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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Thomas Francis Meagher?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Thomas Francis Meagher?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 1. Juli 1867 – vor 153 Jahren – verschwand in Fort Benton (Montana) der zweite Gouverneur des Territoriums spurlos. Sein Ende war so rätselhaft wie sein Leben spektakulär war. Sein Name war THOMAS FRANCIS MEAGHER.

Sein Tod ist bis heute eines der größten Geheimnisse von Montana. War es ein Unfall, war es Selbstmord, war es Mord?

Wer heute am Ufer des Missouri in der kleinen, verschlafenen Stadt Fort Benton entlangläuft, die sich stolz (und mit Recht) als „Geburtsstätte von Montana“ bezeichnet und die einst ein von wildem, rastlosem, überschäumendem Leben beherrscht wurde, folgt dem letzten Weg dieses ungewöhnlichen Mannes.

Meagher wurde am 3. August 1823 in Waterford (Irland) geboren. Hier ist er als Freiheitskämpfer unvergessen. Nach einer gediegenen Ausbildung auf einem Jesuiten-College und einem Studium in England, schloss Meagher sich der irischen Unabhängigkeitsbewegung an. Der junge Mann erwies sich als begnadeter Redner, der seine Landsleute zum bewaffneten Kampf gegen die englische Herrschaft aufrief. 1848 wurde er verhaftet, wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und schließlich zu lebenslanger Verbannung nach Tasmanien geschickt. Im Januar 1852 gelang ihm von hier die Flucht. Er gelangte nach Amerika. Bei den hier lebenden Iren wurde er herzlich aufgenommen und unterstützt. Er studierte Jura, ließ sich als Rechtsanwalt nieder und schrieb Artikel für die „Irish News“, in denen er nach wie vor für die Unabhängigkeit Irlands eintrat.

Bei Ausbruch des Bürgekrieges meldete er sich im April 1861 zur Unionsarmee und organisierte das 69. New Yorker Freiwilligenregiment. Er kämpfte in der ersten Schlacht am Bull Run und übernahm am 3. August 1861 das Kommando über die „Irish Brigade“. Im Februar 1862 folgte die Ernennung zum Brigadegeneral. Er war mit seiner Einheit u.a. an den Schlachten von Seven Pines, Fredericksburg und Antietam beteiligt und zeichnete sich durch hohen persönlichen Mut aus.

In den letzten Jahren des Civil War kommandierte er Truppen auf dem westlichen Kriegsschauplatz. Nach der Kapitulation der Südstaaten, schickte die Regierung ihn ins Territorium Montana und ernannte ihn hier zum Staatssekretär. Zeitweilig amtierte er als zweiter Gouverneur des Territoriums, bis am 13. Juli 1866 ein neuer Gouverneur ernannt wurde. Danach amtierte Meagher wieder als Staatssekretär.

Obwohl er in seiner Jugend als kompromisslos und radikal bekannt gewesen war, versuchte er in Montana zwischen den politischen Lagern, den Demokraten und Republikanern, zu vermitteln. Ohne viel Erfolg. Im Gegenteil machte er sich in beiden Parteien unbeliebt. Als er einen irischstämmigen Mörder begnadigte, sank seine Popularität noch weiter. Unter den Vigilanten des Teritoriums, die in den Goldfeldern mit harter Hand das Gesetz durchgesetzt hatten, war er regelrecht verhasst.

In der Hoffnung, Montana rasch zu einem selbstverwalteten Bundesstaat der USA machen zu können, organisierte er eine eigene Territoriumsmiliz und berief eine verfassungsgebende Versammlung ein. Auch diese Bemühung scheiterte.

Im Juni 1867 begab er sich nach Fort Benton, dem damals bedeutendsten Flußhafen Montanas, um persönlich die Lieferung von Bewaffnung und Ausrüstung der Miliz in Empfang zu nehmen, darunter 2.500 Musketen. Dokumente aus dieser Zeit belegen, dass Meagher sich gesundheitlich angeschlagen fühlte und unter Depressionen litt.

Am 1. Juli 1867 nahm er im Haus von I. G. Baker, dem Leiter des Handelspostens von Pierre Chouteau, dem alten Fort Benton der „American Fur Company“, sein Abendessen ein. Dabei sprach er ausgiebig dem süßen Blackberry-Wein zu, wie Baker später berichtete. Dann begab er sich an Bord des Dampfschiffes „G. A. Thompson“, dass die militärische Ausrüstung transportierte.

Danach wurde er nie wieder gesehen. Ob er angetrunken über Bord fiel, im Missouri ertrank und abgetrieben wurde, ob er über die Reling ins Wasser gestoßen wurde, ob er freiwillig aus dem Leben schied… Niemand kennt die Wahrheit. Die Spekulationen sind seit jenem 1. Juli 1867 nie mehr verstummt.

Sein Leichnam wurde nie gefunden.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die kommende Ausgabe

 

 

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