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Unser Michel im All Erinnerungen und Rezension (PR 2572 Homunks Botschaft)

Unser Michel im AllUnser Michel im All
Erinnerungen und Rezension
Diesmal unter der Lupe: PR 2572  Homunks Botschaft

Nachtrag zur Vorwoche
Nachdem ich letzte Woche in dieser Rubrik das Thema Expose anschnitt, tauchte dazu eine Frage aus meinem Bekanntenkreis auf, die ich nun nach bestem Wissen und Gewissen beantworten will. Vielleicht hat der eine oder andere auch etwas Genaueres dazu wissen wollen, aber sich nicht zu fragen getraut. Gefragt wurde ich nämlich, ob eigentlich alle Bücher nach Exposes geschrieben werden?

 

Eine sehr gute Frage! Eine, die den Kern des Themas genau trifft.

Ich muss gestehen, dass ich das nicht genau beantworten und auch nicht wissen kann. Doch nachdem ich im Kurs die Grundprinzipien kennen lernen durfte, muss ich sagen, dass dem Autor das Schreiben eines Textes leichter von der Hand geht, wenn er sich zuvor ein Expose gemacht hat.

Da muss dann auch unterschieden werden, wie versiert so ein Autor ist. Einem Jungautor würde ich es sehr ans Herz legen, dass er sich vorab bereits Gedanken macht und diese dann auch zu Papier bringt. So weiß er genau, wo er hin will und nur so erschließt sich ihm die Problematik einer Geschichte, bevor ihm mitten drin das Pulver ausgeht. Unter Umständen dann sogar aufhört zu schreiben und den Roman in eine Schublade steckt. Falls er ihn nicht zuerst in eine Ecke pfeffert!

Ein Autor, der diesen Job – um es mal sehr salopp auszudrücken – schon seit Jahren macht, dem genügen vielleicht nur schon ein paar Stichworte, um seine Geschichte in den Griff zu kriegen. Da spielt dann auch die Routine eine große Rolle, wie viel und wieweit er sich beim Schreiben noch selber überrascht werden will.

Zu unterscheiden ist mit Sicherheit auch, wie ein Autor schreibt. Spielt er in einem Team oder ist er ein Einzelkämpfer?

Behandeln wir zuerst den Einzelkämpfer. Dieser wird für sich einen kürzeren Handlungsrahmen aufbauen, da er seine Story bereits kennt. Vielleicht noch nicht jedes Detail, aber doch in seinen Grundzügen. Daher erübrigt sich eine Beschreibung, die alle Wendungen und Kniffe auflistet. Ist es jedoch eine komplizierte Geschichte, da wäre ein detailliertes Expose dann schon sehr zu empfehlen.

In diesem Zusammenhang spreche ich kurz den Film „Inception“ an, der eine unheimlich kompakte Story aufwies und erst noch auf verschiedenen Ebenen spielte. Gemäß einer Aussage von Christopher Nolan, die ich im Zusammenhang mit diesem Film irgendwo gelesen habe, hatte er jahrelang an der Handlung geschrieben (mir schwirrt die Zahl 14 Jahre durch den Kopf, lege mich da aber nicht fest) und gefeilt, bis sie so veröffentlicht wurde, wie er in die Kinos kam. – Wie sehr der Filmemacher mit Expose arbeitete, lässt sich aus dieser Aussage nicht herauslesen. Ich nehme aber an, dass es ohne ein Vorkonzept ein Ding der Unmöglichkeit wäre, um den verschiedenen Ebenen gerecht zu werden, die im Film nebeneinander laufen, und sich nicht in der Logik zu verlieren.

Bei einem Teamplayer, z.B. als Autor von Perry Rhodan, muss jeder genau wissen, was der Schreiber zuvor geschrieben hat, und was der danach noch schreiben wird. Nur so weiß der betreffende Schriftsteller des jeweiligen Heftes/Buches, wo genau sein Anfang beginnt, und wo genau seine Geschichte zu einem Schluss findet. Haben wir es in diesem Fall noch mit einer Serie zu tun, die bald einmal ein halbes Jahrhundert läuft, dann sieht so ein Expose sicher sehr lang aus und ist zudem noch sehr Detailliert.

Würde man versuchen die Serie ohne Expose zu schreiben, gäbe es schnell ein heilloses Durcheinander!

Datenblätter über auftauchende Personen sind hilfreich bei der Entwicklung eines Exposes, ersetzen dieses jedoch nicht!

Ein Beispiel gefällig?

So geschehen mit der 2. Auflage vom „Dämonenkiller“. Nach Band 130 („Der Wahnsinnige“ von Earl Warren), wurde der letzte Zyklus der Serie (immerhin 13 Hefte) von Paul Wolf (= Ernst Vlcek) auf zwei Bände (131/132) zusammengeschrieben, um danach nur noch Einzelgeschichten zu veröffentlichen. Jeder Autor bekam freie Hand und konnte sich an den Themen bedienen, die bisher aktuell waren und sich die Geschichten aus den Fingern saugen, die er behandeln wollte. Zyklen waren Vergangenheit, den Einzelheften gehörte uneingeschränkt die Zukunft! – So dachte man damals.

Die verkauften Hefte und der Aufschrei der Leser mussten ein deutliches Bild gezeigt haben, dass der Verlag von seiner vorgefassten Meinung wenig später wieder abrückte.

Als W. K. Giesa einen neunbändigen Zyklus (wenn auch nur Kurzexposes) einführte (164-172), war schon zuviel kaputt gegangen und zu viele Leser hatten sich frustriert von der Serie abgewandt, so dass mit Band 175 dann das endgültige Aus kam.

Soweit dieser kurze Abstecher in die Vergangenheit. Wir lernen daraus, dass eine kompakte Serie, eine längere Serie, die auch mit mehreren Autoren arbeitet, an Exposes nicht vorbei kommt.

Im Advent-Special von Uschi Zietsch („Wenn Charaktere in Serie gehen“), das von Andi Wolz stammt, spricht die langjährige Autorin darüber, dass bei einer Geschichte die Auflösung feststehen sollte.

Nur so weiß man auch, wohin man schreibt und kann mit einem Schluss aufwarten, den man auf diese Art und Weise vielleicht noch nie gesehen hat.

Ob wirklich alle Autoren nach Expose schreiben, kann ich immer noch nicht mit 100 %-tiger Sicherheit sagen. Zu empfehlen wäre es auf jeden Fall.

Als ich intensiver schrieb und mich auch mit einer möglichen Veröffentlichung herumschlug – ist schon eine Weile her, ich gebe es zu -, ging ich im Internet stöbern, was denn so ein Verlag genaues verlangt. Die wollten nicht gleich das ganze Manuskript auf ihrem Schreibtisch haben, der bereits unter den vielen ungefragten Einsendungen ächzte und kurz vor dem Zusammenbruch stand! Da las ich des Öfteren, dass ein Expose und eine Leseprobe des Manuskriptes mehr als genug sei. – Und wenn man sich eines angewöhnen sollte, falls man als Autor veröffentlichen will, dass man sich an die Richtlinien eines Verlages hält.

Exposes zu schreiben ist etwas, was sich schlussendlich auszahlt. Man profitiert davon beim Schreiben.

Es sieht einfach aus, ist es aber nicht. Wenn es so einfach wäre, dann würde es ja auch jeder machen. Genau wie mit dem Schreiben auch.

Bevor man sich also an den Computer setzt und das nächste große Epos reinhämmert, sollte man sich zuerst ein paar Gedanken machen, wie die Geschichte ausgehen könnte.

Wenn man dann die Regeln kennt, kann man anfangen damit zu spielen. Nur muss man sie zuerst beherrschen!

„In order to break the rules, you have to know the rules!“

Viel Spaß mit nachfolgender Rezension!
 

Homunks BotschaftHomunks Botschaft
Perry Rhodan 2572
von Arndt Ellmer

Perry Rhodans Reise durch den Polyporthof nach KRUEZRAD wird in das STARDUST-System umgelenkt. Der Terraner und seine Begleiter tauchen auf NEO-OLYMP auf. Goldenes Leuchten begleitet die Reise, das die SERUNS nicht einordnen können. Ein Zeichen dafür, dass ES die Finger in Spiel hat. Dort rwartet Perry eine weitere Botschaft Homunks: Er müsse sich beeilen und endlich das PARALOX-Arsenal finden. Nur so könne ES noch geholfen werden.

In einer anderen Handlungsebene begegnet uns Jason Moor, ein Angestellter der Whistler-Company. Nach dem Angriff von VATROX-VAMU erwacht er in einem hygienischen Chaos. Acht Wochen sind vergangen, in denen VATROX-VAMU die Herrschaft über das STARDUST-System inne hatte. Die Frage, die man sich nun stellen muss ist folgende: hat VATROX-VAMU, nachdem man ihn in die Flucht schlug, Tausende von Schläfer hinterlassen, die als heimliche Agenten agieren und nicht einmal etwas von ihrer Indoktrination wissen? Jason Moor ist sich sicher, da er sich nicht daran erinnern kann, seine Wohnung verlassen zu haben, aber von ihm Filmaufnahmen existieren, die ihn in der Halle der Gehemnisse zeigen.

Der Roman begann sehr geheimnisvoll und spannend. Mit der Zeit reduzierte sich das Geheimnisvolle, ohne ins langweilige zu kippen, auch wenn sich die Spannung nicht mehr erholte. Der Roman blieb weiterhin unterhaltsam, obwohl mich der Ausblick auf die Handlung des Feuerauges störte, das vor vielen Heften auf die Erde zuraste. Dann war da noch die Erwähnung von Sichu
Dorksteiger, die auch irgendwie fehl am Platze wirkte, widmet sich doch der nächste Band von Wim Vandemaan ausgiebig diesem Thema. Das hätte man getrost unter den Teppich der Verschwiegenheit schieben können. Man wusste als Leser, dass in der Richtung auf jeden Fall noch etwas gehen musste. Meiner Meinung nach nahmen die paar Sätze schon zuviel er unerwarteten Handlung vorweg. Sind wir jedoch gespannt, wie sich der betreffende Autor dann mit dem Thema befasst und ob er trotzdem noch ein paar unerwartete Wendungen einfließen kann.

Das Cover gefiel mir ausgezeichnet, das Dirk Schulz für dieses Heft zeichnen durfte, auch wenn mich die Darstellung zuerst an eine gelungene Mischung aus „Assassins Creed“ und „Green Lantern“ erinnerte, und weniger an Homunk. Aber das lassen wir doch am besten unter künstlerischer Freiheit durchgehen.

Soviel von mir. Ich verabschiede mich bereits wieder für diese Woche. Ich wünsche eine tolle Zeit und ich gehe mich schon mal für den Besuch von Sichu Dorksteiger bereit machen!

Wink

Es grüsst

Michel

Kommentare  

#1 Advok 2010-12-07 10:21
Hm, Exposé schön und gut, aber ich denke, es kommt auch auf den Autor selbst drauf an.
Kurt Brand bei Ren Dhark hat ab dem Moment, wo er die Serie fast alleine geschrieben hat, keine Exposé für seine Romane mehr geschrieben, sondern nurmehr für die Gastautoren.
Bei Raumschiff Promet scheint auch ab den 40ern Bänden jeder Autor seine eigene Handlungsschiene zu verfolgen - was durchaus geklappt hat.
Auch bei den Terranauten dürfte es nur für den Einstiegszyklus ein Exposé gegeben haben. Schon W.A. Hary, der mit Band 13 eingestiegen ist, hat mehrmals ausgesagt, hier nicht nach Exposé geschrieben zu haben.
Auch über Willi Voltz glaube ich mich zu erinnern, dass er nie ein komplettes Zyklenkonzept hatte sondern darauf vertraute, schon einen passen Abschluss zu finden... Hat bei ihm ja auch funktioniert.
#2 Michel 2010-12-07 15:36
Hallo Advok
Da stimme ich dir zu, dass der Autor sich selber vorgibt, wie fest er sich an ein Expose halten will, wenn überhaupt. Bei einem Autor wie Kurt Brand setze ich jedoch voraus, dass er wusste, was er tat. Ebenso bei Willy Voltz.
Bei W. A. Hary kann ich das nicht beurteilen, da ich den Autor nie gelesen habe.
Wie ich selber schrieb: ich kann es nicht pauschal sagen. Jeder nach seinen Vorlieben und wie er es gelernt hat. Für mich als Anfänger macht ein Expose Sinn, bin ich doch auch schon mit einer Idee losgeprescht, die sich dann als heisse Luft heraus stellte. :-*
Aber auf jeden Fall vielen Dank für die Ausführungen.

Wenn sich noch andere Leser dazu äussern, wäre hier die Plattform dafür. Von meiner Seite ist auf jeden Fall das Interesse da.

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