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Bertelsmanns Diversitäts-Initiative: Pride-Washing oder Ernst?

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneBertelsmanns Diversitäts-Initiative
Pride-Washing oder Ernst?

Zuerst habe ich ja gedacht: RTL macht „RuPauls DragRace“ ohne RuPaul. Den Eindruck kann man durch die Trailer ja gewinnen. DragQueens. Wettbewerb. Moderator. Allerdings ist das dann doch nicht der Fall. Im besten Fall kann man sagen: RTL hat sich von „The Masked Singer“ inspirieren lassen. Im schlechtesten Fall kann man sagen, RTL kopiere einfach das, was Erfolg bringt. Anstatt aber kostümierter singender Promis sind jetzt in Drag-Queens verwandelte Prominente auf der Bühne.

Geraten werden darf also, wer sich hinter dem Outfit verbirgt.

Das klingt erstmal super. Wird entsprechend auch beworben. Mit Worten wie „Akzeptanz“, „Toleranz“, „Sichtbarkeit“ - also das, was „RuPauls DragRace“ in den letzten Jahren sicherlich für die Community getan hat. Außerdem haben wir ja Juni, es ist Pride-Monat und irgendwie passt der Regenbogen ja zu Allem. Hautcreme mit Regenbogendose? Sicher. Lippenbalsam im Regenbogen-Design? Klar doch. Passende T-Shirts sind ja schon längst kein Thema mehr. Egal, ob die Firma, das Unternehmen den Rest des Jahres auch hinter den Werten der Community steht. Regenbögen verkaufen sich im Pride-Monat halt sehr, sehr gut. Man nennt das Ganze auch gerne Pride-Washing. Unternehmen geben sich einen Hauch von Toleranz und Akzeptanz, machen das aber nur in diesem Monat um die Umsätze zu steigern.

Genau das kann man RTL durchaus vorwerfen. Im Gegensatz etwa zu Netflix, die Diversität und Anderssein auch den Rest des Jahres mit eigenen Serien und Spielfilmen fördern - „Heartstoppers“ wäre aktuell zu nennen - ist RTL nicht besonders in Erscheinung getreten, um die Werte der Community zu vertreten. Es ist ja auch nicht so als ob Bertelsmann als Mutterfirma sich da besonders hervortut. Wer eher im Katholizismus verwurzelt ist, wird nicht gerade die Freude über einen schwulen Lifestyle hervorkehren. Aber, wenn man die Pressemitteilung zur „Woche der Diversität“ liest, startet ab nächsten Montag übrigens wie die Fernsehsendung, dann soll das ja besser werden. Oder anders. Klingt jedenfalls, wie das halt im Pressedeutsch so klingt: „Die Themenwoche mit dem Fokus auf geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung bildet zugleich den Auftakt zur neuen Diversity-Initiative „Vielfalt verbindet“ von RTL Deutschland, die künftig regelmäßig Aufmerksamkeit für Diversity-Themen schaffen und gemeinsam mit Partnern der Bertelsmann Content Alliance für Gemeinschaft, Toleranz und Gleichberechtigung eintreten will. „Vielfalt verbindet“ soll aufzeigen, dass Vielfalt – in all ihren Erscheinungen – elementar für eine offene Gesellschaft ist.“ Ah, rosa Wolken, Regenbögen und Einhörner - Dein RTL demnächst. Oder eher: Bertelsmann leuchtet halt in allen Regenbogenfarben.

Inwieweit auch „Viva la Diva“ - Prominente werden zu Drag-Queens - nun in die offene Klischee-Falle laufen wird? Muss man abwarten. Aber im Grunde genommen kann man es durchaus mit dem Anziehen eines Fett-Suites vergleichen: Hier wie dort schlüpfen Menschen in Kostüme. Sie spielen dann ihre Rolle innerhalb der Sendung. Nach dem Ende können sie aber problemlos wieder zurück in ihr Leben zurückkehren. Die Zuschauenden sind unterhalten worden, aber nachhaltig ist sowas nicht. Wenn man „DragRace“ danebenhält: Sicher geht es hier auch im die Show. Den Wettbewerb. Aber die Teilnehmenden sind auch im normalen Leben Drag-Queens. In der Sendung kommt dann auch die Diskriminierung zur Sprache. Die persönliche Geschichte. Die Erfahrungen, mit denen man seinen Werdegang bezahlt hat. Deswegen ist „DragRace“ auch ein Format, dass Einfluss auf die Gesellschaft ausgeübt hat. Was man von „Viva la Diva“ wohl kaum behaupten kann.

Zwar ist ein ausgerufener Fokus auf die Themen des Pride-Monats gut und sinnvoll. Ob nun in den Nachrichten, ob in Print-Magazinen, Sonderfolgen von TV-Formaten. Alles gut und alles fein. Sichtbarkeit an sich ist ein wichtiges Kriterium. Wenn Bertelsmann die Sache auch wirklich einstimmt und nicht nur im Pride-Monat über die Diversität berichtet - dann wäre das großartig. Nur: Sicher sein kann man sich halt nicht. Und im Pressemeldlungsdeutsch klingt das alles ja total hervorragend und super. Muss es ja auch. Erst im Nachhinein kann man aber beurteilen, ob das selbstgesteckte Ziel erreicht worden ist. Ab nächsten Montag sollte man also genauer auf das achten, was Bertelsmann als Verlagsgruppe so anstellt. Es wird auf jeden Fall gut für die Quote und gut fürs Break Even Beast sein.

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