdienste und Absolution

Manchmal weiß man gar nicht, was für Schätze man in seiner Bibliothek hat. Als ich mich unlängst mal wieder am Anblick meiner gefüllten Regale erfreute, fiel mir ein Buch ins Auge, das ich schon völlig vergessen hatte. Eine moderne Biografie des Propheten Mohammed mit sehr, sehr vielen Details.

Außerdem hatte ich mal wieder in den Werken von Edward Gibbon geschnüffelt, der von 1737 bis 1794 in England lebte und als ›Vater der modernen Geschichtsschreibung‹ gelten kann.

 

Um sein Gesamtwerk über den Untergang des römischen Reiches von Kaiser Marc Aurel bis zum Fall von Konstantinopel kommt noch heute kein Historiker drum herum, der sich mit schriftlich dokumentierter Geschichte befasst. Ob er nun mit Gibbons Theorien für den Untergang des Imperiums durch den Sieg des Christentums einverstanden ist oder nicht.

Für uns hier in der Teestunde ist nur wichtig, dass Gibbon die historischen Ereignisse in kleinsten Details beschrieben hat – wie später dann auch Leopold von Ranke oder Felix Dahn. Und gerade die militärische Expansion des Islam, die an den Quellen von Badr ihren Ausgangspunkt hat, kann ich mit diesem Wissen jetzt so schildern, wie sie vermutlich war.

Eigentlich wäre das alles einen historischen Roman wert – oder ein Zeitabenteuer für ›Sandra Flynn‹. Aber so, wie ich es beschreiben will, ist es tatsächlich passiert. Und die Sache mit den ›Kundschaftern‹ verhielt sich doch etwas anders. Ihr werdet es heute lesen. Also – Allah sei Dank, dass ich vorher die passenden Bücher gefunden habe.

Wir haben schon gehört, dass die ›Umma‹, d. h. die Gemeinde des Gläubigen, in Medina stark angewachsen war und auch neuen Zustrom von den Araber-Sippen der Wüste erhielt. Die wenigsten der ›Emigranten‹, wie diverse Sachbücher die Leute aus Mekka nannten, schafften es aber, ihre bisher ausgeübten Berufe als Kaufleute oder Geldverleiher erfolgreich in Medina auszuführen. Eine Ausnahme bildete der Überlieferung nach der junge Kaufmann Abd al-Rahman, der sich in Medina angekommen, als erstes nach der Richtung erkundigte, wo der Basar lag und sofort Kontakte knüpfte.

Aber im Großen und Ganzen kann man sagen, dass weder die ›Umma‹ noch der Prophet selbst in Medina eine echte Einnahmequelle gehabt hätten. Von irgendwas mussten sie leben – Sozialhilfe und so was gab es nicht. Zwar waren Mohammed und seine Gläubigen ›eingeladen worden‹ nach Medina zu kommen – aber auch Gäste können nerven, wenn sie zu lange bleiben und verköstigt werden müssen. 

Um für den täglichen Lebensunterhalt zu sorgen, blieb also nur der Kampf – besser gesagt die Räuberei. Wobei im Arabien jener Zeit der ›Ghazu‹, also ein Raubzug, sei es auf eine Karawane oder ein Dorf oder ein Wüstenlager, durchaus eine anerkannte Möglichkeit war, in schlechten Zeiten sein tägliches Brot zu verdienen. Bei einem ›Ghazu‹ wurde übrigens darauf geachtet, dass man die Gegner nicht tötete, um nicht die ›Tharr‹, die Blutrache, fürchten zu müssen.

Für die ›Helfer‹, wie man die Araber aus der Wüste bezeichnet, die nach Medina kamen, um für Mohammeds Sache zu kämpfen und Beute zu machen, war es kein moralisches Problem und schon gar keine Frage des Gewissens, die Leute aus Mekka zu bekämpfen und hier auch notfalls Blut zu vergießen.

Bei den ›Emigranten‹ aus Mekka sah das schon anders aus. Denn sie standen den eigenen Blutsverwandten und Familienangehörigen gegenüber. Zweifel kamen auf, ob Allah hier nicht verbieten würde, dass der Vater gegen den Sohn oder der Bruder gegen den Bruder das Schwert zog. Aber diese Bedenken wurden durch den Erzengel Gabriel beiseitegeräumt, der in diesem Augenblick dem Propheten wieder die Eingebung gab, die wir in der Sure 22 (Sure von der Wallfahrt), 39 bis 41 finden:

»Wahrlich, Allah verteidigt die, die gläubig sind. Ja, Allah liebt keine ungläubigen Verräter. (Also die ›Götzendiener‹ von Mekka.)

Erlaubt ist es ihnen, jene zu bekämpfen, weil sie ungerecht behandelt wurden. Wahrlich, Allah ist ihrer Hilfe mächtig. (Ungerecht behandelt hatten die ›Gläubigen von Medina‹ alle, die noch in Mekka waren – sie durften also mit Allahs Hilfe bekämpft werden.)

Die ohne Recht aus ihren Wohnstätten vertrieben wurden, nur weil sie sagten 'Unser Herr ist Allah'. Und wenn Allah nicht die Menschen – die einen durch die anderen - gehindert hätte, zerstört wären ganz gewiss Klöster und Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen so häufig genannt wird der Name Gottes. Ganz gewiss hilft Gott dem, der ihm hilft, denn wahrlich, Gott ist stark und gewaltig. (Wobei man eben hier ›Gott‹ auch durch „Allah“ ersetzen kann.)

Diese Worte des Korans sind nicht nur der Freibrief für die Leute aus Mekka, gegen die eigenen Familienangehörigen zu kämpfen und sie zu verletzen oder auch sie zu töten – weil sie ja Feinde Gottes / Allahs sind – man kann sie heute als Fundament für den ›Heiligen Krieg‹ ansehen – obwohl es für den ›Dschihad‹ (wie erzählt) noch viele weitere Hinweise im Koran gibt.

Davon war teilweise schon die Rede, und wird noch öfter die Rede sein. In der derzeit laufenden Doku »Der Heilige Krieg« im ZDF ist dies alles zwar richtig dargestellt – aber schon wegen der Kürze der Zeit wurde nur an der Oberfläche gekratzt. Verstehen wird die Moslems, ihren Glauben und ihre Gedankenwelt aber nur, wer sich etwas hineindenkt und in die Tiefe geht. Dennoch – für die große Masse der Fernsehzuschauer, die von diesen Dingen keine Ahnung und auch nur am Rand Interesse daran haben, ist die Doku sehr gut gemacht.

So viele Karawanen-Überfälle vor der ›Schlacht von Badr‹ hat es, wie ich jetzt feststellen konnte, nicht gegeben. Genau genommen waren es nur wenig mehr als zwei Raubzüge, die man konkret festlegen kann. Und viel Beute haben diese Überfälle auf die Karawanen von Mekka auch nicht gebracht.

Den ersten davon führte Hamza, der Onkel Mohammeds durch. Er war zwar erfolgreich, doch die Beute war recht mager. Dafür kam es auch nicht zu großen handgreiflichen Auseinandersetzungen. Man konnte etwas Lösegeld verdienen – mehr war nicht drin. Doch in Mekka horchte man auf, als bekannt wurde, dass Hamza, der Löwenjäger und Weintrinker, der Anführer dieser Räuberbande war. Hamza, im Film »Mohammed – der Gesandte Gottes« durch Anthony Quinn dargestellt, war schon in Mekka der starke Beschützer des Propheten gewesen. Und es war schon verwunderlich, dass ausgerechnet dieser alte Sünder den neuen Glauben annahm.

Wo Hamza der Räuberhauptmann war, da stand mit Sicherheit Mohammed dahinter. Das war den Leuten in Mekka klar. Beim zweiten Überfall im September 623 auf eine Karawane aus Mekka war Mohammed selbst dabei. Diese Karawane Mekkas wurde von Omajya ibn Chalaf aus der Sippe der Djumah geführt. Dies war ein besonderer Feind von Mohammed und seinem Freund Abu Bekr, dem späteren Kalifen.

Der Name dieses Herrn lässt uns aufhorchen. Omajya ... wobei man das verschieden schreiben kann – aber er ist tatsächlich als der ›Stammvater‹ der ›Omajaden‹ zu betrachten, die das Kalifat an sich rissen und von Mekka nach Damaskus brachten – und wo die Frage nach der Herkunft des Namens ›Omajaden‹ für unsere immer umfangreicher werdende Exkursion in die Hintergründe zur Geschichte des Islam wurde.

Die Karawane Omajyas bestand aus 2.500 Kamelen und wäre wirklich eine fette Beute gewesen. Aber Allah war anscheinend hier gegen seinen Propheten – besser gesagt vermute ich, dass Mohammed damals noch keinen gut funktionierenden Geheimdienst aufgebaut hatte. Kurz gesagt, die Wüste ist groß und kann auch 2.500 Kamele verschlucken. Mich würde mal interessieren, wie Mohammed diesen Fehlschlag seinen Gläubigen erklärt hat. Im Koran findet sich kein Anhaltspunkt darüber – ganz klar, solche Peinlichkeiten kommen nicht in die heiligen Bücher. Auch wenn diese erst nachträglich geschrieben werden. Man muss schon viel zwischen den Zeilen lesen können, um Wahrheiten auch nur zu erahnen.

Aber ich bin sicher, dass Mohammed wieder eine Eingebung hatte, um den Fehlschlag bei der Karawanenräuberei zu verschleiern. Er wusste ja wie ein gelernter Schauspieler, mit welchen Posen man die Leute überzeugt und wie durch Heben und Senken der Stimme die Wirkung der Rede hervorgehoben wird. Auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass Allahs Prophet, wie ungefähr 1.400 Jahre später ein gewisser Herr aus Braunau am Inn, das alles vor dem Spiegel geübt hat. Aber gut gespielte Gefühlsausbrüche und verschiedene Positionen haben schon immer auf die Zuhörer Eindruck gemacht.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass sich Mohammed vor größeren Auftritten als Prophet die Augenhöhlen diskret mit Henna färbte und diverse Substanzen in die Augen tröpfelte, um die besonders glänzen zu lassen und ›Gottesbegeisterung‹ zu stimulieren.

Aus diversen Sachbüchern über antike Religionen weiß ich, dass sich schon in der Antike ›Seher‹ und ›Gesandte der Götter‹ mit diesen Dingen für ihre ›Auftritte vor den Gläubigen‹ präparierten. Von der Macht der Stimme und der Bewegungen einmal abgesehen. Vergessen wir nicht, dass Mohammed ungefähr 20 Jahre Karawanenführer und ziemlich weit rumgekommen war. Diese Dinge hat er vermutlich gewusst – und für seine Zwecke genutzt.

Als sie erkannten, dass zweifellos Mohammed und seine Gemeinde hinter den Überfällen auf die Karawanen stand, da begannen die Koreisch, die regierende Familie in Mekka (zu der im weitesten Sinne auch die Haschemiten, die Familie Mohammeds, gehörte), eine Gegenstrategie zu entwickeln. Auch wenn es diesmal gutgegangen war, man musste das Schicksal nicht herausfordern.

Zuerst einmal gingen keine Karawanen mehr in Richtung Damaskus, sondern nur noch nach Süden in den Jemen und nach Dschidda am Roten Meer. Zu weit ab für die Wüstenfalken, die sich rund um Mekka eingenistet hatten, um die Flügel zu sein, auf denen sich der „Adler Mohammed“ in den Himmel schwingen konnte.

Spätestens um diese Zeit wird Mohammed sich in Mekka einen ›Geheimdienst‹ eingerichtet haben. Dass die Koreisch von Mekka ihren ›Secret Service‹ in Medina hatten, steht außer Zweifel. Den gab es ganz sicher schon vor Mohammeds Hedschra. Immerhin war Medina für Mekka als Umschlagplatz für Karawanen eine echte Konkurrenz.

Mohammed erfuhr also, dass Mekka nur noch Karawanen nach Süden schickte. Vorerst wenigstens. Denn so ganz konnte man ja auf die Produkte nicht verzichten, deren Hauptumschlagsplatz in Damaskus war. Nur musste die Karawane, die von hier loszog, so gesichert sein, dass es nicht mal Ali Babas vierzig Räubern gelungen wäre, sie zu plündern. Das kostete Geld und wollte wohlgeplant sein.

Mohammed beschloss, den Leuten in Mekka zu zeigen, dass ihnen auch das Ausweichen nach Süden vor Mohammed keine Sicherheit bot. Er sandte Männer aus, die sich Mekkas Karawanenwege in Richtung Jemen nicht nur ansehen, sondern auch eine solche Karawane überfallen sollten, um die Koreisch in Mekka weiter zu verunsichern. Der Prophet wählte dafür neun Männer aus, die von seinem Vetter Abdallah ibn Djahsh angeführt wurden.

Die Sache hatte allerdings einen kleinen Haken. Es war der Monat Radjab (Januar 624), der damals in ganz Arabien anstelle des heutigen Ramadan als ›heiliger Monat‹ galt. Kriegerische Auseinandersetzungen jedweder Art waren da verboten. Dieser heilige Monat war nicht an eine besondere Glaubensrichtung des ›arabischen Heidentums‹ gebunden, sondern er wurde allgemein anerkannt. Und das nicht nur bei den ›Heiden‹, sondern auch bei den Juden, auf die Mohammed damals noch Rücksicht nehmen musste, weil sie in Medina immer noch die größere Macht hatten.

Bei der Abreise schärfte Mohammed Abdallah und seinen Männern noch einmal das Gebot des ›heiligen Monats‹ ein – aber er gab seinem Vetter diskret einen Brief mit, mit dem Gebot, ihn zwei Tage später erst zu öffnen und zu lesen. Über den Inhalt gibt es zwei Versionen. Eine davon verlangt, sich nach Nachlah zwischen Mekka und Taif auf die Lauer zu legen und die Karawane lediglich zu beobachten – der anderen Version nach hat in dem Brief gestanden: »Begebt euch ins Tal von Nachlah und lockt die Koreisch in einen Hinterhalt!«

Dies würde bedeuten, dass von Moslemen der ›heilige Monat‹ entweiht würde. Für Mohammed war das sicherlich kein Problem, weil es sich ja um einen ›heiligen Monat‹ der ›Heiden-Religionen‹ handelte – um den sich ein Bekenner des Islam nicht unbedingt kümmern musste. Der Prophet Allahs sah es vielleicht sogar als eine Kampfansage gegen die drei Göttinnen Al-Lat, Al Oza und Al-Manat und den arabischen Ober-Gott Hubal an.

Natürlich glich das Schreiben, das Mohammed seinem Vetter Abdallah gegeben hatte, jenen sich selbst vernichtenden Schreiben aus der TV-Serie »Kobra - übernehmen Sie«, wo es heißt: »Sollte jemand von Ihnen gefasst oder getötet werden, müssen wir vorgeben, Sie nicht zu kennen.« Aber da war sich Abdallah sicher selbst nicht klar darüber. Für ihn war es ein reiner Kampfauftrag. Und – er würde ›den Job erledigen‹, wie man es heute sagen würde, weil es ja ›irgendjemanden geben muss, der die Drecksarbeit macht‹.

Abdallahs Leute sahen das alles nicht ganz so einfach. Zwei von ihnen machten sich klammheimlich aus dem Staube. Angeblich waren in der Nacht ihre Kamele zu weit weggewandert und sie mussten sie erst suchen und würden dann nachkommen.

Also waren es dann nur noch sieben Männer, die mit Abdallah in Nachlah eine kleine Karawane beobachteten, die nur von drei Kaufleuten aus Mekka geführt wurden. Und nun war guter Rat teuer. Denn – es war der letzte Tag des Radjab, des heiligen Monats. Morgen – ja, morgen hätten sie räubern dürfen. Aber am nächsten Tag – da wäre die Karawane in Mekka in Sicherheit gewesen.

Abdallah pfiff auf die Heiligkeit des Tages, und der erste Pfeil, der abgeschossen wurde, traf einen der Kaufleute tödlich. Die beiden anderen Männer ergaben sich sofort – immerhin waren sie Kaufleute und keine Helden –, auch wenn es nur acht Angreifer waren. Die Beute war gering, dennoch führte Abdallah die Kamele mit den beiden Gefangenen zurück nach Medina – und erlebte eine böse Überraschung.

Die Bewohner von Medina, Juden wie noch den arabischen Naturreligionen verbundene Einwohner, gerieten außer sich vor Zorn, als die gefangenen Kaufleute der Bevölkerung von der Schändung des heiligen Monats berichteten.

Im ersten Augenblick blieb Mohammed gar nichts anderes übrig, als diesen Überfall auf die Karawane ebenfalls zu verurteilen. Das war politisch ganz richtig gedacht – denn so stark war der Islam zwei Jahre nach dem Einzug in Medina noch nicht, dass er die Stadt völlig beherrschte.

In scheinheiliger Zweckdienlichkeit lehnte der Prophet auch den ihm zustehenden Anteil an der Beute ab. Für ihn ging es erst einmal darum, ein ›ehrenwerter Mann‹ zu sein und abzuwarten, bis sich der Volkszorn beruhigte, um dann wieder ganz einzuschlafen.

Denn dann war der Moment gekommen, wo Gabriel mit einer neuen Offenbarung kommen konnte, die das alles regelte.

Was lehrt uns das, wenn wir die Anfänge des Islam ›sine ira et studio‹, also ›ohne Zorn und Parteilichkeit‹ betrachten?

Das Einzige, was am Islam und an der Religion der Moslems von Anfang an fest und unverrückbar stand, waren die Worte, die gleichzeitig das Glaubensbekenntnis sind: Es gibt keinen Gott außer Allah – und Mohammed ist sein Prophet.

Alle anderen Gebote und Verbote entwickelten sich erst später und waren den Umständen angepasst. Mohammed hatte kein eindeutiges Konzept für seine Religion. Die Grundfesten waren im Christentum und noch mehr im Judentum verankert, ohne dass sich Mohammed von der Thora oder dem Neuen Testament abhängig gemacht hätte. Und den Koran, wie wir ihn heute kennen, gab es bekanntlich zu Mohammeds Lebzeiten noch nicht. Es muss vielmehr angenommen werden, dass eine Reihe von Koran-Suren Predigten sind, die er öfter hielt. Ähnlich wie Historiker auch vermuten, dass die Bergpredigt für Jesus von Nazareth die ›Standard-Predigt‹ war, die immer mal wieder aktualisiert wurde.

Für Mohammed gab es also keine verbindlichen religiösen Werte, an die er sich unbedingt halten musste. Nichts war unverzichtbar – auch ein heiliger Monat nicht. Dass er später dann einen einführte, gehört mit zu den genialen Einfällen, Dinge aus dem Heidentum zu übernehmen, die der eigenen Religion nicht ganz zuwiderlaufen. So, wie es die christliche Kirche mit der ›Weihe-Nacht‹ und dem ›Ostara-Fest‹ der Germanen gemacht hat.

Nur war dann eben der neue heilige Monat der Moslems mit einem einschneidenden Ereignis verbunden, was wir auf die nächste Teestunde verschieben müssen. Die Schlacht an den Brunnen von Badr, wo Mohammed gegen eine große Übermacht siegte, war im Monat Ramadan. Mehr muss ich da wohl vorerst nicht sagen.

Und natürlich brachte der Engel auch für Abdallah den General-Pardon, wie wir in der zweiten Sure des Korans 214 (Sure von der Kuh) lesen können. Diese Sure ist nicht nur die längste, sondern sie enthält auch die wichtigsten Regeln des Islam. Was die ›Schändung des heiligen Monats‹ angeht, steht dort:

„Sie werden dich wegen des Krieges im heiligen Monat befragen. Sprich: Der Krieg in diesem ist schlimm. Aber sich vom Pfad Allahs abzuwenden, ihn und die heilige Anbetungsstätte zu verleugnen und sein Volk aus dieser zu vertreiben (also Mekka und die Kaaba) wiegt vor Allah noch schwerer«.

Was denn auch eine General-Absolution ist, wenn Moslimen im Monat Ramadan in den Heiligen Krieg ziehen.

Ich würde hier ja gern weitermachen ... aber in zwei Stunden soll nicht nur die Teestunde erscheinen, sondern das ist auch der Moment, wo ich traditionell den Geburtstag Ludwigs II., des Märchenkönigs, feiere. Nun ja, Sean Connery hat da auch Geburtstag, Claudia Schiffer, Leonard Bernstein und Erich Honnecker ...

Und noch jemand ... der morgen jedoch, wie üblich, nicht erreichbar ist. Und wir finden uns nächste Woche wieder zusammen, um zu erfahren, warum der Ramadan der heilige Monat des Islam ist.

Bis in einer Woche also ...

Kommentare  

#1 Harantor 2011-08-25 00:09
Und ich will der erste sein, der Dir zum Geburtstag gratuliert Altgetwern. In diesem Moment, da die Teestunde und dieser Kommentar online geht, erhebe mich mein Glas mit schottischen Landwein und trinke uaf Dein wohl, weitere Jahre und noch 156 Teestunden ...
#2 Mikail_the_Bard 2011-08-26 09:10
Wie schnell die Zeit vergeht... kommt mir vor als hätte ich dir erst "gestern" zu Wiegenfest graturliert... dabei ist schon wieder ein Jahr vorbei!
Alles Gute, und ein "virtuelles" asiatisches Nudelgericht von mir. Lt. meiner Frau bedeutet das "Langes Leben" wenn's Nudeln am Geburtstag gibt! (für mich bedeutet das aber meistens einen dickeren Bauch! :lol: )
#3 GoMar 2011-08-26 16:54
Alles Gute zum Geburtstag auch von mir, Rolf! Und mach ruhig weiter mit Deinen Kolumnen, die sind wirklich klasse gut und regen mich des Öfteren zum Schmunzeln an, wenn ich sie durch...lese.
#4 Laurin 2011-08-26 21:09
Upps....Geburtstag...na dann: Hoch soll er leben - nee, ich sing besser nicht, hält eh keiner aus. :lol:
Lass es dir gut gehen Rolf! :-)
#5 Harantor 2011-08-26 21:27
@Laurin: Das mit dem Gesang eint Euch. Auch Rolf sollte besser nicht singen. Im Unterschied zu Dir tut das Altgetwern immer wieder.

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