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Spiritus, Lachen und »Antares«

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, es geht wieder los. Der Tee hat gezogen und das Sahnewölkchen ist zwischen Kluntjes und Tee. Die Teewurst ist auf dem Brot. Kurzum: Bevor wir etwas über die Titelbilder im ›Zamorra‹ zu hören, erzähl doch mal von »Antares« und Deinen eigenen Versuchen...

Spiritus, Lachen und »Antares«

In den letzten Jahren hat Werner vermutlich wenig bis überhaupt nicht mehr gezeichnet. Das Zeichnen war ja auch seine Entspannung zwischen der Schreiberei und die meisten Zeichnungen hat Werner seinerzeit für alle Arten von Fanzines gemacht. Nur hatten eben diese meinst in Spiritus-Umdruck hergestellten Fantasy- und Horror-Zines ihre Zeit, die irgendwann vorbei war.

Es ging dann noch einige Zeit mit Fotokopien oder Offset-Druck weiter, aber bis auf wenige Fanzines ist aus dieser Zeit nichts mehr erhalten. Und ich weiß nicht, was davon überlebt hat und ob es für diese alten Zines einen „Markt“ gibt. 

 

Bei mir haben diese ganzen ›Relikte der Vergangenheit‹ schon nicht den Umzug von Ahnatal zurück nach Kassel überlebt.

Die Fanzine-Herausgeber, meist in Personal-Union mit dem jeweiligen Leiter eines Horror-Clubs, haben natürlich gerade Werner und mich immer genervt, ihnen Stories zu schreiben – und das möglichst exclusiv. Und Werner, der eben in seine Schreib-Pausen zur Erholung zeichnete, hat die Leute seinerzeit ganz gut versorgt. 

Auch wenn manche Leute gemeckert haben, dass seine Bilder dann in verschiedenen Zines zu finden waren. Oder – das gleiche Grundmotiv in abgewandelter Form. Wie das zustande kam, darüber später mehr.

Schlussendlich waren es auch Werners Zeichnungen, die uns so richtig zusammen brachten. Wie das kam, davon will ich mal ein wenige erzählen.

Nein, eigentlich brachten Werners Zeichnungen nicht direkt uns beide zusammen. Werner war zwar der ›Primus interpares‹ der Lippstädter Gruppe, mit der wir in Kassel engen Kontakt hatten und ich habe ihn auch einige Male in Lippstadt besucht. Aber wir kamen als ›Autoren-Team‹ erst richtig zusammen, als Werner seine ersten Romane veröffentlicht hatte und von mir das ›geflügelte Wort‹ kam: »Das kann ich auch!« Das war dann so eine Art Geburts-Stunde der damaligen ›Lamont-Twins‹, als was man uns auch bezeichnete. Auch wenn bei meiner Bemerkung noch niemand ahnen konnte, was alles daraus entstehen sollte. Doch das ist eine andre Story...

In der Zeit vor dem ›Zamorra‹, als unsere Veröffentlichungen  noch nicht über die Fanzines heraus waren (obwohl Werner und ich  damals schon zwei Lesetermine im Kassler Autoren-Cafe gehabt haben) hatte ich viel zu viel mit der Musik um die Ohren, um im Fandom größere Aktivitäten zu bringen.

Meine Band »Les Copains« war fast an jeden Wochenende ausgebucht – teilweise auch in der Woche. Die Kontaktperson in Kassel  für die schon oft genannte ›AGSF‹ und sonstige fannische Aktivitäten auf dem Gebiet von »Ren Dhark« und sonstiger Science-Fiction war damals der immer mal wieder genannte Hans Klipp, seines Zeichens ›Herrscher von Helleb‹ und der Motor aller damaliger Kassler SF- und Fantasy-Aktivitäten.

Ohne Hans Klipp hätte es unser Fanzine ANTARES nicht gegeben – und vermutlich auch nicht den Kontakt nach Lippstadt, wobei Werner Kurt Giesa, wie bereits erwähnt, so eine Art ›Primus inter pares (für Nicht.-Lateiner ›der Erste unter Gleichen‹) der Lippstädter Gruppe war.

Kaffee-Charly kommen bei dieser Erwähnung ganz sicher wieder die Erinnerungen an eine schöne Zeit, als wir ›jung und hübsch‹ waren. Jetzt sind wir nur noch ›hübsch‹. Wir sind nicht alte geworden, Charly, sondern wir sind wie guten Wein. Mit jedem Jahr werden wir wertvoller.

Für die Erst-Nummer von ANTARES hatten  Hans Klipp und ich zwar mangels anderer und prominenterer Autoren selbst  Stories geschrieben, aber es fehlten irgendwie Zeichnungen. Die ›Graphik‹ die uns ein Mädchen ablieferte, war absolut nicht das ›Gelbe‹ und Hans erklärte von Anfang an kategorisch,  dass er sich nicht mit dem Zine auf der Szene blamieren wolle.  Aber der Tag, wo wir uns den Spiritus-Drucker leihen konnten, rückte näher – und wir brauchten wenigstens eine Titelseite.

Immerhin hatte Hans vorher das Erscheinen eines Fanzines aus Kassel auf der Szene angekündigt. Zurückrudern konnten wir nicht mehr, ohne uns unsterblich lächerlich zu machen.

Aber wie heißt einer von meinen Wahlsprüchen, denn dann meine Romanfigur und Alter-Ego Michael Ullich für sich reklamiert? Obwohl er vom Grundsatz her etwas verändert aus dem Film »Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kosten« stammt.

»Es gibt nichts was ein deutscher Soldat nicht kann!« So ähnlich drückte sich nämlich unser Spieß beim  Bund immer aus. Auch wenn er den Begriff ›Soldat‹ durch ›Panzergrenadier‹ ersetzte.

Und wenn das so ist – dann muss ›ein deutscher Soldat‹ auch zeichnen  können – auch was anderes als Landkarten.

Meine eigene Story hatte ich, samt dem hochtrabenden Titelblatt, schon selbst illustriert. Wie Kaiser Nero so zu sagen pflegte: »Ich bin eben in allen Dingen ein Künstler«. Nur ist es mit meinen Zeichenkünsten ebenso weit her wie vermutlich damals mit den Sangeskünsten des Kaisers. Wer hat hier was über  meine  Sangeskünste gelästert? Sklaven, die Löwen müssen gefüttert werden...ahem...

Zwei Tage vor dem Tag, da wir den Spiritus-Drucker bekamen, nahm ich entschlossen Stift und Matritze, zitierte einen Teil von Schillers Ballade »Der Taucher« - »Da treibt ihn die Angst, da fasst er sich Mut ..und stürzt sich hinein in die brüllende Flut... « und fing an zu zeichnen. Was ich eben so unter Zeichnen verstehe – denn die Götter gaben mir das Eine, versagten mir aber das Andere.

Sie gaben mir zwar das Talent, einen absoluten Kinder-Stil der naiven Malerei genau zu treffen, versagten mir aber auch nur das geringste Talent, mich auf Papier, Leinwand oder sonstigen Dingen künstlerisch in der Form auszudrücken, dass es nicht jedem, der sich das Produkt meiner Mühe auch nur halbwegs interessiert ansah, eine Reaktion entlockte, die vom verständnislosen Kopfschütteln bis zum schallenden Gelächter reichte. 

Das Teil-Happy-End in  der genannten Schiller-Ballade »...und ein Gott hat Erbarmen« traf hier nicht zu...weder für das Auge des Betrachters meines ›Werkes‹ noch für die schriftlichen Äußerungen in Form der Leserbriefe.
 
Die Vorlage für das ›Titelcover‹ des ersten ANTARES hatte ich aus einem meiner Kinderbücher entnommen, mit denen sich mir zum ersten Mal die religiöse Mythenwelt unserer germanischen Vorfahren öffnete. ›Götterdämmerung‹ hieß das Buch und ich habe es heute noch in der Ecke stehen, wo ich auch meine Runen aufbewahre.

Der ›Odin auf seinem Sleipnier‹ als Titelbild unserer Erstausgabe ist eigentlich nur damit entschuldbar, dass wir sonst ein leeres Blatt als Titelseite gehabt hätten und somit vermutlich ANTARES nicht erschienen wäre. Eine Kinderzeichnung aus der man allerdings mit etwas Phantasie erkennen kann, was sie darstellen soll.  Das ist aber auch alles, was man entschuldigend dazu vorbringen kann.

Um es mit Schillers »Wallenstein zu sagen: »Das war kein Heldenstück, Octavio«. Und so ähnlich war die Reaktion der ungefähr 25 Empfänger unserer Erstausgabe. Nur der Sammelwut von Gustav Gaisbauer ist es zu verdanken, dass davon noch ein Expemplar vorhanden ist. Und das ist gut so. Es gibt Dinge, die ich mir nicht so gerne vorhalten lasse – und schon gar nicht vorzeigen.

Die jedoch, was unsere Stories anging, sehr positiven Leser-Reaktionen für ANTARES schloss auch die damaligen Fan-Prominenz mit ein. Das brachte Hans und mich nicht nur dazu, ANTARES weiter zu machen, sondern auch selbst weiter zu schreiben. Wenn ich mich nicht irre, war auch von W. K.Giesa, der auf der damaligen Phantastik-Szene schon eine gewisse Berühmtheit darstellte, ein Leserbrief dabei.

Nur mit den Zeichnungen mussten wir uns was einfallen lassen. Ein Zeichner musste her. Zwar wollte ich auch meine weiteren Stories selbst illustrieren, aber die ›großen Bilder‹ sollte ein ›Profi‹ machen. Nur das ›Markenzeichen‹, das Schwert mit der Rakete gekreuzt für SF und Fantasy ist auf allen ANTARES-Bänden präsent.

Hans und ich grübelten verzweifelt darüber nach, wo wie einen geeigneten Zeichner her bekamen. Und zwar einen, der möglichst kein Geld nehmen würde.

Am liebsten  natürlich den Star-Zeichner des damaligen Fandoms, von dessen Bildern im ›Time-Gladiator‹ bewundern konnten. Das war das  Fanzine der AGSF (siehe frühere Teestunden) – und weil dieser Zeichner eben auch dieser ›Aktiv-Gruppe Science-Fiction‹ angehörte, gab es sicher eine Möglichkeit, von ihm das eine oder andre Bild zu bekommen.

Wer der Zeichner war? Jaaa, jetzt komm er endlich ins Spiel...!

Der Zeichner war niemand anderes als....

Wie war das in den alten B-Movies...

»Fortsetzung folgt«

Oder bei Sigurd, Akim, Falk, Tibor oder dem Weltraumfaher Nick?

„Lest das nächste Heft....

Auch wenn es das heute nicht  mehr am Kiosk  gibt...sondern im Intrernet...und nicht mal die ›Zwanzig Pfennige‹ kostet, die früher mein wöchentliches ›Sigurd-Heft‹....

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