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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Eliphalet Remington?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Eliphalet Remington?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Er war zeitweise der größte Konkurrent von Samuel Colt. Seine Revolver genossen einen exzellenten Ruf. Aber er konnte sich letztlich jahrzehntelang nicht mit den Verkäufen des Waffen-Giganten aus Hartford messen: ELIPHALET REMINGTON. Er wurde am 28. Oktober 1793 geboren und war ein äußerst umtriebiger, technisch versierter Geschäftsmann. Seine Firma besteht noch heute unter dem Namen REMINGTON OUTDOOR COMPANY. Sie entstand unter dem Namen E. REMINGTON & SONS.

Charakteristisch für Remington-Revolver war der geschlossene Rahmen um die Trommel, der den Waffen eine hohe Stabilität verlieh. Ein Colt-Revolver konnte sehr schnell ohne Werkzeugeinsatz in das Griff- und Rahmenteil, dieTrommel und den Lauf mit Ladepresse zerlegt werden. Die Teile waren – Dank der „Konfektionsfertigung“, bei Beschädigung schnell austauschbar. Remingtons Revolver bestanden aus einem festen Rahmen, aus dem nur die Trommel durch Entfernen der Mittelachse herausgenommen werden konnte.

Die Funktion war ansonsten sehr ähnlich, aber Remington erreichte nie die Fertigungszahlen von Colt. Durch Lieferengpässe von Colt, nachdem konföderierte Guerillas versucht hatten, die Colt-Fabrik niederzubrennen, stieg Remington im Amerikanischen Bürgerkrieg immerhin zum Produzenten mit den zweithöchsten Stückzahlen an Faustfeuerwaffen auf

Eliphalet Remington war Hufschmied und kam eher zufällig zur Waffenfertigung. Die Legende besagt, dass er sich ein Gewehr mit gezogenem Lauf kaufen wollte, aber keines fand, mit dem er zufrieden war und für das sein Geld reichte. Also entschied er sich, selbst eines zu bauen. Er schmiedete einen Lauf, den er zu einem Büchsenmacher brachte, der die Züge einschnitt. Das war 1816. Angeblich belegte Remington bei einem Schießwettbewerb mit seinem selbstgebauten Gewehr den 2. Platz. Danach entschied er sich, Läufe für Steinschloßgewehre zu bauen. Er eröffnete eine Werkstatt im Mohawk Valley. Die Auswahl des Firmensitzes war ein Glücksfall. Mit der Fertigstellung des Erie-Kanals gab es einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung in dieser Region. 1828 errichtete Remington eine Laufschmiede und Eisengießerei am Zusammenfluss des Erie-Kanas und des Mohawk River. In der Nähe entstand später die Stadt Ilion (New York).

1839 trat sein ältester Sohn, Philo Remington, in die Firma ein. 1845 folgte sein zweiter Sohn, Samuel. Am Ende war auch sein dritter Sohn Eliphalet III. Teilhaber. In dieser Zeit war die Firma Remington exklusiv auf die Fertigung hochwertiger Gewehrläufe spezialisiert. Die Firma lieferte die Läufe – in der Regel aber noch nicht mit Zügen (rifles) an fast alle Büchsenmacher in New York, die sie in ihre Gewehre einbauten. Nach und nach wurde das Sortiment erweitert. Remington bezog Gewehrschlosse aus England, die er mit seinem Markenzeichen versah, dazu kamen Messeingbeschläge, Abzugsbügel, Schlossplatten und Zündpflasterboxen für den Schaft. Nach 1846 kauften die Remingtons Maschinen für die Produktion kompletter Militärgewehre und Revolver. Hintergrund war ein Regierungsvertrag. Remington rüstete zunächst die US-Navy mit Hinterladergewehren aus. Dann lieferte er Gewehre an die US-Armee im Krieg gegen Mexiko 1846. Lieferungen an die Miliz einzelner Staaten folgten.

1856 wuchs die Firma mit der Produktion von Landmaschinen. 1861 brachte der US-Bürgerkrieg einen weiteren Wachstumsschub. Inzwischen hatte Philo Remington die Leitung übernommen, nachdem sein Vater am 12. August 1861 gestorben war. Er ließ ab 1870 auch noch Nähmaschinen herstellen, und ab 1873 fertigten REMINGTON & SONS die ersten kommerziell nutzbaren Schreibmaschinen, für die das Patent 1868 erteilt worden war. Die Patenthalter schlossen einen entsprechenden Vertrag mit Remington ab.

Nachdem die Schreibmaschinen-Produktion bereits 1886 veräußert worden war, verkaufte die Remington-Familie 1888 Teile ihrer Fabrik an Hartley & Graham in New York und an die Winchester Company. Der Name wurde jetzt auf „Remington Arms Company“ geändert. Bis zum Jahr 1900 wuchs die Fabrik zum erfolgreichsten globalen Waffenhersteller, insbesondere durch Exporte von Millionen von Exemplaren der „Remington Rolling Block Rifle“ in alle Welt. 1927 begann ein neuer Firmenzweig mit der Herstellung von elektrischen Rasierapparaten.

Nach 2010 war REMINGTON ARMS vermutlich der größte Gewehrproduzent in den USA und der führende Entwickler von Munition für alle Waffenproduzenten der Welt. Es war auch die älteste amerikanische Waffenfirma, älter als Colt. 2015 meldete die Firma Insolvenz an. Sie arbeitete unter dem Namen REMINGTON OUTDOOR COMPANY weiter. 2018 erfolgte der zweite Insolvenzantrag. In diesem Jahr (2020) wurden Teile der Firma verkauft. Das Unternehmen, wie es 1816 gegründet worden war, existiert nur noch als Name.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die kommende Ausgabe

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