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Konzentration auf das Wesentliche - Wovon soll die Serie handeln?

1Konzentration auf das Wesentliche
Wovon soll die Serie handeln?

Bei einer vielfältig aufgebauten Reihe wie Perry Rhodan ist es sicher nicht immer leicht, als Autor, die goldene Mitte zu finden, welche die meisten Leser eines Romans zufriedenstellt. Nicht immer lässt sich wohl der Handlungsfluss, die Charakterdarstellung oder die (für mich persönlich überflüssige) Privatbeziehung zweier Wesen/Terraner allgemein überzeugend beschreiben. Es gibt ja die Leser, die nur abschalten wollen und bei denen jeder Roman einfach beim Lesen „kritiklos“ hindurchplätschert.

Echter Eskapismus eben. Daran ist ja nichts falsch, es ist ja immerhin eine phantastische Serie mit viel Sense of Wonder, die nicht in der Wirklichkeit 0.1. spielt und sogar ab und zu SF-Elemente enthält.

Es gibt aber auch diejenigen Leser, die ein wenig ernsthafter (um nicht zu sagen „härter“) mit der Serie umgehen. Deshalb mag man die Reihe nicht weniger, nur weil man Kritik übt. Es ist ja schon schlimm genug, wenn man sich für (begründete) Kritik in einschlägigen Foren  entschuldigen muss.

Für manche Leser ist eben Harmonie alles. Warum sie dann  allerdings in Foren posten, entzieht sich allerdings meinem Verständnis. Konstruktive Kritik ist allemal besser geeignet, um die Serie zu verbessern.

Dass nicht jeder Autor   ausreichend Zeit zum Schreiben eines Heftes hat, mag vorkommen. Es gibt überall Terminschwierigkeiten und Probleme, die auf den letzten Drücker gelöst oder Manuskripte, die zum letzten Termin abgegeben werden müssen.Dass nicht jeder Autor, der sich halbwegs kritisch selbsterkennt („Gnothi seauton“), immer mit seiner angelieferten Leistung zufrieden ist, kann ebenfalls verstanden werden. Das geht mir genauso. Man will eigentlich immer sein Bestes geben … aber die Umstände lassen es eben nicht immer zu.

Wovon aber soll die Serie handeln? Soll sie äußere SF beschreiben, mehr Raumschiffe, mehr Kämpfe oder Kommandounternehmen? Mehr fremde Völker und ihre Darstellungen? Ich selbst wünsche mir etwa mehr schnelle Erklärungen neu auftretender Phänomene, denn nicht immer ist es gut, neuartige Dinge nur zu beschreiben und die Leser mehere Hefte (=Wochen) oder noch länger auf gezielte Erklärungen des Begriffes warten zu lassen. Der Nebel des Krieges war auch in Spielen immer nur ein Kunstgriff, um die begrenzte Rechenkapazität zu kanalisieren.Das Herumraten oder - Rätseln, dass ja aus anderen Literaturbereichen bekannt ist, kann auch im Perry wirken, sollte aber ohne ausreichende Erklärungen nicht allzulang geschildert werden. Das würde sie Dinge sonst wiefder langweilig machen.Der Leser will nicht erklärungstechnisch auf die lange Wartebank geschoben werden. Erwartungshaltung aufbauen in Zyklen, vor allen Dingen zu Beginn, ist immer gut ... aber man muss den Leser auch füttern, nicht nur anspielen.Aktuell in der Serie, weiß man nun zum Beispiel, dass die in der fremden Galaxie der Vecuia auftretende, zerstörerische „graue Materie“ auch „Vektormaterie“ genannt werden kann, weil sie wohl irgendwie langsam oder schnell in irgendeine Richtung abfließt.Man wird also sehen, was da demnächst noch an Erklärungen und Aufklärungen zu diesem kosmischen  Phänomen kommt.

Wovon also soll die Serie handeln? Von reinen Schilderungen oder von Erklärungen?Das Problem ist serien- inhärent, wenn wir etwa Doc Smith betrachten und die Lensmen-Serie oder die Skylark. Dort wurde flugs in Sekundenbruchteilen mithilfe eienes „Spionstrahles“ die fremde Technik oder Denkweise ausgefragt und schon hatte man ein Abwehrmittel oder die bessere Waffe. Im Perry geht so etwas natürlich nicht. Zum Glück. Auch hier gibt es Abwehrwaffen gegen fremde, überlegene Völker, die aber meist erst nach langen Forschungsreihen gewonnen werden können, wie in der Wirklichkeit 0.1. auch. Das ist seit Waringer und dem fpf-Gerät so oder sogar seit den Druuf und dem Spiegelfeld-Projektor, mit dem man in die fremde Zeitdimension vorstoßen konnte. Auch späterwurde dieses Problem immer wieder thematisiert. Zunächst stehen die Wissenschaftler, Techniker und Analytiker dem fremden Phänomen ratlos gegenüber. Sie müssen ja auch erst Messungen vornehmen, die Begrifflichkeiten erfassen oder gar  neue Paradigen aufnehmen.Geistig flexibel sein. Das musste Perry bereits in Band 16, als er selbst noch als Wissenschaftler agierte. Später wurde er darin abgelöst, von Kalup über Waringer und viele andere bis zu den heutigen technischen  Analysierern wie Sichu Dorklsteiger. Diese etwas evolutiv beschriebene Langsamkeit macht die neue Begriffsbildung und Übernahme durch Erkenntnis überzeugender als ein spontaner „Spionstrahl“.Auch Edison brauchte tausend Versuche von der Idee bis zur Marktreife für seine Produkte.Worüber Tesla sich so amüsierte.

Wovon also soll die Serie handeln? Wieviel Zweisamkeit oder persönliche Beziehungen sollen darin abgehandelt werden? Sollen diese Dinge nur marginal angedeutet werden in einigen Sätzen („und gut ist!“) oder soll der ganze Roman daran aufgehängt und die persönlichen Probleme zweier Terraner oder anderer galaktischer Wesen im subjektiven oder privaten Umgang miteinander intensiv über sechzig Seiten beschrieben werden? Gibt es dafür nicht andere Serien? Sollte man sich nicht auf SF und die Außenhandlung konzentrieren (können)? Muss jede Problematik zweier Menschen ausführlich beschrieben werden wie in einem Gaslichtroman, nur eben auf eine Art von Perry-SF ungetrimmt? Macht das den Serieninhalt aus? Immerhin gibt es nur ein Heft pro Woche! Da wiegt jedes Wort schwer.Sollte man sich  da nicht auf die wesentlichen Dinge konzentrieren? Ein Autor muss sich sicher da genau überlegen, was er/sie/es/0/* schreibt. Welche Schwerpunkte, welche Teilthemen kann man dafür aufbringen, denn auch dem Exposé muss ja Genüge getan werden, das ebenfalls seine grundlegenden Anforderungen als Handlungsgerüst stellt.

Ich selbst habe übrigens immer festgestellt, dass Fremdexposés meine Phantasie als Autor zu sehr einschränken, derart Auftragsarbeiten empfinde ich als langweilig, weil man sich nicht so entfalten kann als Autor wie man in eigenen Werken könnte und möchte.Anders ist es, wenn von außen nur einige Grundideen einfließen und es dann heißt „mach‘ mal!“Insofern kann ich die Probleme eines Perryautors in gewisser Weise nachvollziehen.Der Zyklus hat sein Oberthema, die Handlungsfäden sind gesponnen und müssen weiter vertieft werden, Nebenschauplätzre kommen vor, neue Erkenntnissse aktueller Probleme werden stückweise wöchentlich gewonnen.Als Perryschreiber hat man da  eben ein grundlegendes Problem, nämlich:

Wovon soll denn die Serie eigentlich handeln?

Wie sagte doch eine Spielfigur wiederholt  in dem Game, das ich gerade zelebriere: ich muss  mich auf das Ziel fokussieren!

© 2019 by H. Döring

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