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Conan, Pseudowissenschaftler, Tipp-Ex und Atlantis

Teestunde mit Rolf...Zurück zu den Anfängen. Du sagtest, dass Du es auch könntest, W. K. antwortete, Du solltest machen. Dann erzähl mach, was Du wie gemacht hast, auch wenn es zu Umwegen kommt. Es ist Plauderei und kein Drehbuch...

Conan, Pseudowissenschaftler, Tipp-Ex und Atlantis

Ja, da gab es irgendwann nach Werners ersten Romanen den allbekannten Dialog: „Das kann ich auch!“ - „Dann mach mal!“

Weil ich grundsätzlich ein fauler Mensch bin fiel mir ein, dass ich noch zwei A-4 Seiten mit einer angefressenen Story hatte. Und war handelte die vom Begräbnis des Schwarz-Zauberers Amun-Re.

Wer jetzt Mike Rennickes Zamorra-Rückschau “Schlosserbe und Dämonenjäger“ über die „Namenlosen Alten“ gelesen hat, der ist auf Begriffe wie „Autoren-Cafe“, „Gunnar mit den zwei Schwertern“ und „Äonen-Theorie“ gestoßen.

 

Da ich ja von Anfang an beim Zamorra versucht habe, einen Hintergrund zu schaffen, der seine Ur-Gründe in der Mystik (Religionen, Sagen, Theologien) und auch der Pseudo-Mystik (Stories von Lovecraft, Howard etc. und auch die Erkenntnisse des Erich von Däniken) hat.

Deshalb müssen wir da etwas tiefer graben. Auch, wenn ich manche Dinge in der Teestunde in anderen Zusammenhängen schon erzählt habe. Ich habe euch ja versprochen, überall die Grundlagen zu nennen – und das sind sie. Und zwar so zusammengefasst, dass sie auch von den „Zugestiegenen“ nachvollzogen werden können.

Geschichten um einen Schwertkämpfer namens Gunnar habe ich meinem Bruder Peter erzählt, als er noch recht jung war. Es war die zeit, als die ersten Conan-Taschenbücher raus kamen und ich absolut begeistert war. Das war mal ein Held mit einem Charakter, wie ich sie mit vorstellte. Nur, die Vorstellungen meines Helden sind nicht so die muskelbepackten Riesen.

Wer eine Vorstellung von „Gunnar“ haben will der sollte sich den Film „Beast-Master“ ansehen. Der ist zwar erst viele Jahre später gedreht worden, aber der Hauptdarsteller entspricht vom Körperbau, vom Gesicht und von der Ausstrahlung her dem Typ, wie ich mir Gunnar vorstellte.

Klar, Howard war dunkelhaarig – was auf seine Helden Conan, Kull, Bran-Mak-Morn und Solomon Kane abgefärbt hat. Ganz klar, dass mein Held blond sein musste – bin ich ja schließlich auch – derzeit jedenfalls noch – was noch so da ist – teilweise – sie werden schon mächtig grau.

Von Anfang an, also auch in den Stories, die ich Peter erzählte, war die Gunnar-Figur in die untergehende hyborische Welt R.E. Howards eingebaut. Im damaligen Buch „Conan-der Rächer“ ist zu lesen, wie sich der Meister aus Cross-Plains in Texas das Ende der hyborischen Zivilisationen dachte – und damit einen Übergang zu den uns bekannten Zivilisationen der Antike wie Ägypten oder den Kulturkreisen Mesepotamiens schuf – und seine Ideen auf diese Art mit unserer bekannten Geschichte verband.

Als Hans Klipp nun seine Idee mit einem eigenen Fanzine verwirklichen wollte und anfing, seine erste Geschichte der Saga „Brüder unter den Sternen“ zu schreiben (etwas skurrile Fantasy, aber zum Schmunzeln und nicht ganz so ernst gemeint) wollte ich aus dem wilden Geschichten, um „Gunnar mit den zwei Schwertern“ einen richtigen Roman machen.

Natürlich musste ich für den Helden erst mal den Hintergrund schaffen und ihn nicht einfach in seine Welt setzen, wie es Howard mit Conan machte. Denn von Conans Vergangenheit wir ja sehr wenig. Er ist der Sohn eines Schmiedes – das war's dann schon fast.

Nein, bei mir musste klar sein, dass Gunnar schon vor undenklichen Zeiten von den Göttern ausersehen war, die Welt vom schwarzen Zauber zu befreien. Denn das Äon der Schwarzzauberei näherte sich dem Ende und es bedurfte eines Helden, der den letzten und größten Hexenmeister besiegte.

Denn zwei oder drei Menschenalter früher war Atlantis wieder erstanden – und mit ihm war auch Amun-Re aus den Fluten des Ozeans wieder aufgetaucht. Seine Blutgötzen hatten ihn gerettet – nicht aus reiner Freundschaft oder wegen eines Paktes – sondern weil er eben noch gebraucht wurde.

Ja, natürlich. Atlantis ist vorher schon einmal untergegangen. Darauf komme ich gleich noch zurück. Ein Wiederauftauchen von Atlantis ist übrigens keine Spinnerei von mir, sondern aus irgendwelche Atlantis-Büchern entnommen, wo Pseudo-Wissenschaftler diese Theorie vertraten und mir damals eine echte Steilvorlage für meine angedachte Handlung lieferten.

Wie ich schon sagte – alles, was ich als Hintergrund für den späteren Zamorra aufgebaut habe, lässt sich als größere oder kleinere Bausteine aus irgendwelchen Sachbüchern über Magie und Mystik wieder finden. Aber fragt mich bitte nicht in welchen. Wenn ich mir zufällig mal einen alten Roman von mir greife wundere ich mich manchmal selbst, mit was für Zutaten ich da meinen literarischen Kuchen gebacken habe. Dazu kommt noch, dass ich vom Zamorra so viel Abstand habe, dass ich auch die damalige Handlung in Details nicht mehr Kopf habe. Ich musste schon öfter beim Schreiben der „Teestunde“ aufstehen und nachsehen.

Eigentlich bringt das gar nichts. Denn von den Leuten, die diese alten Romane gelesen haben, sind nicht mehr viele dabei. Die heutigen Leser haben ganz andere Vorstellungen, was den „Zamorra“ ausmacht. Zumal hier vermutlich auch Kenntnisse um die Lovecraft- und Howard-Stories fehlen. Und auch das Wissen um den Inhalt der Pseudo-Bücher mit Zaubersprüchen etc. samt der anderen Bücher, die sich mit Magie, Mystik, Esoterik und anderen Grenzwissenschaften beschäftigen.

Damals gab es diese Leute in großer Zahl. Die Leserbriefe und die lebendige Zamorra-Szene im Fandom beweisen das. Damals wollte man spannende Stories mit großen Hintergrund. Also Action auf der Bühne mit dem Hintergrund der großen Oper. Heute genügt es, Action zu bringen, wie sie in TV-Serien oder Filmen die Kassenrenner sind. Auch wenn sie, wie „Twilight“ auf Büchern basieren.

So was Ähnliches wie „Twilight“ mit einem Vampir, der irgendwie anders ist, sich in sein Opfer verliebt und sich dann in einen Weißdornbusch stürzt, bevor er das geliebte Mädchen beißen kann, habe ich schon 1983 geschrieben. Aber dazu kommen wir noch. Ich wollte es nur mal erwähnen, dass Werner und ich beim Zamorra damals immer Wege gegangen sind, die damals noch keiner beschritten hatte.

Und heute machen die Leute um die „neuen Vampire“ eine Ovation, als hätte da jemand das Ei des Kolumbus gefunden. Vielleicht – aber es war schon längst ausgebrütet. Die ersten „Tageslicht-Vampire“ hatte Werner beim „Zamorra“. Ich weiß nicht mehr in welchem Band. Aber er hat die Idee auf einer Busfahrt nach Italien gehabt und ausgebaut. Übrigens eine Idee, die er ganz alleine gemacht hat, da habe ich, obwohl mit im Bus dabei, nicht mit gebastelt.

Auf dieser Fahrt kam ihm auch plötzlich das Wort „Leichenwind“ in den Kopf. Das gefiel ihm und er hat sich den Begriff notiert – wie so manche Idee, die auf den Touren nach Florenz, Rom und Pompeji entstanden sind. Der „Leichenwind“ erschien als Band 214 unter dem Titel „Todeswind“. Der Original-Titel erschien der Redaktion in Hinblick auf die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zu gewagt. Über diese Bundesprüfstelle wird demnächst auch noch einiges zu erzählen sein.    

Wir sind aber immer noch bei der damaligen groben Skizzierung der Hintergründe, die ich dann schlussendlich in die Zamorra-Serie einbaute.

Dieses „erste Versinken von Atlantis“, dass ich in den Gunnar-Stories in unserem Fanzine ANTARES nur angedeutet habe (ich komme später ausführlicher drauf zurück), wurde dann innerhalb der Zamorra-Serie mit eingebaut. Übrigens – ursprünglich war gar nicht geplant, diesen ersten Untergang von Atlantis mit Amun-Re zu schreiben.

Ich hatte nur verschiedene angekaufte Titelbilder „abzuarbeiten“ - weil es Sebastiano Boada damals nicht mehr möglich war, Termine zu halten und uns die Titelbilder nach Vorgaben direkt auf die Romanhandlung zu schreiben.

Auf einem war ein mächtiger Tyrannosaurus Rex mit einem Mann und einer Frau davor. Das wurde dann Band 320 „Verloren im Höllensumpf“.
Natürlich eine Zeitreise. Ich wusste, das mochten die Leser von mir am liebsten. Und für mich war es einfacher, so was zu schreiben, weil ich nun mal die neusten Automarken samt PS-Zahl, Hubraum etc. im Kopf, wie sie in Werners Romanen unabdingbar waren.

Die Leser wollten wissen, was aus Tina Berner geworden war, die ja genau wie ihre Freundin Sandra Jamis vor Troja in die Vergangenheit gezogen wurde.

Da bot sich so ein Saurierbild geradezu an. Natürlich war Tinchen bei den Dinosauriern gelandet. Und weil ich damals in einem meiner Bücher (keine Lust jetzt nachzusehen, welches das war, muss so was ähnliche die Dänicken gewesen sein) ein Foto habe, wo neben einer Dinosaurierspur eine Menschenspur zu sehen ist, hatte ich meinen „realten Hintergrund“.

Angeblich stammen die Fußspuren im ehemaligen Sand, der jetzt Fels ist, aus der gleichen Zeit. Sagt jedenfalls angeblich die Wissenschaft – Papier ist ja geduldig und ein Verlag achtet auf die Verkaufszahlen, nicht auf dem Inhalt. Durch dieses Bild konnte ich natürlich in die Zeit der Saurier auch Urmenschen einbauen. Es war ja keine Zeit-Kugel, sondern eben Fantasy – wo nicht die Technik, sondern die Magie alles möglich macht.

Und plötzlich kam dann ein Querverweis auf Atlantis in den Text. Aus den sonderbaren Lauten der Ur-Menschen entziffete Zamorra nicht nur „Diiinaah“ als „Tina“ sondern hörte auch ganz deutlich den Namen „Atlantis“.

Ich habe mich selbst gewundert, warum ich dieses Wort da plötzlich stehen hatte, weil es eigentlich gar nicht geplant war. Crom mag wissen, wer mir das eingegeben hat – es war ja auch tatsächlich nicht das erste Mal, dass ich manchmal Sachen wie wild hingeschrieben habe, die ich eigentlich gar nicht wollt und mich dann anschließend gewundert habe, was ich da lesen konnte. Ich bin zwar nicht abergläubisch – nein, gewisse nicht – aber bedankt habe ich mich doch.

Und genau so war das, als plötzlich der Name „Atlantis“ im Manuskript stand. Er passte nicht dazu, ich wollte ihn gar nicht haben. Allerdingss hatte ich eigentlich für den Saurier-Roman auch kein Konzept. So einer der Romane mit einem ungeliebten, vorgegebenen Titelbild, wo ich mihc immer treiben ließ und die Handlung entwickelte sich ganz von alleine. Bei Werner war das übrigens damals genau so – ob später zu Heikes Zeiten, kann ich nicht mehr sagen. Manche unserer Romane wurden konkret geplant – und bei anderen wusste er wie ich nur den Anfang und wo ungefähr das Ende sein sollte.

Heute mit dem Computer würde ich so ein Wort, das ich nicht will, einfach löschen. Notfalls auch ganze Absätze. Früher bedeutete das aber, eine ganze Seite neu zu schreiben. Tipp-Ex wurde in größeren Mengen im Manuskript nicht gern gesehen. Ja, ihr Nachgeborenen kennt das nicht mehr. Damit konnte man in unserer späten Bronzezeit Schreibfehler retuschieren. Heute mit dem Computer geht das ganz einfach.

Also, das Wort „Atlantis“ stand da und musste nun in die Handlung eingebaut werden. Und – aus dem geplanten Einzel-Roman wurde eine Trilogie. Wenn auch unterbrochen, weil Werner zwischen durch wieder Geld brauchte.

Und so entstand eine Story, die ich eigentlich vorher gar nicht geplant hatte. Die Vorgeschichte unserer Welt und der Dynastie de Ewigen. Natürlich auf den Grundlagen der griechischen Sage erzählt und miteinander verwoben. Denn immerhin wollte ich so einen Bezug zu Zeus und der damals noch existierenden Straße der Götter schaffen.

Dieses Verknüpfen von verschiedenen Fäden aus Geschichte, Mystik und den Ideenwerken von Großmeistern der Phantastik-Literatur zu einem großen Hintergrund, das war es, was seinerzeit den Erfolg der Zamorra-Serie ausmachte und die Stamm-Leserschaft hielt. Denn im Dynastie-Zyklus war nur angedeutet, dass sie sich mal vor undenklichen Zeiten auf der Erde aufgehalten haben.

Und – das Thema brachte noch weitere Verknüpfungspunkte. Aber davon wird in der nächsten Teestunde berichtet.

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