Ein heißer Coup - Neuer Tag, neuer Schwindel - Gauner im Altersheim
Ein heißer Coup – Neuer Tag, neuer Schwindel.
Gauner im Altersheim
Paul Newman (1925-2008) war in der goldenen Phase Hollywoods einer der kassenträchtigsten Jungstars, was ihm schließlich eine sechs Jahrzehnte umspannende internationale Karriere ermöglichen sollte. Das ist keinesfalls selbstverständlich, denn gute Altersrollen sind auch für männliche Schauspieler nach wie vor eher rar gesät, für weibliche Kolleginnen oftmals sogar noch schwerer zu finden als eine Nadel im Heuhaufen. Oscar-Gewinner Newman (1987 für die späte „Haie der Großstadt“-Fortsetzung „Die Farbe des Geldes“) indes hatte das Glück, dass er auch noch mit fast 80 Jahren dankbare große Parts in sehenswerten Filmen übernehmen konnte. 1994 beispielsweise verkörperte er unter der Regie von Robert Benton in „Nobody’s Fool – Auf Dauer unwiderstehlich“ einen schrulligen Eigenbrötler, der seine Familie früh verlassen hatte und nun mit den Problemen seines mittlerweile erwachsenen Sohnes konfrontiert wird. Die 1999 entstandene Nicholas-Sparks-Verfilmung „Message in a Bottle“ ist als astreines Melodram vielleicht nicht jedermanns Sache, doch im Rahmen des Genres sicherlich ein Highlight, das Newman abermals eine vielschichtige Altersrolle bescherte. Nachdem dieser kurz darauf die dominierende Hauptrolle in Marek Kanievskas („Another Country“, „Unter Null“) Film „Ein heißer Coup – Neuer Tag, neuer Schwindel.“ übernommen hatte, sollte er noch ein letztes Mal für einen Kinofilm vor der Kamera stehen: in Sam Mendes‘ für sechs Oscars nominiertem (u.a. für Newman als bester Nebendarsteller) „Road to Perdition“, einer eleganten und stimmungsvollen Graphic-Novel-Verfilmung nach einer Vorlage von Max Allan Collins und Richard Piers Rayner.
Das Gefängniskrankenhaus ist überfüllt, weswegen man den nach einem Schlaganfall apathisch vor sich hin dämmernden verurteilten Bankräuber Henry Manning (Paul Newman) in ein herkömmliches Altersheim verlegt, wo er vorübergehend gepflegt werden soll. Krankenschwester Carol MacKay (Linda Fiorentino) hegt schon bald Zweifel daran, ob Henry sein Gebrechen nicht nur vortäuscht. Mit ziemlich radikalen Methoden versucht sie, den Kriminellen aus der Reserve zu locken, was ihr schließlich bei einem gemeinsamen Picknickausflug mit ihrem Mann Wayne (Dermot Mulroney) auch gelingt. Henry gibt sich als Simulant zu erkennen, der den Schlaganfall nur vorgetäuscht hat. Nun hat er in den MacKays zwei Mitwisser, die ihre neu gewonnenen Erkenntnisse aber nicht an die Polizei verraten. Stattdessen hat die mit ihrem Alltag unzufriedene Carol die Idee, Henry zu einem gemeinsamen Überfall auf einen Geldtransporter zu überreden. Da die Geheimnistuerei schließlich auffliegt, ist auch Wayne als dritter Mann mit von der Partie. Das ungewöhnliche Gauner-Trio will einen Geldtransporter am Anfang seiner nächtlichen Tour kapern, um diese unverfroren für die eigentlichen Sicherheitsbeamten fortzusetzen und so im Laufe einer Nacht eine stattliche Summe Geld einzusammeln.
Auch dieser Part ist ein wahres Glanzstück in der an Highlights reichen Karriere Paul Newmans, denn im ersten Teil des Films beweist er mit minimalen Gesten des angeblich von einem Schlaganfall Gelähmten, welch großer Schauspieler in ihm steckt. Im weiteren Verlauf kann er schließlich noch etliche weitere Facetten entfalten und wird auch von seinen Co-Stars Linda Fiorentino und Dermot Mulroney wirkungsvoll unterstützt. Marek Kanievska macht dabei gar keine Anstalten, die Story irgendwie künstlich aufzublasen oder mit manierierten Regieeinfällen zu überfrachten, sondern spult die amüsante und trickreiche Handlung sauber und schnörkellos ab. Wem gehaltvolle Schauspielerleistungen und intelligente Dialoge wichtiger sind als unglaubwürdige Actionszenen, der ist bei diesem reizenden Gaunerfilm genau richtig aufgehoben. Die BluRay-Wiederveröffentlichung bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1). Der Ton liegt zur Abwechslung mal nur in der deutschen Synchronfassung im DTS HD Master Audio 5.1 vor und präsentiert die englische Originalfassung lediglich im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo. Auf Untertitel oder sonstiges Bonusmaterial hat man aber leider komplett verzichtet.
Kommentare
Der hier erwähnte "Nobodys fool" ist auch sehr zu empfehlen
Ich habe wirklich jeden Film von Newman auf Scheibe, aber "Nobodys Fool" sehe ich am häufigsten.
"Ein heißer Coup" war ganz unterhaltsam, aber im Sinne von 'altmodisch' und Altersrollen ist "Twilight" ein echter Knaller. Eine Hommage an die Detektiv-Filme der 70er.