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Schwerter, ›Überschwere‹ und Klamotten

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, Heute beginnst Du mal mit einem Ausflug in die Sensibilität der Hardcore-Fans. Aber bevor wir da einen Blick drauf werfen, wirst Du uns bestimmt mit ein paar Blicken auf ›alte Zeiten‹ erfreuen. Der Tee ist fertig...

Schwerter, ›Überschwere‹ und Klamotten

Interessant ist aber immer wieder die Reaktion der ›Hardcore-Fans‹. Wer nicht für meine Serie ist, der ist mein Feind. Man kann einfach nicht begreifen, warum andere Leute nicht begreifen, dass ausschließlich man selbst den richtigen Weg geht.

Halbwegs vernünftige Leute würden die Schultern zucken und sich sagen: »Lass die armen Irren mal bei ihrem Glauben und ihrer Ansicht« und würden ihre Zeit sinnvoller verbringen, als sich über die Kleinigkeiten eines einzigen, vom Hermann oft gebrauchten Wortes zu ereifern.

 

Statt dass sie sich hinsetzen und mal selbst einen Artikel verfassen, welcher Band oder welcher Zyklus beim Zamorra ihnen besonders gut gefallen hat und dies auch einigermaßen nachvollziehbar erklären, wird sofort geheult wie ein Rudel Wölfe, das Kriegsbeil ausgegraben und laut ›Rache‹ geschrieen.

Aber gut gefasste Stellungnahmen zu Dingen, die dem Einzelnen missfallen kommen genau so wenig, wie sachbezogene Artikel der Leute, die sich auf diverse ›Teestunden‹ sofort zu ›Anwälten‹ oder gar ›Rächern‹ von Werner aufspielen wollten.

Meiner immer wieder ausgesprochenen Aufforderung, dass diese Leute mal ihre eigenen Erlebnisse mit Werner aus den Jahren nach unserer Zeit nieder zu schreiben ist keiner gefolgt.

Und ich weiß ganz genau, dass Hermann auf solche Artikel wartet, wenn sie fundiert sind. Denn so schillernd das Licht ist, in das ich Werner Kurt Giesas Leben in allen seinen Facetten in der Teestunde stellen kann – nach 1986 wird dieses Licht für mich trübe und erlischt.

Hier wäre also wirklich jemand aus dem damaligen Freundeskreis von Werner und Heike notwendig, der öfters im Hause Giesa zu Gast war. Und davon gab es eine ganze Menge, dass weiß ich sehr wohl. Dass ich selbst dann nicht mehr zu den Eingeladenen gehörte, hatte nur bedingt etwas mit meinem Hund Charly zu tun, der ja immer dabei war – selbst auf meinem letzten Buchmesse-Con hatte ich ihn dabei.

Ich habe schon erwähnt, dass Heike Giesa zwar keine Angst vor Haustieren hatte, sie dennoch nicht um sich haben wollte. Schon als sie mit Werner zusammen kam, war eine ihrer Forderungen an Werner: »Keine Katzen oder sonstigen Haustiere«. Und das bei Werner, der Katzen fast abgöttisch liebte. Aber – Heike liebte er dann eben mehr.

Als sie damals im großen »Malerhaus« wohnten, war ich ein Wochenende mit Charly bei Werner und Heike. Danach noch einmal bei einer Geburtstagsfeier, als mein Hund allerdings schon gestorben war. Von beiden Besuchen habe ich in der Teestunde schon berichtet. Die andre Wohnung in Lindheim habe ich nur gesehen, als ich beim Umzug mit geholfen habe und einmal auf der Durchreise mit Hermann, nach einem Verhandlungsnachmittag mit dem damaligen »Milton-Verlag«.

Ansonsten gab es keine Einladungen mehr für mich nach Altenstadt. Allerdings wusste ich aus Werners Telefonaten, die erst so alle viertel Jahre stattfanden und sich in der Schlusszeit auf ein Gespräch pro Jahr reduzierten, dass sie fast an jedem Wochenende Besuch hatten.

Besuch, der oft genug wie wir früher in ›alten Zeiten‹ auf der Luftmatratze oder der Couch nächtigten. Im ›Malerhaus‹ hatten die Giesas unter dem Dach sogar mit alten Betten und Matratzen eine Art Gemeinschafts-Schlafraum.

Es wäre schön, von den Leuten, die Werner in den Jahren nach 1986 erleben durften, mal etwas zu hören. Nicht nur über das Essen, das Heike kochte, sondern auch über die ›Zamorra‹-Ideen, über die geredet wurde. Es würde mich auch interessieren, wann er anfing, seine Western-Sachen und seine Schwerter und sonstigen Waffen zu verkaufen.

Bei dem Umzug vom „Malerhaus“ nach Lindheim fiel mit beispielsweise ein Schwert in die Hände, dass doch etwas kostbarer war als ›Aldonis‹ und ›Vampyr‹. So nannte Werner seine ersten Schwerter aus Spanien mit dem Griffstück, das dem Schwert ›Colada‹ von Rodrigo Diaz de Bivar, genannt El Cid, nachgearbeitet war.

›Aldonis‹, bekannt auch aus unseren Filmen, hatte Werner auch beständig im Auto liegen. Teils im Kofferraum, teils auf dem Rücksitz. Ein ›Krieger einer Fantasy-Welt‹ sollte nie ohne Schwert sein – auch wenn er im realen Leben den Wehrdienst mit der Waffe verweigert hat

Aber Werner Kurt Giesa war mit den nüchternen Gedankengängen eines ›modernen‹ Menschen ohnehin nicht zu erfassen.

Er lebte in seiner eigenen geistigen Eremitage oder Musentempel. So kam es mir jedenfalls immer vor. Außer einer Fahrt an den Rhein hat er mit Heike auch nie Urlaubsreisen gemacht – die Fahrten hatten fast immer einen Con zum Ziel.

Aber zurück zu Werners Waffensammlung...

Bei dem Schwert, dass ich im Malerhaus fand, handelte es sich um ein Replika vom Schwert Karls des Fünften – König von Spanien und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen. Ja, meinte Werner, das Schwert müsse er verkaufen, da es ihm wegen des Umzuges samt Verdienstausfall, weil er ja in den Tagen nicht schreiben konnte, an Geld mangelte.

Bei mir war einige Monate vorher meine Ehefrau ausgezogen und ich nicht nur für mich selbst, sondern auch für mein Geld wieder verantwortlich. Also konnte ich Werner das Geld, dass er hoffte, für das Schwert zu bekommen, sofort in Bar auszahlen. Für mich war es auch eine Frage der Ehre, den ›Verkauf‹ des Schwertes eines Reichsbarons von Helleb und Mitglied der Tafelrunde zu verhindern.

Später habe ich mir dann noch eine Reihe dieser recht teuren Schwerter geleistet, für die Hermann dann sogar Schwertscheiden herstellen ließ, damit man die Waffen auf einem FOLLOW-Fest auch tragen konnte.

Das Schwert von Werner habe ich trotz des Kaufes eigentlich nie als das meinige betrachtet. Ich habe ihm nicht mal einen Namen gegeben. Dennoch wurde auch dafür eine Scheide mit Wehrgehenk angefertigt. Als Werner mich dann anlässlich meiner Geburtstagsfeier besuchte (weiß nicht mehr welcher, aber Hermann war auch mit unter den Gästen) habe ich Werner dieses Schwert samt Scheide von mir zurück geschenkt. Ein Baron von Helleb muss ein ›geziemendes Schwert‹ haben.

Werner hat Tränen gedrückt und hoch und heilig versprochen, dieses Schwert nicht wieder wegzugeben. Es würde mich mal echt interessieren, ob er die Klinge bis zum Schluss hatte. Denn Heike hat in manchen Dingen viel praktischer gedacht als ihr Ehemann. Auch von Werners damals sehr teurer Western-Kleidung hat sich vermutlich sehr wenig gerettet. Nur der helle Stetson, den Werner bis zum Schluss trug und der auf seinen letzten Bildern zusehen ist, ist mir noch aus der damaligen Zeit in Erinnerung.

Allerdings ist der Verkauf seines gesamten Western-Outfits schon von biologischen her begründet. Als Werner die Sachen kaufte, schob sich zwar schon ein unübersehbares Bäuchlein aus dem hageren, asketischen Körper der früheren Jahre. Die Sache mit dem geplatzten Lederhemd von ›Monty G. Ryker‹ habe ich schon erzählt.

Ganz klar, dass man sich dann von Textilien dieser Art trennt. Einerseits weil sie nicht mehr passen. Andererseits, weil die Zeit eben vorbei war.

Der »Country and Western-Club« Kassel, wo man so was tragen musste, war Vergangenheit und irgendwann endeten auch die Pfingst-Zeltereien in Wallenstein, wo ebenfalls die Cowboy-Kluft noch gefragt war. Was also stand dem entgegen, diese Sachen zu verkaufen – vielleicht auch das eine oder andere zu verschenken.

Es sei gestanden, auch mir passen die Western-Hemden von damals nicht mehr, obwohl ich bis heute nicht Werners körperliches Format der letzten Jahre erreicht habe. Und auch ich habe mich viel vielen Sachen, seien es Hemden, Hüte oder sonstige Accesoirs, getrennt. In verschiedenen Familien-Circussen sind sie jetzt das authentische Outfit für Wild-West-Darbietungen.

Ja, ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel... heißt es so schön. Und nach bayrischer Ansicht waren Werner und ich in unserer Wohlbeleibtheit (Hermann auch) ›g'standne Mannsbuilder‹.

Damals bei Gustav Gaisbauer während des Interviews für den Zamorra-Jubiläums-Band haben Werner und ich mit ihm und Hermann die ›Legion der Überschweren‹ gegründet. Für den Begriff siehe Perry Rhodan.

Ja, da will ich eigentlich was ganz anderes erzählen, und dann kommen so die Erinnerungen. Das ist eben die Teestunde – von der Sensibilität von Hardcore-Fans zu den ›alten Zeiten‹.

Aber genau zu den ›ganz alten Zeiten‹ wollen wir auch mit unseren Teestunden-Betrachtungen. Und zwar zu denen, als Werner noch voll im Fandom-Geschehen drin war und in Artikeln und Leserbriefen um sich schoss wie die »Bismarck« in ihrer letzten Schlacht. Werner war ja, wie Hans Klipp und ich auch, in der Aktivgruppe Science Fiction – nur dass er eben viel ›aktiver war‹ als wir aus Kassel.

Aber dazu in der nächsten Woche mehr...

Kommentare  

#1 Cartwing 2010-11-12 07:00
Zitat:
Interessant ist aber immer wieder die Reaktion der ?Hardcore-Fans?. Wer nicht für meine Serie ist, der ist mein Feind.
Schon wieder das Thema?
Und wo siehst du denn hier PZ-Hardcore-Fans?
Klar habe ich hier mit Horst über den Begriff "Hofnarr" diskutiert, aber warum wird einem gleich unterstellt, man sei dann wohl ein Hardcore-Fan?
Und wer sagt dass die von dir angesprochene Person (also ich) sich nicht "hingesetzt" und einen Artikel geschrieben hat?
Wie kann man sich nur jetzt noch so ereifern, nur weil sich hier vor Wochen mal jemand "ereifert" hat? :-* ;-)
#2 Harantor 2010-11-12 07:58
Das ist wieder einer, der das Ende der Geschichte zu kennen glaubt, bevor er es gelesen hat. Warte mal den 25. diesen Monats ab, welche Fans er diesmal meint...
#3 Mikail_the_Bard 2010-11-12 08:37
Zitat:
Es würde mich mal echt interessieren, ob er die Klinge bis zum Schluss hatte.
Ja, vor allem wäre jetzt nätürlich intressant ob es nach Werners Tod verkauft wurde, oder in einer Art W.K.G. Museeum aufbewahrt wird.

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