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Armageddon, Spekulanten und zurück ins Morgenland

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, noch eine (kleine) Verzögerung bei der Rückkehr ins Morgenland. Es geht zurück zu den »Schatten von Armageddon«. Nun Rolf, richte das Licht darauf und erleuchte die spekulierenden Leser. Und dann führst Du uns zurück in das Reich von Kara Ben Nemsi. Der Tee ist serviert ...

Armageddon, Spekulanten und zurück ins Morgenland

Bevor ich meine kleinen Reiseerinnerungen nach Jordanien mit den Wüstenschlössern fortsetze, noch eine kurze Bemerkung zum Projekt »Die Schatten von Armageddon«, wo die Spekulationen einiger Leser in die falsche Richtung gingen.

Die ›Schatten‹ haben in der jetzigen Form nichts, aber auch gar nichts mehr mit »Professor Zamorra« zu tun.

 

Was allerdings nicht immer so war. Denn die Ursprünge sind schon recht alt. Damals wohnte ich noch in Helleböhn und mein Hund Charly lebte noch.

Wenn ich mich recht zurückerinnere, müssten das zwölf Jahre und mehr her sein, als Werner mir mal am Telefon sagte, so ein Erfolgsrezept wie den ›Zamorra‹, wie er jetzt (also vor 12 Jahren) liefe, könnte nur er gestalten. Es gäbe da keine Konkurrenz, die das erreichen würde – und so was würde es auch nie geben.

Wenn man mir so was sagt, dann beginnt Nidhöggr, der Neid-Drache, an meiner Seele zu nagen. Also war ich zur Freude meines Hundes fast zwei Stunden mit ihm unterwegs – und saß danach mehrere Stunden am ›Theoderich‹, meinem damaligen Computer - einem jener monströsen Dinge, die an Wolkenkratzer erinnerten und wenig enthielten.

Was raus kam, war ein Konzept für eine Serie, aufgebaut auf Esoterik, das man sowohl als Eigen-Serie laufen lassen konnte, wie man es auch als Zweit-Handlung in den Zamorra hätte einbauen können. Werner gefiel das Konzept zwar – aber es war eben nichts für ihn. Schon deshalb, weil man sich eben hier in verschiedene esoterische Bereiche richtig einlesen und hineindenken musste. Und das war bekanntlich nicht Werners Sache und hätte ihn auch mit seinen eigenen Ideen zu stark gebunden.

Werner hat auch nie versucht - auch nur ansatzweise - von diesem Konzept, das damals einen anderen Namen hatte, zu übernehmen. Mit Claudia Kern hätte man so was allerdings machen können, aber das war noch vor Claudias Zeit im Zamorra. Ich bin mir sicher, dass diese Frau hier in das Grundkonzept noch eine Menge Ideen hätte einfließen lassen.

Ja, und dann kamen immer neue Ideen dazu. Ganz speziell Dinge, die ich damals an Peter Thannisch schrieb, der mit seinem ›Reverend Pain‹ genau das Konzept brachte, das mit etwas Ausbau den Professor Zamorra auf eigenem Platz geschlagen hätte. Und was ich mir so als ›Ausbau‹ vorstellte, das schrieb ich Peter Thannisch. Auch wenn es nicht verwirklicht werden konnte, weil der »Reverend Pain« leider nur vier Bände hatte – vielleicht einen mehr, weiß ich nicht mehr so genau ... Was mir damals einfiel, bastelte ich dann als ein eigenes Serienkonzept um mit dem Titel »Corinna Blake – Die Schatten von Armageddon«. Dem Trend der Zeit nach wollte ich als Zentralfigur ein Heldin haben, die ... Nein, mehr verrate ich nicht.

Der dritte große Baustein neben der Esoterik und dem Beginn der Apokalypse stellten die ›Völker der Nacht‹ (Vampire, Werwölfe, Ghouls etc.) dar, die ich damals etwas aus ihrem normalen Wirkungsfeld als ›absolut Böse‹ raus nahm. Der Grund war damals die Serie ›Vampire‹, wo ich hätte mitschreiben können, die mir jedoch etwas zu einfach gestrickt war. Was übrigens auf eine spannende Handlung der Romane keinen Einfluss hat.

Wie Werner mir am Telefon sagte, war das Konzept der Serie von einem Computerspiel entlehnt, das in Ami-Land die Grundlage für eine TV-Serie abgegeben haben sollte. Die war jedoch so ›erfolgreich‹, dass es keine zweite Staffel gab und vermutlich in Deutschland auch nicht zu sehen war.

Werner gab, gleich mir, der Serie »Vampire« keine zwanzig Bände – und damit lagen wir ja nicht verkehrt.

Dabei war das Konzept »Vampire« nicht mal schlecht. Eine Mischung zwischen »Dallas«, »Trucker-King« und »Jerry Cotton«. Und von »Twilight« wurde einiges vorweggenommen – nur waren das keine ›Kuschel-Vampire‹, sondern eher vergleichbar mit eiskalten Geschäftsleuten und Gangstern (was manchmal ja das Gleiche ist), die eben rein zufällig, wenn es ihnen Vorteile einbringt, mal ›auf der richtigen Seite des Zaunes‹ stehen können.

Das sind also die drei Säulen, zu denen sich einiges Wissen durch das Schmökern verschiedener Sachbücher gesellte. Sachbücher über Verschwörungstheorien aller Art – sei es das internationale Verbrechen oder religiöse Geheimbünde – und natürlich die verschiedenen Endzeit-Prophezeiungen aus fast dreitausend Jahren.

Das Ganze habe ich jetzt zusammengerührt und zu einem ›horror-literarischen Eintopf‹ gemacht, den man sowohl als Heft, wie auch als Taschenbuch verwenden könnte. Jedenfalls ist die Sache fast fertig. Nur ist eben dieses Konzept viel zu lang, um es bei einem Verlag vorzulegen. Eine Kürzung auf die verlangten ein bis zwei Seiten, die man sich dort schon mal vornimmt, würde aber bedeuten, dass eine ähnliche Reaktion erfolgen würde, wie damals (wie ich gehört habe) bei der Vorlage des Konzepts für »Harry Potter«. Das wurde schlicht und ergreifend als ›Internatsgeschichten im Zauber-Bereich‹ und als ein Abklatsch von ›Hanni und Nanni‹ angesehen.

Vielleicht überkommt es mich irgendwann mal und ich lege noch einmal Hand an die Sache. Vielleicht lege ich die ›Corinna Blake‹ dann auch noch mal vor – und nach der Absage habe ich dann Stoff für einige Teestunden, damit die ganze Maloche nicht für die Katz war.

So, und jetzt machen wir endlich den Sprung zurück nach Amman in Jordanien, wo es nachdem, was man in den Nachrichten hört, doch nicht ganz so ruhig ist. Aber hier geht es den Leuten besser wie in Syrien, wo die Aufstände und die Gegenmaßnahmen wirklich gefährliche Ausmaße annehmen.

Der Grenzübergang, der im Fernsehen zu sehen war, über den sind wir damals auch gefahren. Auf jordanischer Seite eine Kontrolle – dann fährt man ca. zwei Kilometer durch einen „Korridor“ mit rechts und links Stacheldrahtzäunen. Irgendwann lächelt König Abdullah zum letzten Mal vom Plakat – und dann fühlt man sich an die „gute alte Zeit“ in Deutschland zurückerinnert, als man dort am Stacheldraht meist das Wort ›Gänsefleisch‹ zu hören bekam.

Natürlich, wie ›Gänsefleisch‹ hörte sich das an, was die Jungs in Jägergrün mit den Straßenbahner-Mützen sagten, wenn sie sich wie Raubvögel dem Auto näherten, mit denen man ins ›Sozialistische Arbeiter-Paradies‹ fahren wollte. Korrekt gesehen sollte es aber heißen: »Genn se v-lleischt mal dn Gofferraum aufmachen?«

Nun, unser Gepäck wollte man an der syrischen Grenze nicht sehen. Aber der Uniformierte, der da an Bord unseres Busses kam, verglich erst mal sehr genau unsere Bilder im Pass mit unserem Aussehen. Und er blätterte natürlich alles genau durch, dass wir ja keinen Ein- oder Ausreisestempel von Israel drin hatten. Ansonsten hätte der Betreffende nämlich einen Spaziergang zurückmachen müssen.

Als wir damals vom Kreuzfahrtschiff aus in Jerusalem waren, hatten uns die israelischen Behörden in Haifa einen Zettel mit den notwendigen Stempeln in den Pass geheftet, der wieder entnommen wurde, als wir zurück an Bord gingen. Eine Art „Kundendienst“, denn ansonsten ist der Pass für arabisch-moslemische Länder nichts mehr wert, und es hätte sicher schon am nächsten Tag, als wir mit dem Schiff in Port Said anlegten, Probleme gegeben. Offiziell erkennt Ägypten die israelischen Stempel zwar an – jedenfalls damals 1999 war das so – aber das bedeutet nicht, dass der Beamte vor Ort die Sache nicht etwas anders sieht. Das bedeutet dann entweder das berühmte Bakschisch, oder du kannst Kairo und die Pyramiden vergessen und mit dem Schiff nach Alexandria rüberschippern. Die Israelis wussten das und handelten danach. Dass wir per Leibesvisitation von den Israelis beim Verlassen des Schiffes noch ganz anders untersucht wurden, als selbst bei der Security am Flughafen ist eine ganz andere Sache. Selbst am Zugang zur Klagemauer ist ein Checkpoint für Leibesvisitation.

Doch Israel und die Kreuzfahrt, das ist eigentlich eine ganz andere Geschichte. Genauso wie die Einreise in Syrien, die eigentlich erst am Tag nach unserer Tour zu den Wüstenschlössern stattfand. Ich kam nur drauf, weil Syrien vor einigen Tagen die Grenzen abgesperrt hat. Wären Peter und ich später gefahren, hätten wir Damaskus und Palmyra, zwei von den Zielen, warum wir die Tour überhaupt gemacht haben, nicht gesehen.

Aber um das mit der syrischen Grenze nur noch kurz zu Ende zu bringen. Am nächsten Checkpoint durften wir alle aussteigen und in ein Haus gehen, wo eine ganze Menge Leute in Uniform so tat, als hätten sie was zu tun. Als früherer Beamter habe ich für so was ja einen Blick.

Einer mit diversen Goldknöpfen auf den Schulterklappen prüfte noch mal unsere Ausweise – natürlich auch wieder die Bilder. Gut, dass da niemand Deutsch sprach – oder besser gesagt – kein Kasselänisch. Denn Peter und ich unterhielten uns recht ungeniert im heimatlichen Dialekt über ›Zustände wie in der Ostzone‹.

Dem Mann am Schreibtisch hinter dem Schalter berührte das gar nicht. Vielleicht war er ganz froh, dass er mal was zu tun hatte und machte alles mit einer fast ›deutschen Gründlichkeit‹, die fast eine geschlagene Stunde dauerte. Nur die Raucher im Bus fanden das herrlich. Die konnten zwischendurch rausgehen und eine qualmen. Dafür hatten die Syrer vollstes Verständnis – die rauchten nämlich auch.

Es gab dann noch eine dritte Kontrolle ungefähr fünf Kilometer im Inland. Aber die ging relativ schnell über die Bühne. Und dort stieg dann unser syrischer Reiseleiter zu und entschuldigte sich erst mal für die etwas übertriebenen Grenzformalitäten.

Jetzt müsste ich eigentlich mit den Wüstenschlössern weitermachen, wenn nicht ... nun ja, Hermann hat mir eben eine SMS geschickt, ich solle mich beeilen – er habe um Mitternacht einen Termin. Ein Blick auf den Kalender sagte mir dann auch, was für einen Termin.

Also, liebe Freunde, dann dürft ihr ihm gratulieren. Bei mir werden da Erinnerungen wach an die Zeit, als Kurt Brand noch lebte. Der hatte nämlich zwei Tage vorher Geburtstag und Hermanns Geburtstag wurde entweder mit unten in Kaltern gefeiert – oder einmal sogar auf der Rückfahrt um Mitternacht auf einer Autobahn-Raststätte. Ich weiß nur nicht mehr, was Hans Klipp und ich ihm dort geschenkt haben – aber ich erinnere mich, dass wir irgendeine Kleinigkeit für ihn gekauft haben. Ja, das waren schon tolle Zeiten damals – Erinnerungen, die ich gern mitnehme, wenn's soweit ist.

Also, dann will ich den Text mal abschicken, damit seine Wohlbeleibtheit zur Geisterstunde in Ruhe in den Tag seines Wiegenfestes hinüberschweben kann.

Alsdann ... bis in einer Woche ...

Kommentare  

#1 Larandil 2011-05-12 11:29
Zitat:
Wie Werner mir am Telefon sagte, war das Konzept der Serie von einem Computerspiel entlehnt, das in Ami-Land die Grundlage für eine TV-Serie abgegeben haben sollte. Die war jedoch so "erfolgreich", dass es keine zweite Staffel gab und vermutlich in Deutschland auch nicht zu sehen war.
"Vampire: the Masquerade" war das erste Rollenspiel von White Wolf in der "World of Darkness". Es war erfolgreich genug für -zig Erweiterungen und Quellenbücher, Übersetzungen unter anderem ins Französische und ins Deutsche, eine zweite Auflage vor einem Reboot, Taschenbücher, ein Kartenspiel und zwei Computerspiele.
Die Fernsehserie "Kindred: the Embraced" baute lose auf diesen Hintergrund auf. Der Schauspieler Mark Frankel starb nach Abschluß der ersten Staffel bei einem Unfall, sonst hätte man vielleicht weitergemacht. Die acht Folgen liefen dann im Januar und Februar 1997 bei RTL2 als "Clan der Vampire".
#2 Mikail_the_Bard 2011-05-12 11:46
Das mit dem Einklebzettel zur Einreise nach Israel ist ja starker Tobak. Die Araber und die Israelis "lieben" sich tatsächlich heiß und innig :-(
Zu dem "Gänsefleisch" der Zöllner des Ex-DDR fällt mir auch noch der Spruch mit "Angola" ein. Angola gönnt ich misch dodsaufe, was auf BRD-Deutsch hieß: "An-Cola-könnt-ich-mich-tot-saufen!"

Tja, Rolf, auch mich hast du mit dem Armaggeddon etwas in die Irre geführt. So wie du es jetzt beschreibst, ist es nun eine eigenständige Geschichte... hört sich spannend an. Ich habe das, wie andere Leser auch, im Zusammenhang mit Zamorra gesehen.
( Aus Spaß hatte ich schon "grobes" Exposé für eine 7teilige Geschichte geschrieben, bin gestern fertig geworden. :-* Gut, das ich noch nicht probiert habe eine richtige Story daraus zu machen, denn Lust hätte ich schon mal zu testen ob ich einen PZ schreiben könnte. Ist schon "Äonen" her seit ich meine letzten Geschichten im DSFC veröffentlicht hatte. ;-) )

Ach ja, HHvA hatte B-Day. Dann hoffe ich das imaginäre Katzengeschöpf, das sich nach dem Aufwachen zeigt war lieb und nett - und verschwand gleich. :-) Auch von mir: Alles Gute zum Geburtstag, Horst.

Harantor sagt: Danke Mikail. Aber der Geburtstag ist heute. Rolf gibt immer ziemlich knapp ab (mit Ausnahme von manchen Mehrteilern), so dass ich immer bis kurz vor Mitternacht beschäftigt bin, aber ich wollte mit einem guten Glas "schottischen Landweins" (John Steed) in den Tag rüberwechseln und früher fertig sein. Da bekam er eine SMS.
#3 Kerstin 2011-05-12 21:38
Hallo Rolf,

über das "Gänsefleisch" könnte ich mich schlapp lachen!

Ich kann mich nur noch schwach an die lange zurückliegende Klassenfahrt über die Transitautobahn in das damals noch geteilte Berlin erinnern. Aber die Schwierigkeiten, das "andere Deutsch", das die Grenzposten sprachen, zu verstehen, die sind unvergessen geblieben. Ein paar Jahre später wurde diese Sprache dann auf einmal auch bei uns allgegenwärtig....

Hallo Horst,

alles Gute zum Geburtstag!

Gruß, Kerstin
#4 Lefti 2011-05-12 21:47
Zitat:
Ich kann mich nur noch schwach an die lange zurückliegende Klassenfahrt über die Transitautobahn in das damals noch geteilte Berlin erinnern.
Hach, da wird mir aber wieder warm ums Herz. :roll:
Mal ehrlich, waren das nicht gute Zeiten? Waren das nicht schöne Zeiten? :roll:
Die Ossis hatten die Transitautobahn: tac-tac, tac-tac, tac-tac...
Und wir hatten die DeutschMark! :-*
:lol:

Auch ich möchte hier den Platz nutzen und sagen:
Herzlichen G-l-ü-c-k-w-u-n-s-c-h zzzzuuuummm G-E-B-U-R-T-S-T-A-G !!!

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