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Doppelgänger-Gambit – Der Jekyll&Hyde-Mythos - Perry und seine Alter-Egos

1Doppelgänger-Gambit – Der Jekyll&Hyde-Mythos
Perry und seine Alter-Egos

Der Begriff des Doppelgängers vom Perry Rhodan als Person in der gleichnamigen Serie zieht sich schon beinahe seit den Anfängen durch die Reihe. Mitunter treten Robotdoubles auf, um gegen Attentate gefeit zu sein. Die damaligen Autoren spielen gern mit derlei Geschehnissen.

Aber die echten Ersatzleute von Perry sind natürlich aus Fleisch und Blut.

Doppelgänger gibt es nicht nur bei Superman im Comic-Universum von DC.

Der erste wirkliche Doppelgänger ist natürlich Thomas Cardiff, Perrys missratener Sohn, der versucht, die Galaxis ins Chaos zu stürzen, während der echte Perry irgendwo gefangen sitzt. Eine Zeitlang schien das ja zu klappen, doch der Zellaktivator und ES schoben hier schon bald einen Riegel vor. Auch die Terraner schöpfen endlich irgendwann Verdacht.So kann diese Sache bereinigt werden.

Im sogenannten Uleb-oder M87-Zyklus treffen wir in der Heftserie auf den ersten echten, von den Terranern selbst erstellten Menschen, der Perry kopieren muss: Heiko Anrath. Von Voltz meisterhaft in Szene gesetzt, werden die Zweifel und inneren Nöte des „Normalmenschen“ Anrath in Band 330 „Ein Mann wie Rhodan“ sehr gut und überzeugend umgesetzt. Dieser erste wirkliche  Doppelgänger von Perry muss sich an seine neue Rolle  mühsam gewöhnen … nach einer Weile hat er sie dann im Griff ...um letztlich wieder in sein Alltagsleben zurückzutauchen. In den Silberbänden wurde die Geschichte um Heiko Anrath übrigens herausgelassen. Hier weiß die ganze Galaxis, dass Rhodan verschollen ist; nur eben nicht, wohin es ihn verschlagen hat. Das  ferne Ziel M 87 lernen die galaktischen  Terraner unter Bull  erst durch Tro Kohn kennen, den Zweitkondtionierten, der sich von der Unterdrückung durch seinen Symboflexpartner frei gemacht hatte.In den Heften wird der Zyklus so geschildert, dass die Information über die spontane Entrückung des echten Perry in die weitesten Fernen des intergalaktischen Raumes von den Terranern unterdrückt werden kann. Weil diese Handlung aber angeblich zu Logikfehlern führte, wurde der Vorgang in den Silberbänden geändert und der Doppelgänger Heiko Anrath und seine Geschichte  gleich ganz herausgestrichen.

Nun, Anrath sollte ja den guten, den echten Perry verkörpern. Das Jekyll&Hyde-Prinzip tritt aber nun mit Band 600 auf: „Die unsichtbare Grenze“:

Der erste Versuch, die MARCO POLO mit Nugas-Reaktoren zu bestücken, spaltet das Universum derart auf, dass ein Übergang in ein paralleles Kontinuum erfolgt, in dem ein zweiter Perry Rhodan eine gnadenlose Diktatur über die Galaxis ausübt. Dieser Kontrast war auch als Schilderung notwendig, um als Gegensatz zu zeigen, dass auch das normale Solare Imperium im hiesigen Kosmos, dass ja ebenfalls in en Schilderungen manchmal recht autoritär daherkam, eben doch ein menschenfreundliches, demokratisches Unternehmen ist. Jedenfalls dann, wenn man die Situation mit der Diktatur des fremden Rhodans vergleicht. Hier stehen sich also quasi die gute und die böse Seite  des Perry gegenüber.Das war auch gegen die unbedarften Kritiker der Serie von damals gerichtet.Natürlich gewinnt letztlich der gute Anteil, damit die Serie weitergehen kann, jedoch muss die Szene wiederholt werden, weil ja bekanntlich die PAD-Seuche ausgebrochen war, weil Perry keinen persönlichen Zweikampf gegen den bösen und finsteren Diktator des eigenen Selbst geführt hatte. Diese Tatsache wurde dann temporal und inneruniversell nachkorrigiert.So gewinnt der Gute zum zweitenmal.

Der nächste, nicht echte Doppelgänger findet sich im gleichen Zyklus, da hier ja nur das Gehirn von Perry ausgetauscht wurde, sein Körper  zwar in der Galaxis erhalten blieb, sein falsches Gehirn aber im Sinne von Anti-ES agierte. Jedenfalls kann hier nicht von einem echten Doppelgänger gesprochen werden, weil ja der Körper identisch ist. Allerdings wissen die Terraner nicht, dass  Rhodan geistig umgepolt ist. Erst im Verlauf des Zyklus kommt das dann heraus. Wie es denn eben in der Handlung vorgesehen war.So wird der falsche Rhodan dann eben vorübergehend ruhiggestellt, bis das echte Gehirn zurückkehren kann.

Auch weitere Doppelgängerversuche ziehen sich durch die Zyklen.Im Atopenzyklus taucht der „schwarze Bactou“ auf, eine Steinfigur, die sich an Persönlichkeiten und ÜBSEF-Konstanten kalibrieren kann und per hyperdimensionaler Resonanz die Charaktereigenschaften und später auch das Aussehen der Zielfigur kopiert und übernimmt.Dieser Doppelgänger, der etwas missglückt überschnell  in die Handlung eingeführt scheint, wird aber bald erzähltechnisch wieder entsorgt … war wohl nur ein Gadget gewesen, vielleicht ein Ausprobieren seltsamer Handlungsstränge, der damals noch als Expokraten recht unerprobten neuen Leute.So einige Handlungswege, die vielversprechend schienen, waren damals wieder
abgewürgt worden.

Das ist an sich nichts Neues im Perry; viele Ideen entstehen hier und nicht jede läasst sich ausbreitend elaboriert in der Handlung als Spannungsfaden wieder aufnehmen. (Früher hatte man dann die Taschenbücher dafür, um die abgebrochenen Teilthemen mindestens fragmentarisch   zu einem Ende zu führen).Die Kurzserien von heute können das nicht leisten, da sie ja meist eigene Themenstränge aufnehmen.

Der aktuelle Doppelgänger ist jedenfalls keiner vom Jekyll&Hyde-Typ. Er ist eher ein naiver, umherstolpernder Zwilling, der den Weltenbrand nur unbeabsichtigt ausgelöst hat. Das Atopen-Tribunal, das aus der fernen Zukunft in die lokale Gegenwart sah, konnte durch die Zeitläufte nicht genau bestimmen, wieviele Perrys denn nun herumlaufen … und welcher diesen Weltenbrand auslösen würde.

Jedenfalls war es nicht der echte Perry Rhodan. Aber ist denn der andere weniger echt? Wieder einmal lässt ES über die Manifestation seines Heimatstützpunktes Wanderer eine fehlerhafte, abgebrochene, universelle Struktur, eine nicht durchgesetzte Alternative entstehen und der dortige Perry kann, obwohl in einer Enklave gerettet, dem Gefängnis des Halbkugelplaneten zunächst entkommen … um dann den Weltenbrand unbeabsichtigt mitauszuführen. Pech für den echten Perry, der ja fünfhundert Jahre im Knast versumpfen sollte, damit das galaktische Psycho-Feuerchen nicht ausbricht.(Von dem man spekulativ als Leser lange Zeit annahm, es würde ein Sternenbrand werden, wie weiland die Sonnenexplosionen, die das Hyperinmestron in Andromeda verursachte). Vergebliches Bemühen der Atopen … aber auch Atlan und Thez hatten ja hier ein Wörtchen mitzureden.Das Universum wurde gespalten … und so musste der Weltenbrand eintreten.
(Kurzfristig führt Ernst Vlcek noch einen "Zy-Rhodan" als Doppel in einem  Taschenbuch ein: "Der Untergang des Solaren Imperiums". Das aber nur nebenbei.)
Man sieht also, wie sich das Thema des Doppelgängers von Perry als verschiedene Art von Kontrasten, gezeigt in den anderen Persönlichkeiten, die dem Original gegenüberstehen, diesen besser herauskonturieren lassen.Diese Diametralität soll den Charakter und die Persönlichkeit des echten Perry besser herausgearbeitet wirken lassen, den Charakter in seiner wahren  Lauterkeit unterstützen.

Ich persönlich allerdings finde das Motiv des Doppelgängers, langweilig, überdehnt, überflüssig und nutz-und sinnlos. Es hat im Laufe der Zyklen genug davon gegeben. Diese Idee ist an sich als Grundlage so ausgelutscht, dass sie global nur ein Gähnen bei mir hervorruft, wenn auch die Einzelromane sehr gut herüberkommen und die Handlungen durchaus glaubwürdig wirken.Aber jetzt bitte mal keinen Doppelgänger für dreitausend Hefte mehr .., auch nicht  von Atlan, Bull oder Gucky. Von dem Ilt  genügt sowieso einer allein.

© 2018 by H. Döring

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