Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit den Buffalo Soldiers?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit den Buffalo Soldiers?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 28. Juli 1866 –passierte das Armee-Reorganisationsgesetz den amerikanischen Kongress. Dieses Datum gilt heute als die „Geburt der Buffalo Soldiers“.

Durch dieses Gesetz wurden die bestehenden 6 Kavallerieregimenter auf 10 erhöht. Dabei wurde festgelegt, dass die Regimenter 9 und 10 von schwarzen Soldaten gebildet werden sollten.

Die Infanterie wurde von 19 auf 45 Regimenter aufgestockt. Hier wurden 4 schwarze Regimenter geschaffen, die Nummern waren 38, 39, 40 und 41. Nur drei Jahre später kam es erneut zu einer Reorganisation, und die Infanterie wurde auf 25 Regimenter reduziert, wobei die schwarzen Soldaten in den Einheiten Nr. 24 und 25 zusammengefasst wurden. Die Kavallerie blieb davon unberührt.

Nur die Kavalleristen wurden als „Buffalo Soldiers“ bezeichnet, und ursprünglich war es nur die 10. Kavallerie, die diesen Ehrennamen trug. Inzwischen nennt die Geschichtsschreibung alle schwarzen Soldaten der Periode der „Indianerkriege“ so.

Das 9. Kavallerie-Regiment wurde im August und September 1866 in New Orleans (Louisiana) organisiert. Den Herbst und Winter über wurden die Soldaten ausgebildet. Im April 1867 wurden sie nach San Antonio beordert, wo der größte Teil des (weißen) Offiziersstabes sich der Einheit anschloss und Colonel Edward Hatch als erster Kommandant das Regiment übernahm.

Erste Aufgabe der 9. US Kavallerie war die Sicherung des Trails von San Antonio nach El Paso. In jener Zeit war Texas noch weitgehend unbesiedelt. Der Westen des Staates war ein wildes, unwirtliches Gebiet, in dem sich nomadische Indianergruppen und Grenzbanditen bewegten.

Den schwarzen Truppen wurden die undankbarsten militärischen Aufgaben zugedacht. Die Männer, die sich für diesen Dienst gemeldet hatten, waren in der Regel Bürgerkriegsveteranen. Sie erfuhren Diskriminierungen durch die Militärbürokratie, leisteten ihren Dienst aber mit der größten Hingabe, da sie darin einen Weg zur Gleichberechtigung erkannten: Sie trugen die gleichen Uniformen wie ihre weißen Kameraden. Sie erhielten Sold, hatten Pensionsanspruch, und sie trugen Waffen. Damit waren sie formal bessergestellt als farbige Menschen im Zivilleben. Und dafür nahmen sie es in Kauf, schlechter behandelt zu werden.

Das 10. US-Kavallerie-Regiment wurde in Fort Leavenworth (Kansas) stationiert. Das Kommando übernahm der erfahrene und angesehene Colonel Benjamin Grierson, der Wert auf eine gute Ausbildung seiner Soldaten legte. Im August 1867 wurde die Einheit nach Fort Riley, ebenfalls in Kansas, verlegt. Ihre Hauptaufgabe war die Sicherung der Konstruktion der Pacific Railroad.

Schon im Sommer 1867 erlebten mehrere Kompanien eine Art „Feuertaufe“. Sie wurden gegen Cheyenne-Indianer eingesetzt und kämpften am Sabine River in zwei größeren Scharmützeln. Dabei kam ein Soldat ums Leben. Es waren die ersten Kämpfe mit Plainsindianern. Viele weitere sollten folgen.

Besonders die 9. und 10. Kavallerie wurden in Dutzenden von Feldzügen gegen Indianervölker eingesetzt und kämpften in vielen Zusammenstößen. Sie galten schon bald als eine Art „Speerspitze“ der sogenannten „Westward Expansion“, als die große Bewegung der Inbesitznahme der westlichen Weiten begann. Hier erhielten sie vermutlich auch ihren Spitznamen „Büffelsoldaten“. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist nicht eindeutig. Entweder nannten die Indianer diese Männer „Buffalo Soldiers“ wegen ihrer dunkklen Haut und meist krausen Haare, die unaufhaltsam wie Büffel vorgingen, oder wegen der schweren Büffelfellmäntel, die sie bei Winterfeldzügen trugen.

Kompanien der 9. und 10. Kavallerie retteten die Scout-Truppe Lieutenant Colonel Alexander Forsyths bei Beechers Island. Sie kämpften in einer Schlacht am Beaver Creek und erhielten eine öffentliche Belobigung von General Sheridan. Sie kämpften in den Kriegen gegen die Apachen im Südwesten und waren in Montana gegen die Cree eingesetzt.

Heutige Historiker nennen es eine Ironie, dass schwarze Soldaten, eine diskriminierte Minderheit, meist ehemalige Sklaven, mit größtem Erfolg gegen Indianer kämpften, eine andere diskriminierte Minderheit, um für die weißen Siedler, die sowohl Schwarze als auch Indianer verachteten, das Land freizumachen.

Im sogenannten „Red River Krieg“ fochten Kompanien der 9. und 10. Kavallerie gegen Kiowa, Comanche, Cheyenne und Arapahoe.

Etwa 20% der amerikanischen Kavallerie, die in den Indianerkriegen eingesetzt war, waren Buffalo Soldiers. Die schwarzen Reiter standen zwischen 1866 und 1890 in fast 180 Schachten, Gefechten und Scharmützeln.

Aber die Büffelsoldaten wurden nicht nur in Indianerkämpfen eingesetzt. Die Geschichtsschreibung sieht sie heute als eine Art „Vorläufer“ der Nationalpark Rangers; denn schon in den 1870er, 1880er und 1890er Jahren wurden Kompanien der schwarzen Soldaten in den frühen Nationalparks stationiert und vertrieben Wilderer und Plünderer aus den Schutzgebieten, bekämpften große Waldbrände und legten Wege in den Parks an.

1898 gehörten die Buffalo Soldiers zu den ersten Militäreinheiten, die für den Krieg mit Spanien auf Kuba und den Philippinen abgeordnet wurden. Sie kämpften in den Schlachten von San Juan Hill, El Caney und Las Guasimas.

In den Jahrzehnten seit ihrer Gründung bis in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg erfuhren diese Männer gleichwohl ständig schlechtere Behandlung im Vergleich mit den weißen Regimentern, aber sie ließen sich niemals entmutigen.

Im Mai 1944 wurden die 9. und 10. US-Kavallerie deaktiviert. 1948 erließ der amerikanische Präsident Harry S. Truman die Executive-Order 9981, mit der die Rassentrennung in der US-Armee aufgehoben wurde. Ab jetzt taten schwarze und weiße Soldaten nebeneinander in allen Regimentern Dienst. Die letzten rein schwarzen Militäreinheiten wurden in den 1950er Jahren aufgelöst.

Als letzter lebender „Buffalo Soldier“ wurde Mark Matthews angesehen, der im Jahr 2005 im Alter von 111 Jahren in Washington DC starb.

In ihrer gesamten Geschichte wiesen die 4 schwarzen Regimenter die niedrigste Desertationsquote aller amerikanischen Militäreinheiten auf, sowie die niedrigste Quote von disziplinargerichtlichen Verfahren. Bis 1918 erhielten 27 der Soldaten die „Medal of Honor“, die höchste militärische Auszeichnung der USA.

Seit 2001 steht in Houston, Texas, das “Buffalo Soldiers National Museum”, dass die Geschichte der schwarzen Regimenter bewahrt. Dieses Museum pflegt die Geschichte der farbigen Soldaten von der Zeit des Unabhängigkeitskrieges bis zu den aktuellen militärischen Konflikten im Persischen Golf. Viele andere Museen im amerikanischen Westen erinnern an diese tapferen Männer, und in vielen Forts stehen Denkmäler, die den Buffalo Solders gewidmet sind.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2021Die aktuelle Ausgabe

 

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles