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Slow-Motion oder Rasanz - Perry zwischen den Polen der Action

1Slow-Motion oder Rasanz
Perry zwischen den Polen der Action

Perry in vorderster Front, so lesen es die meisten Leser, denke ich, am liebsten. Mit oder ohne Slender-Serun (das ist ein  leichter Kampfanzug, der wie ein normaler Freizeit- oder Geschäftsanzug aussieht) soll er an den Gefahrenorten die Kastanien aus dem Feuer holen … with a little help from his friends … aber eigentlich immer selbst agierend als Identifikationsfigur, der den Freiheitsgedanken von San und der Demokratie und Selbstbestimmung der intergalaktischen Völker vertritt und vorantreibt.

Natürlich gibt es dabei erzähltechnisch notwendige Rückschläge. Das macht einen der Reize der Serie aus. Wie wird unser aller Perry, stellvertretend für uns, mit der neuen, gefährlichen und unbekannten Situation fertig.So fiebert man jede Woche auf das neue Heft des neuen Zyklus …

Jetzt aber einmal zur Vernunft: ein elder statesman, der Verantwortung trägt, nicht nur für große Raumschiffsbesatzungen sondern mitunter beauftragt in politischen Positionen auch für ganze Planeten oder sogar Sternenreiche … sollte diese Person nicht im Hintergrund bleiben, von dort aus die Fäden ziehen und die jungen, frischen, unverbrauchten Leute in den Kampf an der vordersten Front ziehen lassen? (ST hatte dieses Problem auch mit Kirk und Picard …)

Nun, Perry hat ja seinen ZAC und ist insofern selbst noch „jung, frisch und unverbraucht“, trotz seiner jahrtausendelangen Erfahrung, die natürlich von einem höchstens vierzigjährigen (oder etwas jüngeren/älteren) Autorin erster Person  nur schwer zu schultern und zu schildern ist. Insofern ist es immer ausgesprochen mutig, wenn ein Autor Perry aus der ersten Person die Handlung in Perspektive bringen lässt.Oft wirken die Geschehnisse aber auch so, dass Perry agiert, als hätte er keine dreitausend Jahre an Kampferfahrung.Hat kein Gedächtnis ... koppelt nicht rück mit sich selbst. Das muss der Leser dann eben so hinnehmen, schließlich muss die erzählte  Action ja überzeugend durchgeführt werden, ob sie überhaupt nötig war, bleibt dann mitunter dahingestellt.Eine Frage der (Un)-Logik.Aber der Leser will das natürlich haben, will schnelle, konkrete Handlung, nicht nur Dialoge und Gespräche, sondern den Ablauf rasanter Geschehnisse, denn diese Ereignisse erst schalten das Kopfkino an und machen dann den Roman spannend.Aber muss Perry dazu wirklich immer an vorderster Stelle stehen? Nun, die Antwort ist wohl: ja!

Denn die Serie heißt ja nun einmal „Perry Rhodan“ und nicht „Die Menschheit in der Zukunft“. An irgendeinem Symbol muss sich ja die Handlung, die Vision, der Erzählstrang und die geplanten Zyklenexposes orientieren. Perry ist eben dieses Symbol, und es ist ein äußerst Lebendiges. Sinn und Ziel der Sache ist schließlich, dass sich der Leser mit der Person des Perry und seinen Werten, der von ihm vertretenen Ethik und Moral, identifiziert.( Damit  bleibt der Leser bei der Stange und ein Käufer.Das ist ja nichts Schlechtes; die Serie muss sich verkaufen)

Es sieht also so aus, als ob Perry weiterhin rasant im Vordergrund stehen muss … auch das ist nichts Schlechtes, denn es beflügelt die Handlung und macht das Lesen interessant.Nota bene weiß der Leser natürlich, dass dem ewigen Perry nichts wirklich Ernstes passieren kann/darf … einige Leser kritisieren diese Tatsache im Forum als langweilig … das Kriterium der wirklichen Überlebensfähigkeit gilt aber nun einmal für jeden Serienhelden.Kleinere Verletzungen sind inbegriffen, die heilt  dann hier  der ZAC … auch fünfhundert Jahre Schlaf stören nicht wirklich die Aktionen, Jahrhundertsprünge sind im Perryversum schon öfter vorgekommen, es muss ja vorangehen.

Ein beliebtes Unwort ist ja heute der Begriff „früher“ … und den muss ich jetzt leider benutzen! Natürlich war Perry auch früher vorne mit dran und immer dabei, wenn die Kommandounternehmen oder Erforschungen in unbekannte Gefilde losgingen und die Mannschaft aufbrach, das Geheimnisvolle zu enträtseln. Es war aber irgendwie möglich, ihn mitunter mit einer, auch größeren Gruppe, zu umgeben, deren Charaktere und Handlungen ebenso ausgeprägt waren wie die seinen. Heute erscheint es mir, rein subjektiv natürlich, als wäre unser Perry nur die Spitze des Bleistiftes … immer öfter agiert er allein oder nur mit marginaler Unterstützung durch eine Person oder immerhin mehrere, aber nur wenige.Es scheint so, als wollten oder könnten die Autoren und Expokraten ihn nicht mehr handelnd in einer größeren Gruppe unterbringen … wie gesagt, rein subjektive Betrachtung als Leser. Wer‘s anders sieht, mag damit recht haben.Ich sehe das aber so.

Dreißig Leute sollten auf das Kommando mitkommen (ohne die TARAS) … und fünfzehn davon werden namentlich erwähnt und in die Geschehnisse  erzählend eingebunden … heute sind es fünf und zwei davon werden genannt.Die erzählende Breite, was die Beschreibung von Charakteren betrifft, wurde zur dünnen Spitze. So kann man natürlich auch erzählen … und agieren lassen. Ob das nun besser oder schlechter ist, als „früher“, lasse ich dahingestellt. Da kann sich jeder Leser vergleichend sein eigenes Urteil bilden.Klar ist jedenfalls: Perry wird auch weiterhin rasant an der Spitze  der Handlung bleiben …was gut ist für mich als Leser - und auch wieder seinen Kampfanzug  unnötigerweise ausziehen, wenn er in die Aktion geht.Solche Schnitzer sollten allerdings nicht vorkommen … sie sind eines Dreitausendjährigen mit vielfacher Kampf-und Kommandoerfahrung erzähltechnisch unwürdig.Da sollte man als Autor daran denken.

© 2019 by H. Döring

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