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Humanismus und die Männer fürs Grobe! - Gegensätze ziehen sich an

1Humanismus und die Männer fürs Grobe!
Gegensätze ziehen sich an

… und runden den Serienkanon zusammenhängend ab, könnte man sagen. Auch Perry war einst der harte Mann, der militärische Entscheidungen traf, denn  dort kommt er ja von seiner Ausbildung her, aber das Humanistische, das Ideal der (inter)-galaktischen Kooperation vieler Völker im friedlichen Miteinander ist ja seine große Vision. Er ist derjenige Protagonist, mit dem sich der Leser identifizieren soll.

Die eigentliche Schmutzarbeit (die immer auftritt, das sollte kein klardenkender Mensch leugnen) muss also jemand anders machen, damit unser Perry um so weißgewaschener rein hervortritt und als Idealbild vorne weg marschiert.

Der Männer fürs Grobe sind mehrere, die im Laufe der Zeit wechseln.In der Frühzeit ist es Crest, der arkonidische Wissenschaftler, der harte Entscheidungen zwar an der Seite der Terraner, doch im Sinne des großen Imperiums trifft, wenn es gegen dessen Gegner und Feinde geht. So lässt er eine ganze Topsiderflotte in einem Stern materialisieren.Das ist eben die Militärdoktrin der Arkoniden …

Auch Bully, als Rhodans Standardbegleiter, wird recht früh manachmal als der Mann für die groben Aktionen vorgeschoben. Sein Charakter ist eben so formuliert, entworfen und ausgeprägt, dass er sich Dinge erlauben kann und darf, die man Perry handlungstechnisch nicht zumuten kann. Bull, dessen Name ja ein Markenzeichen ist, kann eben auch gut draufhauen. Er ist nicht nur der gemütliche, harmlose Polterer, als der er manchmal erscheint … und schon gar nicht der dicke Trottel von nebebenan Kadett Eberhardt.

Bald tritt Atlan als Kontur heraus und mutiert vom erwachenden Langschläfer zum Imperator von Arkon und zum ersten Lordadmiral der USO.Atlan, dessen ursprüngliche  Ausbildung beinahe ebenso wie bei Crest die härtere Tour fährt, setzt sich mit seinen Agenten und auch USO-Flotten in der Galaxis durch.Dadurch bildet er einen guten Kontrast zu Perry Rhodan, der doch auch dann immer erst nach einer Verständigung sucht, wenn Atlan bereits zu feuern beginnt und die Breitseiten der Schiffe gegen den aggressiven Feind auftosen. Atlan ist Pragmatiker, kein Idealist wie Perry. Wenn man dreinschlagen muss, tut er es.Ohne lange zu hinterfragen.Zuletzt in größerem Maßstab in Andromeda, M 31, im Auftrag der Galaktiker gegen die Frequenzmonarchie. Das ist serienmäßig schon rund fünfhundert Hefte her, also rund zehn Jahre.

Danach wurde er mehr in Einzelaktionen geschildert.

Aber wir haben ja noch Monkey, den Nachfolger Atlans als Chef der neuen USO, und ganz jüngst, der neuen, neuen USO.(Was mich so an einen SF-Roman erinnert, in dem es ein New New York im Orbit der Erde gibt).Auch Monkey ist der Typ, der erst handelt, dann redet. Dass man zeitgleich mitdenken kann, während man dreinschlägt, muss nicht extra erwähnt werden. Auch Kommandounternehmen oder größere Aktionen müssen ja erst einmal durchgeplant werden, bei aller Spontanität, die dadurch auftritt, dass kein Plan A den Kontakt mit der Wirklichkeit unverändert übersteht.Dafür variiert man dann nach den aktuellen Maßgaben oder zieht Plan B aus dem Hut oder Plan C … oder improvisiert eben nach den groben Richtlinien.

Das Ziel des intergalaktischen Friedens und der gemeinsamen konstruktiven Kooperation aller Völker im bekannten, erreichbaren Universum liegt also nach wie vor fern, ist aber eben der große Sinn, den Rhodan anstrebt. Natürlich aber soll die Serie spannend bleiben. Deshalb darf es nicht zuviel geben an Friede, Freude und Muurtwurm-Eierkuchen … sondern die Feinde müssen erkannt , begriffen und bekämpft werden. Manchmal eben mit harten Bandagen und mit Hilfe der Männer für das Grobe. Das weit in der Ferne die utopische Idee des allgemeinen, intergalaktischen Friedens wie ein Leitstern vor Perry herzieht, tut der Tatsache der harten Realität ja keinen Abbruch, in der entsprechend pragmatisch gehandelt werden muss.Das Ideal zu verwirklichen, und die Idee hochzuhalten, ist seine Sache, die des Perry Rhodan. Die harten Bandagen auszupacken und die Realität so wahrzunehmen wie sie ist (was auch in der Realwelt nicht jeder Mensch schafft) ist Sache der Anderen.So wird der Perry manchmal durch seine realistischer denkenden Freunde auf den Boden der Wirklichkeit zurückgestoßen, wenn er allzu träumerisch und idealistisch daherkommt.Dafür hat man  ja Freunde.

Deshalb hat ES ihn ja einst ausgewählt, als ein Mensch mit positiven Visionen, mit utopischen Ideen der interstellaren Kooperation.Mitunter klappt das ja auch, zumindest im Kleinen, etwa in der Liga freier Galaktiker oder sogar in der ganzen Milchstraße, doch muss eben auch erkannt werden, dass es Feinde gibt, die nicht bereit sind zur friedlichen Zusammenarbeit … dafür hat man dann eben die Männer fürs Grobe. Da gibt es eben altterranische Sinnsprüche, die diese Dinge klar herauskonturieren. Wer ein Omelett machen will, muss dafür Eier zerbrechen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Man kann nicht den Kuchen essen und behalten.

Einige der groben Männer sind auch Serienhelden, die als Sterbliche nur vorübergehend in der Reihe vorkommen, genannt sei etwa Clifton Callamon.

Deshalb ist es neben den positiven Utopien, Ideen und Visionen, die der Perry haben will, soll und muss, eben auch notwendig, dass es Männer gibt, die im Notfall mal dreinschlagen. Solange das nicht andauernd und ununterbrochen ist, kann es in der Serie toleriert werden. Manchmal gelingt es einigen Autoren ja auch, Perry ebenfalls als Kämpfer darzustellen. Dann kommt er aus seiner idealen Welt- und Wertvorstellung vorübergehend in die harte Wirklichkeit zurück.Auch das tut der Serie mitunter gut: dass Perry, wenn auch selten, den Mann fürs Grobe einmal selbst spielt.Das muss er ja nicht auf Dauer tun,das verletzt auch nicht seinen höheren Sinn für humanistische Ideen im Hintergrund, dafür sind allemal seine Freunde gut.Denn wofür hat man Freunde: damit sie einem auch einmal ungeschminkt die Wahrheit sagen und damit man wieder in der Realität ankommt und klar blicken kann.Deshalb gibt es Beuteterraner!

© 2019 by H. Döring

Kommentare  

#1 Larandil 2019-10-26 19:29
Es gibt da einen bemerkenswerten Wortwechsel in "Serenity: Flucht in neue Welten", als der "Operative" sich mit Captain Reynolds unterhält.

The Operative : "It's not my place to ask. I believe in something greater than myself. A better world. A world without sin."

Capt. Malcolm Reynolds : "So me and mine gotta lay down and die... so you can live in your better world?"

The Operative : "I'm not going to live there. There's no place for me there... any more than there is for you. Malcolm... I'm a monster. What I do is evil. I have no illusions about it, but it must be done. "

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