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Immer, wenn Mama Krimi schaute …war ich dabei und erhielt eine Botschaft

In (Multi-)Medias ResImmer, wenn Mama Krimi schaute….
…war ich dabei und erhielt eine Botschaft

Freitagabend 20 Uhr 15, irgendwann in den späten 70er Jahren. Ich war ziemlich klein. Kaum 8 oder 9 Jahre alt. Doch ich war bereits ein alter Krimi-Hase. Mama war schuld. Während viele meiner Altersgenossen früh das Bett aufsuchen musste, erlaubte mir Mama den Krimi mit zuschauen. Für die jüngeren unter unseren Lesern sei kurz erklärt, das Fernsehen damals kein Massenmedium wie heute war.


Man suchte sich eher gezielt Sendungen im übersichtlichen TV-Programm aus und schaute diese. Der Sender wurde 10 Minuten vor Sendebeginn eingestellt.

Das Abendbrot war gegessen, die Küche sauber und ich im Schlafanzug. Schlafanzüge haben sich dagegen in unsere Zeit herüber gerettet. Die Krimis hingegen sind anders geworden. Pädagogisch unbedenklich waren sie alle damals. Heute ist das verschieden. Freigaben ab 12,16 und sogar 18 Jahren sind da empfohlen. Von solchen Empfehlungen war man in den 70er Jahren noch weit entfernt. Das Programm und damit das Angebot war übersichtlich. Jede neue Krimiserie, jeder neue Film war so etwas wie eine Revolution, ein Ereignis, welches nicht selten am folgenden Tag auf den Schulhöfen, in den Bussen und Bahnen sowie im Einkaufsmarkt besprochen wurde.
 
In dieser Zeit, wo das Medium Fernsehen etwas Besonderes war und tatsächlich so etwas wie eine Flucht aus der Alltagswelt darstellte, entstand so langsam meine Liebe zu spannenden und phantastischen Geschichten. Der Krimi war nur das Sprungbrett, der kindliche Appetizer oder der Einstieg - wie man es auch nennen will. Derrick, Tatort, Der Alte und später einige andere (den Kommissar lernte ich aufgrund meines jungen Alters erst später kennen) waren die Fahrkarte ins Wochenende oder dienten dem gemütlichen Ausklang wie im Falle des Tatort.
 
Mutter brachte stets eine Botschaft mit, wenn der Mörder gefasst und die Welt wieder rein war. "Verbrechen lohnt sich nicht, mein Junge". Damit war die pädagogische Pflicht ebenfalls erfüllt und sie fruchtete mehr als der erhobene Zeigefinger in der Schulstunde. Denn die Krimikommissare waren Helden und Vorbilder. Ihnen konnte man vertrauen. Nichts ging Ihnen daneben. Im Privatleben waren sie absolut integer und rein, was von heutigen TV-Kommissaren schwer fällt zu sagen. Da haben wir Alkoholiker, Nymphomanen und stetig die Dienstvorschriften überschreitene Protagonisten. Keine Vorbilder. Mit Schimanski fing alles an. Er brachte meine heile Fernsehwelt ins Wanken. 1981 ermittelte er erstmalig und war alles andere als ein vorbildlicher Beamter, so wie etwa Erwin Köster oder Heinz Haferkamp. Rückblickend betrachtet hatten auch die alten Helden so ihre Macken. Kleine Macken. Sei es der kettenrauchende Kommissar Keller, der cholerische Derrick oder nie so ganz Vorschriftenliebende Köster. Ganz zu schweigen vom SOKO-Team, wo es auch Verbrecher in den eigenen Reihen gab oder eine Kripobeamtin deren Tochter Drogen nahm. Aber das war eine andere Geschichte.
 
Ich weiß gar nicht ob Mutter heute noch Krimis schaut - ich muss sie mal fragen.

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