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Jordanien, Gesichtskontrolle und Impressionen aus dem Morgenland

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, Nun aber auf ins Morgenland. Berichte und erzähl drauf los... Der Tee ist serviert...

Jordanien, Gesichtskontrolle und Impressionen aus dem Morgenland

Ungefähr sechs oder sieben Stunden benötigt man von Frankfurt bis Amman. In dieser Zeit hatte ich Gelegenheit, alle Vorurteile gegenüber arabischen Fluggesellschaften abzubauen.

Im Airbus der ›Königlich Jordanischen Fluglinie‹ waren die Sitze etwas weiter auseinander und das Essen ausgezeichnet. Selbstverständlich war das Warm-Menü im Flugzeug arabische Küche, aber man konnte zwischen Hühnchen, Rind und Fisch wählen. Und der Service war echt ohne Beanstandungen. Weil ich ja nicht fahren musste, genehmigte ich mir trotz Koran und Mufti dann Wein über den Wolken. 

 

Dieser Verstoß gegen das »Heilige Buch der Offenbarung« wurde dann am Abend, von wem auch immer, so bestraft, dass Peter und ich anschließend der Meinung waren, für den Rest unserer Reise Moslems zu werden.

Jedenfalls was den Alkohol angeht – Schweinefleisch gibt es in diesen Ländern ohnehin nicht. Was dann bereits am vorletzten Tag die Gelüste nach einem schönen Schnitzel oder einer einheimischen ›ahlen Wurscht‹ aufkommen ließ. Und es sei schon mal vorab gesagt, dass ich bei der Rückkehr in unser Dorf einen Umweg machte, um bei unserer Metzgerei kurz anzudocken  und so einige nordhessische ›Schmeckewöhlerchen‹ mitzunehmen.

Aber vorerst sind wir in Amman gelandet, von dem wir aus der Luft her nur ein mächtiges Lichtermeer gesehen haben. Wir kamen um 19 Uhr Ortszeit an, da war es schon dunkel – und so kühl, dass die in Deutschland getragenen Sachen angebracht waren.

Merke – nicht nur in der Wüste ist es Nachts kühl. Kaum ist die Sonne weg, sinken auch in den Städten die Temperaturen. Wo ich am Tag meinen Hut tragen musste, um einen unangenehmen Sonnenbrand auf dem nicht mehr von allzuviel Haar geschützten Oberdeck tragen muss, nachts durchsäuselt die verbliebenen Haare ein kühles Lüftchen. Aber das weiß jeder, der schon mal im ›Morgenland‹ war... egal ob Tunesien, Ägypten oder auch die Türkei.

Bei der Einreise am Zoll ging es schneller, als zu erwarten war. Von der ›Trägheit des orientalischen Beamten‹, die uns bei Karl May immer zum Schmunzeln bringt, war nichts zu bemerken. Gut, die Pässe wurden kontrolliere und man musste sich schon mal einen Blick ins Gesicht gefallen lassen, weil der Mann mit der Uniform (Frauen mit Uniform gibt’s  in Jordanien aber auch) feststellen wollte, ob die ›Schönheit‹ auf dem Passbild noch erhalten geblieben ist.

Also ein guter Tipp. Wer sich vor der Reise seinen im Passbild abgebildeten Vollbart abrasiert, der wird dann etwas genauer betrachtet. Ich hatte etwas das Problem mit den Haaren... wo man ihnen zwar auf dem obersten Plateau  bereits Namen geben kann, aber drum herum hatten sie inzwischen die Länge eines Rock-Stars der 70er bekommen. Naja, ich hatte den Besuch  beim Friseur immer verschoben.. und als ich gehen wollte, wars Montag. Und am Dienstag ging unser Flug. 

Also musste ich mich etwas mehr beäugen lassen, zwei Kollegen kamen noch dazu... noch mal angucken... Smiley... kurze Diskussion... auf Arabisch natürlich... dann ein kurzes Winken... und schon war ich durch die Kontrolle und konnte mein Gepäck holen. Ich war tatsächlich durch die ›Gesichts-Kontrolle‹ gekommen...

Der Reiseleiter, der sich als Hussein vorstellte (einfach zu merken, so hieß der vorherige König) war auch zur Stelle, nahm uns in Empfang und brachte uns zum Bus. Peter und ich ergatterten die strategisch gut liegenden Sitzplätze mittschiffs – beim Seitenausgang, wo man beim Halt schnell draußen war. Leute, die Busreisen mitgemacht haben wissen, dass man diese Plätze dann auf der ganzen Tour behält.

Bei Nacht stellte sich Amman als eine moderne Großstadt dar, wie es sie überall in der Welt gibt. Der Flughafen liegt ungefähr dreißig Minuten Busfahrt vor der Stadt. Unser Hotel lag im Zentrum, auf dem Amman-Hügel. Über die sieben Hügel Ammans reden wir noch.

Denn wenn ich, wie schon in der letzten Teestunde angesprochen, diesmal nicht mit allzu viel persönlich erlebten Abenteuern a la Karl May aufwarten kann, will ich doch etwas über Land und Leute erzählen. Soweit es passt auch über die Geschichte des Landes – und speziell eben über die Zeiten von Saladin und Lawrence von Arabien, deren unsichtbare Spuren wir immer wieder kreuzten. Wobei Peter und ich den ›Erstkontakt‹ mit T.E.Lawrence bereits 1982 bei unserem Besuch in Dorset hatten.

Dort liegt gut verborgen »Clouds Hill«, sein Cottage, dass er in den letzten Jahren vor seinem tragischen Tod durch einen Motorradunfall bewohnte. Das Haus ist wirklich sehr klein und hat nur zwei Räume in jeder Etage. Unten ist es das Bad und die Bibliothek, wo Lawrence schrieb und im ersten Stock das Schlafzimmer mit einem einfachen Bett und daneben das Musik-Zimmer mit Grammophon und Schellack-Platten, in denen mein Bruder, damals schon passionierter Sammler solcher Schallplatten, gar zu gern mal gewühlt hätte.  Aber »Clouds Hill« wird nur nach Voranmeldung für Besucher geöffnet. Und da ist natürlich jemand dabei, der mit Argus-Augen aufpasst, dass alles so bleibt, wie es war, als T.E. Lawrence das Haus verlassen hat.  

Es wird zwar einige Teestunden in Anspruch nehmen, aber vielleicht werden einige historische Wissenslücken aus dieser Region geschlossen. Sei es aus er Zeit der Kreuzzüge oder des »arabischen Aufstandes unter Sherif Hussein von Mekka«. Bei den Teestundenfreunden, die weiter was über Heftromane im Allgemeinen und Zamorra samt WKG im Besonderen wissen wollen muss ich mich deshalb etwas entschuldigen.  Aber dort ist eigentlich das meiste gesagt und ich wollte mit der Teestunde schon in die Zielgerade gehen.

Aber so kann ich mein Versprechen den Reiseleitern gegenüber erfüllen, durch meine Erzählungen vielleicht Leute dazu zu bringen, selbst einmal hinzufahren. Besonders in Syrien waren wir so eine Art ›Vorausabteilung des angestrebten Tourismus‹. Und dieses Land ist tatsächlich einen Besuch wert – zumal die Reisen eben mit Jordanien gekoppelt werden und man mit Palmyra und Petra zwei besondere Highlights geboten bekommt. Natürlich neben vielen anderen Städten und Stätten, von denen ich hier erzähle.

Und für die Ängstlichen, denen diese Länder zu unsicher sind. Seid gewiss, dass eure örtlichen Reiseleiter hier ›das Gras wachsen hören‹ und euch nicht gerade dorthin bringen, wo es zugeht wie in deutschen Großstädten Anno 68. Ich habe mich in Amman genau so wie in Damaskus so sicher gefühlt wie in Kassel auf der Königsstraße.

Zumal Jordanien ein Staat ist, der sich was Sauberkeit und öffentliche Ordnung und diese Sachen anbetrifft sehr stark nach Europa orientiert. Obwohl wir kreuz und quer durch Amman gefahren sind – und das gilt auch für Damaskus und Hama als Großstädte in Syrien – echte Slums und Elendsquartiere habe ich nicht gesehen. 

In den so genannten Flüchtlingslagern der Palästinenser sind die Zelte längst Häusern gewichen. Natürlich ›schwarz gebaut‹ - aber da sie nun mal da sind, werden sie von den Behörden nicht nur geduldet, sondern auch mit Wasser und Strom versorgt.

Unsere Reiseleiter haben alles sehr freimütig erzählt. In Jordanien sind die Palästinenser den Einheimischen gleich gesetzt und dürfen kaufen und verkaufen – Grundstücke erwerben oder bei Behörden tätig sein. In Syrien ist das noch nicht so – aber die brauchen noch einige Zeit, um das jahrzehntelange Experiment ›Real existierender Sozialismus‹ des Assad-Regimes den europäischen Vorbildern anzugleichen.

Assad Senior hat ja nach guter alter ›Tyrannenart‹ die ›Firma‹, d.h. den Staat Syrien, an seinen Sohn Assad Junior abgegeben. Doch dieser Herr, der in England studiert hat und von Beruf Augenarzt ist, will nun Syrien auf einem anderen Weg in die Zukunft führen. Das geht nicht von heute auf morgen – wegen der alten ›Kader‹. Aber auch die Öffnung Syriens für den Tourismus ist ein Teil des Plans, diesem Land neue Perspektiven zu geben.

Natürlich wird das noch etwas dauern – eine Art ›Politik der kleinen Schritte‹. Immerhin gehörte Syrien nach Meinung des früheren US-Präsidenten zur »Achse des Bösen« und  zum ›Trainingslager für Terroristen‹. Vielleicht stimmte das sogar – aber ich habe auf den Fahrten kreuz und quer durch das Land nichts davon bemerkt.

Allerdings – es sei gesagt, dass die USA auch heute nicht zu den Staaten gehören,   zu denen sich der Syrer in Liebe hingezogen fühlt. Im Gegensatz zu Jordanien, wo mit Ami-Land beste Handelsbeziehungen herrschen, ist man in Syrien in einer »McDonalds«-freien Zone. Derzeit jedenfalls noch - in Amman sieht das anders aus.

Deutschland ist in beiden Ländern sehr beliebt, aber meist werden wir als »Europäer« angesprochen. Immerhin hat die Bevölkerung ja im Ersten Weltkrieg zusammen mit den Engländern (und Lawrence) und den Franzosen gegen die Türken gekämpft, die von Deutschland unterstützt wurden. Weniger mit Truppen sondern mit Strategen. General von Falkenhayn, der zwar für die Blutmühle in Verdun verantwortlich war und dort kläglich gescheitert ist, konnte ihr seinen Ruhm als Feldherr wieder ausbügeln.

Da man in arabischen Ländern nicht so schnell vergisst, sehen sie eben lieber Europa als die einzelnen europäischen Nationen. Zumal Syrien und Jordanien, also Araber,  nach dem Krieg  um die Ziele ihres Kampfes betrogen wurden. Aber dazu kommen wir noch im Verlauf der Fahrt.

Mit ihrem Verhältnis zu den USA haben eigentlich alle arabischen Staaten mehr oder weniger große Probleme. Womit wir bei den US-Dollars wären, die in jedem Reiseführer empfohlen werden, wenn man keine Landeswährung hat.

Schenkt euch die Umtauscherei in jordanische Dinar oder syrische Lira, falls ihr hinfahren wollt. In beiden Staaten nehmen sie den Euro lieber als die Ami-Kohle, wie einige unserer Mitreisenden zähneknirschend merken mussten. Zumal der Jordanische Dinar fast den Wert eines EURO hat und man so kaum Schwierigkeiten mit der Umrechnung hat.

Klug und weise, wie ich gelegentlich bin, hatte ich schon eine kurze Pause am Flughafen von Amman ausgenutzt und an einem der Bankschalter dafür gesorgt, dass ich in Landeswährung etwas flüssig war. Wer so was macht, sollte gleich immer um einen Teil an Kleingeld bitten – falls doch mal das eine oder andere kleine Bakschisch anfällt.

Allerdings wurde es auf dieser Reise wie auf Kreuzfahrtschiffen gemacht. Die Trinkgelder werden von Reiseleiter gegeben – und der sammelt die Gesamtsummen vorher bei der Reisegesellschaft ein. Man brauchte also immer nur das Zauberwort  ›Hussein‹ zu sprechen – in Syrien ›Parif‹, so hieß unser dortige Reiseleiter – und die Angelegenheit war erledigt.

Für mein sparsames Brüderchen jedenfalls – der mir sofort vorrechnete, mit was  für einem Gehalt ein Kofferträger im Hotel oder auch das Zimmermädchen im Monat heim gingen, wenn sie jedes Mal einen Dinar für ihre Leistungen bekäme. Nun, bei mir gab es denn doch schon mal ein Bakschisch und dafür gab es ein freundliches Lächeln. Allah liebt den, der gibt – auch hier habe ich dann etwas nach dem Koran gelebt. Ob mir das jedoch das Paradies mit all seinen wunderhübschen Houris einbringt – das wage ich zu bezweifeln. Als Giaur gehöre ich nun mal in die Dschehenna wo Nar, das ewige Feuer brennt und der Scheitan drauf wartet, dass ich ihm neue ›Satanische Verse‹ schreibe...

Die andere Sache »Leben nach dem Gesetz Allahs und des Propheten« kam beim Abendessen im Hotel. Peter meinte schon auf dem Zimmer, er habe „so richtigen, echten Bierdurst“. Ganz klar, ich auch. Zumal ich ja eigentlich zu Hause kaum noch was trinke, weil man ja nicht weiß, ob man nicht Auto fahren muss. Das fiel hier aus. Alsdann hinunter in den Speisesaal, wo ein meterlanges Buffet arabischer Köstlichkeiten darauf wartete, von uns abgegrast zu werden.

Unsere Leidenschaft für fernöstliche und orientalische Küche ist auch so eine Sache, die ich mit meinem „kleinen Bruder“ gemeinsam habe. Und weil das Essen von Flugzeug bereits verdaut war konnten wir ordentlich aus dem Vollen schaufeln. Suppe – Vorspeisen – Hautgerichte – nicht zu reden von  Kuchen, Torten und  sonstigen Süßspeisen.

Frage mich niemand, was wir da alles gegessen und genossen haben. Als Mann mit ›Buffet-Erfahrung‹ nimmt man immer von jedem etwas,  um alles zu genießen. Früher hätte ich die doppelte Menge geschaufelt...  auch hier macht sich das Alter bemerkbar. Und von dem, was am besten gemundet hat, da holt man sich dann noch mal eine größere Portion nach. Jaja, ich sehe schon, euch hängt jetzt der Magen auf halb Acht, das Wasser läuft im Mund zusammen und ihr überlegt verzweifelt, ob alle noch vorhandenen Zutaten im Kühlschrank ausreichen, eine Art ›pseudo-orientalisches Menü‹ in der Pfanne zu brutzeln. Ich kenne das... oh ja, ich kenne das... bin schließlich schon wieder einige Tage zu Hause... und wenn ich so dran denke...

Ja, wer isst, muss auch trinken. Zuerst wurde natürlich eine große Flasche Wasser geordert, weil wie in allen Ländern dieser Gegend das Leitungswasser für uns nicht gerade zum Trinken empfohlen wird. Man geht zwar nicht dran ein, wenn man die wohlgemeinte Warnung überhört und meint, das Geld für das Flaschenwasser sparen zu können, aber diesen Mutigen beschert es auf jeden Fall das, was man in Ägypten ›die Rache der Pharaonen‹ nennt.

Ich weiß das, weil das Leitungswasser aus dem Nil kommt. Und die Legende sagt, wer einmal vom Wasser des Nil getrunken hat, wird immer wieder dorthin kommen. Also habe ich bei meiner ersten Tour dorthin mal ein Gläschen ›Nil-Wasser‹ zu Ehren der Pharaonen genommen. Schon Julius Cäsar sagte ja, dass man nichts von den Gebräuchen auslassen soll. Diesen Brauch hätte ich auslassen sollen. Aber am nächsten Morgen war ich gut durch gespült und konnte am Buffet wieder kräftig zulangen. Allerdings wäre die Schüssel unter mir damals fast zerplatzt...

Dennoch – empfehlen kann ich diese Ross-Kur keinem. Auch wenn man die ganze Zeit ›an der Flasche hängt‹, natürlich die Wasserflasche. Denn das Wasser ist ja billig – wenn es ohne Zusätze von Getreide ist.

Wie beispielsweise es nicht nur der Whisky, sondern eben auch das Bier ist.

In Ägypten und der Türkei sind die Preise für Bier normal. In Indien war das genau so. Und auch die einheimischen Sorten kann man gut trinken. Etwas süßer und süffiger wie unser herbes, nordhessisches Bier – so ungefähr wie  das, was die Braumeister in Franken schaffen.

Das Bier in  Jordanien erinnerte mich etwas an Münchner Löwen-Bier. Ich sah schon, wie man zwei schäumende Krüge edlen Gerstensaftes an den Nachbartisch schaffte – und welcher gute Deutsche  wird dann nach dem Preis fragen.

»Hättest du geschwiegen – wärest du ein Philosoph geblieben.« lautet ein geflügeltes Wort. Hier konnte man sagen: »Hättest du geredet und gefragt, wärst du ein wohlhabender Mann geblieben!«
 
Aber es kam eben, wie es kommen musste. Und weil ich auch einen Löwen-Durst hatte, bestellte ich gleich ein zweites Glas. Natürlich jordanisches Bier – zur Freude der Kellner – weil man ansonsten ein holländisches »Heinecken« vorgesetzt bekommt und dafür überall Preise bezahlen muss, als sei man ein Pascha mit drei Roßschweifen.

Ich will auch gar nicht wissen, was im »Ramada-Hotel« in Amman dann ein Import-Bier gekostet hätte.

Kurzum, für drei Krüge, zwei für mich, einen für Peter (löwenhaft großzügig kann ich auch sein und mein Brüderchen lachte sich ins Fäustchen – er konnte mal wieder ›sparen‹), dazu eine Literflasche Wasser – und die Rechnung in Dinaren entsprach ungefähr 36 Euro – in Worten ›sechsunddreißig‹.  Womit dieses Bier mit dem Ruhm eines Bieres in Paris wetteifert, die teuerste »Cervisia« zu sein, die ich je getrunken habe.

Ja, und deshalb haben Peter und ich beschlossen, uns für den  Rest dieser Reise nach den guten Lehren des Korans zu richten. Auch wenn der gelegentlich von den »wahren Gläubigen« in dieser Sache genau so eine weit gefasste Auslegung erfahren kann wie die christliche Bibel.

Es kommt immer nur drauf an, wie man das sieht. In der Türkei ist ›Raki‹ bekanntlich Medizin. Und Medizin hat weder der Prophet noch der Koran verboten. Zwar steht dort »Was trunken macht, sei verflucht« - aber wer sagt denn, das Raki einen braven Türken trunken macht.

Übrigens – was Alkohol und die »wahren Gläubigen« angeht - wir sind durch Landstriche gefahren, die nur ca. 20 km von  Saudi Arabien liegen. In diesem ›Musterländle der Herren von Mekka und Medina‹ ist jeglicher Alkohol verboten – nach dem Gesetz der Scharia mit dem Tod.

In der Gegend, die wir durchfuhren, sieht man erstaunlich viele Lastwagen. Und man kann sich wohl vorstellen, was die so zur Nachtzeit transportieren. Allah ist groß und die Wüste ist groß... und die Soldaten an der Grenze sind ›arme Leute‹, mit denen man sich einigen kann, wenn man mal erwischt wird und der ›heilige Al Capone‹ ist das große Vorbild.

Natürlich werden die Straßen nach Saudi Arabien bewacht... doch die Fahrer der Wagen sind ›Bedu‹ - Beduinen, die nicht nur die Wüste, sondern auch in diesen Grenzgebieten jede Stelle des Landes kennen. Die LKWs sind geländetauglich und so werden die Leute in Riad oder den heiligen Städten von Jordanien aus bestens mit ›westlich-amerikanischer Dekadenz‹ versorgt. 

Dass auch die Kamelkarawanen der Beduinen, die keine Grenze akzeptieren, immer mal einige Fläschchen mit sich führen um etwas Geld zu verdienen, versteht sich von selbst. Den Bedu gehört die Wüste und sie sind wie der Wind – gehen überall hin und sind nicht zu fassen.

So sind alle zufrieden. Die Könige und Emire von Saudi-Arabien, dass sie für die Einhaltung des Gebots des Propheten sorgen – und die durstigen Kehlen im Land des Erdöls, die ihre ›Medizin‹ nehmen – vornehmlich die aus der französischen Provinz Cognak  oder aus dem schönen Städtchen Lynchburgh in Tennessee.

Am nächsten Morgen ging es dann früh raus. Stadtrundfahrt Amman mit der Zitadelle samt der römischen Ausgrabungen und die um Amman verstreuten ›Wüstenschlösser‹ standen auf dem Programm.

Aber erst mal war die Nacht zum Schlafen da – die lassen wir mal hier eine Woche lang werden. Also, nächste Woche um die gleiche Zeit geht’s weiter...

Kommentare  

#1 Laurin 2011-03-10 09:54
Ja, der frühere US-Präsident und die "Achse des Bösen". Er kannte sich damit ja bestens aus, wo er doch das Zentrum dieser "Achse" bildete. :lol:

Und Rolf, ich finde es höchst gemein so ausführlich vom Essen zu reden wenn mein Kühlschrank wieder mal bis auf eine Tube Senf und 4 scheiben Käse ausgeplündert ist. Sowas nennt man psychologische Folter! :D
#2 Pisanelli 2011-03-10 11:52
In Jordanien war ich auch schon mal - wir haben Amman und Petra gesehen, beides sehr beeindruckend. Und Amman ist tatsächlich eine der saubersten Städte, die ich bisher kennengelernt habe - aber wir waren nur auf den Hauptstrassen, keine Ahnung, wie es in den hinteren Stadtvierteln aussah.
Nicht gefallen hat mir, dass man als weibliche Touristin quasi "Freiwild" war. Wenn wir abends zum Hotel zurückkamen, saßen die Araber in der Empfangshalle am Tresen und glotzten schamlos. Hätte man sich zu Ihnen an die Bar gesetzt, wäre das sicherlich das falsche Signal gewesen.
Zum Glück bin ich keine Blondine - die werden teilweise geradezu verfolgt.
In Petra wurden uns Kamele angeboten, wenn wir die Jungs heiraten und mit nach Deutschland nehmen! :lol: Ich sagte, ich wüßte leider nicht, wohin mit dem Kamel und ich würde so arm sein, dass ich mir nicht einmal das leisten könnte. Da erlosch das Interesse schlagartig ;-)
#3 Mikail_the_Bard 2011-03-10 18:50
zitiere Pisanelli:
Zum Glück bin ich keine Blondine - die werden teilweise geradezu verfolgt.
In Petra wurden uns Kamele angeboten, wenn wir die Jungs heiraten und mit nach Deutschland nehmen! :lol: Ich sagte, ich wüßte leider nicht, wohin mit dem Kamel und ich würde so arm sein, dass ich mir nicht einmal das leisten könnte. Da erlosch das Interesse schlagartig ;-)


Eine ehemalige Bekannte von mir war in den Mitte 90igern mit ihrem Freund in Ägypten... sie ist zwar nur künstlich blond gewesen... aber 20 Kamele wurde geboten.

zitiere Laurin:
Und Rolf, ich finde es höchst gemein so ausführlich vom Essen zu reden wenn mein Kühlschrank wieder mal bis auf eine Tube Senf und 4 scheiben Käse ausgeplündert ist. Sowas nennt man psychologische Folter! :D


Naja, ein wenig gemein ist es schon - auch wenn mein Kühlschrank nicht gerade durch Spinnennetze gähneden Leere anzeigt.
Du bist nicht zufällig auf eine Beduinenhochzeit eingeladen worden, Rolf? Der Ehrengast bekommt da Hammelhoden - wehe du lehnst es ab das zu essen= tödliche Beleidigung! (Hat mir mal eine marokanische Bekannte erzähl.)
Ansonsten habe ich jetzt irgenwie Hunger! :-)

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