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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Seth Bullock?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Seth Bullock?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Die Goldrauschstadt Deadwood in den Black Hills ist für viele ein Inbegriff des „Wilden Westens“, so wie Tombstone in Arizona oder Dodge City in Kansas. Über Deadwood gäbe es viel zu sagen. Zweifellos war einer der prominentesten Bürger dieses Ortes SETH BULLOCK, Sheriff, US Marshal. Er starb am 23. September 1919. Die Filmserie „Deadwood“ erinnert an ihn. Aber hier sind die Fakten.

Seth Bullock wurde am 23. Juli 1849 in Ontario, Kanada, geboren. Sein Vater war ein ehemaliger Major der englischen Armee. Seth Bullock lief schon als Teenager davon, weil er die väterliche Disziplin verabscheute. Bereits 1867, also mit 18 Jahren, tauchte er in Helena, der heutigen Hauptstadt von Montana auf. Er ging bei dem Inhaber eines Generalstores in die Lehre, lebte mit dessen Familie und wurde Kaufmann. Im Alter von 22 Jahren wurde er bereits in das Parlament des Territoriums gewählt. Hier vertrat er 1871-1873 die „Lewis-&-Clark und Jefferson“-Wahlbezirke. 1874 heiratete Seth Bullock Martha Eccles in Salt Lake City. Sie stammte aus Ohio. Das Paar hatte im Laufe der Zeit drei Kinder.

Als er 1876 von immensen Goldfunden in den Black Hills hörte, entschied er sich, nach Deadwood zu ziehen. Seine Frau und die bereits geborenen Kinder folgten ihm später, da Deadwood einen wilden, gesetzlosen Ruf hatte und das Leben dort für Frauen und Kinder nicht sonderlich anziehend wirkte. .

Bullock wollte aber nicht nach Gold suchen. Dafür war er zu realistisch veranlagt. Er wusste aus Montana, dass es ein weitaus besseres Geschäft war, die Goldsucher zu versorgen. Er eröffnete ein Eisenwarengeschäft, dass von Anfang an Erfolg hatte. Sein Partner und Kapitalgeber war ein gewisser Sol Star, der zeitweise Bürgermeister von Deadwood war, mit dem er sich kurz vorher angefreundet hatte. Das Bullock-Geschäft öffnete im August 1876. Hier lernte Bullock den Revolvermann „Wild Bill“ Hickok kennen, der kurz darauf im No.-10-Saloon hinterrücks erschossen wurde.

Bullock gehörte zu den Männern, die Hickoks Mörder Jack McCall jagten und einfingen. Der junge Bullock beeindruckte die anderen Bürger. Die Territoriumsregierung von Dakota ernannte ihn zum ersten Sheriff von Deadwood. Bullock gilt noch heute Historikern als einer der sehr wenigen ehrenwerten Personen in dieser Stadt, die mit gierigen, skrupellosen Schurken geradezu vollgestopft war. Sein Auftreten als Gesetzeshüter wurde von Zeitgenossen als äußerst eindrucksvoll beschrieben. Bullock zähmte Deadwood mit Entschiedenheit und Durchsetzungskraft. Dabei wurde er u. a. wegen seines cholerischen Temperaments gefürchtet. Er wurde zugleich zum Sheriff des benachbarten Lawrence Countys ernannt. Während seiner Amtszeit machte er 1884 die Bekanntschaft eines anderen interessanten Mannes: Theodore Roosevelt. Dieser hatte eine Ranch in North Dakota und amtierte gleichzeitig als Deputy Sheriff von Medora. Die beiden Männer schlossen eine lebenslange Freundschaft.

Wer heute Gelegenheit hat in die Black Hills zu reisen und auf dem Weg nach Deadwood den Mount Roosevelt passiert, sieht dort einen monumentalen Turm, der als Denkmal für Präsident Theodore Roosevelt errichtet wurde. Seth Bullock war der Initiator für dieses Monument. Er beschaffte das Geld für dieses Denkmal und überwachte die Errichtung.

Bullock meisterte zahlreiche lebensgefährliche Ereignisse in Deadwood. Er warf notorische Randalierer und Störenfriede aus der Stadt und entging mehrfach Mordanschlägen, die aus dem Hinterhalt auf ihn verübt wurden. Einer ließ sich zurückverfolgen bis zu George Hearst, dem mächtigen Inhaber der „Hearst Mining Company“, dessen monopolistische Geschäftspolitik mit Gewalt und Korruption Bullock blockiert hatte.

1881 erwarben Bullock und sein Partner Sol Star eine Ranch in der Nähe von Deadwood. Sie eröffneten weitere Eisenwarengeschäfte in Spearfish, Sturgis und Custer – boomende Kleinstädte im Goldrausch.

Als 1894 der Hardware Store von Bullock und Star niederbrannte, entschieden beide sich, kein neues Geschäft zu errichten, sondern ein Hotel zu bauen. Das Bullock Hotel wurde ein Etablissement, dass den ersten Luxus ins wilde Deadwood brachte. Es hatte 64 Zimmer, die regelmäßig gesäubert wurden – was keineswegs selbstverständlich in diesen Tagen war –, bequeme Betten hatten und eine Zentralheizung aufwiesen. Das Bullock-Hotel gibt es heute noch in Deadwood; es wurde gerade wieder renoviert und ist inzwischen eine historische Landmarke.

Als 1898 der Krieg zwischen den USA und Spanien auf Kuba ausbrach, meldete Bullock sich zur Armee. Er wurde in die 3. Freiwilligen-Kavallerie, das sogenannte „Grigsby's Cowboy-Regiment“, aufgenommen, gegründet vom ehemaligen Justizminister von South Dakota, Melvin Grigsby. Bullock wurde im Rang eines Captains Kommandant von Kompanie A. Er gelangte allerdings nicht bis Kuba; er brachte die meiste Zeit in einem Ausbildungscamp in den amerikanischen Südstaaten zu.

Inzwischen war sein alter Freund Theodore Roosevelt als Präsident ins Weiße Haus eingezogen. Er ernannte Seth Bullock zum US Marshal von South Dakota. Bullock amtierte auch unter den folgenden zwei Präsidenten, Taft und Wilson, weiter, die seine Ernennung regelmäßig bestätigten.

1919 erkrankte Bullock an Krebs. Am 23. September starb er in seinem Haus in Deadwood und wurde auf dem Mount Moriah Friedhof oberhalb der Stadt beerdigt. Hier befinden sich auch die Gräber von so illustren Gestalten wie Wild Bill Hickok und Calamity Jane.

Er wurde von seiner Frau Martha und seinen drei Kindern überlebt. Ein Sohn von ihm starb 1964 in New Mexico.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die aktuelle Ausgabe

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